Familienkost
Spätestens um den 1. Geburtstag herum sind die meisten Kinder von ihrer körperlichen und geistigen Entwicklung so weit, sich nach und nach an feste Kost zu gewöhnen und mit der Zeit an den Mahlzeiten der Familie teilzunehmen. Daher kann nun die Beikost durch Familienkost, die "richtige Nahrung", abgelöst werden.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Allgemeines
Das Immunsystem und der Magen-Darm-Trakt von Einjährigen sind soweit entwickelt, dass die Gefahr, durch bestimmte Lebensmittel Allergien zu entwickeln, nun äußerst gering ist. Dennoch sollten Sie in der ersten Zeit der Familienkost weiterhin nur ein neues Nahrungsmittel pro Woche einführen und scharfe Gewürze sowie zu viel Salz meiden.
Bis zum 1. Geburtstag sind die Schneidezähne Ihres Kindes bereits durchgebrochen, sodass es feste Nahrung abbeißen kann. Sind schon Backenzähne vorhanden, kann es nun auch kräftig kauen.
Diese dritte Phase in der Ernährung von Kindern, die Familienkost, ist außerdem die entscheidende Zeit, in der die künftigen Ess- und Ernährungsgewohnheiten geprägt werden. Daher ist es besonders wichtig, dass Sie Ihrem Kind Spaß am Essen vermitteln, aber auch ein breites Angebot an gesunder und abwechslungsreicher Kost anbieten.
Ganz wichtig: Zwingen Sie Ihr Kind nie zum Essen! Denken Sie daran: Kein gesundes Kind würde freiwillig hungern oder sich selbst schaden. Tatsächlich nimmt bei vielen Kindern im 2. Lebensjahr der Appetit erst einmal ab. Solange Ihr Kind gesund ist, gibt es keinen Grund zur Sorge.
Bei der Gewöhnung an die Familienkost und für das spätere gesunde Essverhalten des Kleinkinds sollte immer gelten: Sie bestimmen das Nahrungsangebot, Ihr Kind bestimmt die Menge, die es isst!
Der richtige Zeitpunkt
Einen festen Zeitpunkt, wann ein Kind feste Kost oder Familienkost zu sich nehmen sollte, gibt es nicht. Es gibt immer wieder Kinder, die schon früh am Familienessen interessiert sind – meistens kommt das Interesse mit der Möglichkeit, abzubeißen, also mit den ersten Zähnen.
Wenn Ihr Kind schon vor dem ersten Geburtstag Interesse an der Familienkost hat, müssen Sie ihm diese nicht grundsätzlich verweigern. Achten Sie nur darauf, verbotene Lebensmittel vom Speiseplan zu streichen. Außerdem gilt: Weichen Sie frühestens ab dem 5. Monat das erste Mal von der Milchnahrung ab.
Die meisten Kinder interessieren sich etwa mit zehn Monaten das erste Mal für feste Nahrung. Snacks und Fingerfood werden mehr und mehr zu einer Mahlzeit, das Kind möchte häufiger vom Teller der Eltern probieren, Brei wird langsam uninteressant. Einige Kinder werden bis weit in das 2. Lebensjahr hinein gestillt – auch das ist weder bedenklich noch ungesund. Wie bei allem gilt auch hier, dass kein Zwang zum Essen entstehen soll – Ihr Kind wird sich melden, wenn es für feste Kost bereit ist.
Tischmanieren
Ihr Kind wird Tischmanieren am einfachsten lernen, indem es sich bei Ihnen abschaut, wie man sich bei Tisch verhält. Es wird Ihnen vermutlich nicht gelingen, die gewünschten Manieren bewusst anzuerziehen, da die Mahlzeiten so schnell zum Kampf ausarten. Kinder müssen bei der Gewöhnung an die Familienkost so vieles neu erlernen – das Essen auf dem Löffel zu behalten, die verschiedenen Lebensmittel kennen lernen, richtig zu kauen – dass sie mit dieser zusätzlichen Aufgabe noch eine ganze Weile überfordert sind.
Wenn Sie es jedoch schaffen, zunächst über die vermeintlich schlechten Manieren hinwegzusehen und ein paar einfache Regeln befolgen, wird Ihr Kind mit der Zeit automatisch zum ordentlichen Tischnachbarn:
- Sie dienen als Vorbild!
- Bei Tisch sollte keine Ablenkung (Fernsehen, Streit, Zeitung) erfolgen – gelangweilte oder gestresste Kinder fangen oft an, mit dem Essen zu spielen.
- Essen Sie gemeinsam und in Ruhe.
- Bieten Sie lieber mehrere kleine Portionen an als eine große.
- Der Teller muss nicht leergegessen werden!
- Mahlzeiten sollten nicht länger als höchstens 30 Minuten dauern – Kleinkinder können selten lange ruhig sitzen.
- Ihr Kind sollte mit dem Löffel hantieren dürfen, sobald es daran Interesse zeigt. So lernt es schnell selbstständiges Essen. Auch eine Kindergabel darf verwendet werden – die Verletzungsgefahr ist bei den stumpfen Zinken äußerst gering.