Man sieht einen Mann und eine Fau im Bett.
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Alle Verhütungsmethoden & Verhütungsmittel: Sicherheitscheck

Von: Onmeda-Redaktion, Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 20.01.2022

Kondom, Pille, Spirale oder Coitus interruptus? Die Bandbreite der Verhütungsmethoden ist groß. Doch welche bieten auch ausreichend Sicherheit? Während manche Verhütungsmittel nicht sehr sicher sind, schützen andere Methoden bei korrekter Anwendung zuverlässig vor einer Schwangerschaft.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Welche Verhütungsmittel sind sicher?

Wie sicher eine Verhütungsmethode ist, verrät der Pearl-Index.

Ein Pearl-Index von 1 bedeutet zum Beispiel, dass eine von 100 Frauen mit der gewählten Methode innerhalb eines Jahres ungewollt schwanger wurde.

Bei einem Pearl-Index von 3 sind dagegen drei von 100 Frauen mit der gewählten Methode innerhalb eines Jahres ungewollt schwanger geworden.

Wer sichergehen will, sollte deshalb eine Verhütungsmethode mit möglichst niedrigem Pearl-Index wählen. Die Pille hat zum Beispiel mit 0,1 bis 0,9 einen sehr niedrigen Pearl-Index und gilt damit als sehr sicheres Verhütungsmittel.

Die verschiedenen Verhütungsmethoden lassen sich in Kategorien einordnen:

  • hormonelle Verhütungsmethoden
  • mechanische Verhütungsmethoden bzw. Barrieremethoden
  • natürliche Familienplanung (NFP)
  • operative Verhütungsmethoden
  • chemische Verhütungsmittel

Hormonelle Verhütungsmethoden

Hormonelle Verhütungsmethoden, wie die Antibabypille oder die Dreimonatsspritze, verhindern mithilfe von Hormonen eine Schwangerschaft. Je nach Hormonpräparat funktioniert dies mithilfe unterschiedlicher Mechanismen.

Abhängig vom Wirkstoff bewirken hormonelle Verhütungsmittel zum Beispiel dazu, dass ...

  • ... bei der Frau der Eisprung ausbleibt. Bleibt der Eisprung aus, kann die Eizelle nicht befruchtet werden. Eine Schwangerschaft ist daher nicht möglich.
  • ... sich der Schleim im Gebärmutterhals verändert. Das erschwert Spermien den Weg zur Eizelle.
  • ... sich der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut verändert. Das erschwert es einer befruchteten Eizelle, sich einzunisten.
  • ... der Transport der Eizelle im Eileiter und dadurch eine Befruchtung erschwert wird.

Tabelle: Sicherheit hormoneller Verhütungsmethoden

Verhütungsmittel Pearl-IndexKurzinfo
Pille0,1 - 0,9sehr sicheres Verhütungsmittel bei korrekter Anwendung
Einphasenpille0,2 - 0,5sehr sicheres Verhütungsmittel bei korrekter Anwendung
Zweiphasenpille0,2 - 0,7sehr sicheres Verhütungsmittel bei korrekter Anwendung
Zwei- und Dreistufenpräparate    0,2 - 0,5    sehr sicheres Verhütungsmittel bei korrekter Anwendung
Mikropille0,2 - 0,5sehr sicheres Verhütungsmittel bei korrekter Anwendung
Minipille0,5 - 3sicheres Verhütungsmittel bei korrekter Anwendung
Östrogenfreie Pille0,14sehr sicheres Verhütungsmittel bei korrekter Anwendung
Depotspritze (Dreimonatsspritze)0,3 - 0,88sehr sicheres Verhütungsmittel; da der Menstruationszyklus nach Absetzen der Spritzen oft nur sehr zögerlich wieder in Gang kommt vor allem für Frauen mit abgeschlossener Familienplanung empfehlenswert
Hormonimplantat0 - 0,08sehr sicheres Verhütungsmittel
Verhütungsring (Vaginalring)0,4 - 0,65sehr sicheres Verhütungsmittel bei korrekter Anwendung
Verhütungspflaster0,72 - 0,9sehr sicheres Verhütungsmittel bei korrekter Anwendung

 

Barrieremethoden

Unter Barrieremethoden versteht man Verhütungsmethoden, die eine mechanische Barriere zwischen Eizelle und Spermien aufbauen und so eine Schwangerschaft verhindern. Der Klassiker bei dieser Form der Verhütungsmethoden ist das Kondom.

Tabelle: Sicherheit von Barriere-Methoden

MethodePearl-IndexKurzinfo
Kondom (Präservativ)2 - 12Schützt vor Schwangerschaften und Geschlechtskrankheiten; die Sicherheit ist abhängig von der korrekten Handhabung.
Frauenkondom5 - 25schützt vor Schwangerschaften und Geschlechtskrankheiten, Sicherheit ist abhängig von der korrekten Handhabung
Kupferspirale0,3 - 0,8sichere Verhütungsmethode
Hormonspirale (Intrauterinsystem, IUS)0,16sehr sichere Verhütungsmethode
Diaphragma (Pessar) plus Spermizid1 - 20Je nach Handhabung eine sichere Verhütungsmethode. Die Angaben zum Pearl-Index gelten nur, wenn das Diaphragma immer mit Spermiziden kombiniert wird.
Portiokappe (Okklusivpessar)6Die Angaben zum Pearl-Index gelten nur, wenn die Portiokappe immer mit Spermiziden kombiniert wird.

 

Natürliche Familienplanung (NFP)

Wer ohne Hormone oder Chemie verhüten möchte und auf Kondome & Co. verzichten will, kann auf Methoden der natürlichen Familienplanung (NFP) zurückgreifen. Hier ist allerdings zu beachten, dass einige Methoden in puncto Verhütung als unsicher gelten. Einzig die symptothermale Methode kann bei richtiger Durchführung eine sehr sichere Verhütungsmethode sein.

Tabelle: Sicherheit der natürlichen Familienplanung

MethodePeral-IndexKurzinfo
Coitus interruptus (Coitus reservatus)4 - 18sehr unsichere Verhütungsmethode; nicht zu empfehlen
Knaus-Ogino-Methode (Kalendermethode)Unsichere Verhütungsmethode; kombiniert man die Knaus-Ogino-Methode mit der Temperaturmethode und der Billings-Methode, kann das den Pearl-Index verbessern.
(Basal-)Temperaturmethode3Alleine nicht empfehlenswert; kombiniert man die (Basal-)Temperaturmethode mit der Billings-Methode, kann das den Pearl-Index jedoch verbessern.
Billings-Methode (Zervixschleim-Methode)15Alleine nicht empfehlenswert; in Kombination mit der Temperaturmethode lässt sich unter Umständen aber auch ein sehr guter Pearl-Index von bis zu 0,3 erreichen.
Symptothermale Methode0,4 - 1,8Kombination aus Temperaturmethode und Billings-Methode, in Kombination mit Verzicht auf Geschlechtsverkehr an den fruchtbaren Tagen bei geübten Anwenderinnen sehr sicher.
Stillperiodeunbekanntkeine verlässliche Verhütungsmethode, versagt in etwa 8 bis 10 Prozent der Fälle
Scheidenspülung31nicht zu empfehlen
Verhütungscomputer (Zykluscomputer)2 - 6    Bisher gibt es zum Pearl-Index von Verhütungscomputern keine unabhängigen Studien, sondern nur die Angaben des Herstellers. Die Sicherheit richtet sich nach den jeweiligen Verhütungsmethoden,
auf denen die Computer basieren (Temperaturmessung bzw. Hormonmessung). Vorteil: Die Daten müssen nicht mehr aufgeschrieben und von Hand ausgewertet werden.

 

Operative Verhütungsmethoden

Wer seine Familienplanung abgeschlossen hat oder sich sicher ist, keine Kinder mehr bekommen zu wollen, für den kommt eine operative Verhütungsmethode wie die Sterilisation infrage. Während dieser Eingriff für Frauen in der Regel eine endgültige Entscheidung bedeutet, kann eine Sterilisation beim Mann zum Teil auch wieder rückgängig gemacht werden. Beide Formen sind als sehr sichere Verhütungsmethoden einzustufen.

Tabelle: Sicherheit operativer Methoden

MethodePearl-IndexKurzinfo
Sterilisation der Frau0,2 - 0,3sehr sicheres Verhütungsmittel, aber nur für Frauen mit abgeschlossener Familienplanung zu empfehlen
Sterilisation des Mannes0,1sehr sicheres Verhütungsmittel, aber nur für Männer mit abgeschlossener Familienplanung zu empfehlen

 

Chemische Verhütungsmittel

Als chemische Verhütungsmittel bezeichnet man sogenannte Spermizide. Dabei führt die Frau bestimmte Wirkstoffe kurz vor dem Geschlechtsverkehr in die Scheide ein (z.B. in Form von Salben, Gels, Zäpfchen oder Schaum). Die Wirkstoffe sollen die Spermien abtöten, verlangsamen oder ihren Weg behindern. Die alleinige Verwendung von chemischen Verhütungsmitteln ist allerdings nicht sehr sicher und daher nur in Kombination mit anderen Verhütungsmethoden empfehlenswert.

Tabelle: Sicherheit chemischer Verhütungsmittel

MethodePearl-IndexKurzinfo
Chemische Verhütungsmittel (Spermizide)3 - 21als alleinige Verhütungsmethode sehr unsicher; nur in Kombination mit Barrieremethoden wie Diaphragma oder Portiokappe