Eine Frau fasst sich mit beiden Händen ans Gesäß
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Analekzem: Ursachen, Diagnose und Therapie des Hautausschlags

Von: Dr. med. univ. Lisa Raberger (Medizinautorin und Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 20.07.2023

Quälender Juckreiz, Brennen und Nässen – so macht sich das Analekzem bemerkbar. Der Hautausschlag am After und Enddarm kann harmlose, aber auch schwerwiegende Ursachen haben. Wie Diagnose und Therapie erfolgen und wie sich einem Analekzem vorbeugen lässt, erfahren Sie hier.

Zusammenfassung

  • Definition: Ein Analekzem ist ein häufiger Ausschlag (Ekzem) im Bereich des Afters und Enddarmbereichs.

  • Symptome: Die häufigsten Symptome sind Juckreiz, Brennen, ein roter, unscharfer Ausschlag und Nässen.

  • Diagnose: Ärztliches Gespräch und Untersuchung, bei Bedarf Darmspiegelung, Allergietest, Abstriche oder Gewebeproben.

  • Ursachen: Hautreizung durch Reibung, Sekrete oder Durchfall, Tumor, Neigung zu Hautreaktionen (Neurodermitis, allergisches Asthma) oder Allergien.

  • Therapie: Behandlung der Grunderkrankung, Pflege, sanfte Hygiene, Zinkoxidpaste; wenn notwendig eine Salbe mit Antibiotika, Antipilzmittel oder Kortison.

  • Verlauf: Aus medizinischer Sicht ist das Analekzem keine schwere Erkrankung; jedoch kann eine gefährliche Krankheit wie ein Tumor Auslöser sein.

  • Vorbeugen: Einem Analekzem kann nicht immer vorgebeugt werden, hilfreiche Tipps sind jedoch: die Pofalte trocken halten, lockere Unterwäsche tragen, Allergene meiden, Hygiene mit lauwarmem Wasser und Verhütung.

Was ist ein Analekzem?

Ein Analekzem (perianale Dermatitis oder perianales Ekzem) ist ein Hautausschlag der Analregion. Betroffen ist in der Regel die Haut um den After, mitunter aber auch der Enddarm. Das Analekzem zählt zu den sogenannten proktologischen Erkrankungen und ist begleitet von quälendem Juckreiz, Brennen und nässenden Wunden, die in jedem Alter auftreten können.

Mögliche Ursachen eines Analekzems

Die Ursache für ein Analekzem ist eine gestörte Hautbarriere, die entweder durch eine Erkrankung (z. B. Neurodermitis) geschwächt ist, oder von außen beschädigt wurde. Ist es einmal entstanden, führt vermehrtes Waschen und Kratzen zusätzlich zur Verschlechterung und somit in einen Teufelskreis.

Die Region im Analbereich ist anfälliger für einen Hautausschlag (Ekzem) als andere Körperstellen. Schweißdrüsen und aufeinander treffende Gesäßhälften machen diese Region feuchter, wodurch die Haut aufweicht, verletzlicher und für Erreger durchdringbar wird. Körperbehaarung sorgt zusätzlich dafür, dass die Feuchtigkeit langsamer verdunstet.

Das Analekzem kann unterschiedliche Ursachen haben, die in drei große Gruppen eingeteilt werden:

Die drei Formen des Analekzems

  • Irritativ-toxisches Analekzem: Das irritativ-toxische Ekzem wird durch Reize von außen ausgelöst, wie zum Beispiel raues Toilettenpapier oder reibende Unterwäsche. Durchfall oder Analsekret können die Haut ebenso reizen und zu einem Analekzem führen. Schließt der Schließmuskel nicht richtig ab, verbleiben Stuhlreste am After. Auch ein sehr häufiger Stuhlgang, wie zum Beispiel bei einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung, kann die sensible Haut reizen. Ebenso kommen sexuell übertragbare Erkrankungen wie eine anale Chlamydien-Infektion als Ursache infrage. Dabei wird anales Sekret gebildet, was ebenfalls zu einem Analekzem führen kann.

  • Atopisches Analekzem: Das atopische Ekzem tritt auf, wenn die betroffene Person eine Erkrankung wie Neurodermitis (atopische Dermatitis), allergisches Asthma oder Heuschnupfen (allergische Rhinokonjunktivitis) hat. Personen mit diesen Erkrankungen haben grundsätzlich eine höhere Neigung, Ekzeme zu entwickeln. Auch eine Allergie auf Lebensmittel kann ein atopisches Analekzem auslösen. 

  • Kontaktallergisches Analekzem: Zu einer Kontaktallergie kommt es aufgrund einer allergischen Reaktion. Häufige Auslöser sind Inhaltsstoffe wie Konservierungsmittel, Duftstoffe oder Medikamente in feuchtem Toilettenpaper, Intimsprays, Cremes und Gleitgels. Die allergische Reaktion wird jedoch erst bei der zweiten Anwendung des Produkts ausgelöst, da die Immunzellen beim Erstkontakt sensibel werden und erst beim zweiten Kontakt eine allergische Reaktion auslösen.

Natürlich ist es nicht immer eindeutig, um welche Art des Analekzems es sich handelt; auch Mischformen sind möglich.

Diese Symptome hat ein Analekzem

Folgende Beschwerden können bei einem Analekzem auftreten:

  • Juckreiz am After
  • Brennen
  • Schmerzen
  • unscharfe Rötungen
  • Nässen

In manchen Fällen weist die Haut auch Risse sowie eine verdickte und grobe Struktur auf. Weitere Anzeichen können verschmutzte Unterwäsche oder leichte Blutspuren auf dem Toilettenpapier sein. Ist ein Analekzem mit Bakterien infiziert, können Pusteln und Eiter auftreten. Das Ekzem kann sich auch auf den Intimbereich, zu den Leisten oder Innenseiten der Oberschenkel ausbreiten.

So wird ein Analekzem diagnostiziert

Bei Verdacht auf ein Analekzem muss immer ärztlicher Rat eingeholt werden. Haus- und Hautärzt*innen sowie Fachärzt*innen für Proktologie sind passende Ansprechpersonen. 

Beim Besuch in der Praxis wird der*die Ärzt*in einige Fragen zu den Symptomen stellen. Die Häufigkeit des Stuhlgangs, Schleim- und Blutauflagerungen werden besprochen sowie Vorerkrankungen, Allergien, Sexualverhalten und Medikamenteneinnahme.

Bei der körperlichen Untersuchung wird der Afterbereich vorsichtig begutachtet. Anschließend erfolgt eine Untersuchung mit dem Finger, wobei der Enddarm abgetastet wird. Der*die Ärzt*in achtet währenddessen auf Tumore, Hämorrhoiden, die Spannung des Schließmuskels und Blutungen. Um einen Befall mit Bakterien oder Pilzen auszuschließen, wird in manchen Fällen ein Abstrich genommen.

Bei Bedarf werden weitere Untersuchungen vereinbart, wie zum Beispiel eine Darmspiegelung (Koloskopie) oder Enddarmspiegelung (Proktoskopie). Allergietests oder Gewebeproben können ebenfalls angeordnet werden.

All diese Untersuchungen sind wichtig, um weitere Erkrankungen wie Krebs, entzündliche Darmerkrankungen oder Infektionen auszuschließen. 

Wie wird ein Analekzem behandelt?

Das Analekzem kann mit drei verschiedenen Ansätzen behandelt werden.

Behandlung der Ursache

•    Grunderkrankung behandeln: Wird das Analekzem aufgrund von Neurodermitis, einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung oder anderem ausgelöst, wird diese Erkrankung zuerst behandelt. Nur dann kann auch das Analekzem heilen.
•    Allergene meiden: Ist eine Allergie bereits bekannt oder steht ein spezielles Produkt im Verdacht, das Ekzem auszulösen, sollte der Kontakt unbedingt vermieden werden. 

Behandlung ohne Medikamente

•    Hygiene: Eine vorsichtige Analhygiene mit lauwarmem Wasser und ohne Seife ist vollkommen ausreichend. Hygieneprodukte wie feuchtes Toilettenpapier und Intimsprays sollten nicht verwendet werden.
•    Mechanisches Reiben und Kratzen vermeiden: Die betroffene Stelle sollte mit einem weichen Handtuch nur vorsichtig trocken getupft werden. Anschließend Unterwäsche und Handtücher bei mehr als 60 Grad Celsius waschen.
•    Regulation des Stuhlgangs: Häufiger Stuhlgang reizt die sensible Haut um den After, besonders wenn er zu flüssig ist. In diesem Fall kann es notwendig sein, den Stuhlgang mit Quellmitteln zu regulieren, zum Beispiel durch indische Flohsamenschalen. Bei einer Vorerkrankung des Darms hilft der*die Ärzt*in, den Stuhlgang zu optimieren.

Behandlung mit Medikamenten

•    Salbe und Pasten: Soll die Haut vor häufigem Stuhlgang geschützt werden, kann Zinkoxidpaste angewendet werden, denn sie wirkt wie ein Schutzmantel. Pflegende Cremes auf Wasser- oder Fettbasis werden je nach individuellem Bedarf der Haut verordnet.
•    Weitere Medikamente: Sie kommen nur zum Einsatz, wenn das Analekzem rasch abheilen muss oder andere Maßnahmen nicht wirksam sind. Bei hartnäckigen Entzündungen werden Salben mit Kortison verwendet. Ist das Analekzem aufgrund von Bakterien entzündet, kommen antibiotische Salben zum Einsatz, bei Pilzinfektionen Antipilzmittel (Antimykotika). 

Wie gefährlich ist ein Analekzem?

Aus medizinischer Sicht ist ein Analekzem keine akute oder gefährliche Erkrankung. Nur in seltenen Fällen bleibt die Heilung aus und es kommt zu einem chronischen Ekzem trotz Behandlung. Es kann jedoch vorkommen, dass das Ekzem mit Pilzen oder Bakterien infiziert ist, was sich vor allem bei Personen mit schwachem Immunsystem über die Blutbahn ausbreiten kann.

Einem Analekzem kann jedoch eine gefährliche Erkrankung, beispielsweise Krebs, zugrunde liegen, weshalb ein Besuch in der ärztlichen Praxis immer notwendig ist.

Ist ein Analekzem ansteckend?

In den meisten Fällen ist ein Analekzem nicht ansteckend. Ist das Ekzem jedoch mit Bakterien oder Pilzen infiziert, können diese auf andere Menschen übertragen werden. Liegt dem Analekzem eine sexuell übertragbare Krankheit oder eine infektiöse Durchfallerkrankung zugrunde, kann dies ebenso weitergegeben werden.

Einem Analekzem vorbeugen

Einem Analekzem kann nicht immer vorgebeugt werden. Es gibt jedoch hilfreiche Tipps, um das Risiko zu verringern: 

  • Verhütung: Sexuell übertragbare Erkrankungen können auch anal übertragen werden. Chlamydien, die Gonorrhö und Mykoplasmen sind Beispiele, die in der Folge auch zu einem Analekzem führen können. Kondome sind die einzige Möglichkeit, sich vor diesen Krankheiten zu schützen.

  • Gesunder Lebensstil: Eine ballaststoffreiche Ernährung, Sport und ausreichend Flüssigkeit fördern einen regelmäßigen Stuhlgang. 

  • Hygiene: Für die tägliche Analhygiene ist lauwarmes Wasser ausreichend. Mit weichen Handtüchern kann die Stelle trocken gehalten werden. Werden Papierhandtücher bevorzugt, sollten diese nicht gebleicht oder parfümiert sein. Bei vermehrtem Schwitzen eignen sich auch Vorlagen, die in der Apotheke erhältlich sind und den Schweiß zwischen den Gesäßhälften absorbieren. Die Unterwäsche sollte nicht zu eng sitzen, um Reibung zu vermeiden.

  • Allergene meiden: Ist eine Allergie bereits bekannt, sollte der Auslöser auf jeden Fall gemieden werden. Klassische Allergieauslöser sind Produkte, die Konservierungs- oder Duftstoffe enthalten. Beispiele sind feuchtes Toilettenpapier, Intimsprays oder Gleitgel.