Minipille: Sicherheit und Nebenwirkungen
Bei der Minipille handelt es sich um eine östrogenfreie Pille mit dem Gestagen Levonorgestrel oder Desogestrel. Sie ist auch zur Verhütung für stillende Frauen geeignet und wird deshalb manchmal als Stillpille bezeichnet. Wie sie eingenommen werden muss, ihre Wirkung, Nebenwirkungen und für wen sie nicht geeignet ist, erfahren Sie hier.
Wirkung der Minipille
Die Minipille enthält im Gegensatz zur "normalen" Antibabypille kein Östrogen, sondern nur Hormone namens Levonorgestrel oder Desogestrel, die zu den Gestagenen gehören. Die Gestagendosis ist deutlich geringer als in Kombinationspräparaten.
In dieser niedrigen Konzentration wirken die Gestagene folgendermaßen:
- der Schleim im Gebärmutterhals wird verdickt
- dem Aufbau der Gebärmutterschleimhaut wird entgegengewirkt
Spermien können dadurch nicht mehr in die Gebärmutter eindringen und eine eventuell befruchtete Eizelle kann sich nicht in der Gebärmutterschleimhaut einnisten.
Bei der Minipille mit Levonorgestrel findet der Eisprung statt. Die etwas höher dosierte Minipille mit dem Gestagen Desogestrel verhindert den Eisprung.
Sicherheit der Minipille
Die Minipille kann eine Schwangerschaft ebenso sicher verhindern wie die klassischen Antibabypillen (Versagerrate: 0,3 bis 1 Prozent). Die Einnahmeregeln sind allerdings deutlich strenger: Verspätet sich die Einnahme um mehr als drei Stunden, ist der Empfängnisschutz nicht mehr gewährleistet. Auch wenn innerhalb der ersten drei Stunden nach der Einnahme Durchfall oder Erbrechen auftritt, ist der Schutz zur Verhütung nicht mehr gegeben.
Bei neueren Minipillen ist das Einnahmefenster etwas größer. Da sie ein anderes Gestagen (Desogestrel) in etwas höherer Dosierung enthalten, hemmen sie zusätzlich noch den Eisprung. Man kann sie – genau wie die Kombinationspräparate – mit bis zu 12 Stunden Verspätung einnehmen, ohne dass die Wirkung beeinträchtigt ist.
Bestimmte Medikamente können die Wirkung der Minipille herabsetzen, sodass das Risiko einer Schwangerschaft bestehen kann. Dazu gehören:
- Antibiotika
- Präparate mit Johanniskraut
- Medikamente gegen Epilepsie
- Aktivkohle
Im Zweifel sollte bei einer Medikamenteneinnahme ärztlicher Rat eingeholt werden, ob und wie lange die Wirkung der Minipille beeinträchtigt wird.
Anwendung der Minipille
Die Minipille enthält im Gegensatz zu Kombinationspillen kein Östrogen, sondern nur das Gelbkörperhormon Gestagen (Wirkstoffe Levonorgestrel oder Desogestrel). Bei der Minipille findet keine Einnahmepause statt, sie wird grundsätzlich durchgängig eingenommen.
Wichtig: Die Frau sollte die Minipille stets zur gleichen Zeit einnehmen. Verschiebt sich der Zeitpunkt der Einnahme um mehr als drei Stunden, bietet die Pille mit Levonorgestrel keinen sicheren Empfängnisschutz mehr. Die Minipille mit dem Wirkstoff Desogestrel kann nach versäumter Einnahme innerhalb von zwölf Stunden noch genommen werden, ohne dass die Wirkung nachlässt.
Sind mehr als drei beziehungsweise zwölf Stunden vergangen, muss in den nächsten sieben Tagen zusätzlich verhütet werden, beispielsweise mit Kondomen.
Erste Einnahme der Minipille
Frauen, die mit der Einnahme der Minipille beginnen, nehmen am ersten Tag der Periode, also am ersten Zyklustag, die erste Tablette ein. Der Schutz vor einer Schwangerschaft ist dann sofort gegeben.
Grundsätzlich kann die erste Einnahme der Minipille aber unabhängig vom Zyklus erfolgen. Wird aber an einem anderen Zyklustag als dem ersten mit der Minipille begonnen, muss zunächst für sieben Tage zusätzlich verhütet werden.
Minipille vergessen
Wenn eine Minipille vergessen wurde zu nehmen, ist folgendermaßen vorzugehen:
Die folgenden Minipillen wieder zur gewohnten Zeit einnehmen. In den nächsten sieben Tagen muss zusätzlich verhütet werden, zum Beispiel mit Kondomen. Falls es in den Tagen vor der vergessenen Pille Geschlechtsverkehr gab, besteht die Möglichkeit einer Schwangerschaft.
Vorteile der Minipille
Minipillen haben generell weniger Nebenwirkungen als Kombinationspräparate. Siie sind vor allem geeignet für Frauen,
- die Östrogene nicht vertragen oder nicht einnehmen dürfen
- die ein Kind stillen (kaum Einfluss auf die Menge und Zusammensetzung der Muttermilch)
Außerdem reduziert sich meist die Stärke der Periodenblutung und Schmerzen während der Menstruation lassen nach.
Nachteile und Nebenwirkungen der Minipille
Ein Nachteil der Minipille ist, dass sie in einem relativ engen zeitlichen Rahmen eingenommen werden muss, was Disziplin erfordert. Außerdem kommt es häufig zu Zyklusstörungen: Bei etwa 50 Prozent der Anwenderinnen treten nur noch seltene, unregelmäßige oder gar keine Blutungen mehr auf, bei 30 Prozent der Anwenderinnen hingegen kommt es zu häufigen und längeren Blutungen. Auch der Vorteil eines verbesserten Hautbilds wie bei anderen Antibabypillen ist nicht gegeben.
Nebenwirkungen treten bei der Minipille aufgrund der niedrigen Dosierungen insgesamt weniger auf als bei anderen Pillen. Dennoch kann es unter der Einnahme der Minipille zu folgenden Nebenwirkungen kommen:
- Kopfschmerzen
- Stimmungsschwankungen bis hin zu depressiven Verstimmungen
- Brustspannen
- Gewichtszunahme
- Übelkeit
- verringerte Libido (sexuelles Verlangen)
- Akne (bei Levonorgestrel)
Wer darf keine Minipille nehmen?
Unter bestimmten Voraussetzungen darf die Minipille nicht eingenommen werden. Nicht zu empfehlen ist die Einnahme der Minipille unter anderem in folgenden Situationen:
- vorausgegangene oder bestehende tiefe Venenthrombose oder Lungenembolie
- Thromboseneigung (Thrombophilie)
- gutartige Lebertumoren (sog. Leberzelladenom)
- bösartige Lebertumoren
- hormonabhängige Krebsarten wie manche Formen von Brustkrebs
- nicht abgeklärte vaginale Blutungen
- mögliche Schwangerschaft
Grundsätzlich sollte immer mit dem*der Gynäkolog*in besprochen werden, ob die Minipille infrage kommt und gesundheitliche Risiken bestehen.
Kosten der Minipille
Bei der Minipille handelt es sich um ein verschreibungspflichtiges Medikament, das Hormone enthält. Die Minipille mit dem Wirkstoff Levonorgestrel kostet für drei Monate um die 30 Euro. Das Präparat mit Desogestrel liegt für eine Dreimonatspackung zwischen 20 und 37 Euro. Jungen Frauen bis zum vollendeten 22. Lebensjahr werden die Kosten für die Minipille von den Krankenkassen erstattet. Ab einem Alter von 22 Jahren müssen Frauen die Kosten in der Regel selbst tragen.