Mann mit Adipositas wird von einer Ärztin über die Therapie aufgeklärt.
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Adipositas: Symptome, Ursachen und Behandlung bei Fettleibigkeit

Von: Brit Weirich (Medizinautorin, M.A. Mehrsprachige Kommunikation), Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 30.08.2024

Adipositas ist insbesondere in den westlichen Industrieländern weit verbreitet. In Deutschland sind rund 54 Prozent der Erwachsenen Menschen stark übergewichtig, davon ist etwa jede fünfte Person adipös. Doch was genau bedeutet Adipositas und ab wann gilt man als fettleibig? Erfahren Sie hier mehr zu Symptomen, Ursachen und zu den möglichen gesundheitlichen Folgen einer Fettleibigkeit. 

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Adipositas

Bei Übergewicht liegt das Körpergewicht über dem normalen Bereich, das bedeutet, dass der BMI  zwischen 25 und 29,9 liegt. Adipositas ist eine fortgeschrittene Form von Übergewicht, bei der sich übermäßig viel Körperfett ansammelt. Als adipös gilt man ab einem BMI von 30.

Adipositas permagna ist die Bezeichnung für Adipositas vom Grad 3. Betroffene sind stark übergewichtig und weisen einen BMI von über 40 auf. Das Risiko für Folgeerkrankungen ist deutlich erhöht.

Fettleibigkeit gilt als gefährlich, da sie das Risiko für Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2 und Gelenkbeschwerden erhöht.

Behandlungsmaßnahmen umfassen eine Kombination aus Ernährungsumstellung, Bewegungs- und Verhaltenstherapie. In manchen Fällen kann zusätzlich eine medikamentöse oder chirurgische Therapie infrage kommen.

Was ist Adipositas?

Adipositas (auch Fettleibigkeit oder Fettsucht) ist ein chronischer Zustand, bei dem sich im Körper mehr Fettgewebe ansammelt als normal, sodass das Körpergewicht drastisch erhöht ist. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird Adipositas als eigenständige Krankheit eingestuft. Übergewicht bildet die Vorstufe zur Adipositas. 

Es ist genau festgelegt, ab welchem Gewicht jemand übergewichtig oder adipös ist. Zur Definition von Adipositas und Übergewicht dient der Körpermassenindex (Body-Mass-Index, BMI), der sich aus dem Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch die Körpergröße in Meter zum Quadrat ergibt.

  • Ein BMI ab 25 kg/m2 gilt per Definition als Übergewicht,
  • ein BMI von 30 kg/m2 und höher als Adipositas.

Der BMI ist sowohl geschlechts- als auch altersabhängig, weshalb bei Kindern BMI-Perzentilkurven herangezogen werden. Perzentile sind Werte oder Maße, die das Verhältnis von Gewicht und Körpergröße eines Kindes in Abhängigkeit des Geschlechts und Alters beurteilen. 

Adipositas: Tabelle mit Schweregraden

Body-Mass-Index (BMI)KategorieRisiko für Begleiterkrankungen
< 18,5Untergewichtniedrig
18,5 - 24,9gesundes Gewichtdurchschnittlich
25 - 29,9Übergewicht (Präadipositas)gering erhöht
30 - 34,5Fettleibigkeit (Adipositas) Grad 1erhöht
35 - 39,9Fettleibigkeit (Adipositas) Grad 2hoch
40 und höherFettleibigkeit (Adipositas) Grad 3sehr hoch
Extremes Übergewicht vom Grad 3 bezeichnen Fachleute auch als Adipositas permagna (lat. permagnus = sehr groß).

Taillenumfang als wichtiger Faktor

Adipositas und starkes Übergewicht erhöhen das Risiko für Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Der BMI allein liefert keine Informationen zur genauen Körperzusammensetzung, also etwa auch dem Muskelanteil. Deshalb sind weitere Faktoren wichtig. Um das individuelle Risiko einschätzen zu können, wird neben dem Körpergewicht auch das Fettverteilungsmuster bestimmt. Eine einfache Möglichkeit besteht darin, das Bauchfett anhand des Taillenumfangs zu schätzen:

  • Bei einem Taillenumfang von mehr als 80 Zentimetern bei Frauen beziehungsweise mehr als 94 Zentimetern bei Männern ist das Risiko für Folgeerkrankungen erhöht.

  • Ab einem Bauchumfang an der Taille von 88 Zentimetern bei Frauen beziehungsweise 102 Zentimetern bei Männern liegt eine Bauchfettsucht (abdominale Adipositas) mit einem deutlich erhöhten Risiko für Stoffwechsel- beziehungsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor.

Adipositas: Ursachen und Risikofaktoren

Adipositas und Übergewicht entstehen durch eine zu hohe Energiezufuhr. Das Körpergewicht steigt, da der Körper mehr Energie in Form von Kalorien erhält, als er verbrauchen kann. In diesem Fall liegt eine positive Energiebilanz vor. Der Körper lagert die überschüssige Energie als Fett in sogenannten Fettzellen ein.

Es gibt viele verschiedene Ursachen von Adipositas. Häufige Risikofaktoren der Krankheit sind: 

  • ungesundes Essverhalten: Eine ungesunde Ernährung mit viel Fett und Kohlenhydraten kann zu Übergewicht führen. Auch zuckerhaltige Getränke wie Fruchtschorlen oder Alkohol stellen einen Risikofaktor dar. Mitunter essen Menschen auch mehr, als sie eigentlich benötigen, um ihren Energiebedarf zu decken. Das ist etwa bei Essstörungen wie Binge-Eating der Fall. Auch wer zu schnell isst, fühlt sich erst satt, wenn bereits mehr als nötig gegessen wurde. 

  • Bewegungsmangel: Heutzutage ist Bewegungsmangel ein wichtiger Faktor für die Entstehung von Übergewicht und Adipositas. Viele Menschen müssen sich während der Arbeit- oder Schulzeit kaum bewegen, Freizeitaktivitäten finden immer häufiger vor dem Computer oder dem Smartphone statt. Entsprechend gering ist der Energieverbrauch.

  • psychische Faktoren: Seelische Unausgeglichenheit, Ärger, Ängste, Stress oder Langeweile können zur Entstehung von Übergewicht und Adipositas beitragen, da sie häufig ein gestörtes Essverhalten nach sich ziehen. Derartige seelische Faktoren begünstigen zum Beispiel auch Heißhungerattacken oder Frustessen.

  • genetische Ursachen: Kinder, deren Eltern an Adipositas erkrankt sind, werden häufiger ebenso adipös. Auch ein sehr niedriges oder sehr hohes Geburtsgewicht sowie Übergewicht der Mutter während der Schwangerschaft begünstigen laut einigen Fachleuten Fettleibigkeit.

  • bestimmte Medikamente: Manche Arzneimittel können den Appetit steigern und zu einer vermehrten Nahrungsaufnahme und einer Gewichtszunahme führen. Dazu zählen etwa Antidepressiva, Medikamente gegen Diabetes, Glukokortikoide oder Neuroleptika.

  • hormonelle Erkrankungen: Hinter Übergewicht und Adipositas können auch bestimmte Erkrankungen stecken, bei denen der Hormonhaushalt gestört ist. Möglich ist das etwa bei einer Schilddrüsenunterfunktion oder dem Cushing-Syndrom.

  • sozialer Status: Auch fehlendes Wissen über eine gesunde Ernährung und vorbeugende Maßnahmen sowie geringes Einkommen sind mögliche Risikofaktoren für Fettleibigkeit.

Was begünstigt außerdem Fettleibigkeit?

Weitere Faktoren, die bei der Entstehung von Übergewicht und Adipositas eine Rolle spielen können, sind beispielsweise:

  • lange Bettlägerigkeit
  • Schwangerschaft
  • Rauchstopp
  • Operationen im Bereich des Hypothalamus
  • ständiger Schlafmangel

Adipositas: Begleitende Symptome und Folgen von Fettleibigkeit

Bei Adipositas und starkem Übergewicht treten vor allem folgende Symptome auf:

  • geringere körperliche Belastbarkeit
  • Atemnot (Dyspnoe)
  • vermehrtes Schwitzen
  • Gelenkbeschwerden durch gewichtsbedingte Überlastung der Gelenke

Mögliche Folgeerkrankungen von Adipositas

Adipositas und starkes Übergewicht können im weiteren Verlauf das Risiko für verschiedene Erkrankungen erhöhen. Zu den möglichen Folgen zählen:

Seelische und gesellschaftliche Folgen

Adipositas und Übergewicht verursachen nicht nur körperliche Symptome. Gewichtsprobleme wirken sich oft auch auf die seelische Verfassung und das gesellschaftliche Leben aus. Mitunter führt Fettleibigkeit zu einer gesellschaftlichen Ausgrenzung der Betroffenen. Mögliche Folgen sind

  • Depressionen,
  • Ängstlichkeit in sozialen Situationen und
  • ein vermindertes Selbstwertgefühl.

Dass die körperliche Beweglichkeit bei Fettleibigkeit stark eingeschränkt und dadurch die Lebensqualität in vielen Bereichen erheblich verringert ist, verstärkt die seelische Belastung zusätzlich.

Adipositas: Diagnose und Untersuchungen

Bei Verdacht auf Adipositas sollte hausärztlicher Rat eingeholt werden. Zunächst erkundigt sich die*der Ärztin*Arzt nach der Krankheitsgeschichte, den Ernährungsgewohnheiten, dem familiären und beruflichen Umfeld sowie den körperlichen Aktivitäten. Mithilfe dieser Informationen kann später ein geeigneter Therapieplan erstellt werden.

Im Anschluss bestimmen Ärzt*innen den BMI und messen den Hüft- und Taillenumfang. Ergänzende Untersuchungen können sein: 

  • Blutuntersuchung
  • Blutdruckmessung
  • Elektrokardiographie (EKG)
  • Ultraschall des Bauchraums
  • Schlafapnoe-Screening

Welche Behandlung hilft bei Adipositas?

Ziel der Behandlung bei Adipositas ist es, das Körpergewicht langfristig zu reduzieren und das Risiko für mögliche Folgeerkrankungen zu minimieren. Auch bei bereits bestehenden Folgeerkrankungen wirkt sich eine Gewichtsabnahme meist positiv aus. Wichtig ist, dass Fachleute gemeinsam mit Betroffenen einen Behandlungsplan erstellen, der individuelle Faktoren und realistische Ziele berücksichtigt.

Es kommt nicht darauf an, so schnell und so viel wie möglich abzunehmen. Radikal- oder Blitzdiäten belasten den Körper und führen langfristig nur selten zum Erfolg. Stattdessen ist es erstrebenswert, das Körpergewicht

  • allmählich über einen längeren Zeitraum zu senken und
  • anschließend langfristig stabil zu halten.

Bereits eine Reduktion des Gewichts von fünf bis zehn Prozent wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus. Die Therapie bei starkem Übergewicht setzt sich aus verschiedenen Maßnahmen zusammen.

Adipositas: Konservative Behandlung

Die Basistherapie bei Adipositas baut sich auf drei Maßnahmen auf: 

  • Ernährung: Es sollten etwa 500 bis 600 Kilokalorien (kcal) weniger Energie zugeführt werden, als der Körper verbraucht. Dies kann durch eine verringerte Zufuhr von Kohlenhydraten und Fett erzielt werden. Eine professionelle Ernährungstherapie ist in jedem Fall ratsam. Extreme Diäten sind nicht zu empfehlen, da diese in der Regel mit medizinischen Risiken verbunden und nicht nachhaltig sind. 

  • Bewegung: Körperliche Aktivität erhöht den Energieverbrauch, was dazu beiträgt, das Gewicht zu reduzieren und zu stabilisieren. Mindestens 30 Minuten moderate Bewegung an fünf Tagen in der Woche sind ratsam. Insbesondere Ausdauersportarten wie Walken, Schwimmen oder Fahrradfahren sollten in den Alltag integriert werden. Erste Effekte sind bereits ab 15 Minuten oder 90 Minuten pro Woche möglich.

  • Verhaltenstherapie: Mithilfe verschiedener verhaltenstherapeutischer Strategien sollen sich Betroffene langfristig an eine gesunde Ernährungsweise und Bewegung im Alltag gewöhnen. So lassen sich auch Rückfälle eher verhindern. Zudem wird das eigene Selbstwertgefühl in der Therapie gestärkt.

Medikamente bei Adipositas

Bei adipösen Patient*innen mit einem BMI über 30 kann zusätzlich zur Ernährungs- und Bewegungstherapie auch eine medikamentöse Behandlung sinnvoll sein. Diese ist jedoch nur zu empfehlen, wenn andere Behandlungsmaßnahmen keinen gewünschten Effekt erzielen. Zum Einsatz kommen kann etwa der Wirkstoff Orlistat.

Dieser Wirkstoff hemmt das Enzym Lipase im Darm, das für die Spaltung bestimmter Fette (Triglyceride) verantwortlich ist. Ohne diese Spaltung kann der Körper keine Triglyceride aufnehmen und verwerten. Orlistat verringert die Aufnahme von Fett auf diese Weise um etwa 30 Prozent. 

Mit Orlistat lässt sich das Gewicht zusätzlich um insgesamt etwa drei bis vier Kilogramm senken. Das Medikament ist somit jedoch kein Ersatz für eine langfristige Ernährungs- und Bewegungstherapie. Zudem sind einige Nebenwirkungen möglich, vor allem Magen-Darm-Beschwerden wie Fettstühle und Blähungen.

Darüber hinaus gibt es viele freiverkäufliche Mittel, die beim Abnehmen unterstützen sollen. Vor der Einnahme ist eine ärztliche Rücksprache wichtig, um mögliche Neben- oder Wechselwirkungen abklären zu lassen. Die Wirkung vieler derartiger Produkte ist zudem nicht wissenschaftlich belegt.

Adipositaschirurgie

Bei einer Adipositas Grad 2 und bei Adipositas permagna sind in manchen Fällen auch operative Behandlungsmaßnahmen möglich. Diese sogenannte Adipositaschirurgie ist jedoch mit einigen Risiken verbunden und sollte nur in zertifizierten Zentren durchgeführt werden. Mögliche chirurgische Eingriffe sind:

  • Magenverkleinerung: Häufigstes Verfahren ist die Magenverkleinerung, zum Beispiel durch ein anpassbares Magenband. Aufgrund des verkleinerten Magens tritt ein schnelleres Sättigungsgefühl ein, weshalb kleinere Nahrungsportionen verzehrt werden.

  • Magenbypass: Bei extrem hohem Übergewicht (BMI über 55) besteht zusätzlich die Möglichkeit, den Dünndarm umzuleiten und dabei einen sogenannten Magenbypass zu schaffen. Dadurch verkürzt sich die Strecke, auf der der Körper Nahrungsbestandteile aufnehmen (resorbieren) kann. So verringert sich der Anteil der Nahrung, die der Körper verwerten kann.

Eine Adipositaschirurgie ist nur im Ausnahmefall zu empfehlen. Jedes Verfahren erfordert eine konsequente Nachbehandlung über mehrere Jahre, um einen Langzeiterfolg der Behandlung zu gewährleisten und Komplikationen rechtzeitig erkennen oder verhindern zu können.

Die operative Fettabsaugung (Liposuktion) zählt nicht zu den Maßnahmen der Adipositaschirurgie und ist auch nicht zur langfristigen Therapie von Übergewicht zu empfehlen. Durch sie ist lediglich eine örtliche Verringerung der Fettmenge möglich.

Übergewicht bei Kindern

Um Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen langfristig erfolgreich reduzieren zu können, ist es nötig, die Eltern, Familienmitglieder oder betreuende Personen in gleichem Maß in die Behandlung einzubeziehen (familienbasierte Therapie). Bei Kindern im Jugendalter, die übergewichtig oder adipös sind, gilt dies nicht unbedingt, da mit zunehmendem Alter der Kinder der Einfluss der Familie sinkt.

Adipositas: Verlauf und Prognose

Nur wenigen adipösen Patient*innen gelingt eine dauerhafte Gewichtsreduktion und das Erreichen eines Normalgewichts. Viele nehmen innerhalb des nächsten Jahres wieder rund 30 bis 50 Prozent des verlorenen Gewichts zu. Etwa 50 Prozent der Betroffenen sind nach drei bis fünf Jahren wieder bei dem Gewicht, welches sie zu Beginn der Therapie hatten.

Um diesem Jo-Jo-Effekt und den drohenden Folgeerkrankungen vorzubeugen, sind einige Punkte besonders wichtig. Wesentliche Bestandteile eines langfristigen Erfolgs sind: 

  • enge Beziehung zwischen Betroffenen und Therapeut*innen,
  • Selbsthilfegruppen
  • Unterstützung des sozialen Umfelds
  • regelmäßige Bewegung und körperliche Aktivität
  • fett- und kohlenhydratreduzierte Ernährung
  • regelmäßige Gewichtskontrolle