Schnuller: ja oder nein?
Saugen beruhigt, entspannt und tröstet. Aus diesem Grund geben viele Eltern ihrem Kind einen Schnuller. Schreit das Baby und lässt es sich nicht auf andere Weise beruhigen, erweist sich ein Schnuller oft als letzte und meist effiziente Lösung. Das Baby kommt zur Ruhe, und die Eltern können durchatmen. Dagegen ist absolut nichts einzuwenden.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Überblick
Dennoch haben Schnuller keinen sonderlich guten Ruf. Der Grund: Kinder, die lange Jahre und sehr viel schnullern, zeigen mitunter später Kieferverformungen und Zahnfehlstellungen. In der Folge treten auch häufiger Probleme in der Sprachentwicklung auf.
Andererseits ist nicht jedes Schnullerkind von Kieferverformungen und Zahnfehlstellungen betroffen. Zudem weicht so manches Kind auf den Daumen aus, wenn es keinen Schnuller bekommt oder er ihm früh wieder genommen wird. Und das Daumennuckeln ist nicht nur ebenso schlecht für die Kiefer- und Zahnentwicklung, sondern erfahrungsgemäß auch deutlich langlebiger als die Liebe zum Schnuller.
Schnuller – ab wann?
Wenn Sie stillen und der Meinung sind, Ihr Baby bräuchte einen Schnuller, dann sollte Ihr Kind sich bereits an das Stillen gewöhnt haben und gut damit zurecht kommen. Ansonsten kann sich eine Saugverwirrung einstellen.
Tipps für den richtigen Umgang mit dem Schnuller
- Geben Sie Ihrem Kind nur einen Schnuller, wenn Sie davon überzeugt sind, dass es ihn braucht oder wenn es beginnt, am Daumen zu lutschen.
- Schnullerpflege: Neue Schnuller sollten Sie immer erst gut auskochen. Im weiteren Gebrauch reicht es, den Schnuller immer mal wieder unter fließendem Wasser abzuwaschen und hin und wieder erneut auszukochen.
- Schnullerketten: Eine Schnullerkette ist praktisch, damit der Schnuller, wenn er aus dem Mund fällt, nicht verloren geht oder auf den Boden fällt. Achten Sie aber darauf, dass die Schnullerkette nicht so lang ist, dass sie sich um den Hals des Babys wickeln kann und dass keine Verletzungsgefahr besteht.
- Lutschen Sie den Schnuller niemals ab! Sie können damit Keime übertragen, die z.B. Mundsoor verursachen können.
- Finger weg von Sirup, Honig und anderen Substanzen, in die man früher gerne den Schnuller getaucht hat! Neben dem Karies-Risiko können diese Dinge grundsätzlich im ersten Jahr ungeeignet für Säuglinge sein.
- Geben Sie den Schnuller vornehmlich als Einschlafhilfe. Schläft Ihr Kind, ziehen Sie den Schnuller vorsichtig aus seinem Mund heraus, damit es im Schlaf nicht weiter nuckelt.
- Kein Schnuller für wache, aktive Kinder! Babys möchten Ihre Umgebung mit allen Sinnen erleben – der Schnuller im Mund hindert sie daran, Gegenstände mit dem Mund zu erkunden und hemmt die natürliche Entwicklung der Lautäußerung.
- Kinder, die sprechen möchten, sollten vorher den Schnuller aus dem Mund nehmen.
- Bedenken Sie, dass sich das natürliche Saugbedürfnis Ihres Kinds bei besonderen Unruhezuständen und im Krankheitsfall verstärken kann.
- Wenn Sie feststellen, dass Ihr Kind beginnt, den Schnullerentzug mit Daumenlutschen zu beantworten, ist es mitunter besser, ihm den Schnuller zu überlassen.
- Wenn spätestens im dritten Lebensjahr die Schnullerfee kommt, um den Nuckel gegen ein kleines Geschenk einzutauschen, sind im Allgemeinen keine bleibenden Kieferprobleme zu befürchten. Wenn Sie sich dennoch Sorgen machen, sprechen Sie am besten mit dem Kinderarzt.
Schnuller abgewöhnen
Kinder, die über das zweite Lebensjahr hinaus regelmäßig schnullern, zeigen häufig Kieferverformungen und Zahnfehlstellungen. Nicht selten kommt es in der Folge zu Problemen in der Sprachentwicklung. Darum sollten Sie rechtzeitig damit beginnen, Ihr Kind vom Schnuller zu entwöhnen.
Nach dem dritten Geburtstag fällt es Kindern oft schwer, vom Schnuller zu lassen. Sie haben sich an das beruhigende Saugen gewöhnt und nicht gelernt, auf anderem Weg zur Ruhe zu kommen. Einem Kind den Schnuller jedoch von heute auf morgen wegzunehmen, ist nur selten von Erfolg gekrönt. Außerdem weicht es dann häufig entweder auf den Daumen aus, oder es tritt regelrecht in einen Streik. Es nässt wieder ein oder kann nicht mehr alleine einschlafen.
In solchen Fällen hat sich die sogenannte Schnullerfee bewährt. Sie ist ein geheimnisvolles Wesen, mit dem das Kind einen Handel verabreden kann: Das Kind gibt seinen Schnuller für alle Zeiten her und bekommt dafür von der Schnullerfee ein tolles Geschenk.
Es empfiehlt sich, gemeinsam mit dem Kind zu überlegen, was es sich Schönes von der Schnullerfee wünschen könnte. Dann sollte es selbst entscheiden, an welchem Tag die Schnullerfee kommt. Anderenfalls ist die Gefahr groß, dass das Vorhaben fehlschlägt. An dem betreffenden Abend werden alle Schnuller an einem Ort versammelt, wo am nächsten Morgen an deren Stelle das Geschenk liegt.
Manchmal begreifen die Kinder erst jetzt, worauf sie sich eingelassen haben, und verlangen den Schnuller zurück. Doch dafür müssten sie das Geschenk wieder hergeben, was sie meist nicht wollen. Oft folgt nun eine schwierige Phase von ein paar Tagen, in der sie sich schließlich an ihr schnullerfreies Leben gewöhnen. Zumal sie jetzt mit nicht wenig Stolz berichten können, keinen Schnuller mehr zu brauchen.
Alternativen zur Schnullerfee können beispielsweise sein:
- Nikolaus oder Weihnachtsmann
- Schnullerbaum
- eine Abschiedszeremonie
- Schnuller dem kleinen Geschwisterchen schenken (natürlich sollten Sie hier einen neuen Schnuller parat haben, der genauso aussieht wie der alte)