Alle Verhütungsmethoden & Verhütungsmittel: Sicherheitscheck
Kondom, Pille, Spirale oder Coitus interruptus? Die Bandbreite der Verhütungsmethoden ist groß. Doch welche bieten auch ausreichend Sicherheit? Während manche Verhütungsmittel nicht sehr sicher sind, schützen andere Methoden bei korrekter Anwendung zuverlässig vor einer Schwangerschaft.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Welche Verhütungsmittel sind sicher?
Wie sicher eine Verhütungsmethode ist, verrät der Pearl-Index.
Ein Pearl-Index von 1 bedeutet zum Beispiel, dass eine von 100 Frauen mit der gewählten Methode innerhalb eines Jahres ungewollt schwanger wurde.
Bei einem Pearl-Index von 3 sind dagegen drei von 100 Frauen mit der gewählten Methode innerhalb eines Jahres ungewollt schwanger geworden.
Wer sichergehen will, sollte deshalb eine Verhütungsmethode mit möglichst niedrigem Pearl-Index wählen. Die Pille hat zum Beispiel mit 0,1 bis 0,9 einen sehr niedrigen Pearl-Index und gilt damit als sehr sicheres Verhütungsmittel.
Die verschiedenen Verhütungsmethoden lassen sich in Kategorien einordnen:
- hormonelle Verhütungsmethoden
- mechanische Verhütungsmethoden bzw. Barrieremethoden
- natürliche Familienplanung (NFP)
- operative Verhütungsmethoden
- chemische Verhütungsmittel
Hormonelle Verhütungsmethoden
Hormonelle Verhütungsmethoden, wie die Antibabypille oder die Dreimonatsspritze, verhindern mithilfe von Hormonen eine Schwangerschaft. Je nach Hormonpräparat funktioniert dies mithilfe unterschiedlicher Mechanismen.
Abhängig vom Wirkstoff bewirken hormonelle Verhütungsmittel zum Beispiel dazu, dass ...
- ... bei der Frau der Eisprung ausbleibt. Bleibt der Eisprung aus, kann die Eizelle nicht befruchtet werden. Eine Schwangerschaft ist daher nicht möglich.
- ... sich der Schleim im Gebärmutterhals verändert. Das erschwert Spermien den Weg zur Eizelle.
- ... sich der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut verändert. Das erschwert es einer befruchteten Eizelle, sich einzunisten.
- ... der Transport der Eizelle im Eileiter und dadurch eine Befruchtung erschwert wird.
Tabelle: Sicherheit hormoneller Verhütungsmethoden
Verhütungsmittel | Pearl-Index | Kurzinfo |
Pille | 0,1 - 0,9 | sehr sicheres Verhütungsmittel bei korrekter Anwendung |
Einphasenpille | 0,2 - 0,5 | sehr sicheres Verhütungsmittel bei korrekter Anwendung |
Zweiphasenpille | 0,2 - 0,7 | sehr sicheres Verhütungsmittel bei korrekter Anwendung |
Zwei- und Dreistufenpräparate | 0,2 - 0,5 | sehr sicheres Verhütungsmittel bei korrekter Anwendung |
Mikropille | 0,2 - 0,5 | sehr sicheres Verhütungsmittel bei korrekter Anwendung |
Minipille | 0,5 - 3 | sicheres Verhütungsmittel bei korrekter Anwendung |
Östrogenfreie Pille | 0,14 | sehr sicheres Verhütungsmittel bei korrekter Anwendung |
Depotspritze (Dreimonatsspritze) | 0,3 - 0,88 | sehr sicheres Verhütungsmittel; da der Menstruationszyklus nach Absetzen der Spritzen oft nur sehr zögerlich wieder in Gang kommt vor allem für Frauen mit abgeschlossener Familienplanung empfehlenswert |
Hormonimplantat | 0 - 0,08 | sehr sicheres Verhütungsmittel |
Verhütungsring (Vaginalring) | 0,4 - 0,65 | sehr sicheres Verhütungsmittel bei korrekter Anwendung |
Verhütungspflaster | 0,72 - 0,9 | sehr sicheres Verhütungsmittel bei korrekter Anwendung |
Barrieremethoden
Unter Barrieremethoden versteht man Verhütungsmethoden, die eine mechanische Barriere zwischen Eizelle und Spermien aufbauen und so eine Schwangerschaft verhindern. Der Klassiker bei dieser Form der Verhütungsmethoden ist das Kondom.
Tabelle: Sicherheit von Barriere-Methoden
Methode | Pearl-Index | Kurzinfo |
Kondom (Präservativ) | 2 - 12 | Schützt vor Schwangerschaften und Geschlechtskrankheiten; die Sicherheit ist abhängig von der korrekten Handhabung. |
Frauenkondom | 5 - 25 | schützt vor Schwangerschaften und Geschlechtskrankheiten, Sicherheit ist abhängig von der korrekten Handhabung |
Kupferspirale | 0,3 - 0,8 | sichere Verhütungsmethode |
Hormonspirale (Intrauterinsystem, IUS) | 0,16 | sehr sichere Verhütungsmethode |
Diaphragma (Pessar) plus Spermizid | 1 - 20 | Je nach Handhabung eine sichere Verhütungsmethode. Die Angaben zum Pearl-Index gelten nur, wenn das Diaphragma immer mit Spermiziden kombiniert wird. |
Portiokappe (Okklusivpessar) | 6 | Die Angaben zum Pearl-Index gelten nur, wenn die Portiokappe immer mit Spermiziden kombiniert wird. |
Natürliche Familienplanung (NFP)
Wer ohne Hormone oder Chemie verhüten möchte und auf Kondome & Co. verzichten will, kann auf Methoden der natürlichen Familienplanung (NFP) zurückgreifen. Hier ist allerdings zu beachten, dass einige Methoden in puncto Verhütung als unsicher gelten. Einzig die symptothermale Methode kann bei richtiger Durchführung eine sehr sichere Verhütungsmethode sein.
Tabelle: Sicherheit der natürlichen Familienplanung
Methode | Peral-Index | Kurzinfo |
Coitus interruptus (Coitus reservatus) | 4 - 18 | sehr unsichere Verhütungsmethode; nicht zu empfehlen |
Knaus-Ogino-Methode (Kalendermethode) | 9 | Unsichere Verhütungsmethode; kombiniert man die Knaus-Ogino-Methode mit der Temperaturmethode und der Billings-Methode, kann das den Pearl-Index verbessern. |
(Basal-)Temperaturmethode | 3 | Alleine nicht empfehlenswert; kombiniert man die (Basal-)Temperaturmethode mit der Billings-Methode, kann das den Pearl-Index jedoch verbessern. |
Billings-Methode (Zervixschleim-Methode) | 15 | Alleine nicht empfehlenswert; in Kombination mit der Temperaturmethode lässt sich unter Umständen aber auch ein sehr guter Pearl-Index von bis zu 0,3 erreichen. |
Symptothermale Methode | 0,4 - 1,8 | Kombination aus Temperaturmethode und Billings-Methode, in Kombination mit Verzicht auf Geschlechtsverkehr an den fruchtbaren Tagen bei geübten Anwenderinnen sehr sicher. |
Stillperiode | unbekannt | keine verlässliche Verhütungsmethode, versagt in etwa 8 bis 10 Prozent der Fälle |
Scheidenspülung | 31 | nicht zu empfehlen |
Verhütungscomputer (Zykluscomputer) | 2 - 6 | Bisher gibt es zum Pearl-Index von Verhütungscomputern keine unabhängigen Studien, sondern nur die Angaben des Herstellers. Die Sicherheit richtet sich nach den jeweiligen Verhütungsmethoden, auf denen die Computer basieren (Temperaturmessung bzw. Hormonmessung). Vorteil: Die Daten müssen nicht mehr aufgeschrieben und von Hand ausgewertet werden. |
Operative Verhütungsmethoden
Wer seine Familienplanung abgeschlossen hat oder sich sicher ist, keine Kinder mehr bekommen zu wollen, für den kommt eine operative Verhütungsmethode wie die Sterilisation infrage. Während dieser Eingriff für Frauen in der Regel eine endgültige Entscheidung bedeutet, kann eine Sterilisation beim Mann zum Teil auch wieder rückgängig gemacht werden. Beide Formen sind als sehr sichere Verhütungsmethoden einzustufen.
Tabelle: Sicherheit operativer Methoden
Methode | Pearl-Index | Kurzinfo |
Sterilisation der Frau | 0,2 - 0,3 | sehr sicheres Verhütungsmittel, aber nur für Frauen mit abgeschlossener Familienplanung zu empfehlen |
Sterilisation des Mannes | 0,1 | sehr sicheres Verhütungsmittel, aber nur für Männer mit abgeschlossener Familienplanung zu empfehlen |
Chemische Verhütungsmittel
Als chemische Verhütungsmittel bezeichnet man sogenannte Spermizide. Dabei führt die Frau bestimmte Wirkstoffe kurz vor dem Geschlechtsverkehr in die Scheide ein (z.B. in Form von Salben, Gels, Zäpfchen oder Schaum). Die Wirkstoffe sollen die Spermien abtöten, verlangsamen oder ihren Weg behindern. Die alleinige Verwendung von chemischen Verhütungsmitteln ist allerdings nicht sehr sicher und daher nur in Kombination mit anderen Verhütungsmethoden empfehlenswert.
Tabelle: Sicherheit chemischer Verhütungsmittel
Methode | Pearl-Index | Kurzinfo |
Chemische Verhütungsmittel (Spermizide) | 3 - 21 | als alleinige Verhütungsmethode sehr unsicher; nur in Kombination mit Barrieremethoden wie Diaphragma oder Portiokappe |