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Vorsicht bei pflanzlichen Mitteln und Co. in der Schwangerschaft
Kaffee, Alkohol, Zigaretten, roher Fisch, Rohmilchkäse, die meisten Medikamente – die Liste an Dingen, die Schwangere nicht zu sich nehmen oder anwenden dürfen, ist lang. Umso lieber greifen sie zu Tees, Kräutern und Ölen, um sich und dem Baby etwas Gutes zu tun. Ist ja schließlich ganz natürlich und kann nicht schaden. Oder? Leider nicht immer. Auch bei natürlichen Wirkstoffen und Tees sollten Schwangere genau wissen, was sie zu sich nehmen dürfen und was nicht. Denn nicht alles, was als gesund gilt, ist es auch.
Mandelöl
Um Dehnungsstreifen vorzubeugen, reiben sich Schwangere den Bauch gern mit Mandelöl ein. Dieser Inhaltsstoff ist auch in vielen Schwangerschaftsölen aus Apotheke und Drogerie enthalten. Mandelöl gilt schließlich als natürlich, gut verträglich und pflegend. Eine Studie aus dem Jahr 2019 kommt jedoch zu einem anderen Ergebnis: Demnach ist der Gebrauch von Mandelöl mit einer zweifach erhöhten Frühgeburtsrate verbunden. Die Studienautoren vermuten, dass zum einen das tägliche Einreiben des Bauches die Gebärmuttermuskulatur stimuliert. Zum anderen könnten Bestandteile des Mandelöls als Prostaglandin-Vorläufer wirken. Prostaglandin hat eine wichtige Signalwirkung bei Wehen. Allerdings lässt sich ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Mandelöl und Frühgeburten damit noch nicht nachweisen.
Himbeerblättertee
Viele Hebammen empfehlen Frauen in den letzten Schwangerschaftswochen Himbeerblättertee zur Geburtsvorbereitung. Nach traditioneller Überlieferung soll der den Muttermund und die Beckenbodenmuskulatur lockern und so die Geburt erleichtern und die Wehen verkürzen. Wissenschaftlich belegt ist diese Wirkung allerdings nicht. Es gibt zwar wenige Studien, die nahelegen, dass die Wehenzeit tatsächlich verkürzt ist, doch sind diese nicht aussagekräftig genug.
Eine andere Studie stellt außerdem einen Zusammenhang zwischen dem täglichen Konsum von Himbeerblättertee vor der Geburt und einer dreifach erhöhten Kaiserschnittrate her. Ein ursächlicher Zusammenhang ist jedoch nicht nachgewiesen. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) empfiehlt Schwangeren jedoch, vorsichtshalber auf den Genuss des Tees zu verzichten, solange die Sicherheit für Mutter und Kind nicht ausreichend belegt ist.
Kamillentee
Wenn irgendetwas harmlos ist, dann wohl Kamillentee. Oder? Leider gibt auch hier eine Studie Hinweise darauf, dass sich Kamille auf Schwangere und das ungeborene Kind negativ auswirken können. In der Studie hatten Schwangere, die regelmäßig Kamillentee als Ersatz für schwarzen Tee oder Kaffee tranken, häufiger Frühgeburten. Ungeborene Kinder dieser Schwangeren waren häufig kleiner und leichter und es gab Probleme mit dem vorgeburtlichen Blutkreislauf. Tranken stillende Mütter den Tee, produzierten sie rund 50 Prozent mehr Milch und hatten häufiger mit Milchstau zu tun. Die Studie ist allerdings nicht sehr aussagekräftig und ein ursächlicher Zusammenhang kann auch hier nicht nachgewiesen werden. Dennoch sollten Schwangere Kamillentee in der Schwangerschaft in Maßen genießen. Kamille hat im Übrigen Wechselwirkungen mit einigen Medikamenten.
Süßholzwurzel und Lakritz
Lakritzliebhaberinnen müssen in der Schwangerschaft ganz tapfer sein. Denn Lakritz sollten Schwangere tatsächlich nur in Maßen genießen. Ein Zuviel schadet dem Baby und kann seine Hirnentwicklung nachhaltig beeinträchtigen. Jugendliche, deren Mütter in der Schwangerschaft viel Lakritz gegessen haben, schneiden in Intelligenztests durchschnittlich um bis zu sieben IQ-Punkte schlechter ab. Mädchen kamen außerdem früher in die Pubertät als üblich. Auch Frühgeburten könnten einer Studie zufolge Folge eines zu hohen Lakritzkonsums sein. Ganz verzichten müssen Schwangere aber nicht: Ungefährlich scheinen kleine Mengen Lakritz von weniger als 125 Gramm pro Woche zu sein. Achtung: Auch in Tee ist Süßholzwurzel häufig in höheren Mengen enthalten!
Ingwer
Ingwer ist ein beliebtes Hausmittel gegen Übelkeit, und die ist leider zuverlässige Begleiterin vieler Schwangeren. Viele Frauen trinken deshalb frisch gebrühten Ingwertee, um das Unwohlsein zu bekämpfen. Dagegen ist im Grunde genommen nichts einzuwenden. In Studien zeigten einige Schwangere jedoch Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen und sogar eine verstärkte Übelkeit. Deshalb sollte jede Frau für sich herausfinden, ob und wie viel Ingwer ihr hilft. In üblicher Dosis kann Ingwer die ganze Schwangerschaft über eingenommen werden. Da die Wurzel als wehenfördernd gilt, sollte sie jedoch vorsichtshalber im dritten Trimester nicht in größeren Mengen verzehrt werden.
Echinacea
Erkältungen machen auch vor Schwangeren nicht halt. Leider ist die Liste der Mittel, die sie gegen die lästigen Symptome nehmen dürfen, nicht lang. Echinacea (Sonnenhut) ist in vielen natürlichen Mitteln zur Vorbeugung und Behandlung von Erkältungen enthalten. Auch hier heißt "natürlich" jedoch nicht in jedem Fall gut. In einer kanadischen Studie kam es zu doppelt so vielen Fällen von Spontanaborten bei Schwangeren, die Echinaceaprodukte einnahmen wie in der Kontrollgruppe. In Tierversuche zeigte sich, dass Echinacea offenbar das fetale Wachstum hemmt. Beim Menschen konnte das bislang nicht beobachtet werden. Dennoch sollten Schwangere möglichst auf Produkte mit Echinacea verzichten.
Zimt
Gemein für alle Frauen, die ausgerechnet in der Weihnachtszeit hochschwanger sind: Zimt sollte in der Schwangerschaft nur in Maßen gegessen werden. Grund hierfür ist das darin enthaltene Cumarin, das als leberschädigend gilt. Zimt soll außerdem wehenfördernd sein und sollte auch deshalb im letzten Trimenon nur in Maßen gegessen werden. Tipp: Verwenden Sie beim Kochen und Backen Ceylon-Zimt, da dieser cumarinarm ist.
Weitere Informationen zu Medikamenten und Inhaltsstoffen während der Schwangerschaft finden Sie auf der Seite des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin.
Kaffee, Alkohol, Zigaretten, roher Fisch, Rohmilchkäse, die meisten Medikamente – die Liste an Dingen, die Schwangere nicht zu sich nehmen oder anwenden dürfen, ist lang. Umso lieber greifen sie zu Tees, Kräutern und Ölen, um sich und dem Baby etwas Gutes zu tun. Ist ja schließlich ganz natürlich und kann nicht schaden. Oder? Leider nicht immer. Auch bei natürlichen Wirkstoffen und Tees sollten Schwangere genau wissen, was sie zu sich nehmen dürfen und was nicht. Denn nicht alles, was als gesund gilt, ist es auch.