Chemische Verhütungsmittel (Spermizide)
Chemische Verhütungsmittel (Spermizide) werden in Form von Salben, Gelees, Zäpfchen, Schaum oder Sprays vor dem Geschlechtsverkehr in die Scheide eingeführt. Sie sollen Spermien davon abhalten, die Eizelle zu erreichen oder zu befruchten.
Allgemeines
Dazu muss das chemische Verhütungsmittel mindestens 10 Minuten vor dem Geschlechtsverkehr möglichst nah an den Muttermund platziert werden. Erst dort entfaltet es die verhütende Wirkung, die übrigens nur für einen Samenerguss anhält.
Je nach Substanz lassen sich verschiedene Wirkungsweisen der chemischen Verhütungsmittel wie folgt unterscheiden:
- Sie töten die Spermien ab.
- Sie verändern die Beweglichkeit der Spermien.
- Sie dichten den äußeren Muttermund ab und verhindern damit ein Eindringen der Spermien.
Außerdem gibt es chemische Verhütungsmittel, die zwei Wirkungsweisen in sich vereinen. Sie bilden zum einen eine mechanische Barriere für die Samenzellen, zum anderen töten chemische Substanzen die Spermien ab. Nach dem Prinzip funktioniert auch der Vaginalfilm, der in Deutschland allerdings nicht erhältlich ist.
Die alleinige Verwendung von Spermiziden ist nicht sehr sicher und daher nur in Kombination mit anderen Verhütungsmitteln empfehlenswert. Der Pearl-Index chemischer Verhütungsmittel beträgt 3 bis 21. Das bedeutet, dass die alleinige Verwendung eines chemischen Verhütungsmittels mindestens bei 3, aber möglicherweise auch bei 21 von 100 Frauen pro Jahr zu einer ungewollten Schwangerschaft führt. Daher gilt: Je kleiner der Pearl-Index, desto sicherer die Methode.
Chemische Verhütung mag modern klingen, sie gehört aber zu den ältesten und einfachsten Verhütungsmethoden. Schon in der Antike kamen Spermizide zum Einsatz: Dort verwendete man beispielsweise natürliche Wirkstoffe wie Honig und zerriebene Akazienknospen, um Spermien in der Vagina abzutöten. Akazienknospen enthalten den harzigen Pflanzensaft Gummi Arabicum, der sich in der Scheide in Milchsäure umwandelt.
Eine andere Methode der Ägypter war es, Granatapfelkerne zu zerstoßen und daraus mithilfe von Wachs Zäpfchen zu rollen. Das Prinzip dieser Verhütungsmethode ist vor allem deswegen beeindruckend, weil der Granatapfel ein natürliches Östrogen enthält, das wie die moderne Pille den Eisprung verhindert haben könnte.
Erste kommerzielle chemische Verhütungsmittel wurden im 19. Jahrhundert in England vertrieben. Diese bestanden in der Regel aus einem Gemisch aus Chinin, Kakaobutter und Milchsäure. Nach Einführung in die Scheide überzieht die Kakaobutter den Muttermund mit einem öligen Film – so entsteht eine mechanische Barriere für die Spermien. Milchsäure und Chinin beeinflussen das Scheidenmilieu und hemmen die Beweglichkeit der Spermien, sodass sie die Eizelle nicht mehr erreichen und befruchten können.
Diese als "Rendells" bekannten chemischen Verhütungsmittel – benannt nach ihrem Entdecker Charles Rendell – bieten allerdings nur eine geringe Sicherheit und sollten nicht verwendet werden.
Heutzutage enthalten Präparate zur chemischen Verhütung vor allem den Wirkstoff Nonoxinol-9. Diese Substanz greift schon in geringen Mengen die äußere Zellhülle der Spermien an. Dadurch schrumpft die Samenzelle, verliert ihre Fähigkeit zur Fortbewegung und stirbt schließlich ab.
Wirkungsweise
Die chemische Grundsubstanz besteht heute meist aus dem Wirkstoff Nonoxinol, welcher als zäher Schleim oder Schaum den Muttermund verschließt und zudem die Spermien in kurzer Zeit abtötet. Es gibt auch chemische Verhütungsmittel, die auf Säurebasis wirken. Die Spermizide enthalten in der Regel Milch- oder Zitronensäure und schränken die Beweglichkeit der Spermien ein. Da diese Wirkstoffe die Samenzellen allerdings nur behindern und nicht abtöten, gelten sie als unsicherer.
Die Wirkung chemischer Verhütungsmittel beruht darauf, dass:
- sie entweder die Spermien abtöten,
- sie die Spermien unbeweglich machen,
- sie sich über den Gebärmuttermund legen und ein Eindringen der Spermien verhindern.
Nonoxinol bewirkt, dass die Samenzelle schrumpft, sich nicht mehr richtig fortbewegen kann und schließlich abstirbt. Dieser Vorgang geschieht nach dem sogenannten Alles-oder-Nichts-Prinzip – entweder ein Spermium wird komplett getötet oder es bleibt in seinem ursprünglichen Zustand. Es kann also nicht geschehen, dass Spermien nur beschädigt werden und nach Befruchtung der Eizelle geschädigte Embryonen entstehen.
Sicherheit
Die alleinige Verwendung chemischer Verhütungsmittel ist nicht sehr sicher und daher nur in Kombination mit anderen Verhütungsmitteln empfehlenswert. Sie können die Wirksamkeit beträchtlich erhöhen, wenn Sie chemische Verhütungsmittel mit sogenannten Barrieremethoden wie etwa einem Diaphragma oder Lea Contraceptivum kombinieren.
Der Pearl-Index chemischer Verhütungsmittel beträgt 3 bis 21.
Das bedeutet, dass die alleinige Verwendung eines chemischen Verhütungsmittels mindestens bei 3, aber möglicherweise auch bei 21 von 100 Frauen pro Jahr zu einer ungewollten Schwangerschaft führt.
Bei gleichzeitiger Verwendung mit mechanischen Mitteln (Kondom, Pessar, Diaphragma) lässt sich der Pearl-Index auf etwa 1 bis 3 verringern. Hier sollte man jedoch darauf achten, dass das jeweilige Präparat das Material von Kondom, Pessar & Co nicht beschädigt.
Anwendung
Chemische Verhütungsmittel (Spermizide) werden in Form von Salben, Gelees, Zäpfchen, Schaum oder Sprays mindestens 10 Minuten vor dem Geschlechtsverkehr tief in die Scheide eingeführt und möglichst dicht am Muttermund platziert. Cremes, Gelees und Salben können mithilfe eines Applikators – meist ein Stäbchen aus Plastik – oder einer speziell geformten Tube direkt in die Scheide eingeführt werden.
Chemische Verhütungsmittel müssen Sie vor jedem Geschlechtsverkehr erneut einführen. Die Wirkung der Spermizide hält nur für einen Samenerguss an. Außerdem sollten Sie darauf achten, dass Sie das Mittel möglichst dicht am Muttermund platzieren und dass es nicht wieder aus der Scheide herausläuft.
Spermizide wirken im Allgemeinen für etwa zwei Stunden. Sie können chemische Verhütungsmittel also auch schon eine halbe bis eine Stunde vor dem Geschlechtsverkehr in die Scheide einführen. Nach Ablauf der zwei Stunden kann die Wirkung der Präparate allerdings nicht mehr gewährleistet werden – eine erneute Anwendung ist notwendig.
Nebenwirkungen und Wechselwirkungen
Chemische Verhütungsmittel (Spermizide) können bei einigen Frauen nach dem Einführen ein Brennen oder Jucken in der Vagina sowie Schmerzen beim Sex auslösen. Diese Nebenwirkungen sind auf Schleimhautreizungen oder Schleimhautentzündungen zurückzuführen. Auch Männer können von diesen Nebenwirkungen betroffen sein.
Mögliche Nebenwirkungen
- Schmerzen beim Sex
- Zerstörung der natürlich Scheidenflora
- Reizung oder Entzündung der Schleimhäute
- Brennen oder Jucken in der Scheide oder am Penis
Schleimhautreizungen oder -entzündungen erhöhen außerdem die Gefahr einer Infektionskrankheit. Wenn Sie anfällig für Scheidenausfluss und Harnwegsinfektionen sind, sollten Sie andere Verhütungsmethoden bevorzugen.
Die gleichzeitige Verwendung von Kondomen ist prinzipiell möglich. Allerdings dürfen Cremes oder Zäpfchen, die nicht auf Wasserbasis entwickelt wurden, nicht gleichzeitig mit Kondomen verwendet werden. Solche Spermizide greifen das Gummi an und machen es durchlässig. Achten Sie in diesem Zusammenhang auf die Informationen der Packungsbeilage.