Kleinkind mit Kopfschmerzen
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Arachnoidalzyste

Von: Lydia Klöckner (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 28.04.2020

Arachnoidalzysten sind mit Flüssigkeit gefüllte Gebilde im Kopf oder in der Wirbelsäule. Sie entstehen meist schon vor der Geburt, bleiben aber oft unbemerkt. Wenn eine Arachnoidalzyste Symptome hervorruft, treten diese häufig bereits im Kindesalter auf. Hier erfahren Sie, welche Symptome typisch sind, wann eine Arachnoidalzyste behandelt werden muss und ob sie platzen kann.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Arachnoidalzyste

Eine Arachnoidalzyste ist eine seltene Art von Zyste, die sich im Kopf oder in der Wirbelsäule bilden kann. Arachnoidalzysten entspringen der mittleren der drei Schichten, aus denen die Hirn- und Rückenmarkshaut besteht. Der Fachbegriff für diese Hautschicht lautet Arachnoidea mater oder kurz Arachnoidea.

Arachnoidalzysten kann man sich vorstellen wie Blasen in der Hirnhaut beziehungsweise Rückenmarkshaut. Sie bestehen aus Flüssigkeit, die sich in einem Bereich der Arachnoidea staut und ansammelt. Wie genau es dazu kommt, ist noch nicht klar. Fest steht, dass es zwei verschiedene Arten von Arachnoidalzysten gibt, die unterschiedliche Ursachen haben:

  • Arachnoidalzysten können angeborene Fehlbildungen sein. Solche sogenannten primären Arachnoidalzysten entstehen vor der Geburt im Laufe der Embryonalentwicklung.
  • Arachnoidalzysten können sich auch erst später im Leben bilden – etwa als Folge von Kopfverletzungen, Hirnhautentzündungen, Tumoren oder Komplikationen von Operationen am Gehirn. In diesem Fall spricht man von sekundären Arachnoidalzysten. Diese kommen weitaus seltener vor als primäre Arachnoidalzysten.

Jungen und Männer sind insgesamt deutlich häufiger von Arachnoidalzysten betroffen als Mädchen und Frauen. Warum, ist nicht bekannt.

Lage der Arachnoidea

Die Arachnoidea ist Teil der Hirn- und Rückenmarkshaut. Die Hirnhaut liegt zwischen Gehirn und Schädeldecke. Die Rückenmarkshaut umschließt das Rückenmark und grenzt es vom umgebenden Wirbelknochen ab. Beide bestehen aus den gleichen drei Schichten:

  • Dura mater
  • Arachnoidea mater
  • Pia mater

Die Dura mater ist die äußerste Schicht. Sie befindet sich direkt unterhalb der Schädeldecke beziehungsweise des Wirbelknochens. Unter der Dura mater liegt zunächst die Arachnoidea mater und darunter die sogenannte Pia mater. Arachnoidea und Pia mater sind durch einen mit Flüssigkeit gefüllten Raum voneinander getrennt, den sogenannten Subarachnoidalraum.

Arachnoidalzysten: Symptome

Kleine Arachnoidalzysten rufen häufig keine Symptome hervor. Die Betroffenen bemerken sie nicht. Ab einer bestimmten Größe kann eine Arachnoidalzyste auf das Gehirn beziehungsweise das Rückenmark drücken und vielfältige Beschwerden verursachen. Wenn, treten diese in der Regel im Kindes- oder Jugendalter auf – meist bereits im ersten Lebensjahr.

Welche Symptome das sind, hängt davon ab, wo genau die Zyste liegt, welchen Bereich des Gehirns oder Rückenmarks sie also beeinträchtigt. Oft sind die Symptome jedoch so unspezifisch, dass sie sich nicht eindeutig der Zyste zuordnen lassen. Kopfschmerzen und Übelkeit beispielsweise können auch ein Zeichen für Migräne sein. Zu Rückenschmerzen kann es bei verschiedensten orthopädischen Erkrankungen kommen.

Symptome bei Arachnoidalzysten im Kopf

Arachnoidalzysten in der Hirnhaut können zu folgenden Symptomen führen:

Manchmal behindern die Zysten auch die Sprachentwicklung oder führen zu Sprachschwierigkeiten (Aphasie).

Symptome bei Arachnoidalzysten in der Wirbelsäule

Arachnoidalzysten in der Wirbelsäule kommen weitaus seltener vor und äußern sich anders als Zysten im Gehirn. Mögliche Symptome sind etwa:

Arachnoidalzyste beim Kind

Wenn ein Kind mit einer Arachnoidalzyste zur Welt kommt, wird das häufig nicht oder nicht sofort bemerkt. Kleinere Arachnoidalzysten fallen meist nur durch Zufall auf, wenn die Ärztin oder der Arzt den Kopf des Kindes mithilfe von bildgebenden Verfahren wie MRT oder CT untersucht.

Hat das Kind keine Symptome, ist nicht unbedingt eine Behandlung nötig. Die Ärztin oder der Arzt kann die Zyste zunächst im Rahmen von Kontrolluntersuchungen beobachten.

Wenn sich bei einem Kind bereits im Laufe der Entwicklung im Mutterleib eine große Arachnoidalzyste gebildet hat, kann es sein, dass es die Auswirkungen bereits kurz nach der Geburt zu spüren bekommt. Beim Baby oder Kind kann sich eine Arachnoidalzyste nicht nur durch Kopfschmerzen und die anderen erwähnten Beschwerden äußern, sondern auch durch

  • einen vergrößerten Kopfumfang sowie
  • eine verzögerte Entwicklung (z. B. der Sprache).

In seltenen Fällen machen sich Arachnoidalzysten erst im höheren Kindesalter bemerkbar – zum Beispiel dadurch, dass das Kind verfrüht in die Pubertät kommt. Grund dafür sind hormonelle Störungen, verursacht durch den Druck der Zyste auf das Gehirn.

Arachnoidalzysten, die Beschwerden hervorrufen oder die Entwicklung des Kindes beeinträchtigen, müssen entfernt werden. Dazu ist eine Operation notwendig.

Arachnoidalzyste: Operation & Kontrolle

Eine Arachnoidalzyste, die Beschwerden hervorruft oder die Entwicklung des Kindes beeinträchtigt, muss entfernt werden. Dazu ist eine Operation nötig: Eine Chirurgin oder ein Chirurg kann die Wand der Zyste öffnen, damit die angestaute Flüssigkeit abfließen kann.

Meist erfolgt der Eingriff endoskopisch. Das heißt: Die Chirurgin oder der Chirurg verschafft sich über ein kleines Bohrloch in der Schädeldecke Zugang zur Zyste. Durch das Loch werden die Operationsinstrumente und ein sogenanntes Endoskop eingeführt. Das ist eine spezielle Kamera, die der Chirurgin oder dem Chirurg Sicht auf das Operationsfeld verschafft.

Manchmal ist ein endoskopischer Eingriff aufgrund der Lage der Zyste schwierig oder riskant. In diesem Fall kann die Chirurgin oder der Chirurg eine mikrochirurgische Operation vornehmen. Dabei führt sie oder er die Operationsinstrumente über eine größere Öffnung in die Schädeldecke ein. Statt eines Endoskops verwendet die Chirurgin oder der Chirurg ein spezielles Operations-Mikroskop, um den zu operierenden Bereich genau einsehen zu können.

Früher wurden Arachnoidalzysten häufig durch Einsatz eines Shunts behandelt. Einen Shunt kann man sich vorstellen wie einen sehr kleinen und dünnen Schlauch, der die Flüssigkeit aus der Zyste in einen anderen Bereich des Schädels ableitet. Heute wird das aber nur noch in Ausnahmefällen gemacht, wenn die anderen Operationsverfahren nicht möglich sind.

Operation einer Arachnoidalzyste in der Wirbelsäule

Auch eine Arachnoidalzyste in der Wirbelsäule wird operiert, sofern sie Beschwerden hervorruft. Wie genau der Eingriff abläuft, hängt vor allem davon ab, wo genau die Zyste liegt.

Oft wachsen Arachnoidalzysten in der Wirbelsäule nach außen hin in Richtung Wirbelknochen und durchdringen dabei die Dura mater. Die Dura mater ist die Schicht der Rückenmarkshaut, die die Arachnoidea vom Wirbelkörper abgrenzt. In diesem Fall wird die Chirurgin oder der Chirurg die Zyste zunächst vollständig entfernen und anschließend die Dura mater reparieren.

Liegt die Zyste vollständig unterhalb der Dura mater, muss das Zystengewebe möglicherweise nicht komplett entfernt werden. Bei einer solchen sogenannten intraduralen Zyste ist der Ablauf des Eingriffes oft ähnlich wie bei einer Arachnoidalzyste im Kopf: Die Chirurgin oder der Chirurg öffnet die Zyste, sodass die Flüssigkeit abfließen kann. Dadurch lässt der Druck auf die Nerven im Rückenmark nach und die Symptome bilden sich zurück.

Arachnoidalzyste: Wie oft kontrollieren lassen?

Einige Monate nach der Operation wird die Ärztin oder der Arzt eine Kontrolluntersuchung durchführen. Dabei schaut sie oder er mittels bildgebender Verfahren (MRT oder CT), ob die Operation den gewünschten Erfolg gebracht hat. Die Zyste sollte dann bereits deutlich geschrumpft sein.

Wenn keine Operation stattgefunden hat, weil die Arachnoidalzyste keinerlei Probleme verursacht, sind Kontrolluntersuchungen nicht in jedem Fall nötig. Allgemeine Empfehlungen gibt es dazu nicht. Ob man eine Arachnoidalzyste kontrollieren lassen sollte, und wenn ja, wie oft, ist auch abhängig von

  • der Größe und Lage der Zyste und
  • dem Alter der oder des Betroffenen.

Bei Kindern wachsen Arachnoidalzysten oft. Bei ihnen besteht somit das Risiko, dass die Zysten irgendwann zu Beschwerden führen. Deshalb sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen bei Kindern wichtig – selbst, wenn es sich um kleine Zysten handelt. Durch die Untersuchungen kann die Ärztin oder der Arzt frühzeitig erkennen, ob die Zyste wächst und sie gegebenenfalls entfernen.

Bei Erwachsenen hingegen verändern sich Arachnoidalzysten häufig nicht oder kaum. Bei ihnen besteht somit ein deutlich geringeres Risiko, dass die Zysten groß werden und zu Problemen führen. Deshalb raten Ärztinnen und Ärzte Erwachsenen häufig von Kontrolluntersuchungen ab.

Können Arachnoidalzysten platzen?

Arachnoidalzysten können reißen. Im Falle einer Arachnoidalzyste im Gehirn kann es dazu etwa kommen, wenn der Kopf durch einen Schlag oder bei einem Unfall heftig erschüttert wird. Die Flüssigkeit kann dann aus der Zyste entweichen und zwischen Arachnoidea und Dura mater fließen, wodurch sich der Druck auf das Gehirn vergrößert. Zusätzlich können Blutgefäße reißen und in die Zyste einbluten.

Insgesamt ist das Risiko, dass eine Arachnoidalzyste reißt, sehr gering. Wenn, äußert sich das in der Regel durch plötzlich auftretende, heftige Beschwerden wie Kopfschmerzen, starke Übelkeit oder Krampfanfälle. Die oder der Betroffene muss dann sofort operiert werden.

Die Chirurgin oder der Chirurg kann zum einen dafür sorgen, dass die Flüssigkeit aus dem Raum zwischen Arachnoidea und Dura mater abfließen kann. Zum anderen kann sie oder er das Blut aus der Zyste absaugen. Wenn die Behandlung erfolgreich ist, verringert sich der Druck auf das Gehirn und die Symptome lassen nach.