Schwangerschaftsübelkeit
Die meisten Schwangeren haben in der Frühschwangerschaft mit Schwangerschaftsübelkeit (umgangssprachlich: Morgenübelkeit) zu tun, nicht selten gefolgt von Erbrechen (Emesis gravidarum). Selten leiden Schwangere über die gesamte Schwangerschaft an Übelkeit und Erbrechen, noch seltener in einem Ausmaß, dass behandelt werden muss.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Schwangerschaftsübelkeit
Die Übelkeit in der Schwangerschaft wird oft (fälschlicherweise) als Morgenübelkeit bezeichnet. Zwar ist vielen Schwangeren besonders morgens übel – die Schwangerschaftsübelkeit kann sich aber über den gesamten Tag erstrecken.
Video: Schwangerschaftsübelkeit
Was ist Schwangerschaftsübelkeit?
Die typische Übelkeit in der Schwangerschaft
- beschränkt sich auf das erste Schwangerschaftsdrittel und
- kann zu jeder Tageszeit auftreten.
Nur selten haben Frauen während der gesamten Schwangerschaft mit Übelkeit und Erbrechen zu kämpfen oder leiden unter besonders schwerer, anhaltender Übelkeit mit Erbrechen. Solche Fälle können Ausmaße annehmen, die behandelt werden müssen (übermäßiges Schwangerschaftserbrechen, Hyperemesis gravidarum). Die Schwangere muss dann über die Zeit, die die außerordentliche Übelkeit anhält, im Krankenhaus stationär aufgenommen und wenn nötig über einen Tropf mit Flüssigkeit und Nährstoffen versorgt werden.
Besonders wenn Übelkeit und Erbrechen im letzten Schwangerschaftsdrittel auftauchen, muss die Ursache abgeklärt werden, um eine Gestose ausschließen oder möglichst schnell behandeln zu können.
Woher kommt die "Morgenübelkeit"?
Gerade in der Frühschwangerschaft, also im ersten Trimester, kommt es zu großen Schwankungen im Hormonspiegel der werdenden Mutter.
Besonders die Konzentration des Hormons HCG (humanes Choriongonadotropin)
- steigt ab der Befruchtung stetig an,
- fällt um die 9. SSW langsam wieder ab,
- und stellt sich zwischen der 12. SSW bis 16. SSW auf eine einigermaßen konstante Menge ein.
HCG beeinflusst unter anderem den Verdauungstrakt sowie den Geruchs- und Geschmackssinn.
In dieser Zeit kann es darum zu Übelkeit und Erbrechen kommen, der typischen "Morgenübelkeit" – die allerdings ihren Namen nicht verdient hat, da sie über den gesamten Tag auftreten kann. Dass viele Schwangere besonders morgens mit Übelkeit zu kämpfen haben, kann daran liegen, dass der Magen nach der Nacht leer und der Blutzuckerspiegel daher besonders niedrig ist. Gemeinsam mit den Hormonschwankungen der ersten Schwangerschaftsmonate kann das zu morgendlicher Schwangerschaftsübelkeit führen.
Möglicherweise können auch
- bestimmte Mangelerscheinungen aufgrund falscher Ernährung sowie
- psychische Belastungen
eine Schwangerschaftsübelkeit auslösen oder verstärken.
In der Frühschwangerschaft sind Übelkeit und gelegentliches Erbrechen meist unbedenklich. Auch wenn sie mit einem leichten Gewichtsverlust verbunden sind.
Wenn die Übelkeit zu anderen Tageszeiten auftritt, können auch hierfür Hormonschwankungen verantwortlich sein. Die Schwangerschaftsübelkeit kann durch Stress und Überlastung verstärkt oder auch erst ausgelöst werden. Auch Blutzuckerschwankungen über den Tag können eine Übelkeit in der Schwangerschaft begünstigen, ebenso wie ein Vitamin-B- oder Zinkmangel. Eine gesunde Ernährung in der Schwangerschaft ist daher besonders wichtig.
Außerdem können bestimmte Gerüche, aber auch der Verzehr bestimmter Lebensmittel, die bisher kein Problem darstellten, die Übelkeit plötzlich auslösen.
Häufige Auslöser sind
- der Geruch von Kaffee oder Zigarettenrauch oder
- der Verzehr von Brot, aber auch
- bestimmte Duftöle oder Parfüms.
Schon der Gedanke daran löst in einigen Fällen Übelkeit aus.
Meist um die 16. SSW, spätestens aber bis zur 20. SSW legt sich die normale Schwangerschaftsübelkeit.
Frauen, die Zwillinge erwarten, haben oft mit stärkerer Schwangerschaftsübelkeit zu tun als Frauen, die nur ein Kind bekommen.
Was tun gegen Übelkeit in der Schwangerschaft?
Die typische Übelkeit in der Schwangerschaft sowie damit einhergendes Erbrechen (Emesis gravidarum) müssen nicht mit Medikamenten behandelt werden. Ist der Zustand aber zu belastend, gibt es in Absprache mit dem Frauenarzt Medikamente, die auch für das Baby unbedenklich sind.
Das können Sie selbst tun, um die Übelkeit in den ersten Schwangerschaftsmonaten in den Griff zu bekommen oder ihr in gewissem Rahmen vorzubeugen:
- Kräutertees, z.B. Pfefferminze oder Ingwer, können die Beschwerden lindern.
- Viel Ruhe und häufiges Hochlegen der Beine kann stressbedingte Schwangerschaftsübelkeit mindern.
- Etwas trockenes Gebäck vor dem Aufstehen oder zwischen den Mahlzeiten kann den Blutzuckerspiegel ins Gleichgewicht bringen (z.B. Zwieback, Knäckebrot oder Kekse).
- Viel trinken ist in der Schwangerschaft ohnehin wichtig – bei häufigem Erbrechen beugt es außerdem einem Flüssigkeitsmangel vor.
- Wer mehrere kleine, fettarme Mahlzeiten über den Tag verteilt isst, vermeidet Blutzuckerschwankungen und damit wiederkehrende Schwangerschaftsübelkeit.
- Yoga, Meditation, Fußreflexzonenmassage und Akupressur können in der Schwangerschaft gegen Übelkeit helfen. Entsprechende Angebote finden Schwangere in Hebammenpraxen oder bei ihrem Frauenarzt.
- Aromatherapie – Duftöle in der Wohnung können für Beruhigung sorgen. Aber Achtung: Bestimmte Düfte können die Übelkeit verstärken. Tasten Sie sich lieber langsam an den richtigen Duft heran.
Aromaöle sind plazentagängig, sie können also auf das ungeborene Kind übertragen werden. Verwenden Sie Duftöle daher nur in Maßen und am besten unter professioneller Anleitung.
Übermäßiges Schwangerschaftserbrechen (Hyperemesis gravidarum)
Meistens verläuft die Schwangerschaftsübelkeit harmlos, belastet die Schwangere nicht übermäßig und klingt spätestens zur 16. Schwangerschaftswoche ab.
Wenden Sie sich aber an Ihren Frauenarzt, wenn
- Sie sich fortwährend stark übergeben,
- Ihnen häufig schwindelig wird,
- Sie einen trockenen Mund und trockene Lippen haben.
Übermäßiges Erbrechen in der Schwangerschaft (sog. Hyperemesis gravidarum) muss medikamentös behandelt werden.
In der Regel wird die Schwangere in einem solchen Fall im Krankenhaus stationär aufgenommen, bis die Phase der extremen Übelkeit und des Erbrechens vorbei ist.
Im Krankenhaus ...
- ... bekommt die werdende Mutter Infusionen, um dem Körper Flüssigkeit und Elektrolyte zuzuführen, die er durch das Erbrechen schnell verliert.
- ... werden gegen die Übelkeit sogenannte Antiemetika verabreicht.
- ... bekommt die Schwangere, wenn nötig, Mittel zur Beruhigung (Sedativa), da dieser Ausnahmezustand in der Schwangerschaft eine große psychische Belastung darstellen kann.
Sind psychosomatische Probleme Ursache für die Übelkeit und das Erbrechen in der Schwangerschaft, kann eine begleitende Psychotherapie hilfreich sein.
Wird übermäßiges Erbrechen in der Schwangerschaft nicht behandelt, verliert der Körper immer mehr Flüssigkeit, Elektrolyte und Nährstoffe. Das führt mit der Zeit zu einem Mangel an
- Magnesium,
- Zink,
- Folsäure,
- Vitamin B und
- Flüssigkeit (Dehydratation).
Das wiederum verstärkt die Übelkeit, es bildet sich ein Teufelskreis, der weder Mutter noch Kind gut tut.