Rhesusunverträglichkeit
Bei der Rhesusunverträglichkeit (medizinisch: Morbus haemolyticus) reagiert das Immunsystem der Mutter während einer Schwangerschaft auf bestimmte Blutgruppenmerkmale des kindlichen Bluts (sog. Rhesusfaktoren): Spezielle Rhesus-Antikörper zerstören dabei die kindlichen roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Eine Rhesusunverträglichkeit kann erst bei einer zweiten Schwangerschaft auftreten.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Rhesusunverträglichkeit
Bei der Geburt des ersten Kindes kann es zu einem Blutkontakt zwischen Mutter und Kind kommen. Sind die Blutgruppen von Mutter und Kind unterschiedlich, entwickelt sich eine Unverträglichkeit – im Blut der Mutter entstehen die sogenannten Rhesus-Antikörper, die gefährlich für ein weiteres Kind in einer folgenden Schwangerschaft sein können.
Als Folge dieser Rhesusunverträglichkeit kann zum Beispiel eine Blutarmut (Anämie) entstehen. Dabei heften sich die mütterlichen Antikörper an die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) des Kindes und zerstören diese. Immer mehr rote Blutkörperchen gehen zugrunde. Auch eine Vergrößerung von Leber und Milz, Hirnschäden und im schlimmsten Fall der Tod des Kindes, zum Beispiel durch Herzversagen infolge von Sauerstoffmangel, sind bei einer Rhesusunverträglichkeit möglich. Durch die Zerstörung der roten Blutkörperchen, gelangt viel Bilirubin (Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin) ins Blut des Kindes. Sichtbar ist das an der Gelbfärbung der Haut und der Augen (sog. Neugeborenen-Gelbsucht).
In der Regel lässt sich eine Rhesusunverträglichkeit wirksam behandeln. Bei leichten Formen hilft eine Lichttherapie dem Neugeborenen; schwere Formen erfordern eine Bluttransfusion – entweder nach der Geburt oder schon während der Schwangerschaft.
Der Frauenarzt kann eine Rhesusunverträglichkeit schon früh in der Schwangerschaft mit einem sogenannten Antikörper-Suchtest feststellen – dieser wird im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung sowohl bei der Erstuntersuchung durchgeführt als auch zwischen der 24. und 27. Schwangerschaftswoche. Zusätzlich ermittelt der Arzt die Blutgruppe der Mutter. Nur wenn die Mutter Rh-negativ und der Vater Rh-positiv ist, ist eine Rhesusunverträglichkeit möglich.
Damit eine Unverträglichkeitsreaktion erst gar nicht entsteht, erhalten alle Rhesus-negativen Mütter während oder nach der ersten Schwangerschaft eine sogenannte Anti-D-Immunglobulin-Spritze. Diese bewirkt, dass der mütterliche Körper selbst keine Antikörper produziert und sich somit keine Rhesusunverträglichkeit entwickelt. Diese sogenannte Rhesusprophylaxe ist allerdings nur sinnvoll, bevor Antikörper im Blut der Mutter vorhanden sind.
Rhesusunverträglichkeit: Definition
Kommt es während der Geburt zu einem Blutkontakt zwischen Mutter und Kind, kann sich eine Unverträglichkeit zwischen den verschiedenen Blutgruppen entwickeln. Bei einer solchen Rhesusunverträglichkeit bildet der Körper der Mutter Antikörper gegen Bestandteile des kindlichen Bluts (sog. Rhesusfaktoren).
Die Rhesusfaktoren gehören zu den Blutgruppenmerkmalen. Es gibt Rhesus-positive Menschen, bei denen die roten Blutkörperchen spezielle Eiweiße tragen, und Rhesus-negative Menschen, bei denen diese Eiweiße nicht vorhanden sind.
Ist eine Rhesus-negative Frau zum ersten Mal mit einem Rhesus-positiven Kind schwanger, ist dies nicht problematisch, weil dann noch keine Antikörper im Blut vorhanden sind. Die Rhesusunverträglichkeit wirkt sich deshalb gewöhnlich erst beim zweiten Kind aus. Bei der Geburt des ersten Kindes, einer Fehlgeburt oder einem Schwangerschaftsabbruch kommt es zu einem Übertritt kindlicher roter Blutkörperchen (Erythrozyten) in den mütterlichen Blutkreislauf. Dies kann die Produktion von Antikörpern im Blut der Mutter auslösen.
Bei einer erneuten Schwangerschaft durchwandern diese Antikörper den Mutterkuchen (Plazenta), binden an kindliche rote Blutkörperchen (Erythrozyten) und zerstören sie. Der Körper des ungeborenen Kindes versucht, durch eine vermehrte Blutbildung die Zerstörung der Erythrozyten auszugleichen. Wenn dies nicht gelingt, kann es zu Blutarmut (Anämie),Neugeborenen-Gelbsucht (Hyperbilirubinämie), Wassereinlagerung im Körper (Hydrops fetalis) und schließlich zum Tod des Kindes kommen.
Rhesusunverträglichkeit: Ursachen
Für eine Rhesusunverträglichkeit liegen die Ursachen in den Blutgruppen-Eigenschaften von Mutter und Kind. Es besteht eine Unverträglichkeit zwischen einem positiven Rhesusfaktor (Rh-positiv) des Kindes und einem negativen Rhesusfaktor (Rh-negativ) der Mutter. Rhesusfaktoren sind spezielle Eiweiße auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen. Sie gehören zu den Blutgruppenmerkmalen.
Ist die Mutter Rh-negativ (Rh: 15 Prozent der Bevölkerung) und der Partner Rh-positiv (Rh: 85 Prozent), können ihre Kinder einen negativen oder einen positiven Rhesusfaktor erben. Etwa jedes zehnte Kind aus solchen Partnerschaften ist Rhesus-positiv. Bereits kleine Mengen des kindlichen Bluts beim Übertritt in den mütterlichen Blutkreislauf reichen aus, um im Blut der Mutter die Bildung von Antikörpern gegen die fremde Blutgruppe auszulösen. Diese Immunantwort speichert der Körper, sodass er bei einem erneuten Kontakt sofort Antikörper bilden kann.
Die mütterlichen Antikörper heften sich an die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) des Kindes und zerstören diese. Immer mehr rote Blutkörperchen gehen zugrunde. So entsteht bei dem Kind eine Blutarmut (Anämie). Der kindliche Körper versucht, dies auszugleichen: Die Blutbildungszentren – beim Kind das Knochenmark, die Leber und die Milz – können anschwellen. Die Blutgefäße in den Organen werden dadurch eingeengt und aus den Gefäßen tritt Wasser in die Umgebung aus. Die überlastete Leber kann weniger Eiweiße bilden, was ebenfalls Wassereinlagerungen zur Folge hat.
Rhesusunverträglichkeit: Symptome
Eine Rhesusunverträglichkeit kann schwere Symptome und bleibende Schäden beim Kind verursachen. Beim Neugeborenen äußert sich eine Rhesusunverträglichkeit zum Beispiel durch Symptome wie Blutarmut (Anämie), die sich unter anderem durch eine blasse Hautfarbe zeigt. Der Körper leidet unter Sauerstoffmangel, weil die Zahl der wichtigen Sauerstoffträger des Bluts – der roten Blutkörperchen (Erythrozyten)– abgenommen hat. Dies versucht er auszugleichen, indem er vermehrt rote Blutkörperchen bildet. Als Zeichen der gesteigerten Blutbildung sind Leber und Milz vergrößert. Durch die Zerstörung der roten Blutkörperchen gelangt viel Bilirubin (Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin) ins Blut des Kindes. Sichtbar ist das an der Gelbfärbung der Haut und Augen (Neugeborenen-Gelbsucht).
Die schwerste Form der Rhesusunverträglichkeit ist der Hydrops fetalis bei dem sich im ganzen Körper Wasser einlagert. Hier kann es bereits vor der Geburt zum Tod des Ungeborenen kommen.
Rhesusunverträglichkeit: Diagnose
Der Frauenarzt kann bei einer Rhesusunverträglichkeit die Diagnose schon früh in der Schwangerschaft mit einem sogenannten Antikörper-Suchtest stellen. Zusätzlich ermittelt der Arzt die Blutgruppe der Mutter. Nur wenn die Mutter Rh-negativ und der Vater Rh-positiv ist, kann eine Rhesusunverträglichkeit überhaupt entstehen.
Bei einer Rhesusunverträglichkeit kontrolliert der Arzt den Zustand des Ungeborenen genau. Er überprüft, wie viel Bilirubin (entsteht beim Abbau des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin) das Fruchtwasser enthält. Außerdem untersucht er den Fötus mittels Ultraschall (Sonographie), um mögliche Vergrößerungen von Milz und Leber frühzeitig festzustellen.
Nach der Geburt ermittelt der Arzt über das Nabelschnurblut, ob das Neugeborene blutarm ist. Eventuell ist dann sofort eine Bluttransfusion nötig.
Rhesusunverträglichkeit: Behandlung
Bei einer Rhesusunverträglichkeit beim Neugeborenen hängt die Therapie vom Schweregrad der Erkrankung ab. Dieser richtet sich wesentlich nach dem Ausmaß der Blutarmut (Anämie) und der Neugeborenen-Gelbsucht (Hyperbilirubinämie). In leichteren Fällen genügt eine Lichttherapie (Phototherapie): Das Kind wird dabei mit blauem Licht bestrahlt, um die Bilirubinmoleküle aufzuspalten und deren Ausscheidung zu ermöglichen, bevor Hirnschäden entstehen. In schweren Fällen ist bei einer Rhesusunverträglichkeit eine Blutgabe (Transfusion) erforderlich. Diese Therapie kann – falls notwendig – schon während der Schwangerschaft erfolgen.
Rhesusunverträglichkeit: Verlauf
Eine Rhesusunverträglichkeit nimmt in der Regel einen positiven Verlauf, da sie sich heute meist wirksam behandeln beziehungsweise verhindern lässt.
Grundsätzlich kann eine Rhesusunverträglichkeit erst im Verlauf einer zweiten Schwangerschaft mit einem Rhesus-positiven Kind zu Schwierigkeiten führen. Damit eine Unverträglichkeitsreaktion erst gar nicht entsteht, erhalten alle Rhesus-negativen Mütter während oder nach der ersten Schwangerschaft eine sogenannte Anti-D-Immunglobulin-Spritze. Die Injektion enthält spezielle Antikörper, die möglicherweise in den Blutkreislauf gelangte Rhesus-positive Blutkörperchen des Kindes sofort zerstören. Dies bewirkt, dass der mütterliche Körper selbst keine Antikörper produziert und sich somit keine Rhesusunverträglichkeit entwickelt.
Rhesusunverträglichkeit: Vorbeugen
Rhesus-negative Mütter, die noch keine Antikörper gebildet haben, können einer Rhesusunverträglichkeit durch die sogenannte Rhesusprophylaxe vorbeugen: Dazu spritzt der Arzt der Mutter zwischen der 28. und 30. Schwangerschaftswoche sowie innerhalb von 72 Stunden nach der Geburt vorbeugend Anti-D-Antikörper (Anti-D-Immunglobulin). Diese Antikörper zerstören Rhesus-positive Blutkörperchen des Kindes, sobald sie in den Blutkreislauf der Mutter gelangen. Die von außen zugeführten Anti-D-Antikörper werden rasch wieder abgebaut und bewirken, dass der mütterliche Körper selbst keine Antikörper produziert. Mit der Rhesusprophylaxe können werdende Mütter einer Rhesusunverträglichkeit während einer zweiten Schwangerschaft vorbeugen.
Die Rhesusprophylaxe eignet sich außerdem bei: