Hämorrhoiden: Anzeichen, Behandlung und Ursachen
Vergrößerte Hämorrhoiden können jucken, brennen oder nässen. Im frühen Stadium helfen Salben gegen die Beschwerden. In schweren Fällen kann ein operativer Eingriff notwendig sein. Was genau sind Hämorrhoiden und welche Behandlung hilft?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Hämorrhoiden
Die häufigsten Ursachen und Risikofaktoren sind Verstopfung, zu starkes Pressen auf der Toilette, Bewegungsmangel, eine ballaststoffarme Ernährung, eine geringe Flüssigkeitsaufnahme, Übergewicht, Schwangerschaften sowie ein schwaches Bindegewebe.
Nein, Hämorrhoiden sind nicht ansteckend.
Es gibt spezielle Salben, Cremes oder Zäpfchen, um Beschwerden wie Juckreiz oder Schmerzen zu lindern. Bei stark vergrößerten Hämorrhoiden ist unter Umständen eine Operation notwendig.
Hämorrhoidale Erkrankungen sind weitgehend ungefährlich, können aber sehr unangenehm sein. Die Behandlung von vergrößerten Hämorrhoiden ist in den meisten Fällen erfolgreich. Es kann aber sein, dass die Beschwerden erneut auftreten.
In der Regel ist es nicht möglich, dass Hämorrhoiden in 3 Tagen weg sind. Allerdings lassen sich die Beschwerden kurzfristig oft gut mit Salben oder Zäpfchen lindern. Eine vollständige Heilung dauert jedoch meist länger.
Erste Anlaufstelle bei hämorrhoidalen Beschwerden kann die hausärztliche Praxis sein. Dort erhalten Betroffene unter Umständen eine Überweisung zu einer Fachpraxis für Gastroenterologie oder Proktologie.
Was sind Hämorrhoiden?
Jeder Mensch hat von Natur aus Hämorrhoiden. Die Gefäßpolster sitzen in der Schleimhaut des unteren Enddarms (Analkanal) und dichten zusammen mit dem Schließmuskel des Afters den Darm nach außen hin ab.
Krankhaft werden Hämorrhoiden erst, wenn sich in dem Gefäßpolster das Blut staut und nicht mehr richtig abfließen kann. Die Hämorrhoiden vergrößern sich, was mit unterschiedlichen Symptomen verbunden ist. Fachleute sprechen dann vom sogenannten Hämorrhoidalleiden.
Schätzungen zufolge haben fast 70 Prozent der Erwachsenen im Laufe ihres Lebens mindestens einmal Beschwerden durch vergrößerte Hämorrhoiden. Betroffen sind nicht nur ältere Menschen, sondern auch viele jüngere.
Hämorrhoiden: Welche Symptome sind Anzeichen?
Vergrößerte Hämorrhoiden bereiten anfangs oft keine oder nur unspezifische Symptome. In diesem Stadium sind die krankhaften Ausstülpungen des hämorrhoidalen Schwellkörpers von außen noch nicht sichtbar. Erst im weiteren Verlauf treten häufig Symptome auf, wie:
- schmerzlose Blutungen bei der Stuhlentleerung, die entweder als Blut im Stuhl oder als tropfende Blutungen vorkommen
- Brennen, Juckreiz, entzündlich gerötete Haut und Nässen im Afterbereich
- Gefühl unvollständiger Entleerung nach dem Stuhlgang
- unwillkürlicher Abgang von Schleim oder Stuhl (Stuhlschmieren)
- Druck- oder Fremdkörpergefühl im Analbereich
- Schmerzen beim Stuhlgang, Sitzen, Gehen oder etwa Fahrradfahren (im fortgeschrittenen Stadium)
Möglicherweise haben die Beschwerden aber auch andere Ursachen. Blut im Stuhl kann zum Beispiel auch ein Anzeichen für eine Analfissur oder eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung wie Morbus Crohn sein.
Schweregrade: Hämorrhoiden Grad I bis IV
Je nach Ausprägung lassen sich vergrößerte Hämorrhoiden in vier Grade beziehungsweise Stadien einteilen. Grad I entspricht einem leichten, Grad IV einem weit fortgeschrittenen Hämorrhoidalleiden.
Grad I: In diesem Stadium sind die Hämorrhoiden bereits vergrößert. Sie sind jedoch noch sehr klein und äußerlich nicht sichtbar (innere Hämorrhoiden). Durch eine Spiegelung des Enddarms und des Analkanals (Proktoskopie) kann der*die Arzt*Ärztin die Vergrößerung erkennen. Betroffene haben in der Regel noch keine Beschwerden.
Grad II: Im zweiten Stadium sind die Knoten größer. Deshalb sind sie bei der Proktoskopie deutlich sichtbar. Beim Pressen treten sie möglicherweise vor die Öffnung des Afters und ziehen sich wieder zurück.
Grad III: In diesem Stadium fallen die Hämorrhoiden beim Stuhlgang teilweise oder vollständig vor die Afteröffnung. Meistens ziehen sich die vergrößerten Hämorrhoiden aber spontan wieder in den Analkanal zurück oder können mit dem Finger zurückgeschoben werden.
Grad IV: Beim vierten Grad liegen die Gefäßpolster permanent vor der Afteröffnung (äußere Hämorrhoiden). In diesem Stadium können sie auch nicht mehr mit den Fingern zurückgeschoben werden (fixierter Prolaps) und sind somit dauerhaft äußerlich sichtbar.
Hämorrhoiden behandeln: Salben, Verödung, Abbinden und OP
Wer Probleme mit vergrößerten Hämorrhoiden hat, kann in leichten Fällen zunächst selbst versuchen, die Beschwerden zu lindern. Häufig kommen dabei Cremes oder Salben zum Einsatz. Geeignete Wirkstoffe sind zum Beispiel Substanzen
- zur Wundheilung (Adstringenzien) oder
- entzündungshemmende Präparate mit Zink, Panthenol oder Hamamelis.
Der Wirkstoff Lidocain hat eine betäubende Wirkung, sodass Schmerzen gelindert werden. Bei länger anhaltenden oder stärkeren Problemen durch Hämorrhoiden empfiehlt sich eine medizinische Behandlung in einer Hausarztpraxis oder Praxis für Proktologie. Welche Therapie infrage kommt, richtet sich vor allem danach, wie weit das Hämorrhoidalleiden fortgeschritten ist.
Hämorrhoiden: Weitere Hausmittel zur Behandlung
Zudem können bei Hämorrhoiden einige Hausmittel dabei helfen, die Beschwerden zu lindern. Dazu zählen:
- Sitzbäder mit entzündungshemmenden Zusätzen wie Kamille, Hamamelis, Eichenrinde oder Arnika
- Zäpfchen, die direkt in den After eingeführt werden
- Flohsamen sorgen für einen regelmäßigen, weichen Stuhlgang, was sich positiv bei Hämorrhoiden auswirkt
Zudem ist eine sorgfältige Hygiene, insbesondere nach dem Stuhlgang, wichtig. Um Stuhlreste vorsichtig zu entfernen, eignet sich weiches, in Wasser getränktes Toilettenpapier oder eine Analdusche. Feuchtes Toilettenpapier aus der Drogerie oder dem Supermarkt sollte nicht verwendet werden, da die Inhaltsstoffe die empfindliche Analregion häufig zusätzlich reizen.
Hämorrhoiden veröden oder abbinden
Hämorrhoiden der Grade I und II können mit der Sklerosierung verödet werden. Hierbei spritzt der*die Proktologe*Proktologin an den Gefäßzuflüssen der Hämorrhoiden ein Mittel mit dem Wirkstoff Polidocanol, welches das Gewebe schrumpfen und verfestigen lässt.
Auch eine Gummibandligatur kann bei Hämorrhoiden helfen. Bei dieser Methode werden die Hämorrhoidalknoten mithilfe eines Gummibands abgeschnürt. Gegebenenfalls muss der behandelte Bereich betäubt werden, damit nach dem Eingriff keine Schmerzen entstehen. Die abgeschnürten Knoten sterben innerhalb weniger Tage ab, sodass der Körper sie abstößt. Die Gummibandligatur ist bei Hämorrhoiden vom Grad II und bei Blutungen eine Behandlungsoption, in Ausnahmefällen auch bei Hämorrhoiden vom Grad III.
Wann ist bei Hämorrhoiden eine OP nötig?
Bleibt die bisherige Behandlung erfolglos oder liegen Hämorrhoiden im weiter fortgeschrittenen Stadium ab Grad III vor, müssen die Knoten möglicherweise operativ entfernt werden (Hämorrhoidektomie). Diese OP-Verfahren können zum Einsatz kommen:
Hämorrhoiden-OP nach Milligan-Morgan: Diese Technik wird besonders häufig angewandt. Sie zählt zu den offenen Operationsverfahren. Der*die Chirurg*in schneidet mit Schere, Laser oder Skalpell die vergrößerten Hämorrhoidalknoten und die zuführenden Blutgefäße heraus und lässt die Wunde anschließend offen heilen.
Hämorrhoidektomie nach Ferguson: Dabei handelt es sich um eine geschlossene Operationstechnik. Wie bei der Milligan-Morgan-OP werden die vergrößerten Knoten entfernt, die Wunde anschließend jedoch vernäht.
Hämorrhoidektomie nach Parks: Nach einem Y-förmigen Schnitt in die Schleimhaut von Analkanal oder Enddarm werden die freigelegten Hämorrhoidalpolster entfernt und die Wundränder T-förmig vernäht. Die äußere Wunde in der Analschleimhaut bleibt hingegen offen.
Stapler-OP (Longo-OP): Sie ist vor allem bei Hämorrhoiden dritten Grades geeignet. Mit dem Stapler, einem speziellen Gerät, wird ein Ring aus überschüssigem Schleimhautgewebe entfernt, sodass die Hämorrhoidalknoten nicht mehr durchblutet werden. Die Schnittränder werden anschließend wieder an die Schleimhaut des Analkanals geklammert.
Hämorrhoiden: Wann ist ärztlicher Rat wichtig?
Bei wiederkehrenden Beschwerden wie Schmerzen, Nässen und Jucken im Analbereich sollte ärztliche Hilfe aufgesucht werden. Bei Blutungen aus dem After ist der Besuch in der Praxis unbedingt erforderlich.
Erste Anlaufstelle kann die hausärztliche Praxis sein. Bei Bedarf erhalten Betroffene eine Überweisung zu einer gastroenterologischen oder proktologischen Fachpraxis.
Hämorrhoiden: Ursachen und Risikofaktoren
Krankhaft vergrößerte Hämorrhoiden entstehen, wenn sich die Gefäße im hämorrhoidalen Schwellkörper am Darmausgang vorwölben. Dies passiert vor allem dann, wenn der Analbereich unter einem hohen Druck steht.
Welche Einflüsse ein Hämorrhoidalleiden begünstigen, ist noch nicht abschließend erforscht. Fachleute diskutieren folgende Risikofaktoren:
- chronische Verstopfung
- starkes Pressen auf der Toilette
- harter Stuhlgang
- häufiger Durchfall
- ballaststoffarme Ernährung
- Bewegungsmangel, überwiegend sitzende Tätigkeit
- zu geringe Flüssigkeitsaufnahme
- Übergewicht
- genetische Veranlagung
- angeborene Schwäche des Bindegewebes, die zur Erschlaffung der Haltemuskeln führt
Vergrößerte Hämorrhoiden in der Schwangerschaft
Beschwerden durch vergrößerte Hämorrhoiden sind besonders während der Schwangerschaft typisch. Denn durch die Gewichtszunahme und die größer werdende Gebärmutter erhöht sich der Druck auf den Beckenboden und den Enddarm.
Hinzu kommen hormonelle Veränderungen während der Schwangerschaft, die möglicherweise ein Hämorrhoidalleiden begünstigen. Die Hormone Progesteron und Gestagen sorgen dafür, dass sich die Gefäße weiten, dehnbarer werden und sich dadurch leichter vergrößern. Zudem verlangsamt sich während der Schwangerschaft die Verdauung, was Verstopfungen und somit vergrößerte Hämorrhoiden begünstigt. Oft bilden sich die Hämorrhoiden nach der Schwangerschaft von allein wieder zurück.
Diagnose bei Verdacht auf Hämorrhoiden
Symptome wie Blut im Stuhl oder Juckreiz im Analbereich geben bereits erste Hinweise auf vergrößerte Hämorrhoiden. Um die genaue Ursache der Beschwerden herauszufinden, wird zunächst der Analbereich mit dem Finger abgetastet. Knotige Veränderungen geben einen Hinweis auf vergrößerte Hämorrhoiden. Unter Umständen kann eine Spiegelung des Analkanals und Enddarms zum Einsatz kommen. In der Regel sind die Untersuchungen schmerzlos und risikoarm.
Wichtig ist, dass bei den Untersuchungen ein bösartiger Tumor im Bereich des Dick- und Mastdarms (kolorektales Karzinom) ausgeschlossen wird. Im Zweifel kann nur eine Spiegelung des Dickdarms (Koloskopie) Gewissheit verschaffen. Insbesondere bei Blut im Stuhl ist eine solche Untersuchung erforderlich.
Verlauf und Prognose bei Hämorrhoiden
Beschwerden durch leicht vergrößerte Hämorrhoiden (Grad I bis II) klingen manchmal von selbst wieder ab. Ein ausgeprägtes Hämorrhoidalleiden schreitet ohne Behandlung jedoch weiter fort. Zwar lassen sich vergrößerte Hämorrhoiden meist gut behandeln, es ist allerdings möglich, dass die Beschwerden mit der Zeit zurückkehren (Rezidiv).
Mögliche Komplikationen
Nur in seltenen Fällen können vergrößerte Hämorrhoiden ernstzunehmende Folgen mit sich bringen. Möglich sind etwa:
- Geschwüre und nässende Ekzeme am After (vor allem bei äußeren Hämorrhoiden)
- Abszesse oder Analfisteln
- Hämorrhoiden können stark bluten, vor allem bei Menschen mit Bluthochdruck (Hypertonie) oder durch die Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten
- starke Schmerzen bei äußeren, eingeklemmten Hämorrhoiden
- Analvenenthrombosen
Wie lässt sich Hämorrhoiden vorbeugen?
Vergrößerten Hämorrhoiden lässt sich nicht vollständig vorbeugen. Allerdings kann durch einige Maßnahmen die Wahrscheinlichkeit für ein Hämorrhoidalleiden gesenkt werden.
Tipps, um Hämorrhoiden vorzubeugen:
Ballaststoffreiche und ausgewogene Ernährung, um Verstopfungen zu vermeiden.
Mindestens 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit am Tag trinken, am besten Wasser oder ungesüßter Kräutertee.
Stuhlgang nicht unterdrücken und zur Toilette gehen. Wichtig ist auch, sich für den Toilettengang Zeit zu nehmen.
Langes Sitzen auf der Toilette sowie starkes Pressen sollte vermieden werden. Ein spezieller Toilettenhocker, welcher die Beine während des Stuhlgangs leicht anwinkelt, unterstützt die Darmentleerung.
Regelmäßige Bewegung, zum Beispiel Joggen, Spazierengehen oder Schwimmen, wirkt sich positiv auf die Darmgesundheit aus.
Übergewicht abbauen, da ein hohes Körpergewicht den Enddarm belastet und dort den Blutkreislauf erschwert.