Pille absetzen: Was muss ich beachten?
Die Pille zählt neben dem Kondom zum häufigsten Verhütungsmittel in Deutschland. Dennoch überlegen einige Frauen aus verschiedenen Gründen, die Pille abzusetzen. Neben einem Kinderwunsch fließen auch gesundheitliche Aspekte und das Gewicht mit ein. Was es beim Absetzen der Pille zu beachten gibt und was mögliche Nebenwirkungen sind, erfahren Sie hier.
Warum die Pille absetzen?
Es gibt verschiedene Gründe, warum Frauen die Pille absetzen möchten. Ganz vorne dabei ist ein bestehender Kinderwunsch. Doch nicht nur der Wunsch nach einer Schwangerschaft bringt Frauen heutzutage dazu, die Verhütung mit der Pille zu beenden.
Risiko einer Thrombose bei der Pille
Gesundheitliche Aspekte in Bezug auf die Einnahme der Pille gewinnen immer mehr an Bedeutung. Vor allem das erhöhte Risiko einer Thrombose bei Pillen der dritten und auch der vierten Generation, das unter anderem im Arzneimittelreport 2018 beschrieben wurde, löste bei vielen Frauen Zweifel aus. Pillen der dritten und vierten Generation enthalten Gestagene wie Desogestrel oder Gestoden. Im Vergleich zu älteren Pillen der zweiten Generation ist das Thromboserisiko bei den neueren Pillen siebenmal so hoch.
Neben der Gefahr einer Thrombosebildung gibt es weitere Nebenwirkungen der Pille auf den Körper. Darunter:
- Zunahme des Gewichts
- Depressive Verstimmungen bis hin zu schweren Depressionen
- Wassereinlagerungen
- Scheidentrockenheit
- Kopfschmerzen
- Migräne, meist mit Aura (bei manchen Pillenarten)
- Brustspannen (Mastodynie)
- Blutdruckanstieg
Zudem ist das Risiko für Brustkrebs (Mammakarzinom) und Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) erhöht, vor allem, wenn eine genetische Vorbelastung besteht. Das Risiko für andere Krebsarten wiederum kann durch die Einnahme der Pille gesenkt werden. Dazu zählen unter anderem Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom) und Gebärmutterkrebs (Endometriumkarzinom).
Absetzen der Pille: Welche Nebenwirkungen gibt es?
Bei den meisten Frauen kommt es durch das Absetzen der Antibabypille zu keinen Nebenwirkungen. Der Körper stellt sich in den meisten Fällen relativ schnell wieder auf den natürlichen Zyklus ein. Dennoch kann es durch die fehlenden Hormone zunächst zu unerwünschten Auswirkungen im Körper kommen, die allerdings nach einiger Zeit wieder verschwinden.
Zu möglichen Nebenwirkungen durch das Absetzen der Pille zählen:
- Stimmungsschwankungen
- (stärkeres) prämenstruelles Syndrom (PMS) oder PMDS
- unregelmäßiger Zyklus
- Zwischenblutungen und Schmierblutungen
- Akne und Hautunreinheiten
- Haarausfall
- Stimmungsschwankungen
- Kreislaufprobleme
Wenn sich der Hormonhaushalt wieder normalisiert hat, lassen die Beschwerden in der Regel nach. Manche Frauen verspüren auch gar keine Nebenwirkungen. Sollten Frauen jedoch länger Probleme bemerken, ist es ratsam, ärztliche Hilfe einzuholen. Bei hormonell bedingten Hautunreinheiten kann beispielsweise auch der*die Dermatolog*in weiterhelfen.
Beim Absetzen der Pille treten häufig aber auch positive Effekte im Körper ein. Zum Beispiel:
- weniger Wassereinlagerungen und dadurch ein besseres Körpergefühl
- mehr Lust auf Sex (Libido)
- Stimmung verbessert sich
- Gewicht verringert sich tendenziell leicht
- weniger gesundheitliche Risiken
- Körperwahrnehmung verbessert sich
Pille absetzen: Wie lange dauert die Umstellung?
Bis die erste natürliche Periode nach dem Absetzen der Pille einsetzt, kann es unterschiedlich lange dauern. Sollte nach drei Monaten nach der letzten Pilleneinnahme noch keine Periode stattgefunden haben, kann es sich um ein sogenannte Post-Pill-Amenorrhoe handeln. Es ist möglich, dass dann auch nach einsetzender Periode der Eisprung ausbleibt. Deswegen sollte nach langem Ausbleiben der Regel ein*e Gynäkolog*in aufgesucht werden.
Nebenwirkungen nach Absetzen der Pille lindern
Pflanzliche Mittel aus der Apotheke können dem Körper dabei helfen, sich auf den veränderten Hormonhaushalt einzustellen. Dazu zählen:
- Frauenmantel
- Mönchspfeffer
Sie wirken ausgleichend und beeinflussen den Zyklus positiv. Mönchspfeffer wirkt ähnlich wie das Hormon Progesteron und kann Stimmungsschwankungen entgegenwirken. Allerdings kommt es hierbei auf die genaue Ursache der Störungen an. Mönchspfeffer kann hilfreich sein, wenn ein niedriger Prolaktinwert vorliegt. Ist dies nicht der Fall, kann die Anwendung auch nachteilig sein und den Zyklus durcheinanderbringen. Frauen sollten die Einnahme daher am besten vorher mit ihrer*m Frauenärztin*Frauenarzt besprechen.
Der Körper braucht etwas Zeit, sich zu regenerieren. Am besten unterstützt werden kann er durch folgende Maßnahmen:
- Stress reduzieren
- wenig Genussmittel wie Alkohol oder Zigaretten zu sich nehmen
- ausreichend Bewegung
- ausgewogene Ernährung
Bei Hautproblemen kann eine Ernährungsumstellung hilfreich sein. Milchprodukte beispielsweise sollen Akne fördern und Fertigprodukte tragen ebenso zu einem unreinen Hautbild bei. Ersetzen werden sollten diese durch viel Gemüse, Obst und Ballaststoffe.
Bei entzündeten Hautbereichen im Gesicht könnenTeebaumöl oder Schwarzkümmelöl helfen. Sie wirken entzündungshemmend und beruhigend.
Tipps beim Pille Absetzen
Wenn kein Kinderwunsch besteht, sollte man sich vor dem Absetzen der Pille Gedanken über alternative Verhütungsmethoden machen. Dies ist unter anderem abhängig davon, warum jemand die Pille absetzen möchte (zum Beispiel wegen gesundheitlicher Probleme oder dem Wunsch nach Verhütung ohne Hormone). Der*die Frauenarzt*Frauenärztin berät dazu ausführlich und kann bei der Entscheidungsfindung helfen. Zudem ist es wichtig, wenn vorhanden, mit dem Partner über die Verhütung zu sprechen.
Eine angefangene Pillenpackung sollte zu Ende genommen werden, um Hormonschwankungen zu vermeiden. Anders bei der Minipille: Sie ist frei von Östrogenen und die Einnahme kann jederzeit gestoppt werden. Grundsätzlich ist es bereits im ersten Monat nach Weglassen der Pille möglich, dass eine Schwangerschaft eintritt.