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Toxische Männlichkeit erkennen: 11 typische Merkmale
Dass Geschlechtern bestimmte Stereotype zugeordnet werden, ist kein neues Phänomen – aber eines, das als überholt gilt. So ist das traditionelle männliche Rollenbild etwa von Macht, Härte und Dominanz geprägt. Eine wissenschaftliche Definition von toxischer Männlichkeit gibt es noch nicht. Verschiedene Studien zeigen aber, dass die traditionellen Vorstellungen sowohl fremd- als auch selbstschädigende Konsequenzen nach sich ziehen können. Welche das sind und an welchen Verhaltensweisen sich toxische Männlichkeit erkennen lässt, erfahren Sie hier.
Toxische Männlichkeit legitimiert Gewalt
Der Mann als Beschützer und Familienoberhaupt: Mit dieser Erwartungshaltung sehen sich viele Männer noch immer konfrontiert. Eine Schweizer Studie untersuchte, inwieweit die Vorstellung von Männlichkeit Gewalt legitimiert: Von knapp 10.000 befragten Schüler*innen gaben 43,9 % der Jungen an, dass sie zum Schutz der Familie und zur Signalisierung von Eigentum und Ehre Gewalt anwenden würden. Nur 22,7 % der Mädchen stimmten ebenfalls für diese Antwort. Innerfamiliäre Gewalt wurde von 7,6 % der männlichen Befragten und von 2,1 % der weiblichen Befragten legitimiert.
Unterordnung von Frauen kann Anzeichen sein
Toxische Männlichkeit kann fremdgefährdend sein, da sie in der Regel zu Sexismus und/oder Gewalt gegen Frauen führt. Der Ausdruck von Überlegenheit kann sich bereits durch ein aggressives Redeverhalten äußern, etwa, wenn der Mann besonders laut redet und die Frau unterbricht oder Aussagen von Frauen nicht ernst genommen werden. Sowohl in Beziehungen und im Datingverhalten als auch im beruflichen Kontext lassen sich toxisch männliche Verhaltensweisen erkennen.
Toxisch männlich: Homophobe und extremistische Einstellungen
Männlich sein ist in der Gesellschaft mit gewissen Erwartungen verknüpft – auch, was die Sexualität betrifft. So müssen sich Männer eher diskriminierende Sprüche über Homosexualität anhören, wenn sie sich gegenseitig ihre Zuneigung ausdrücken. Oft wird etwa der Nachschub „no homo“ genutzt, um klarzustellen, dass eine Verhaltensweise nicht homosexuell gemeint war.
Selbstschädigendes Verhalten: Typisch für toxische Männlichkeit
Männer sollen stark und hart sein. Das spiegelt sich mitunter im Alkoholkonsum wider. Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) ist die Suchtgefahr bei Männern etwa dreimal höher als bei Frauen. Neben dem Konsum von Alkohol greifen Männer auch häufiger zu Zigaretten. Eine Studie zeigt zudem, dass Schuleschwänzen bei Jungen deutlich öfter vorkommt als bei Mädchen.
Toxische Männlichkeit: Der eigenen Gesundheit wenig Beachtung schenken
Toxische Männlichkeit ist nicht nur schädigend für Außenstehende. Ein typisches Merkmal der "giftigen Maskulinität" zeigt sich im Gesundheitsbereich. Männer sehen sich mit der Erwartung konfrontiert, keine Form der Schwäche zeigen zu dürfen. Entsprechend nehmen sie seltener ärztliche Hilfe in Anspruch als Frauen.
Lesetipp: 5 Schwächen von Narzissten
Mentale Gesundheit: Psychische Erkrankungen gelten als schwach
Nicht nur die körperliche, auch die mentale Gesundheit kann unter toxischer Männlichkeit leiden: Psychische Erkrankungen passen nicht ins gesellschaftlich konstruierte Männerbild. Phrasen wie „Sei ein Mann“ suggerieren, dass Verletzlichkeit und Gefühle beim männlichen Geschlecht nicht erwünscht ist. Fachleute vermuten, dass Männer auch deshalb seltener therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen, obwohl sie ähnlich häufig von psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Essstörungen betroffen sind und im Durchschnitt eine deutlich stärkere Tendenz zur Suizidalität aufweisen.
Freizeitverhalten: Typisch männliche Aktivitäten
Toxisch männliche Strukturen können sich auch im Freizeitverhalten widerspiegeln. Als typisch männlich gilt laut Umfragen etwa nächtliches Ausgehen, aber auch die Ausübung bestimmter Sportarten: Krafttraining und Fußball werden etwa mit Maskulinität assoziiert, vermeintlich weibliche Aktivitäten wie Ballett oder Reiten hingegen belächelt.
Muskeln: Das männliche Schönheitsideal
Groß, stark, muskulös: Dies ist die weit verbreitete Auffassung eines typisch männlichen Körperbaus. Wer dieser Vorstellung nicht entspricht, bekommt das womöglich zu spüren. Die Erwartungshaltung eines durchtrainierten Körpers kann zu einem hohen Druck führen. Fachleute sehen hierin einen möglichen Auslöser für Sportsucht, die bei Männern gehäuft vorkommt.
Zum Sportsucht-Test
Druck im Job: Streben nach Machtposition
Der Gender-Pay-Gap, also der Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen, beträgt in Deutschland derzeit 18 %. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Umfragen zeigen, dass sich Männer mit der Erwartung konfrontiert sehen, der Hauptverdiener der Familie zu sein. Ein hoher Selbstanspruch und das Streben nach einer Machtposition kann Soziolog*innen zufolge daher auch in toxischen Männlichkeitsnormen begründet sein.
Toxischer Männlichkeit entgegenwirken
Toxische Männlichkeit ist in vielen Lebensbereichen präsent, was negative Folgen für die gesamte Gesellschaft mit sich bringen kann. Das zeigt, wie wichtig präventive Aufklärungsarbeit zum Thema ist. Einen bedeutenden Beitrag hierzu leisten zum Beispiel Gleichstellungsbeauftragte. Immer populärer wird derzeit auch ein geschlechtersensibler Erziehungsstil. Dabei handelt es sich um ein pädagogisches Konzept, durch den Kinder in ihrer individuellen Entwicklung gefördert werden, ohne dass geschlechterspezifische Stereotypen sie ausbremsen.
Dass Geschlechtern bestimmte Stereotype zugeordnet werden, ist kein neues Phänomen – aber eines, das als überholt gilt. So ist das traditionelle männliche Rollenbild etwa von Macht, Härte und Dominanz geprägt. Eine wissenschaftliche Definition von toxischer Männlichkeit gibt es noch nicht. Verschiedene Studien zeigen aber, dass die traditionellen Vorstellungen sowohl fremd- als auch selbstschädigende Konsequenzen nach sich ziehen können. Welche das sind und an welchen Verhaltensweisen sich toxische Männlichkeit erkennen lässt, erfahren Sie hier.
- Baier, D., et al.: "Toxische Männlichkeit" – Die Folgen gewaltlegitimierender Männlichkeitsnormen für Einstellungen und Verhaltensweisen: https://www.researchgate.net/publication/334596812_Toxische_Mannlichkeit_-_Die_Folgen_gewaltlegitimierender_Mannlichkeitsnormen_fur_Einstellungen_und_Verhaltensweisen Kriminalistik, vol. 73, pp. 465-471, Juli 2019 (Abruf: 05/2022)
- Dr. Schultz, N.: Gewalt im Gehirn: https://www.dasgehirn.info/handeln/gewalt/gewalt-im-gehirn (Abruf: 05/2022)
- Online-Informationen des Ärzteblatts: Männer anfälliger für Alkoholsucht als Frauen: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/52427/Maenner-anfaelliger-fuer-Alkoholsucht-als-Frauen (Abruf: 05/2022)
- Online-Informationen des Ärzteblatts: Anteil von Männern mit Essstörung steigt: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/113623/Anteil-von-Maennern-mit-Essstoerung-steigt (Abruf: 05/2022)
- Online-Informationen des Wirtschafts- und Sozial-Wissenschaftlichen Instituts: Gender Pay Gap 2016-2020: https://www.wsi.de/de/einkommen-14619-gender-pay-gap-14932.htm (Abruf: 05/2022)