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Analkrebs (Analkarzinom)

Von: Onmeda-Redaktion, Till von Bracht (Medizinredakteur, M.A. Sportwissenschaften)
Letzte Aktualisierung: 17.12.2021

Analkrebs ist ein bösartiger Tumor im Analkanal. Es gibt keine eindeutigen Anzeichen für Analkrebs. Häufig treten Symptome wie Blut im Stuhl, Schmerzen beim Stuhlgang oder Juckreiz im Analbereich auf. In etwa 85 Prozent der Fälle entwickelt sich ein Analkarzinom im Zusammenhang mit einer HPV-Infektion. Generell ist Analkrebs aber eine seltene Erkrankung.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Analkrebs (Analkarzinom)

Das Analkarzinom (Analkrebs) ist eine bösartige Gewebeneubildung im drei bis sechs Zentimeter langen Analkanal, der den Darm mit dem After verbindet. Auch wenn das Analkarzinom den Dickdarmtumoren zugeordnet wird, unterscheidet es sich doch grundlegend von den Karzinomen des Rektums (Mastdarm) und des übrigen Dickdarms.

Im Analkanal geht die Schleimhaut des Enddarms allmählich in die Haut des Afters (Anus) über. Diese Übergangszone ist anatomisch kompliziert aufgebaut. Die bösartigen Tumoren des Analkanals ähneln hinsichtlich ihres Aufbaus in der Regel eher den Plattenepithelkarzinomen der Haut als den bösartigen Tumoren des Darms (Adenokarzinome). Plattenepithelkarzinome machen circa 85 Prozent der Analkarzinome aus. Diese Analkrebs-Formen werden auch kloakogene Karzinome genannt.

Analkrebs, der am Afterrand entsteht, wird als Analrandkarzinom bezeichnet. Es zählt zu den Hauttumoren.

Analkrebs: Symptome

Analkrebs kann sich durch folgende Symptome bemerkbar machen:

Einige dieser Symptome treten auch bei Hämorrhoiden und Analfissuren auf – sie sind also keine reinen Analkrebs-Symptome, sondern oft Anzeichen für eher harmlose Erkrankungen.

Schmerzen sind beim Analkarzinom eher selten, können in Einzelfällen aber dennoch auftreten und sogar sehr stark sein.

Analkrebs: Ursachen

In etwa 85 Prozent der Fälle lässt sich der Analkrebs mit humanen Papillomviren (HPV) in Verbindung bringen. Die Infektion mit HPV zählt zu den Geschlechtskrankheiten und wird meist von Vagina oder Penis auf die Analregion übertragen.

Mediziner unterteilen diese Viren in Hochrisiko- (u.a. HPV 16 und 18) und Niedrigrisiko-Typen (u.a. HPV 6 und 11). Die Niedrigrisiko-Typen erhöhen das Krebsrisiko kaum und führen eher zu gutartigen Wucherungen, den sogenannten Feigwarzen (Kondylome). Die Hochrisiko-Typen lassen sich häufig bei Analkrebs nachweisen, aber auch bei Gebärmutterhalskrebs und anderen Tumoren des Genitalbereichs.

Die Gefahr, an einem Analkarzinom zu erkranken, wird durch chronische Infektionen und mechanische Beanspruchungen gesteigert. Daher ist die Ursache für ein Analkarzinom häufig eine vorgeschädigte Analregion mit Fisteln und Fissuren.

Fisteln entstehen zum Beispiel durch chronische Entzündungen. Dabei bilden sich Gänge im Gewebe, die mitunter tief ins Gewebe reichen und in manchen Fällen den Darm oder Analkanal mit der Bauchhöhle oder anderen Organen verbinden können. Mit Fissuren sind hingegen schmerzhafte Risse in der Haut beziehungsweise Schleimhaut gemeint.

Bei Darmkrebs gelten auch manche Lebensgewohnheiten (z.B. fettreiche und faserarme Kost) und Erkrankungen (Darmpolypen, bestimmte Erbkrankheiten) als Risikofaktoren. Sie werden jedoch nicht mit einem erhöhten Risiko für ein Analkarzinom in Verbindung gebracht.

Analkrebs: Diagnose

Da es keine Symptome gibt, die eindeutig auf einen Analkrebs hindeuten, ist es wichtig, bei Blutbeimengung im Stuhl einen Arzt aufzusuchen. Mit verschiedenen Untersuchungen kann der Arzt feststellen, ob ein Analkrebs die Ursache für das Blut im Stuhl des Patienten sein könnte.

Zu den grundlegenden Diagnoseverfahren zählen

Allein durch Abtasten des Analkanals mit dem Finger kann der Arzt ein Analkarzinom und viele Dickdarmkarzinome oft schon zu entdecken. Außerdem führt der Arzt bei Verdacht auf ein Analkarzinom eine Spiegelung (Endoskopie) des Enddarms (Rektoskopie) durch. In einem Gespräch fragt er außerdem nach möglichen vererbbaren Erkrankungen. Kleinere Tumoren von weniger als einem Zentimeter Durchmesser schneidet der Arzt heraus und lässt sie unter dem Mikroskop untersuchen. Sind die Tumoren größer, entnimmt er lediglich eine Gewebeprobe (Biopsie), die er ebenfalls zur feingeweblichen Beurteilung (Histologie) ins Labor schickt.

Wenn sich der Krebsverdacht durch Tastbefund, Spiegelung und Biopsie bestätigt, schließen sich weitere Untersuchungen an, um die Ausdehnung des Tumors und das Erkrankungsstadium zu bestimmen (Staging). Zu dieser Stadieneinteilung dienen:

Wichtig für die Tumorstadieneinteilung sind zwei Fragen:

  1. Wie groß ist der Tumor?
  2. Sind benachbarte Organe bereits befallen?

Mediziner verwenden in diesem Zusammenhang die sogenannte T-Klassifikation:

  • Tumorstadium T1 liegt vor, wenn die Größe des Tumors zwei Zentimeter nicht überschreitet.
  • Bei einer Größe zwischen zwei und fünf Zentimetern liegt ein T2-Tumorstadium vor.
  • Ist der Tumor größer als fünf Zentimeter, wird das Tumorstadium als T3 bezeichnet.
  • Wenn der Tumor Nachbarorgane betrifft, zum Beispiel die Harnblase, den Darm oder die Beckenknochen, dann liegt das Tumorstadium T4 vor.

Außerdem muss der Arzt klären, ob in der Nähe des Tumors bereits Lymphknoten befallen sind und ob der Analkrebs schon in weiter entfernte Körperregionen gestreut, also Tochtergeschwulste (Metastasen) gebildet hat.

Was sind die Unterschiede zwischen Analkrebs und Darmkrebs?

Auch wenn ein Analkarzinom in enger Nachbarschaft zur Darmschleimhaut entsteht, unterscheidet sich ein Analkrebs von Darmkrebs:

  • Analkarzinom-Zellen zeigen, unter dem Mikroskop betrachtet, in der Mehrzahl der Fälle Merkmale eines sogenannten Plattenepithelkarzinoms.
  • Dickdarmkarzinome sind hingegen vorwiegend sogenannte Adenokarzinome.

Experten nutzen nicht nur mikroskopische Eigenschaften, um einen Tumor näher zu beschreiben, sondern auch den genauen Ort, an dem ein Krebs wächst. Entsteht ein bösartiger Tumor im Analkanal, also zwischen dem Ende des Darms und der Afterhaut, sprechen Mediziner von einem Analkanalkarzinom. Bösartige Tumoren am Übergang von Analkanal und Afterhaut, werden stattdessen als Analrandkarzinom bezeichnet. Diese Krebsart wird dann zu den Hauttumoren gerechnet. Im engeren Sinne handelt es sich bei Analkrebs daher um das Analkanalkarzinom.

Analkrebs: Therapie

Die Behandlung richtet sich nach verschiedenen Faktoren. Sie hängt unter anderem davon ab, wie groß der Tumor ist. Kleine, frühzeitig erkannte Tumoren kann der Chirurg komplett herausschneiden. Bei einem fortgeschrittenen Analkarzinom kombiniert man in der Regel eine Bestrahlung mit einer Chemotherapie. Das kann den Tumor in vielen Fällen heilen. Deshalb gilt Analkrebs auch als Tumorerkrankung mit günstiger Prognose.

Ist eine Heilung nicht möglich, kann die Therapie den Analkrebs soweit eindämmen, dass die Betroffenen möglichst gut mit der Erkrankung leben können. In manchen Fällen ist auch in fortgeschrittenen Stadien eine Operation sinnvoll, bei welcher der Chirurg dann einen Teil des Darms entfernt und einen künstlichen Darmausgang legt.

Strahlentherapie kombiniert mit Chemotherapie

Beim fortgeschrittenen Analkarzinom ist die wirksamste Therapie die Kombination aus Bestrahlung und Chemotherapie (sog. Radiochemotherpie). Dabei wird das Tumorgebiet einschließlich der Lymphknoten in Becken und Leiste bestrahlt; zusätzlich erhält der Patient Zytostatika. So nennt man die Medikamente, die bei einer Chemotherapie zur Behandlung einer Krebserkrankung eingesetzt werden. Es sind Zellgifte, die besonders solche Zellen angreifen, welche sich schnell teilen – dazu gehören vor allem die Krebszellen. Zytostatika wirken jedoch auch auf die Schleimhäute und die Blutbildung, wodurch es bei einer Krebs-Therapie zu typischen Nebenwirkungen kommt. Wenn die Strahlentherapie zusammen mit einer Chemotherapie durchgeführt wird, führt das bei örtlich begrenzten Analkarzinomen in 80 von 100 Fällen zur Heilung.

Als Nebenwirkungen der kombinierten Strahlen- und Chemotherapie können unter anderem vorübergehend Durchfälle oder Beschwerden beim Wasserlassen auftreten. Es kann auch zu einer Hautentzündung im Analbereich kommen, da hier die Haut mit der höchsten Strahlendosis belastet wird und zudem mechanisch beansprucht wird.

Eine alleinige Chemotherapie ist bei Analkrebs nicht dauerhaft wirksam.

Chirurgie

Bei kleineren, oberflächlich gelegenen Tumoren, vor allem des Analrands und des unteren Analkanals, ist die operative Entfernung des Analkarzinoms (Analkrebs) vorrangig. Eine anschließende Kombination aus Bestrahlung und Chemotherapie ist bei einem ausgedehnteren Befall sinnvoll, um die Heilungschancen zu erhöhen.

Ein künstlicher Darmausgang (Anus praeter) muss heutzutage nur noch in Ausnahmefällen angelegt werden – zum Beispiel wenn sich der Analkrebs zum Zeitpunkt der Diagnose schon sehr weit ausgedehnt hat.

Analkrebs: Verlauf

Prognose

Analkrebs nimmt in vielen Fällen einen positiven Verlauf – die Prognose des Analkarzinoms ist insgesamt gut. Bei fortgeschrittenem, örtlich begrenztem Analkrebs können durch die Kombination aus Strahlentherapie und Chemotherapie 80 von 100 Betroffenen geheilt werden. 80 von 100 Patienten überleben die nächsten 5 Jahre nach Diagnosestellung, sofern der Tumor noch keine Tochtergeschwulste in den Leistenlymphknoten gebildet hat. Die Prognose verschlechtert sich, je später das Analkarzinom entdeckt und behandelt wird.

Nachsorge

Innerhalb des ersten Jahres nach der Behandlung sind Nachsorge-Untersuchungen im Abstand von 3 Monaten wichtig – am besten bei einem Proktologen, einem Facharzt auf dem Gebiet der Enddarmerkrankungen. Im zweiten Jahr reichen in der Regel halbjährliche, danach dann jährliche Untersuchungen zur Nachsorge aus.

Rehabilitation

Patienten, die aufgrund eines Analkrebs bestrahlt und/oder operiert wurden, sind nach der Therapie nicht sofort auf sich allein gestellt: Nachsorge und Rehabilitation helfen den Betroffenen, mit der Situation "Ich hatte Krebs" zurechtzukommen. Sie lernen, mit möglicherweise dauerhaften Einschränkungen umzugehen und sich so viel Lebensqualität wie möglich zu erhalten.

Gründe für einen stationären Rehabilitationsaufenthalt sind zum Beispiel:

Analkrebs: orbeugenf

Analkrebs lässt sich nur bedingt vorbeugen. Da die Entstehung des Analkarzinoms mit sexuell übertragbaren Virusinfektionen (Humanes Papillomvirus, kurz: HPV) zusammenhängt, ist es wichtig, auf eine sorgfältige Sexualhygiene zu achten und Kondome zu verwenden.

Darüber hinaus lässt sich das Risiko, an Analkrebs zu erkranken, durch eine HPV-Impfung deutlich reduzieren. Experten schätzen, dass bis zu 80 Prozent der Analkarzinome durch die frühzeitige aktive Immunisierung verhindert werden könnten.

Ansonsten gibt es keine Maßnahmen, die direkt vor einem Analkarzinom schützen. Generell gilt: Wer seine Gesundheit möglichst lange erhalten will, sollte auf eine gesunde Lebensführung achten. Eine vitaminreiche, ausgewogene Ernährung ist dabei ebenso wichtig wie genügend Bewegung. Vermeiden Sie außerdem Risikofaktoren wie Rauchen oder Alkohol.

Blutauflagerungen auf dem Stuhl sowie Jucken und Brennen im Analbereich können frühe Zeichen eines Analkarzinoms sein. Da die Heilungschancen umso besser sind, je früher das Karzinom entdeckt und behandelt wird, ist es wichtig, solche Beschwerden vom Arzt untersuchen zu lassen: Er kann eine bösartige Krebserkrankung ausschließen beziehungsweise rechtzeitig erkennen.

Gesetzlich Versicherte können Krebsvorsorge-Untersuchungen in Anspruch nehmen, mit denen sich ein Analkarzinom im besten Fall frühzeitig nachweisen lässt: Stuhlproben-Tests auf Blutbeimengungen und die rektale Tastuntersuchung spielen bei der Früherkennung von Darmkrebs, und daher auch bei Analkrebs, eine wichtige Rolle. Ein Test auf verborgenes Blut im Stuhl (Okkultblut-Test) gehört zwischen dem 50. und 54. Lebensjahr zu den jährlichen Früherkennungsuntersuchungen. Die Kosten hierfür übernehmen die Krankenkassen. Ab dem 55. Lebensjahr hat jeder gesetzlich Versicherte zudem Anspruch auf eine Darmspiegelung (Koloskopie), die frühestens nach zehn Jahren wiederholt werden kann. Bei Verzicht auf die Darmspiegelung kann ab dem 55. Lebensjahr alternativ alle zwei Jahre ein Okkultblut-Test zulasten der Krankenkasse erfolgen.