Olivenbäume: Ein unterschätztes Allergie-Risiko?
Olivenbäume werden in Deutschland immer beliebter. Doch was Birke und Gräser hierzulande sind, ist der Olivenbaum im Mittelmeergebiet: Die Pollen lösen häufig Allergien aus. Wird die Olive also die Ambrosia von morgen?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Problem Pollenallergie
Pollenallergien sind weit verbreitet: Etwa 20 Prozent der deutschen Bevölkerung reagieren im Lauf ihres Lebens allergisch gegen Pollen. Auch wer bis weit ins Erwachsenenalter beschwerdefrei war, kann noch jederzeit eine Allergie bekommen.
Dabei ist eine vergleichsweise geringe Anzahl an Pflanzenarten verantwortlich für etwa 90 Prozent der Pollenallergien. Hauptauslöser in Deutschland sind zurzeit:
- Birke, Erle und Hasel
- Süßgräser und Roggen
- Beifuß und Ambrosia
Eine Pollenallergie ist keine Lappalie
Die Lebensqualität ist durch eine Pollenallergie stark eingeschränkt. Unbehandelt verschlimmern sich die Beschwerden. Mit der Zeit kann sich aus Heuschnupfen sogar ein allergisches Asthma entwickeln – mit Husten, Kurzatmigkeit bei Belastung und oft anfallsartiger Atemnot.
Zudem weiten sich Pollenallergien oft auf bestimmte Nahrungsmittel aus (v. a. auf Stein- und Kernobst sowie Gemüse): Bei deren Verzehr kommt es dann zu allergischen Reaktionen an der Mundschleimhaut und im Magen-Darmtrakt. Jeder zweite erwachsene Pollenallergiker ist von einer solchen Kreuzallergie betroffen.
Die Lage verschärft sich
Pollenallergien sind ein zunehmendes gesundheitliches Problem. Denn in den letzten Jahrzehnten hat sich die Pollensaison in Deutschland deutlich verlängert. Ein Grund hierfür sind die Frühblüher Birke, Erle und Hasel, deren Blüte aufgrund des Klimawandels noch früher im Jahr beginnt.
Zudem sind die Pollen aggressiver (besonders in Städten) und gleichzeitig die Menschen empfänglicher für Allergien als früher. Es ist also damit zu rechnen, dass sich Allergien und dadurch bedingtes Asthma in der Bevölkerung noch stärker verbreiten.
Neue Pflanzen, mehr Probleme
Durch neue Pflanzen steigt die Vielfalt an Pollen – und damit nehmen auch die Allergieprobleme zu. Dazu kann es im Rahmen des Klimawandels kommen: Dann könnten Pflanzen, die zuvor nicht in Deutschland beheimatet waren, sich auf natürlichem Weg hierhin ausbreiten. Oft werden allergieauslösende Pflanzen aber direkt vom Menschen eingeschleppt.
Ein Beispiel hierfür ist die Ambrosie: Ambrosia artemisiifolia gelangte vor allem über Samen in importiertem Saatgut nach Deutschland. Dort, wo sie sich ausbreitete, sorgte sie für
- einen verlängerten Pollenflug (ihre Pollen fliegen ab Juli bis Oktober) und
- starke allergische Reaktionen.
Denn Ambrosia gehört zu den stärksten bekannten Allergieauslösern überhaupt: Schon zehn Pollen reichen aus, um bei einem erwachsenen Pollenallergiker Beschwerden auszulösen. Inzwischen gibt es in Deutschland zahlreiche Aktionsprogramme, um die Ausbreitung der Pflanze zu verhindern.
Problematische Balkon- und Gartentrends
Doch andere Pflanzen, die aus allergologischer Sicht ebenfalls problematisch sind, verbreiten sich in Deutschland ungebremst weiter – durch Menschenhand. So wachsen hierzulande immer mehr Olivenbäumchen, Zypressen- oder Zedernarten in Gärten und auf Terrassen oder Balkons:
- Der Olivenbaum gehört zu den Hauptallergieauslösern in Südeuropa.
- Die Zypresse zählt zu den wichtigsten Allergieauslösern in Asien und den Mittelmeerländern.
- Die Japanische Zeder ist einer der Hauptallergieauslöser in Japan.
Dort, wo sich diese Pflanzen ausbreiten, können sie schon bald allergische Beschwerden verursachen – selbst dann, wenn ihr Bestand noch klein und somit die Pollenbelastung eigentlich gering ist. Die Beschwerden lassen sich dann häufig auf eine Kreuzallergie zurückführen: Die Betroffenen reagieren auf eine Kombination der neuen Pollen und heimischer Allergene.
Was tun?
Vor Pollen kann man sich kaum schützen – außer durch Reisen in Gegenden, in denen gerade kein Pollenflug herrscht. Umso wichtiger ist:
- Bereits heimische und häufige allergieauslösende Pflanzen (wie Birken) nicht noch weiter verbreiten
- Keine neuen Pflanzen mit hohem Allergie-Risiko (wie Olivenbäume) in Kübeln aufstellen oder anpflanzen
- Die Bestände eingeschleppter Risikopflanzen (wie Ambrosia) bekämpfen