Anpassungsstörung: Symptome und Ursachen
Die Diagnose Anpassungsstörung erhalten viele Menschen. Sie trifft zu, wenn eine Person nach einem belastenden Ereignis wie einem Todesfall oder einer Kündigung Schwierigkeiten hat, die Veränderung emotional zu verarbeiten. Symptome wie Ängste und depressive Verstimmungen sind die Folge. Lesen Sie mehr über die möglichen Ursachen und darüber, was Betroffenen hilft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur Anpassungsstörung
Depressive Verstimmungen, Ängste, Sorgen und sozialer Rückzug – nach belastenden Ereignissen ist all das normal. Bei einer Anpassungsstörung nehmen diese Symptome nach einiger Zeit jedoch nicht ab, sondern manifestieren sich.
In der Regel nehmen die Beschwerden innerhalb eines halben Jahres ab, wenn der Auslöser nicht mehr besteht. Es kann jedoch auch sein, dass sich die Anpassungsstörung zu einer Depression oder Angststörung entwickelt.
Eine Anpassungsstörung geht häufig mit depressiven Symptomen einher und eine Depression entwickelt sich manchmal aus einer Anpassungsstörung heraus. Im Gegensatz zu einer Depression ist eine Anpassungsstörung jedoch immer die direkte Folge von einem bestimmten Ereignis oder einer belastenden Situation.
Was ist eine Anpassungsstörung?
Eine Anpassungsstörung ist eine Reaktion auf eine subjektiv belastende Situation. Ihr voraus geht also immer ein bestimmtes Ereignis. Infrage kommen verschiedene Auslöser, zum Beispiel:
- Todesfall
- Trennung oder Scheidung
- Arbeitsplatzverlust
- Unfall
- Erkrankung
- familiäre oder berufliche Konflikte
- finanzielle Probleme
- ein Umzug
Es können jedoch auch einschneidende Lebensereignisse sein, die gemeinhin als positiv gelten und nicht ungewöhnlich sind, beispielsweise die Geburt eines Kindes. Die betroffene Person hat dann Schwierigkeiten, sich mit der veränderten Lebenssituation abzufinden und sie emotional zu verarbeiten. Sie ist überfordert. Manchmal ist ein Ereignis auch nur der letzte Tropfen, der das Fass schließlich zum Überlaufen bringt.
Bei einer Anpassungsstörung steht die Belastung bei der betroffenen Person der Definition nach nicht im Verhältnis zum Auslöser. Gerade bei schlimmen Ereignissen wie dem Verlust eines geliebten Menschen ist es aber normal, dass die betroffene Person anschließend Trauer, Verzweiflung und Hilflosigkeit empfindet. Zudem ist es kaum möglich, zu bestimmen, bis wann Trauer normal ist und ab wann sie überwunden worden sein sollte.
Wann spricht man von einer Anpassungsstörung?
Die Diagnose einer Anpassungsstörung darf nicht als Unzulänglichkeit oder Versagen empfunden werden. Vielmehr markiert sie den Zeitpunkt, an dem ein Mensch Hilfe bekommen sollte, um mit einer für ihn schwierigen Situation umzugehen.
Dies ist je nach vorausgegangener Situation der Fall, wenn:
- den Betroffenen kein situationsangemessenes Verhalten mehr möglich ist
- alle Lebensbereiche von dem Druck der Belastung betroffen sind
- das Ausmaß der Reaktion nicht im Verhältnis zum Ereignis steht
- die Reaktion auf ein belastendes Ereignis sich nach drei Monaten nicht bessert, sondern manifestiert
Warum entsteht bei manchen Menschen eine Anpassungsstörung?
Warum entwickelt sich nun bei manchen Menschen eine Anpassungsstörung, während andere mit der gleichen Situation verhältnismäßig gut zurechtkommen? Das hängt von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel:
- Art, Dauer, Schwere der Belastung
- psychische Widerstandsfähigkeit (Resilienz)
- zur Verfügung stehende Bewältigungsstrategien
- soziales Umfeld
Anpassungsstörung: Symptome, die typischerweise auftreten
Die für die Anpassungsstörung typischen Symptome folgen in der Regel innerhalb eines Monats nach dem auslösenden Ereignis. Möglich sind:
- Ängste
- Sorgen
- Grübeln
- Depressionen
- Ärger
- Verbitterung
- Verzweiflung
- Interessenlosigkeit
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Schlafstörungen
- fehlende Impulskontrolle und Aggressivität
- das Gefühl, dem Leben nicht mehr gewachsen zu sein
- sozialer Rückzug
- somatisch-körperliche Anzeichen wie Verdauungsbeschwerden
Es können individuell unterschiedliche Symptome auftreten. Bei einer betroffenen Person stehen depressive Verstimmungen im Vordergrund, bei einer anderen Ängste oder ein beeinträchtigtes Sozialverhalten. Gemeinsam ist ihnen, dass sie ein konkretes Problem haben, aus dem sie keinen Ausweg sehen und aus diesem Grund Schwierigkeiten haben, ihren Alltag zu bewältigen.
Wann wird eine Anpassungsstörung diagnostiziert?
Folgende standardisierte Kriterien müssen für die Diagnose der Anpassungsstörung erfüllt sein:
- als Auslöser ist ein bestimmtes Ereignis erkennbar
- die Symptome beginnen innerhalb eines Monats nach diesem Ereignis
- Auslöser, Symptome und die persönliche Belastbarkeit der betroffenen Person stehen in direktem Zusammenhang
- es liegen keine anderen psychischen Störungen vor (wie Depressionen oder eine Angststörung)
- die Symptome halten nicht länger als sechs Monate an, sofern der Stressor nicht mehr besteht
Bessert sich die Symptomatik nicht oder ist sehr stark ausgeprägt, liegt womöglich eher das Krankheitsbild einer Depression oder anderen psychischen Störung vor. Eine Anpassungsstörung hat eine gute Prognose, kann jedoch auch fließend in eine Depression übergehen.
Abzugrenzen ist eine Anpassungsstörung auch von einer akuten oder einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Anders als eine Anpassungsstörung klingt eine akute Belastungsreaktion im Verlauf von Tagen oder Wochen ab. Eine PTBS kann sich im Gegensatz zur Anpassungsstörung auch noch Monate oder Jahre nach dem auslösenden Erlebnis entwickeln und geht mit ständigem Wiedererinnern an das Trauma einher.
Was tun bei einer Anpassungsstörung?
Ziel der Behandlung einer Anpassungsstörung ist es zunächst, den Betroffenen den emotionalen Druck zu nehmen, unter dem sie häufig stehen. Anschließend geht es darum, dass Bewältigungsstrategien entwickelt werden, um mit der Situation umzugehen. Welche Therapie infrage kommt, hängt vom Schweregrad der Erkrankung und von den im Vordergrund stehenden Symptomen ab. Infrage kommen beispielsweise:
- kognitive Verhaltenstherapie
- Psychotherapie
- manchmal kurzzeitig medikamentöse Therapie (z. B. Antidepressiva, Schlafmittel)
Gestärkt werden sollen beispielsweise die Selbstfürsorge, das Selbstwertgefühl und die Motivation Betroffener. Sie sollen (wieder) lernen, auf ihre Gesundheit und Sicherheit zu achten und soziale Beziehungen zu pflegen. Familie und Freunde spielen häufig eine große Rolle bei der Genesung.
Darüber hinaus sind Achtsamkeitsübungen ein gutes Mittel, um mit belastenden Gefühlen umzugehen.