Das Bild zeigt eine Ultraschalluntersuchung einer Schwangeren.
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Ultraschall in der Schwangerschaft

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 17.12.2021

Die Entwicklung des Ultraschalls und sein Einsatz in der Vorsorge in der Schwangerschaft sind wahrscheinlich der größte Fortschritt für die Geburtshilfe im 20. Jahrhundert. Der Ultraschall in der Schwangerschaft hat sowohl die Diagnostik als auch das vorgeburtliche Kind-Erleben durch die Eltern in gleicher Weise revolutioniert.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Überblick

Deutschland war das erste Land, das 1980 zwei Routineuntersuchungen (heute drei in Deutschland und Österreich, zwei in der Schweiz) in der unkomplizierten Schwangerschaft gesetzlich verankert und kassenpflichtig eingeführt hat. Der Ultraschall erfolgt im Rahmen der drei großen Vorsorgeuntersuchungen, die in der Schwangerschaft vorgesehen sind:

Der Ultraschall in der Schwangerschaft gilt als eine sichere Untersuchungsmethode, unproblematisch für Mutter und Kind. Negative Kurz- oder Langzeitauswirkungen sowohl für die Mutter als auch für das Baby konnten nicht nachgewiesen werden.

Für Ultraschalluntersuchungen während der Schwangerschaft müssen Ärzte eine spezielle Ausbildung und Qualifikation besitzen. In allen drei deutschsprachigen Ländern existiert hierfür ein Mehrstufenkonzept der Spezialisierung. Wenn Ihr Frauenarzt keine Ultraschallspezialisierung hat und Auffälligkeiten in der Schwangerschaft feststellt, muss er Sie an einen Ultraschall-Spezialisten überweisen.

Video: Hebamme Catharina über Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft

Welcher Ultraschall gibt Aufschluss über welche Fragen in der Schwangerschaft?

FragestellungWann?
Ist die Einnistung in der Gebärmutter erfolgt?1. Ultraschall
Wachsen ein oder mehrere Kinder heran?1., 2. und 3. Ultraschall
Wie alt ist der Embryo? Stimmt der errechnete Termin?1., 2. und 3. Ultraschall
Schlägt das Herz?1., 2. und 3. Ultraschall
Wächst das Kind normal und wie groß ist es?1., 2. und 3. Ultraschall
Vermessung verschiedener Parameter (Kopfumfang, ...).2. und 3. Ultraschall
Gibt es Hinweise auf Entwicklungsstörungen?2. und 3. Ultraschall
Wie liegt das Kind in der Gebärmutter?2. und 3. Ultraschall
Wo hat sich die Plazenta angeheftet?2. und 3. Ultraschall
Ist ausreichend Fruchtwasser vorhanden?2. und 3. Ultraschall

1. Ultraschall

Um eine Schwangerschaft eindeutig festzustellen, wird der Frauenarzt zusätzlich zu einem Schwangerschaftstest im Rahmen der Erstuntersuchung gewöhnlich einen ersten Ultraschall durchführen. Das ist etwa ab der 5. oder 6. Schwangerschaftswoche (SSW) möglich.

In der 6. SSW ist eine Chorionhöhle von etwa zehn Millimetern Durchmesser mit einer umgebenden verdickten, unregelmäßigen Ringstruktur zu erkennen. Dieser Ring ist an einer Seite dicker. Diese Verdickung entsteht durch die einseitig dichteren Zotten an der Einnistungsstelle. Für den Arzt ist dies der sichere Anhaltspunkt, dass sich die Keimanlage in der Gebärmutter (intrauterin) befindet und sich nicht außerhalb der Gebärmutter (extrauterin, z.B. in der Bauchhöhle) eingenistet hat.

Seien Sie nicht zu enttäuscht, wenn Sie selber zu diesem frühen Zeitpunkt nicht viel erkennen können. Frühestens eine Woche später, in der 7. SSW, werden die Strukturen des Embryos und seine Herzaktion (Herzschlag) erkennbar. Dann kann Ihnen Ihr Arzt bestätigen, dass bei Ihnen eine intakte intrauterine Schwangerschaft besteht. Über die körperlichen Strukturen oder das Geschlecht des Kindes kann der Ultraschall zu diesem Zeitpunkt noch keine Aussagen machen.

Dieser erste Ultraschall dient lediglich dazu, die Schwangerschaft zu bestätigen. Der erste große Ultraschallim Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen erfolgt zwischen der 9. und 12. SSW und ist für werdende Eltern meist ein aufregenderes Erlebnis. Nun sind vielleicht schon erste unkontrollierte Bewegungen zu sehen, sicherlich aber der Herzschlag des Embryos.

Beim ersten großen Ultraschall werden folgende Daten ermittelt:

  • Scheitel-Steiß-Länge (SSL)
  • Lage, Bewegungen und Herzaktivität des Babys
  • Feststellung der Einlings- oder Mehrlingsschwangerschaft
  • Entwicklung von Gehirn, Organen und Gliedmaßen

2. Ultraschall

Zwischen der 19. und der 22. Schwangerschaftswoche erfolgt die zweite große Vorsorgeuntersuchung inklusive Ultraschall. Da nun alle Strukturen Ihres Kindes entwickelt sind und relativ große Fruchtwasserpolster um das Kind herum die systematische Betrachtung mit dem Ultraschall gestatten, ist jetzt ein günstiger Zeitpunkt für die zweite Ultraschalluntersuchung.

Bevor der zweite Ultraschall durchgeführt wird, wird Ihnen in einem Vorgespräch freigestellt, ob lediglich die biometrischen Daten (also Größe und Gewicht) des Babys ermittelt werden sollen. Sie können sich aber auch dafür entscheiden, dass zusätzlich die körperliche Entwicklung Ihres Babys überprüft wird. Die zusätzliche Untersuchung muss dann von einem entsprechend qualifizierten Untersucher durchgeführt werden.

Beim Ultraschall ohne die zusätzliche Untersuchung der körperlichen Entwicklung werden folgende Daten erfasst:

  • Lage, Bewegungen und Herzaktivität des Babys
  • Feststellung der Einlings- oder Mehrlingsschwangerschaft
  • Fruchtwassermenge
  • Lage und Funktion der Plazenta
  • Biometrische Daten:
    • Biparietaler Durchmesser (BPD): Abstand von Schläfe zu Schläfe
    • Fronto-okzipitaler Durchmesser (FOD): Abstand Stirn – Hinterkopf
      • Kopfumfang (KU): alternativ zum FOD
    • Abdomen/Thorax-quer-Durchmesser (ATD): Abstand linke bis rechte Bauchseite
    • Alternativ zum ATD:
      • Abdomen/Thorax-a. p.-Durchmesser (APD): Abstand Bauchnabel – Rückgrat
      • Abdomen/Thorax-Umfang (AU): Bauchumfang
    • Femurlänge (FL): Der Oberschenkelknochen (Femur) lässt sich im Ultraschall gut vermessen.
      • Alternativ zur FL kann auch die Humeruslänge (HL) vermessen werden, also die Länge des Oberarmknochens.

Die Femurlänge multipliziert mit dem Faktor sieben ergibt die ungefähre Scheitel-Fersen-Länge (SFL).

Wenn zusätzlich die körperliche Entwicklung des Kindes ermittelt werden soll, wird das Baby im Ultraschall von Kopf bis Fuß auf Auffälligkeiten untersucht:

  • Kopf: Überprüfung von Gehirn und Form des Kopfes
  • Hals / Rücken: Gibt es Auffälligkeiten?
  • Brustraum: Position und Funktion des Herzens
  • Rumpf: Überprüfung verschiedener Organe

3. Ultraschall

Zwischen Beginn der 29. SSW und Ende der 32. SSW ist die dritte große Vorsorgeuntersuchung (VU) inklusive Ultraschall vorgesehen (in der Schweiz keine Kassenleistung). Dabei sind folgende Untersuchungen und Daten wichtig:

  • mütterliches Gewicht und Blutdruck
  • Urinuntersuchung (Eiweiß, Zucker, Keime)
  • Hämoglobingehalt (gibt Hinweis auf den Eisengehalt und somit auf einen evtl. Eisenmangel)
  • Lage der Gebärmutter (Fundus: wird ermittelt über den Abstand von oberem Gebärmutterrand zum Bauchnabel)

Im Ultraschall werden folgende Daten ermittelt:

  • Lage, Bewegungen und Herzaktivität des Babys
  • zeitgerechte Entwicklung des Babys
  • Feststellung der Einlings- oder Mehrlingsschwangerschaft
  • Fruchtwassermenge
  • Lage und Funktion der Plazenta
  • Biometrische Daten:
    • Biparietaler Durchmesser (BPD): Abstand von Schläfe zu Schläfe
    • Fronto-okzipitaler Durchmesser (FOD): Abstand Stirn – Hinterkopf
      • Kopfumfang (KU): alternativ zum FOD
    • Abdomen/Thorax-quer-Durchmesser (ATD): Abstand linke bis rechte Bauchseite
    • Alternativ zum ATD:
      • Abdomen/Thorax-a. p.-Durchmesser (APD): Abstand Bauchnabel – Rückgrat
      • Abdomen/Thorax-Umfang (AU): Bauchumfang
    • Femurlänge (FL): Der Oberschenkelknochen (Femur) lässt sich im Ultraschall gut vermessen.
      • Alternativ zur FL kann auch die Humeruslänge (HL) vermessen werden, also die Länge des Oberarmknochens.

Neben den Routinekontrollen Gewicht, Blutdruck, Fundusstand, Urin und Hämoglobin wird auch untersucht, ob die werdende Mutter Virusträgerin für Hepatitis B ist. Hepatitis B kann zu einer chronischen Leberentzündung führen. Während der Geburt könnte sich das Kind anstecken, was man aber sehr gut gleich nach der Geburt durch eine Impfung des Kindes verhindern kann.

Die Herzfunktion wird beurteilt, ebenso der Sitz der Plazenta. Zu diesem Zeitpunkt verändert ihre Lage sich nicht mehr. Der Sitz der Plazenta vor dem inneren Muttermund (Placenta praevia, Vorderwandplazenta), teilweise oder ganz (Placenta praevia partialis oder Placenta praevia totalis) kann beim Eröffnen des Muttermundes während der Geburt zu starken Blutungen führen und erfordert immer einen Kaiserschnitt.

Wie funktioniert der Ultraschall?

Beim Ultraschall fährt Ihr Arzt mit einem Ultraschallkopf über Ihren Bauch – in der Frühschwangerschaft allerdings wird der Ultraschall vaginal, also über die Scheide, durchgeführt. Der Schallkopf für die vaginale Untersuchung ist stabförmig. Dieser Kopf ist sowohl der Sender als auch der Empfänger von Schallsignalen. Ein Gel wird auf Ihren Bauch oder direkt auf den Schallkopf aufgetragen, um die Schallübertragung zu verbessern.

Der Ultraschall arbeitet mit dem Prinzip desEcholots. Kontinuierlich oder impulsartig werden vom Schallkopf Schallwellen mit Frequenzen oberhalb des Hörbereichs des Menschen (in der Geburtshilfe etwa drei bis fünf Megahertz) in den Körper ausgesendet. Die verschiedenen Gewebe im Körper setzen der Schallausbreitung unterschiedlichen Widerstand entgegen. An den Grenzflächen zweier Gewebearten kommt es zur Schallreflexion (Echogenität). Die Echogenität ist beim Knochen am höchsten.

Der bildgebende Ultraschall

Die unterschiedliche Echointensität wird vom Schallkopf aufgefangen und im Gerät in elektrische Signale umgewandelt. Beim bildgebenden Ultraschall werden diese Signale am Monitor in Lichtpunkte unterschiedlicher Helligkeit umgesetzt und zu Einzelbildern zusammengefügt. Durch Schwenken des Schallkopfes entsteht ein räumlicher Eindruck der untersuchten Strukturen.

Der Doppler-Ultraschall

Der Doppler-Ultraschall (genannt nach seinem Erfinder Christian Doppler) kann die Geschwindigkeitvon sich bewegenden Strukturen messen. Trifft eine pulsartig ausgesandte Schallwelle mit einer bestimmten Frequenz zum Beispiel auf das sich bewegende Herz oder auf ein rotes Blutkörperchen im strömenden Blut, wird die reflektierte Schallwelle in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit in seiner Frequenz verändert (Doppler-Effekt). Diese Frequenzverschiebung liegt im hörbaren Bereich, das heißt man kann die Blutströmung zum Beispiel in der Nabelschnurarterie oder im Herzen als ein Zischen hören. Aus den rhythmischen Herzbewegungen lässt sich dann die Herzfrequenz errechnen.

Die Doppler-Technik findet Verwendung ...

  • zum einfachen Bestimmen der kindlichen Herztöne etwa ab der 12. SSW,
  • bei der Herztonaufzeichnung beim CTG (Kardiotokograph) und
  • bei gezielter Fragestellung zur Untersuchung der mütterlichen Durchblutung in der Gebärmutter, in der Plazenta und im kindlichen Kreislauf. Beim Letzteren wird der bildgebende Ultraschall mit dem Doppler-Ultraschall in einem Messkopf kombiniert (sog. Duplexsonographie).

Grenzen der Ultraschalldiagnostik

Zahlreiche Fragen der Schwangerschaft lassen sich mithilfe des Ultraschalls eindeutig beantworten. Ob das Kind in Schädellage liegt oder das Herz schlägt, können auch Sie selbst leicht auf dem Bildschirm erkennen.

Doch es gibt Grenzen:

  • Wenig Fruchtwasser und sehr dicke mütterliche Bauchdecken beeinträchtigen eine gute Bildgebung.
  • Die Gewichtsbestimmung beim Embryo mittels Ultraschall ist immer eine Schätzung und wird umso ungenauer, je später sie in der Schwangerschaft stattfindet.
  • Leichte Fehlbildungen kann auch ein erfahrener Untersucher übersehen.
  • Bestimmte Fehlbildungen sind im Frühstadium nicht erkennbar.
  • Fehlentwicklungen ohne grobe strukturelle Defekte können mittels Ultraschall nicht vor der Geburt diagnostiziert werden.