Abszess: Ursachen, Behandlung und Hausmittel
Ein Abszess ist ein mit Eiter gefüllter Hohlraum im Gewebe – also eine Art großer Eiterpickel. Abszess-Salben aus der Apotheke können im Frühstadium helfen. Bei einem ausgeprägten Abszess bleiben sie allerdings wirkungslos. Wie entsteht ein Abszess, wie wird er behandelt und warum sollten Betroffene ihn auf keinen Fall selbst entfernen?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Was ist ein Abszess?
Ein Abszess ist eine abgekapselte Eiteransammlung in der Haut, deren Ursache in der Regel Bakterien sind. Dringen diese tiefer in die Haut ein, kann es dort zu einer eitrigen Entzündung kommen. Wenn der Eiter nicht abfließen kann, bildet sich ein Abszess – eine Abkapselung, unter anderem aus Granulationsgewebe – die umgangssprachlich auch Eiterbeule genannt wird. So entsteht ein natürlicher Schutzwall (Abszessmembran), der verhindern soll, dass sich die Entzündung weiter ausbreitet.
Die Größe eines Abszesses beträgt meist ein bis drei Zentimer, dies kann jedoch variieren. Betroffen sind meist Körperstellen, die ständiger Reibung ausgesetzt sind. Typischerweise bilden sich Abszesse in der Haut beziehungsweise im sogenannten Subkutangewebe. Häufige Regionen für Hautabszesse sind etwa
- Gesäß,
- Intimbereich,
- Achsel,
- Steißbein,
- Innenseite des Oberschenkels oder
- Mund (Zahnfleisch).
Grundsätzlich können Eiterbeulen aber überall entstehen. So können sämtliche Organe im Bauchraum wie Darm, Leber und Milz, aber auch Zwerchfell, Nieren, Lunge und Gehirn betroffen sein.
Abszess am Po
Bei einem Abszess am Po, auch Analabszess genannt, handelt es sich um eine Eiteransammlung im Bereich des Afters. Am häufigsten tritt ein Abszess am Po zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auf – insbesondere bei Männern.
Die Ursache für einen Analabszess ist in der Regel eine Entzündung der kleinen Drüsen im Analkanal. Wird die Schleimhaut des Analkanals durch häufige Toilettengänge oder sehr hartes Toilettenpapier gereizt, können Bakterien leichter in die Schleimhaut eindringen und eine Infektion der Drüsen und damit einen Abszess hervorrufen.
Abszess, Furunkel, Karbunkel, Empyem, Zyste: Was sind die Unterschiede?
Abszess: Ein Abszess ist eine Eiteransammlung in einem durch Gewebeeinschmelzung entstandenen Hohlraum. Abszesse können im Gegensatz zum Furunkel überall im Körper auftreten.
Furunkel: Bei einem Furunkel ist ein Haarbalg zusammen mit dem umliegenden Gewebe eitrig und schmerzhaft entzündet. Daher können Furunkel ausschließlich an behaarten Stellen auftreten, typischerweise im Gesicht, im Nacken, in den Achselhöhlen und im Intimbereich.
Karbunkel: Wenn mehrere benachbarte Furunkel zu einer großen Eiterbeule verschmelzen, entsteht ein sogenannter Karbunkel.
Empyem: Als Empymem wird eine Eiterbildung in einer bereits bestehenden Körperhöhle beschrieben – zum Beispiel in der Gallenblase oder in der Leber im Verlauf einer Gallenblasenentzündung.
Zyste: Eine Zyste ist ein meist gutartiger abgekapselter Hohlraum im Gewebe, der mit unterschiedlichen Substanzen gefüllt sein kann. Entzündet sich die Zyste aufgrund einer Infektion, kann sich im Inneren Eiter ansammeln.
Abszess: Typische Symptome
Das erste Anzeichen für einen oberflächlichen Abszess ist ein unbestimmtes Druck- und Schmerzgefühl unter der Haut. Im weiteren Verlauf nehmen die Beschwerden zu und es zeigen sich die klassischen Entzündungszeichen.
Typische lokale Symptome der betroffenen Stelle:
- Rötung
- Überwärmung
- Schwellung oder Verhärtung
- Druckempfindlichkeit
Zu Beginn ähneln Abszesse äußerlich noch einem Pickel. Im weiteren Verlauf lässt sich die Eiterbeule unter der Haut jedoch durch ihre weiß-gelblichen bis grünen Farbe von einem Pickel unterscheiden. Auch die Schwellung und die Eiterpustel sind deutlich größer.
Durch die Entzündung unter der Hautoberfläche sind Abszesse in der Regel äußerst schmerzhaft – vor allem bei Bewegungen oder Berührungen. Bei einem Abszess am Po zum Beispiel können sich die Betroffenen unter Umständen nicht mehr hinsetzen, ohne dass Schmerzen auftreten. Manchmal treten die Schmerzen auch synchron zum Pulsschlag auf.
Wenn ein auf der Haut sichtbarer roter Streifen vom Abszess wegführt, haben sich die Erreger in den Lymphbahnen ausgebreitet. Fachleute sprechen in diesem Fall von einer sogenannten Lymphangitis.
Größere Abszesse oder Abszesse, die die inneren Organe betreffen, sind zunächst nicht immer mit Schmerzen verbunden. Unter Umständen ist Fieber das einzig erkennbare Symptom. Möglich sind aber auch allgemeine Krankheitssymptome wie
Je nach betroffener Region können weitere Beschwerden dazukommen:
Ein Abszess im Bauchraum kann die Darmfunktion beeinträchtigen und zu Verstopfung oder im schlimmsten Fall einem Darmverschluss führen.
Beim Lungenabszess ist Husten ein typisches Symptom. Hier kann es insbesondere zum Abhusten von Blut und eitrigem Sekret kommen.
Bildet sich ein Hirnabszess, treten Übelkeit und Erbrechen, Benommenheit, Empfindungsstörungen, Krampfanfälle (epileptische Anfälle) sowie neurologische Beschwerden wie halbseitige Lähmungen auf.
Abszess: Mögliche Ursachen
In den meisten Fällen werden Abszesse durch Bakterien verursacht, die über winzig kleine Hautverletzungen in den Körper eindringen und dort eine Entzündung hervorrufen. Bei den verantwortlichen Keimen handelt es sich meist um
- Staphylokokken (vor allem Staphylococcus aureus),
- Streptokokken oder
- Escherichia coli.
Sobald die Krankheitserreger in den Körper gelangt sind, gehen die weißen Blutkörperchen (Granulozyten) gegen sie vor. Bei dieser Abwehrreaktion kann sich Eiter bilden, der aus abgestorbenen Geweberesten, Bakterien und weißen Blutzellen besteht. Anschließend baut der Körper um den Eiterbeutel herum eine Kapsel aus Bindegewebe, die verhindern soll, dass sich der Abszess weiter ausbreitet.
Wie die Krankheitserreger in den Körper gelangen, ist unterschiedlich. So können etwa Wunden als Eintrittspforte für Bakterien dienen. Möglich sind zum Beispiel
- eine Schürfwunde am Knie,
- eine Schnittverletzung beim Rasieren oder
- eine bakterielle Zahnentzündung (etwa durch Karies).
Risikofaktoren für ein Abszess
Bestehen für das Bakterium zusätzlich zu einer Verletzung günstige Bedingungen, beispielsweise durch ein geschwächtes Immunsystem, ist das Risiko für eine Abszessbildung erhöht.
Weitere Faktoren, die die Entstehung eines Abszesses begünstigen, sind zum Beispiel:
- Diabetes mellitus
- mangelnde, aber auch übertriebene Hygiene
- unzureichende Wundversorgung sowie Fremdmaterial im Körper (etwa Katheter oder Venenkanülen), wenn diese nicht regelmäßig gewechselt und gesäubert werden
- starkes Übergewicht (Adipositas)
- chronischer Stress
- Rauchen
Zu einem Abszess im Bauchraum kommt es zum Beispiel durch einen Blinddarmdurchbruch. Auch Verletzungen, etwa des Darms, können dazu führen, dass Bakterien in den Bauchraum eindringen und sich in der Folge Abszesse bilden.
Wenn ein Abszess immer wieder kommt, kann in seltenen Fällen auch eine angeborene oder erworbene Immunschwäche dahinterstecken.
Unter Umständen kann auch eine injizierte Spritze einen Abszess verursachen. Ein sogenannter Spritzenabszess entsteht, wenn eine Spritze verabreicht wird, ohne die Haut vorher zu desinfizieren. Durch die hohen Hygienevorschriften in Krankenhäusern und ärztlichen Praxen kommen diese Abszesse heutzutage jedoch kaum noch vor. Nur bei Menschen mit Suchterkrankungen oder bei Sportler*innen, die selbstständig mithilfe einer Spritze etwas injizieren, bilden sich gelegentlich noch Spritzenabszesse.
Nicht immer sind Bakterien Ursache für einen Abszess. Chronische Entzündungen – wie etwa Morbus Crohn oder Tuberkulose – können ebenfalls zu Abszessen führen. Von diesen sogenannten kalten Abszessen sind meistens innere Organe betroffen. Im Gegensatz zu den Abszessen, die direkt durch Bakterien ausgelöst werden, enthalten kalte Abszesse kaum Eiter.
Wie wird ein Abszess diagnostiziert?
Befindet sich der Abszess direkt unter der Haut, ist in der Regel keine aufwändige Diagnose notwendig. Oberflächliche Abszesse kann der*die Hautarzt*Hautärztin meist schon anhand der typischen Entzündungszeichen erkennen. Um festzustellen, welcher Erreger die Entzündung – und somit den Abszess – verursacht hat, ist jedoch ein Abstrich des Eiters nötig.
Tief liegende Abkapselungen sind von außen nicht zu erkennen oder zu ertasten. Hat sich zum Beispiel in den Nieren oder in der Lunge ein Abszess gebildet, kann der*die Arzt*Ärztin ihn nur mithilfe bildgebender Verfahren erkennen. Dazu gehören
Zusätzlich bietet sich zur Diagnostik eine Blutuntersuchung an. Dabei wird das Blut im Labor auf bestimmte Entzündungszeichen und Antikörper gegen den verantwortlichen Erreger untersucht.
Eine erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen (Leukozytose) und eine gestiegene Konzentration von C-reaktivem Protein sind weitere Anzeichen für einen Abszess.
Wie wird ein Abszess behandelt?
Kleine Abszesse lassen sich zunächst mit Salben behandeln. Gerade bei größeren Abszessen besteht die einzig wirksame Behandlung jedoch in einer chirurgischen Entfernung, die Fachleute Abszessspaltung nennen. In vielen Fällen – etwa bei oberflächlichen Abszessen oder bei einem Abszess am Po – reicht ein kleiner Schnitt, um die Eiterbeule zu öffnen.
Wie läuft eine Abszessspaltung ab?
Befindet sich die Eiterbeule direkt unter der Haut, wird die betroffene Region zunächst meist örtlich betäubt. Es folgt ein kleiner Hautschnitt an der Stelle, wo der Abszess sich am meisten vorwölbt – dadurch entleert sich meist spontan Eiter.
Anschließend wird das entzündete Gewebe entfernt und die Wunde per Spülung gesäubert. Um zu verhindern, dass zurückgebliebene Krankheitserreger einen erneuten Abszess verursachen, soll die Wunde größtenteils "offen" abheilen. Im Anschluss ist es wichtig, die Wunde regelmäßig zu säubern und die Verbände zu wechseln. Bei sehr großen Abszessen können unter Umständen mehrere Operationen notwendig sein.
Je nach Stelle und Ausdehnung des Abszesses erfolgt die Operation unter Vollnarkose oder örtlicher Betäubung.
Abszesse in Organen: Behandlung durch Abszessdrainage
Abszesse in Organen wie der Lunge oder der Leber lassen sich oftmals durch eine sogenannte Abszessdrainage behandeln: Dabei wird unter Ultraschall- oder CT-Kontrolle ein Katheter eingeführt und der Eiter entfernt (Punktion). Begleitend erhalten Betroffene ein Antibiotikum.
Wichtig: Ein Abszess sollte niemals selbst ausgedrückt oder aufgestochen werden! Drücken Betroffene zu stark auf den Abszess, kann es passieren, dass die Erreger in die Blutbahn gelangen und die Entzündung sich ausbreitet. In sehr seltenen Fällen dies sogar zu einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung (Sepsis) führen.
Abszess selbst behandeln: Was bringen Salben und Hausmittel?
In der Apotheke sind sogenannte Zugsalben erhältlich, die den Wirkstoff Ammoniumbituminosulfonat enthalten. Eine solche Salbe kann in einigen Fällen ausreichen, damit der Abszess abstirbt oder sich in anschließender ärztlicher Behandlung zumindest leichter entfernen lässt. Sinnvoll ist Zugsalbe jedoch nur bei kleineren Abszessen. Denn je größer Abszesse werden, umso stärker kapseln sie sich vom umliegenden Gewebe ab, sodass der Wirkstoff gar nicht erst bis in die Abszessmembran vordringen kann.
Hausmittel sind zur Behandlung eines Abszesses nicht empfehlenswert. Auf einigen Portalen wird dazu geraten, Zwiebeln, Knoblauch oder Quark auf die Eiterbeulen zu legen. Tatsächlich enthalten diese Lebensmittel von Natur aus antibakterielle Stoffe. Deren Konzentration ist jedoch so gering, dass keine nennenswerte Dosis in den tieferen Hautschichten angelangt.
Abszess: Verlauf
Wie sich ein Abszess entwickelt, hängt vor allem von
- der Größe,
- der Lage und
- der Therapie ab.
Wird ein Abszess nicht ordnungsgemäß behandelt, besteht die Gefahr, dass Krankheitserreger zurückbleiben und sich der Abszess immer wieder neu bildet.
Bei rechtzeitiger ärztlicher Behandlung heilen Abszesse aber in der Regel problemlos ab. Bis zur vollständigen Heilung können – je nach Größe der Abszesshöhle – mehrere Wochen vergehen.
Wichtig ist, die offene Abszesswunde täglich durch Abduschen zu säubern und den Verband zu wechseln. Nach der operativen Entfernung eines Analabszesses können Sitzbäder die Heilung beschleunigen – vor allem nach dem Stuhlgang sollte hier verstärkt auf Hygiene geachtet werden.