Mehrere Personen beim Yoga.
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Bikram Yoga – mehr als Entspannung und ein bisschen Om

Von: Brit Weirich (Medizinautorin, M.A. Mehrsprachige Kommunikation)
Letzte Aktualisierung: 30.12.2021

Eineinhalb Stunden Power-Yoga bei 40 Grad Raumtemperatur. Wie hart ist der Hollywoodtrend wirklich? Onmeda-Redakteurin Brit Weirich hat es in Thailand getestet.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Bikram Yoga – Mehr als Entspannung und ein bisschen Om

Zugegeben, als ich meinem Umfeld erzählte, dass ich jetzt Bikram-Yoga ausprobieren will, wurde ich erst einmal schief angeschaut. Immerhin kennen mich die meisten nur mit Boxhandschuhen im Ring, und Kampfsport würde man wohl nicht unbedingt mit Yoga in Verbindung bringen.

Als ich damals mit dem Kickboxen anfing, war mir allerdings eines sehr schnell klar: Beweglichkeit ist das A & O, ähnlich wie beim Tanzen! Für einen Kick zum Kopf des Gegners reicht es nicht aus, einfach nur Schwung zu holen. Stabile, saubere High-Kicks erfordern ein hohes Maß an Flexibilität und Gleichgewicht.

Seit einer Woche trainiere ich täglich mehrere Stunden in einem Kampfsport-Camp in Thailand. Demnächst steht für mich ein Kampf an und ich möchte das Trainingslager so gut wie möglich nutzen, um bestmöglich vorbereitet zu sein. Klar, dass auch die ein oder andere Yoga-Einheit dazugehört. Bisher belief sich meine Erfahrung allerdings auf wenige Yogastunden, die ich relativ unregelmäßig und planlos hinter mich brachte. Hier, in der Hochburg des Thaiboxens, habe ich eine riesengroße Auswahl. An jeder Straßenecke wird mit verschiedensten Yoga-Angeboten geworben.

Schnell fällt meine Wahl auf Bikram-Yoga. Warum? Ganz einfach: Bikram-Yoga zählt zu den Hot-Yoga-Varianten, die körperlich extrem anstrengend sein sollen und deren Fokus in erster Linie auf Fitness anstatt auf Spiritualität liegt. Also genau das Richtige für mich. Außerdem scheint es sich dabei um einen wahren Fitness-Trend zu handeln, mit dem angeblich auch schon Hollywood-Stars infiziert sind. Da werde ich neugierig. Handelt es sich einfach nur um den neuesten Hype oder werde ich morgen eines Besseren belehrt und mit einem heftigen Muskelkater aufwachen?

Was ist das Besondere an Bikram-Yoga?

Benannt ist die Yoga-Art nach Bikram Choudhury, einem heute sehr bekannten Yogameister, der die Übungen Ende der 1960er-Jahre im Zuge einer Knieverletzung entwickelte und dadurch auffällig schnell regenerieren konnte.

Eine Bikram-Yogastunde dauert immer 90 Minuten. Dabei werden insgesamt 26 Asanas durchgeführt:

  • 12 im Stehen
  • 7 im Liegen
  • 7 im Sitzen/Knien

Dazu kommen 2 immer wiederkehrende Atemübungen, Pranayama genannt. Als eine Form des Hot-Yogas finden Bikram-Einheiten bei einer Raumtemperatur von 40 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von bis zu 60 Prozent statt. Eines steht fest: Hier kommt man auf jeden Fall ins Schwitzen. Bei so viel Flüssigkeitsverlust ist es kaum verwunderlich, dass man bei einer Einheit bis zu 700 kcal verbrennt.

Meine Erfahrung

Wichtig: Vor und nach dem Training viel trinken! Wer mit Herz-Kreislauf-Problemen zu kämpfen hat, sollte außerdem lieber auf eine Yoga-Variante ausweichen, die körperlich etwas weniger anstrengend ist.

Die erste Stunde

Mit Yogamatte, Handtuch und Wasserflasche bewaffnet mache ich mich auf den Weg. Ich bin absolut kein Hitzemensch und die permanenten 30 Grad Außentemperatur machen mir sowieso schon zu schaffen. Aber was soll's, denke ich, normal wäre ja langweilig, und drücke die Tür zum Yoga Resort auf. Meine Yogalehrerin namens Malee empfängt mich freundlich, ein paar Teilnehmer liegen bereits auf ihren Matten und dehnen sich. Ich geselle mich dazu und tue es ihnen gleich. Schon jetzt rinnt mir der Schweiß von der Stirn, ohne, dass ich mich großartig bewege oder anstrenge.

"Seid ihr bereit?", ruft Malee. Ganz so sicher bin ich mir da nicht. Und dann geht es auch schon los, ein knallhartes Yoga-Training, das in den ersten Minuten sogar ein leichtes Schwindelgefühl in mir auslöst, sodass ich eine Übung kurz unterbrechen muss. Das Gemeine: In der ersten halben Stunde dürfen wir trotz der Hitze keinen einzigen Schluck trinken. Der Einstieg ist noch ganz human, und anfangs komme ich gut mit. Die Asanas im Stand haben es aber wirklich in sich und zwischendurch bin ich ganz schön wackelig auf den Beinen. Bei einigen Übungen muss mich unglaublich anstrengen, um nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten. Ich spüre auf einmal Muskeln, von deren Existenz ich überhaupt nichts wusste.

Die Asanas auf dem Boden fallen mir da um einiges leichter! Die Zeit vergeht trotz aller Anstrengung wie im Fluge, und als ich das Studio verlasse, fühle ich mich zwar völlig fertig und ausgelaugt, aber auf eine angenehme Weise. Mal schauen, wie sehr ich das Work-out am nächsten Tag spüre.

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Die zweite Stunde

Nach drei Tagen steht für mich die nächste Yoga-Session an. Den Muskelkater, der sich ziemlich direkt nach der ersten Stunde eingestellt hat, spüre ich immer noch am ganzen Körper, und ich fühle mich ganz schön steif, als ich erneut auf meiner Yoga-Matte Platz nehme und Malee mit ihrer Einführung beginnt.

Heute sind viele zum allerersten Mal dabei, und nach wenigen Minuten verlassen drei Leute den Raum, weil sie die Hitze nicht ertragen. Am liebsten möchte ich mit ihnen nach draußen fliehen. Aber aufgeben ist nicht drin, ich beiße die Zähne zusammen und überstehe auch meine zweite Stunde Bikram-Yoga – diesmal sogar, ohne dass mir schwindelig wird. Viel leichter fallen mir die Asanas im Stand trotzdem noch nicht. Am Ende bin ich so nass geschwitzt, dass ich mein T-Shirt auswringen könnte. Ab unter die Dusche!

Die dritte Stunde

Wieder sind drei Tage vergangen, und tatsächlich hielt sich der Muskelkater dieses Mal in Grenzen. Ich freue mich sogar richtig auf meine nächste Stunde. Da ich mittlerweile weiß, welche Übungen wie ausgeführt werden müssen – zumindest in der Theorie – kann ich mich besser auf meine Balance konzentrieren und habe zwischendurch sogar kleine Erfolgserlebnisse.

Dass wir in der ersten halben Stunde nichts trinken dürfen, kann ich allerdings noch nicht so ganz nachvollziehen. Ich glaube, es wäre angenehmer, zwischendurch immer einen kleinen Schluck zu nehmen, anstatt nach dreißig Minuten die halbe Flasche zu leeren, als wäre ich kurz vorm Verdursten. Wie auch immer. Die Asanas selbst gelingen mir besser und der Ehrgeiz hat mich gepackt. Bevor ich das Yoga-Resort verlasse, hole ich mir tatsächlich eine Zehner-Karte am Empfang.

Zahlt sich der Trend aus?

Kosten

In Deutschland kostet eine Stunde Bikram-Yoga rund 20 Euro. Klingt erst mal teuer. Allerdings ist es oft auch möglich, eine ermäßigte Dauerkarte zu erwerben. Das Gute daran: Meist werden noch weitere Yoga-Varianten und auch diverse Fitnesskurse angeboten, und das zu verschiedenen Zeiten.

Im Vergleich: Hier in Thailand komme ich natürlich etwas günstiger weg. Für eine Stunde Bikram-Yoga bezahle ich umgerechnet 13 Euro – was für thailändische Verhältnisse immer noch recht viel ist.

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Fazit

Meine persönliche Einschätzung: Bikram-Yoga kann wahnsinnig cool sein, wenn man die nötige körperliche Fitness mitbringt. Wer nicht fit und vor allem gesund ist, wird die hohe Raumtemperatur in Kombination mit den wirklich komplexen Übungen kaum durchstehen können. Vor allem Menschen, die mit Herz-Kreislauf-Problemen zu kämpfen haben, sollten wohl lieber eine andere Yoga-Variante wählen.

Ich als Yoga-Amateurin bin auf jeden Fall an meine Grenzen gestoßen. Die enorme Hitze macht mir auch nach der dritten Stunde noch sehr zu schaffen. Ob ich mich daran langfristig gewöhnen könnte, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Effektiv scheint der Fitness-Trend auf jeden Fall zu sein. Zehn Stunden liegen nun noch vor mir, und ich bin gespannt, ob sich das zusätzliche Balance- und Mobilitätstraining auch auf meine Kampfsport-Skills auswirkt. Spaß habe ich am trendigen Hot-Yoga allemal – und enormen Respekt vor den Teilnehmern in den ersten Reihen, die sich verrenken, als wäre das alles ein Kinderspiel. Daumen hoch für diesen knallharten Hollywood-Trend!