Holunder
Schwarzer Holunder (Sambucus nigra) liefert mit seinen Blüten und Früchten nicht nur leckere Zutaten für die unterschiedlichsten Rezepte (wie Holunderblütensirup, Holundersirup und Holundersaft), sondern zählt auch schon seit Langem zu den Heilpflanzen.
Allgemeines
Der Schwarze Holunder ist ein bis zu sieben Meter hoher Strauch mit gegenständig angeordneten Blättern. Die kleinen, gelblich-weißen Blüten sind in großen, trugdoldigen, flachen Blütenständen angeordnet.
Die im Juni am Holunder erscheinenden Blüten haben einen charakteristischen Geruch und schmecken schleimig-süß. Getrocknet sind die Holunderblüten auch als Fliedertee bekannt. Die Holunderblüte dauert etwa zwei Monate. Die im Herbst heranreifenden Holunderbeeren haben eine glänzend-schwarze bis schwarz-violette Färbung. Sie schmecken süß-säuerlich und sind nur nach Erhitzen genießbar.
Beheimatet ist Schwarzer Holunder in Europa, Nordafrika, West- und Mittelasien. Der Fund von Holundersamen in prähistorischen Stätten konnte belegen, dass sich der Mensch diesen Strauch schon lange zunutze macht: In der Antike verwendeten die Menschen den Holunder beispielsweise, um ihre Haare schwarz zu färben, und mehrere Schriften dieser Zeit erwähnen ihn erstmals als Heilmittel.
In der christlichen Geschichte galt es als schweres Verbrechen, einen Holunder zu fällen, da es hieß, dies könne Unglück und sogar den Tod bringen. Angeblich soll sich Judas an einem Holunderstrauch erhängt haben. Im Gegensatz dazu sahen die alten Germanen in ihm einen heiligen Strauch, der der Schutzgöttin Frau Holle gewidmet war.
In der Volksmedizin verwendeten die Menschen den Holunder über die Jahre zu zahlreichen Zwecken. Durch die Fähigkeit, die Ausscheidung zu fördern, kam Holunder bei Rheuma, Gicht und Hautkrankheiten als sogenanntes "Blutreinigungsmittel" zum Einsatz. Außerdem soll er bei Nervenschmerzen und Ischias helfen.
Die Nutzung von Holunder hält bis heute an: Seine Blüten verwendet man unter anderem zur Zubereitung von Sekt und Wein. Bekannt ist auch der Hollerküchle, der aus in Ausbackteig getauchten und frittierten Blütenständen besteht. Zudem gelten die Holunderblüten heute als traditionelles pflanzliches Arzneimittel. Die arzneilich verwendeten Blüten stammen hauptsächlich aus Portugal, Ungarn, Polen und Russland. Aus den Holunderbeeren stellt man überwiegend Saft und Konfitüre her – medizinisch spielen die Holunderbeeren keine Rolle mehr.
Wirkung und Inhaltsstoffe
Schwarzer Holunder (Sambucus nigra) gilt vor allem wegen der Wirkung der verschiedenen Inhaltsstoffe der Holunderblüten (Sambuci flos, engl. elderflower) als Arzneipflanze. Seine reifen und süß-säuerlich schmeckenden Früchte – die Holunderbeeren (Sambuci fructus) – enthalten zwar auch eventuell arzneilich wirksame Stoffe (ebenso wie z.B. Vitamine, Mineralstoffe und Kohlenhydrate). Medizinisch finden sie aber praktisch keine Verwendung mehr.
Die medizinisch wichtigsten Inhaltsstoffe der Holunderblüten sind ätherische Öle und Flavonoide sowie organische Säuren, Schleimstoffe und Gerbstoffe. Durch sie wirken Holunder-Zubereitungen stark schweißtreibend und sollen die allgemeinen Abwehrkräfte (Immunsystem) stärken. Außerdem sollen Holunderblüten eine schleimlösende und eine schwach harntreibende Wirkung haben.
Anwendungsgebiete
Für Schwarzen Holunder (Sambucus nigra) kommen als Anwendungsgebiete traditionell Erkältungskrankheiten infrage: Basierend auf langjähriger Erfahrung kommen Holunderblüten (Sambuci flos) zum Einsatz, um frühe Erkältungssymptome (wie Kratzen im Hals, Hustenreiz und Schmerzen beim Schlucken) zu lindern. Auch das allgemeine Befinden erkälteter Menschen soll sich durch die Behandlung bessern. Zudem sind Holunderblüten bei einer Erkältung und bei fieberhaften Infekten besonders in Kombination mit Lindenblüten als Tee geeignet, um eine Schwitzkur durchzuführen.
Die im Herbst am Holunder heranreifenden Früchte – die Holunderbeeren (Sambuci fructus) – sind in ganz Europa für verschiedene Nahrungszubereitungen beliebt: Zum Stichwort Holunder sind unzählige Rezepte für Holunderblüten oder den daraus hergestellten Holundersaft zu finden. Als Arzneimittelzusatz haben die Holunderbeeren heute aber keine Bedeutung mehr.
Dosierung und Anwendung
Wer Schwarzen Holunder (Sambucus nigra) in einem Fertigarzneimittel nutzen möchte, kann sich bei der Dosierung nach den Angaben auf der Packungsbeilage richten. Die Anwendung dieser Arzneimittel geschieht über den Mund (oral): Erhältlich sind Dragees mit Holunderblüten in pulverisierter Form sowie Tropfen und Saft mit alkoholischen Auszügen aus Holunderblüten.
Die Blüten vom Schwarzen Holunder kommen aber vor allem als Tee zur Anwendung. Für die Dosierung gilt dabei: Die durchschnittliche Tagesdosis sollte 10 bis 15 Gramm nicht übersteigen!
Anleitung zur Zubereitung von Tee aus getrockneten Holunderblüten und zur Behandlung:
- Zwei Teelöffel (2-5 g) Holunderblüten mit einer Tasse (150 ml) siedendem Wasser übergießen.
- Fünf bis zehn Minuten ziehen lassen.
- Täglich drei Tassen Holunderblütentee heiß trinken.
- Anschließend möglichst ins Bett legen und schwitzen.
Bitte beachten:
Holunderblüten nicht länger als eine Woche anwenden.
Die Angaben zur Dosierung gelten für Jugendliche und Erwachsene.
Für Kinderunter 12 Jahren ist die Behandlung mit Holunder nicht zu empfehlen.
Hinweise
Wenn Sie Holunder (bzw. Holunderblüten) zu medizinischen Zwecken nutzen, sollten Sie folgende Hinweise beachten:
- Bei Kindern unter 12 Jahren ist von einer Behandlung mit Holunderblüten abzuraten.
- Auch für schwangere und stillende Frauen ist Holunder als Heilpflanze nicht zu empfehlen.
- Wenn die Beschwerden trotz Behandlung mit Holunderblüten bestehen bleiben oder sich verschlimmern, ist ein Arztbesuch ratsam.
- Auch wenn es während der Behandlung zu Atemnot, Fieber oder eitrigem Auswurf kommt, ist unbedingt ärztlicher Rat einzuholen.
- Bei der Anwendung von Holunderblüten sind keine Nebenwirkungen bekannt.
- Auch Wechselwirkungen zwischen pflanzlichen Arzneimitteln mit Holunderblüten und anderen Arzneimitteln sind nicht bekannt.
Im Gegensatz zu den Holunderblüten haben die Früchte vom Schwarzen Holunder medizinisch keine Bedeutung. Als Nahrungsmittel sind die reifen schwarzen Holunderbeeren jedoch sehr beliebt (z.B. für Holundersaft, Holundergelee). Aber Achtung: Der Verzehr von rohen oder nicht ausreichend erhitzten Holunderbeeren kann zu Übelkeit und Erbrechen führen.