Das Bild zeigt eine Frau und ein Baby im Bett.
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Stillperiode

Von: Till von Bracht (Medizinredakteur, M.A. Sportwissenschaften)
Letzte Aktualisierung: 25.02.2020

Viele Frauen (und auch Männer) vermuten, Stillen könne zuverlässig vor einer erneuten Schwangerschaft schützen, da es angeblich den Eisprung unterdrückt. Zu Unrecht: Tatsächlich ist es so, dass die Regelblutung der Frau in der Stillzeit häufig zwar ausbleibt – mit einem Eisprung kann allerdings dennoch gerechnet werden!

Allgemeines

Wie hoch der Empfängnisschutz der Stillperiode genau ist, hängt davon ab, wie konsequent Sie stillen. Grundsätzlich gilt: Die Stillperiode bietet nur dann einen gewissen Empfängnisschutz, wenn:

  • Sie Ihr Kind tagsüber mindestens alle vier Stunden und nachts alle sechs Stunden stillen,
  • Sie insgesamt mindestens 80 Minuten täglich stillen,
  • Sie während dieser Zeit nicht zufüttern und
  • Sie nach der Geburt Ihres Kindes noch keine Monatsblutung bekommen haben.

Nur wenn alle vier Voraussetzungen auf Sie zutreffen, liegt der Pearl-Index der Stillperiode bei 2, das heißt, zwei von hundert Frauen, die sonst keine weiteren Verhütungsmethoden anwenden, werden innerhalb eines Jahres schwanger. Ist lediglich eine dieser Kriterien nicht oder nicht mehr erfüllt, verringert sich der Empfängnisschutz erheblich.

Bei Frauen, die nicht stillen, setzt die erste Regelblutung nach der Geburt schon nach etwa sechs Wochen wieder ein.

Nur unter ganz bestimmten Umständen kann die Stillperiode nach der Geburt vor einer erneuen Schwangerschaft schützen. Als sichere Verhütungsmethode ist Stillen daher nicht geeignet.

Besprechen Sie am besten mit Ihrem Arzt, welche Verhütungsmethode für Sie geeignet ist. Die Pille kommt zum Beispiel nicht infrage, da die Hormone in die Muttermilch übergehen können! Allerdings ist die Minipille (auch Stillpille) geeignet.

Prinzipiell kann der Empfängnisschutz der Stillperiode mehrere Jahre anhalten. Weltweit und vor allem in den Entwicklungsländern schützt die Stillperiode viele Frauen zwei bis drei Jahre vor einer erneuten Schwangerschaft. In Deutschland kommt dies allerdings nur äußerst selten vor, da ältere Säuglinge und Kleinkinder in der Regel nicht rund um die Uhr nach Bedarf gestillt werden.

Ursache für die Unfruchtbarkeit in der Stillperiode ist wahrscheinlich das Hormon Prolaktin, das während des Stillens ausgeschüttet wird. Prolaktin verhindert während der Schwangerschaft und teilweise auch in der Stillzeit einen Eisprung, indem es die Produktion der Hormone FSH (follikelstimulierende Hormon) und LH (luteinisierendes Hormon) hemmt. FSH sorgt dafür, dass die Eizelle reifen kann. LH löst den Eisprung aus und fördert nach dem Eisprung die Entwicklung des Gelbkörpers.

Wenn die Stillpausen allerdings zu lang sind oder Sie das Kind mit Säuglingsnahrung zufüttern, sinkt der Prolaktinspiegel zu weit ab. Dann reicht er zur Verhütung nicht mehr aus.

WISSENSWERTES

Auch wenn Sie Ihr Kind voll stillen, bedeutet dies keinen sicheren Schutz vor einer erneuten Schwangerschaft. Es ist nie genau vorherzusagen, wann der erste Eisprung nach der Entbindung stattfindet. Häufig genug fällt er noch in die Stillzeit.

Für einen sicheren Empfängnisschutz sollten Sie in der Stillzeit zusätzlich mit nicht-hormonellen Methoden verhüten – zum Beispiel mit Kondomen oder einem Diaphragma. Beachten Sie: Nach der Geburt muss das Scheidendiaphragma oder die Portiokappe neu angepasst werden!

Wirkungsweise

Der Empfängnisschutz der Stillperiode beruht auf dem Phänomen, dass regelmäßiges Stillen den Eisprung unterdrücken kann. Verantwortlich dafür ist wahrscheinlich das Hormon Prolaktin, das für das Wachstum der Brustdrüse während der Schwangerschaft verantwortlich ist. Außerdem steuert es nach der Geburt des Kindes die Milchproduktion in den Brustdrüsen der Mutter.

Der Prolaktinspiegel kann jedoch schnell sinken, etwa wenn Sie Ihr Kind mit Säuglingsnahrung zufüttern und dadurch eine zeitlang nicht stillen. Die Stillperiode allein gilt daher nicht als sichere Verhütungsmethode vor einer erneuten Schwangerschaft.

Kurz nach der Geburt des Kindes sind die Brustwarzen sehr berührungsempfindlich. Jedes Mal, wenn Sie Ihr Kind stillen, werden durch das Saugen Nervenimpulse an das Gehirn gesendet – und in der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) verarbeitet. Dort sorgen die ständig ankommenden Signale dafür, dass ein Teil des Zwischenhirns, der Hypothalamus, sensibler auf bestimmte Hormone reagiert. Die Folge: Im Gehirn wird die Ausschüttung der Hormone FSH (follikelstimulierende Hormon) und LH (luteinisierendes Hormon) gehemmt, was wiederum den Eisprung verhindert. Das follikelstimulierende Hormon ist für die Reifung der Eibläschen verantwortlich, welche die Eizellen enthalten. LH fördert die Bildung des sogenannten Gelbkörpers, der aus den verbleibenden Resten der Eihülle des gesprungenen Eis entsteht.

Die Stillperiode bietet demnach nur dann einen ausreichenden Schutz vor einer erneuten Schwangerschaft, wenn das Kind regelmäßig gestillt wird. Vor allem in der frühen Phase nach der Geburt wäre es wichtig, dass Sie Ihr Kind tagsüber mindestens alle vier und nachts alle sechs Stunden stillen, wenn Sie keine weiteren Verhütungsmittel einsetzen möchten. Sobald Sie nicht mehr regelmäßig stillen, kehrt mit großer Wahrscheinlichkeit Ihr Eisprung und somit Ihre Fruchtbarkeit zurück.

Sicherheit

Die Stillperiode bietet keinen sicheren Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft. Regelmäßiges Stillen unterdrückt zwar den Eisprung – wann der erste Eisprung nach der Geburt stattfindet, lässt sich jedoch nie genau vorhersehen. Häufig genug fällt er noch in die Stillzeit.

Nur unter ganz bestimmten Umständen schützt die Stillperiode nach der Geburt vor einer erneuten Schwangerschaft. Der Empfängnisschutz ist gegeben, wenn:

  • eine Frau ausschließlich und nach Bedarf stillt,
  • sie nach der Geburt noch keine Menstruation gehabt hat
  • sie insgesamt mindestens 80 Minuten täglich stillt und
  • sie während dieser Zeit nicht zufüttert.

Nur wenn alle vier Voraussetzungen erfüllt sind, gilt diese Verhütungsmethode als relativ sicher. Der Pearl-Index liegt unter diesen Umständen bei 2. Das bedeutet, dass die Stillperiode bei 2 von 100 Frauen pro Jahr zu einer ungewollten Schwangerschaft führt. Daher gilt: Je kleiner der Pearl-Index, desto sicherer die Methode.