Flohsamen
Flohsamen spielen aus medizinischer Sicht vor allem bei der Behandlung von chronischen Verstopfungen und beim Reizdarm-Syndrom eine Rolle – ferner vermögen sie in geringem Ausmaß den Cholesterinspiegel zu senken.
Verdauungshelfer
Bei Flohsamen handelt es sich um die Samen zweier Wegerichgewächse: des Flohsamen-Wegerichs (Plantago psyllium oder Plantago afra) und des Sand-Wegerichs (Plantago indica). Sie wachsen im Mittelmeerraum und in Westasien.
Bekannt sind auch die Flohsamenschalen des indischen Wegerichs (Plantago ovata), der hauptsächlich in Indien und Pakistan angebaut wird. Die Samenschalen dieser Pflanze werden zerkleinert und gemahlen und von sonstigen Samenbestandteilen getrennt. Plantago ovata besteht bis zu zwei oder drei Zehnteln aus sogenannten Schleimstoffen.
Flohsamen der anderen Sorten besteht hingegen zu gut einem Zehntel aus unverdaulichen Schleimstoffen – vor allem Xylose und Arabinose. Diese Stoffe finden sich in einer bestimmten Schicht der Flohsamenschale, der sogenannten Epidermis. Wirkung der Schleimstoffe: Nach Wasseraufnahme lassen sie die Samen quellen. Auf diese Weise nimmt das Darmvolumen zu, was wiederum die Darmwand dehnt. Rezeptoren in der Wand reagieren auf diesen Reiz mit einem Reflex, der die Darmbewegung fördert und schließlich zur Darmentleerung führt.
Weiterer Effekt der Flüssigkeitsbindung: Der Stuhlgang wird weicher und der Körper scheidet vermehrt Gallensäuren aus, was sich positiv auf die Blutfettwerte auswirken kann.
Die Wirkung der Flohsamen tritt frühestens nach 12 bis 24 Stunden ein, der maximale Effekt zeigt sich nach einer Einnahme von 2 bis 3 Tagen, mitunter auch erst nach 1 Woche.
Botanisches
Flohsamen (Psyllii semen) ist ein einjähriges, 10 bis 50 cm hohes Kraut mit verzweigten Stängeln und schmalen, länglichen Blättern. Die unscheinbaren Blüten wachsen in zylindrischen Ähren mit auffallend weißen Staubbeuteln. Die Samen sind zwei bis drei Zentimeter lang und dunkelbraun bis rotschwarz.
Kultiviert wird der Flohsamen in Kuba, Indien, Israel, Japan, Pakistan, Spanien, Südbrasilien und Russland.
Anwendungsgebiete
Flohsamen können bei chronischer Verstopfung und bei Erkrankungen, die einen weichen Stuhl erforderlich machen, wie beispielsweise bei Hämorrhoiden oder Analfissuren, angewendet werden.
Flohsamen können in manchen Fällen auch Menschen helfen, die unter dem Reizdarm-Syndrom leiden: Die Einnahme bestimmter Ballaststoffe, die als sogenannte "Gelbildner" bezeichnet werden, bessert bei ihnen mitunter die Beschwerden. Flohsamen zählen zu diesen gelbildenden Ballaststoffen.
In sehr geringem Ausmaß können Flohsamen den Cholesterinwert senken. Als alleinige Therapie einer Hypercholesterinämie kommen sie in aller Regel nicht infrage.
Flohsamen in der Volksmedizin
Die Volksheilkunde spricht Flohsamen weitere mögliche Effekte zu, für die jedoch keine wissenschaftlichen Belege in Form von experimentellen oder klinische Daten vorliegen. Sie sollen
- hustenstillend,
- anti-bakteriell und
- harntreibend (diuretisch) wirken.
Dosierung und Anwendung
Die empfohlene Tageshöchstdosis für Flohsamen beträgt je nach Quelle etwa 10–30 Gramm – über den Tag verteilt eingenommen. Man lässt dafür mehrmals täglich jeweils einen Teelöffel (5 g) Flohsamen in 100 ml Wasser vorquellen und nimmt diese Menge unter Nachtrinken von ein bis zwei Gläsern Wasser ein.
Wichtiger Hinweis: Wer eine Verstopfung behandeln möchte, sollte die Samen beziehungsweise Schalen nicht vorquellen lassen. Grund: Das Volumen sollte sich erst im Darm vergrößern, da dies die Darmwand besonders effektiv dehnt und somit letztlich das Abführen erleichtert.
Da die im Flohsamen enthaltenen Fette schnell ranzig werden, sollte man zerkleinerte Flohsamen kühl, lichtgeschützt und höchstens 24 Stunden lang aufbewahren.
Nehmen Sie Flohsamen mit ausreichend Flüssigkeit ein, zumindest im Verhältnis 1:10 (1 Teil Flohsamen, 10 Teile Wasser). Nehmen Sie Flohsamen nicht zusammen mit Milch ein – sie wird nicht in die Schleimstoffe eingelagert und führt daher zu keiner Quellung!
Der Flohsamenschleim kann verhindern, dass eingenommene Medikamente in ausreichender Menge vom Darm in das Blut gelangen. Daher sollte man mindestens 30 Minuten, im Idealfall 1 Stunde warten, bis man nach der Einnahme von Flohsamen ein Medikament zuführt.
Tipp für Zahnprothesenträger: Flohsamen nach der Einnahme sorgfältig herunterspülen – so lässt sich verhindern, dass einzelne Flohsamen in der Prothese hängen bleiben und dort quellen.
Mögliche Nebenwirkungen und Gegenanzeigen
Wenn Flohsamen nicht mit ausreichend Flüssigkeit oder im Liegen eingenommen werden, kann es zu einer vorzeitigen Quellung kommen. In der Folge können der Rachen oder die Speiseröhre verstopfen und es besteht Erstickungsgefahr.
Treten nach der Einnahme von Flohsamen Brustschmerzen, Erbrechen oder Schluck- und Atembeschwerden auf, sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden.
Flohsamen können folgende Nebenwirkungen hervorrufen:
- Vereinzelt werden allergische Reaktionen bis hin zu einem allergischen Schock beobachtet.
- Die schwarzen Pigmente, die im Flohsamen enthalten sind, können sich möglicherweise bei längerer Anwendungsdauer in den Nieren ablagern.
- Außerdem kann es zu Beginn der Therapie zu Krämpfen, Blähungen und einem allgemeinen Druckgefühl kommen, die im Laufe der Behandlung aber verschwinden.
Wann dürfen Sie Flohsamen nicht einnehmen?
- bei einem Darmverschluss und bei krankhaften Verengungen der Speiseröhre und des Magen-Darm-Trakts
- bei schwer einstellbarem Diabetes mellitus
- bei gleichzeitiger Therapie mit Blutverdünnern aus der Gruppe der Cumarine (z.B. der Wirkstoff Phenprocoumon), da Flohsamen deren Aufnahme beeinträchtigen können
- Außerdem sollte man auf Flohsamen verzichten, wenn man Medikamente einnimmt, die die Darmtätigkeit hemmen.
Für Kinder unter 12 Jahren liegen zu wenige Daten vor, sodass Flohsamen in dieser Altersgruppe nicht oder nur nach Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden sollten.