Windei und Blasenmole
Ein Windei ist ein leeres Versprechen: Der Schwangerschaftstest fällt positiv aus, die Frau hat meistens alle Anzeichen einer Schwangerschaft – und bekommt dann beim Frauenarzt die ernüchternde Nachricht, dass die Fruchthöhle leer ist. Es hat sich kein Embryo entwickelt. Die Frau ist also schwanger, ohne ein Baby im Bauch zu tragen. Doch nicht immer bedeutet eine leere Fruchthöhle beim ersten Ultraschall, dass sich kein Embryo entwickelt. Lesen Sie hier, was ein Windei ist, wie es entsteht und was das für folgende Schwangerschaften bedeutet.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Was ist ein Windei?
Wer sich sehnlichst ein Kind wünscht und schließlich endlich einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen hält, für den gibt es wohl keine größere Enttäuschung als die Diagnose "Windei". Ein anderer Begriff dafür ist "Molen-Ei", medizinisch auch "Abortiv-Ei".
Dabei handelt es sich um eine befruchtete, aber entwicklungsgestörte oder nicht entwicklungsfähige Eizelle. Es bilden sich der Mutterkuchen und die Fruchtblase, jedoch entwickelt sich aus der befruchteten Eizelle kein Embryo.
Dabei scheint die Schwangerschaft zunächst normal zu verlaufen: Die Eizelle wird befruchtet und wandert in die Gebärmutter. Sie nistet sich ein, beginnt sich zu teilen und es bilden sich Mutterkuchen und Fruchthöhle. Weil der Körper auch das Schwangerschaftshormon HCG bildet, fällt ein Schwangerschaftstest nun positiv aus und die Frau entwickelt typische Schwangerschaftsanzeichen wie Übelkeit.
Etwa in jeder 20. Schwangerschaft entwickelt sich aus dieser Anlage jedoch kein Embryo oder seine Entwicklung stoppt recht früh. Bei etwa 50 bis 90 Prozent der Spontanfehlgeburten im zweiten Schwangerschaftsmonat liegt ein Windei vor.
Im Ultraschall ist deshalb nur eine leere Fruchthöhle zu sehen, obwohl der Körper ganz auf "schwanger" eingestellt ist.
Handelt es sich tatsächlich um ein Windei, endet die Schwangerschaft mit einer Fehlgeburt. In der Regel stößt der Körper eine solche Eizelle in den ersten acht Wochen von selbst ab.
Jedoch bedeutet eine leere Fruchthöhle im ersten Ultraschall nicht zwangsläufig, dass es sich um ein Windei handelt. Viele Frauen gehen schon sehr früh in der Schwangerschaft zum Frauenarzt. In den ersten Wochen lässt sich jedoch noch kein Embryo sehen, häufig nicht einmal der Dottersack.
Es ist auch möglich, dass Eisprung und Befruchtung erst später stattgefunden haben als zunächst angenommen. Das kommt zum Beispiel vor, wenn sich der Zyklus verschiebt. In solchen Fällen ist noch kein Embryo zu sehen, weil die tatsächliche Schwangerschaftswoche nicht der erwarteten entspricht – es ist einfach noch zu früh.
In seltenen Fällen handelt es sich bei dem Embryo um einen sogenannten "Eckenhocker", der zu Beginn an einer so ungewöhnlichen Stelle in der Gebärmutter liegt, dass er im Ultraschall nicht zu sehen ist.
Viele Schwangere sind verständlicherweise verunsichert, wenn beim ersten Ultraschall außer einer leeren Fruchthöhle nichts zu erkennen ist und der Verdacht Windei im Raum steht. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, erst zwei bis drei Wochen nach Ausbleiben der Periode zum ersten Frauenarzt-Termin zu gehen.
Warum entsteht ein Windei?
Dass sich aus einer befruchteten Eizelle kein Embryo entwickelt, hat nur selten etwas mit dem Verhalten der Mutter in der Frühphase der Schwangerschaft zu tun. In den meisten Fällen sind genetische Ursachen Grund dafür. Zusätzliche oder fehlende Chromosomen in der befruchteten Eizelle führen dazu, dass die Embryonen nicht überlebensfähig wären. Der Körper stoppt aus diesem Grund die Weiterentwicklung.
Weitere Ursachen können sein
- die Eizelle kann nicht ausreichend mit Nährstoffen und/oder Sauerstoff versorgt werden
- die Schwangere ist Giften ausgesetzt gewesen
- die Schwangere ist krank, macht zum Beispiel gerade eine Infektion durch
Symptome und Diagnose bei einem Windei
Bei vielen Frauen stößt der Körper ein Windei mit der nächsten Periode bereits ab, bevor sie überhaupt bemerkt haben, dass sie schwanger waren. Das macht sich mit Schmierblutungen bemerkbar. Vielleicht erklären sich die Frauen ihre verspätete Periode mit Zyklusschwankungen.
Wer allerdings sehnsüchtig auf eine Schwangerschaft hofft, macht vielleicht bereits früh einen Schwangerschaftstest – der positiv ausfällt. Dass etwas nicht stimmt, bemerkt die Schwangere sehr wahrscheinlich nicht. Schließlich verläuft die Schwangerschaft zu Beginn ganz normal. Der Körper produziert das Schwangerschaftshormon HCG und reagiert darauf mit den normalen Schwangerschaftsanzeichen wie Übelkeit und empfindlichen Brüsten.
In der Regel fällt dem Frauenarzt bei der ersten Untersuchung auf, dass die Fruchthöhle kleiner als drei Zentimeter und leer ist. Je nachdem, in welcher Schwangerschaftswoche die Untersuchung stattfindet, ist damit aber noch nicht sicher, dass es sich um ein Windei handelt. Ist es noch sehr früh in der Schwangerschaft oder kann es sein, dass die Befruchtung später als angenommen stattgefunden hat, wird der Arzt mit der Diagnose noch abwarten. Möglicherweise geht auch er zunächst von einer intakten Schwangerschaft aus.
Wann ist normalerweise ein Embryo in der Fruchthöhle sichtbar?
Spätestens in der achten Schwangerschaftswoche müsste jedoch ein Embryo im Ultraschall zu erkennen sein. Bei einem Windei ist das jedoch nicht der Fall. Auch wird bei einem Windei die Fruchthöhle in der Regel nicht größer, und auch die Gebärmutter wächst nicht entsprechend der Schwangerschaftswoche.
Um einen Verdacht abzuklären, wird der Arzt Blut abnehmen, um den HCG-Wert zu bestimmen. Entscheidender als die Tatsache, ob der Wert der Schwangerschaftswoche entspricht, ist der Anstieg des HCG-Wertes. Dafür muss der Arzt der Schwangeren zwei Mal innerhalb von wenigen Tagen Blut abnehmen. Der HCG-Wert sollte sich in der frühen Phase der Schwangerschaft alle 2-3 Tage verdoppeln. Tut er das nicht oder ist er sehr niedrig, kann das ein Anzeichen dafür sein, dass ein Windei vorliegt.
Ist die Schwangerschaft der Frau bekannt, bemerkt sie selbst meist erst, dass etwas nicht stimmt, wenn die Schwangerschaftsanzeichen wie Übelkeit und Brustspannen plötzlich aufhören und es zu Unterleibs- und Rückenschmerzen sowie Schmierblutungen kommt. Denn ein Windei führt immer zur Fehlgeburt.
Wann kommt die Fehlgeburt bei einem Windei?
In der Regel stößt der Körper die Schwangerschaftsanlage innerhalb der ersten acht Wochen von selbst ab. Weiß eine Frau bereits, dass sie ein Windei in sich trägt, kann sie entweder warten, bis ihr Körper das Ei von selbst abstößt oder sie kann für eine Ausschabung ins Krankenhaus gehen.
Wann ist eine Ausschabung nötig?
Selten kommt es vor, dass die abgestorbene Fruchtanlage nicht von selbst abgestoßen wird. Bei einem solchen „verhaltenen Abort“ muss sie aus der Gebärmutter ausgeschabt werden. Sonst droht eine Entzündung. Manchmal stößt der Körper die Schwangerschaftsanlage auch ab, aber es bleibt noch ein Rest in der Gebärmutter. Auch dann ist eine Ausschabung nötig. In der Regel bekommt die Frau dann Medikamente, damit der Körper den Inhalt der Gebärmutter abstößt. Anschließend entfernt der Arzt bei einer Kürettage die Gewebereste. Das ist ein kleiner operativer Eingriff, der im Krankenhaus vorgenommen wird. In der Regel kann die Frau das Krankenhaus am selben Tag wieder verlassen.
Sonderfall Blasenmole
Eine seltene Komplikation in der Frühschwangerschaft ist die Blasenmole. Bei einer Blasenmole setzen sich bei der Befruchtung die Chromosomen falsch zusammen. Infolgedessen wuchern die Zellen, die zu einer Plazenta heranwachsen sollen.
Normalerweise enthalten Spermium und Eizelle je einen Chromosomensatz. Nachdem sie sich vereint haben, ist die entstandene Zelle "diploid", enthält also zwei Chromosomensätze. Jeweils einen von der Mutter und einen vom Vater.
Bei einer vollständigen Blasenmole trägt die befruchtete Eizelle keine mütterlichen Chromosomen, dafür die männlichen doppelt, sodass zweimal der gleiche Chromosomensatz vorhanden ist. In diesem Fall kann kein Embryo wachsen. Die Zellen der Plazenta wuchern jedoch und bilden Blasen.
Bei einer teilweisen Blasenmole hat die befruchtete Eizelle die normalen 23 Chromosomen von der Mutter, aber die doppelte Zahl von väterlichen Chromosomen – also insgesamt 69 statt 46 Chromosomen. In diesem Fall wächst die Plazenta und es entwickelt sich zunächst ein Embryo. Dieser ist allerdings nicht lebensfähig.
Anders als beim Windei wächst die Fruchtanlage bei einer Blasenmole weiter und wuchert sogar. Diese Wucherungen haben in den meisten Fällen mit Krebs nichts zu tun. Nur sehr selten kann aus einer vollständigen Blasenmole ein bösartiger Tumor entstehen.
In Europa kommt auf etwa 1.500 Geburten eine Blasenmole.
Mögliche Symptome einer Blasenmole:
- der Arzt stellt im Blut sehr hohe HCG-Werte fest
- die Gebärmutter und damit der Bauch der Schwangeren wachsen sehr schnell
- im Ultraschall ist ein diffuses Bild („Schneegestöber“) zu sehen
- die Frau hat stark ausgeprägte Schwangerschaftssymptome wie Übelkeit
- die Frau bekommt Blutungen, meist in der 12. Schwangerschaftswoche oder früher
Die Diagnose einer teilweisen Blasenmole ist schwieriger als die einer vollständigen, weil sich zunächst ein Embryo entwickelt.
Stellt der Arzt eine Blasenmole fest, muss die Schwangerschaft möglichst bald beendet werden. Unter Vollnarkose muss dann die Gebärmutter ausgeschabt werden, um alle Wucherungen zu entfernen. Die sogenannte Kürettage ist ein kleiner operativer Eingriff. Manchmal sind zwei Eingriffe nötig, um das Gewebe vollständig zu entfernen. Anschließend sind noch einige Kontrollen notwendig. In dem sehr seltenen Fall, dass sich aus der Blasenmole ein bösartiger Tumor entwickelt, kann eine Chemotherapie nötig sein.
Wann kann ich wieder schwanger werden?
Nach der frühen Fehlgeburt bei einem Windei normalisieren sich HCG-Wert und Gebärmutterschleimhaut wieder, die Schwangerschaftsanzeichen verschwinden. Daraufhin normalisiert sich der Zyklus wieder sehr schnell und die Frau kann bereits im darauffolgenden Monat wieder schwanger werden. Das Risiko, dass bei der nächsten Schwangerschaft wieder ein Windei entsteht, ist gering.
Nach einer Blasenmole dagegen sind noch mehrere Kontrollen nötig, bei denen der HCG-Wert kontrolliert werden muss. In diesem Fall sollte die Frau mit dem nächsten Versuch, schwanger zu werden, rund ein Jahr lang warten.