Kindliches Asthma durch Säureblocker in der Schwangerschaft?
Sodbrennen zählt zu den häufigsten Schwangerschaftsbeschwerden – vor allem im zweiten und letzten Drittel der Schwangerschaft. Nehmen schwangere Frauen Mittel gegen Sodbrennen ein, welche die Bildung der Magensäure hemmen (sog. Säureblocker), scheinen ihre Kinder in den ersten Lebensjahren ein erhöhtes Risiko für Allergien und Asthma zu haben.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Kindliches Asthma durch Säureblocker in der Schwangerschaft?
Die meisten Frauen nehmen gegen Sodbrennen in der Schwangerschaft allerdings zunächst ein säurebindendes Mittel (sog. Antazidum) ein, das rezeptfrei in der Apotheke erhältlich ist. Nur wenn die Beschwerden trotzdem bestehen bleiben, bekommen sie vom Arzt einen Säureblocker.
Zu den Säureblockern zählen Protonenpumpenhemmer und H2-Blocker:
- Protonenpumpenhemmer (bzw. Protonenpumpeninhibitoren, PPI) – wie Pantoprazol, Rabeprazol und Omeprazol – sind
- Mittel der Wahl bei Magen-- und Zwölffingerdarmgeschwüren, Refluxkrankheit und Zollinger-Ellison-Syndrom sowie (zusammen mit einem Antibiotikum) zur Beseitigung von Helicobacter-pylori-Bakterien aus dem Magen,
- bei kurzem Einsatz allgemein gut verträglich,
- selten mit Nebenwirkungen (wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Durchfall, Verstopfung, Oberbauchbeschwerden) verbunden,
- aber bei längerer Anwendung möglicherweise ein Risiko für einen gestörten Knochenstoffwechsel, Darminfekte, Lungeninfekte und Magnesiummangel.
- H2-Blocker (bzw. H2-Rezeptor-Antagonisten) – wie Ranitidin, Roxatidin oder Nizatidin – sind
Das mögliche Risiko für kindliches Asthma nach Einnahme von Säureblockern in der Schwangerschaft haben Wissenschaftler schon seit Längerem im Blick: Vor einigen Jahren zeigte eine Analyse von Krankenregistern in Schweden, dass Kinder, deren Mütter in der Schwangerschaft Säureblocker gegen Sodbrennen einnehmen, häufiger Allergien und Asthma entwickeln. Es folgten weitere Studien zum selben Thema, die kürzlich in einer großen Übersichtsarbeit ausgewertet wurden.
Das Ergebnis der Auswertung
- Bei Kindern, deren Mütter H2-Blocker in der Schwangerschaft einnehmen, ist die Häufigkeit von Asthma um 46 Prozent höher,
- bei Kindern, deren Mütter Protonenpumpenhemmer in der Schwangerschaft einnehmen, erhöht sich die Häufigkeit von Asthma um 30 Prozent.
Die Forschung zum Zusammenhang zwischen Säureblockern und Asthma steckt allerdings noch in den Kinderschuhen. Darum steht noch nicht fest, ob und wie die Medikamente gegen Sodbrennen bei Schwangeren das Risiko für kindliches Asthma erhöhen. Denkbar wäre auch, dass es einen bislang unentdeckten Faktor gibt, der sowohl für das Sodbrennen der schwangeren Frauen als auch für das Asthma ihrer Kinder verantwortlich ist.
Solange keine genaueren Erkenntnisse vorliegen, gilt: Schwangere Frauen werden weiterhin die Hilfe bei Sodbrennen bekommen, die nötig ist, um ihre Beschwerden ausreichend zu lindern – bei Bedarf auch Säureblocker.