Ginkgo
Ginkgo findet bei verschiedenen gesundheitlichen Problemen Anwendung. Die Inhaltsstoffe der Ginkgo-biloba-Blätter sollen unter anderem die geistige Leistungsfähigkeit verbessern und die Durchblutung fördern.
Überblick
Ginkgo wird unter anderem eingesetzt bei:
- Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
- Demenzerkrankungen
- Tinnitus (Ohrgeräusche)
- Schwindel
Ob Ginkgo hier jedoch tatsächlich eine Wirkung hat, bleibt aufgrund der uneinheitlichen Studienlage und der widersprüchlichen Ergebnisse fraglich. Dass Ginkgo etwa die geistige Leistungsfähigkeit verbessert beziehungsweise im Rahmen beginnender Demenzerkrankungen den Abbau geistiger Leistungen verlangsamt, lässt sich nicht zweifelsfrei sagen. Gleiches gilt für Tinnitus: Hier wirkt Ginkgo wahrscheinlich nur genauso gut wie ein Scheinmedikament (Placebo).
Medizinisch verwendet man in Europa in der Regel Ginkgo-Extrakt. Diesen erhält man, indem man Ginkgo-Blätter zermahlt, die Inhaltsstoffe aus der Pflanze löst, anreichert und von unerwünschten Stoffen abtrennt. Die Ausbeute aus den Blättern ist dabei recht mager: Aus fünf Tonnen Ausgangsmaterial lassen sich nur etwa 100 Kilogramm Ginkgo-Extrakt gewinnen. Extrakte aus Ginkgo-Blättern enthalten unter anderem die folgenden Inhaltstoffe:
- Terpenlaktone (wie Ginkolide)
- Flavonglykoside
- Proanthocyanidine
- Biflavone
- Bilobalid
- Ginkolsäuren
Wissenswertes:
Der Ginkgo-Baum stammt aus dem asiatischen Raum und gilt dort als Symbol für Hoffnung und ein langes Leben. Ginkgo ist extrem widerstandsfähig: Es gibt ihn seit mehreren Millionen Jahren und er erträgt starke Kälte, Hitze und Umweltgifte. Insbesondere im Bereich der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) verwendet man Ginkgo bereits seit Jahrhunderten bei vielen Erkrankungen, so zum Beispiel bei Husten, langwierigem Schnupfen oder Asthma. Allerdings kamen hier ursprünglich vor allem die Früchte und Wurzeln des Ginkgo-Baums zum Einsatz – die Ginkgo-Blätter beziehungsweise die Einnahme des Blätter-Extrakts entdeckte die moderne TCM erst, nachdem dies in der westlichen Medizin Verbreitung fand.
Die Bezeichnung "Ginkgo" leitet sich vom japanischen Wort gin kyo (= Silberaprikose) ab. Der wissenschaftliche Zusatz biloba bedeutet zweilappig und ist ein Hinweis auf die Blattform: Typisch für den Ginkgo ist sein fächerförmiges Blatt, das in der Mitte von einem Spalt in zwei Lappen geteilt wird. Andere Namen für den Ginkgobaum sind Entenfußbaum oder Fächerblattbaum.
Wirkung
Die in Ginkgo enthaltenen Wirkstoffe sollen Einfluss auf verschiedene Bereiche des Körpers haben:
- Ginkgo verbessert möglicherweise die Durchblutung und den Stoffaustausch in den kleinsten Gefäßen (Kapillaren).
- Ginkgo soll sich positiv auf die Fließeigenschaften des Blutes auswirken und dieses "dünnflüssiger" machen, indem er die Eigenschaft der roten Blutkörperchen hemmt, sich bei langsamem Blutfluss aneinanderzuheften und zu verklumpen (sog. Erythrozytenaggregation).
- Ginkgo ist ein Gegenspieler des sogenannten Plättchen-aktivierenden Faktors (PAF) und mindert dadurch möglicherweise zusätzlich die Erythrozytenaggregation.
- Ginkgo soll eine antioxidative Wirkung haben und gilt deshalb als Radikalfänger.
Diese Wirkungen sind jedoch umstritten. Ob sich die Einnahme von Ginkgo-Extrakt wirklich günstig auf Erkrankungen wie Gedächtnisstörungen, Demenz oder Tinnitus auswirkt, bleibt fraglich. Die Studien zu all diesen Themenbereichen lassen sich wegen teilweise uneinheitlichem Versuchsaufbau oft nicht gut miteinander vergleichen oder kommen zu widersprüchlichen Ergebnissen; Mal soll eine Wirkung vorhanden sein, dann wieder nicht.
Altersvergesslichkeit und Demenzerkrankungen
Eine Auswertung mehrerer Studien (sog. Meta-Analyse) zur Wirkung von Ginkgo-Extrakt bei Altersvergesslichkeit (leichte kognitive Störung) und Demenz kommt zu dem Ergebnis, dass sich aufgrund der uneinheitlichen Studienlage keine wirkliche Aussage für oder wider Ginkgo treffen lässt. Bei einzelnen Studien scheint mit Ginkgo ein positiver Effekt aufzutreten, in anderen Studien wirkt Ginkgo nicht besser als ein Scheinmedikament (Placebo).
Auch bei Studien zu der Frage, ob bei Gesunden die Einnahme von Ginkgo einer späteren Demenzerkrankung vorbeugen kann, wirkte Ginkgo-Extrakt nicht besser als ein Placebo.
Tinnitus (Ohrgeräusche)
Bei einer Meta-Analyse zur Wirkung von Ginkgo-Extrakt bei Tinnitus kommen die Autoren zu dem Schluss, dass Ginkgo wirkungslos ist – jedenfalls wenn der Tinnitus allein auftritt und nicht das Begleitsymptom einer anderen Erkrankung ist. Tritt der Tinnitus in Zusammenhang mit einer Alzheimer-Erkrankung auf oder einer Demenz, die als Folge von Durchblutungsstörungen entsteht (sog. vaskuläre Demenz), lässt sich ein geringer positiver Effekt erkennen.
Geistige Leistungssteigerung
Ob sich die geistige Leistung bei Gesunden durch die Einnahme von Ginkgo-Extrakt steigern lässt, bleibt fraglich. Eine Meta-Analyse zu diesem Thema kann hier Ginkgo nicht besser einstufen als das Placebo.
Nebenwirkungen & Wechselwirkungen
Ginkgo-Extrakt ist in der Regel gut verträglich, Nebenwirkungen kommen nur selten vor. In sehr seltenen Fällen können allergisch bedingte Hautrötungen, Kopfschmerzen oder leichte Magen-Darm-Beschwerden auftreten.
Wechselwirkungen mit Wirkstoffen, die die Blutgerinnung hemmen (sog. Antikoagulanzien, z.B. Acetylsalicylsäure, Phenprocoumon, Warfarin, Clopidogrel), sind nicht auszuschließen – wenn auch eher bei sehr hohen Ginkgo-Dosierungen wahrscheinlich. Bei der Einnahme solcher Medikamente sollten Sie daher am besten mit Ihrem Arzt abklären, ob eine Einnahme von Ginkgo-Extrakt zu empfehlen ist.