Fruchtbarkeitstest bei Kinderwunsch
Hält ein Paar mit Kinderwunsch nach einem Jahr mit regelmäßigem Geschlechtsverkehr noch keinen positiven Schwangerschaftstest in der Hand, kann ein Fruchtbarkeitstest sinnvoll sein. Und zwar sowohl bei der Frau als auch beim Mann. Lesen Sie, welche Möglichkeiten es gibt und was die Zeugungsfähigkeit beeinträchtigen kann.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Wie lange warten?
Wie lange es dauert bis zum positiven Schwangerschaftstest, ist abhängig vom Alter der potenziellen Eltern und von eventuellen Vorerkrankungen. Eine Wartezeit von einem Jahr gilt jedoch als normal.
Während die Fruchtbarkeit beim Mann erst ab einem Alter von etwa 40 Jahren langsam nachlässt, nimmt bei Frauen die Hormonproduktion bereits ab Mitte 30 ab. Möglicherweise hat sie dann nicht mehr in jedem Zyklus einen Eisprung. Eine Schwangerschaft lässt dann meist länger auf sich warten. Außerdem steigt das Risiko für frühe Fehlgeburten.
Frauen unter 28 Jahren können sich in der Regel Zeit lassen, bevor sie ärztlichen Rat einholen. Frauen im Alter zwischen 28 und 35 Jahren sollten nach einem Jahr ungewollter Kinderlosigkeit medizinischen Rat einholen. Älteren Frauen rät man, sich bereits nach einem halben Jahr untersuchen zu lassen. Denn nicht nur die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, ist in jüngerem Alter höher. Sondern auch die Erfolgswahrscheinlichkeit einer Kinderwunschbehandlung.
Gibt es Hinweise darauf, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte, sollte man vorher zum Arzt gehen. Das kann zum Beispiel Fall sein nach einer Operation an der Gebärmutter oder wenn die Periode ausbleibt, ohne dass eine Schwangerschaft vorliegt.
Wie kann man feststellen, ob man unfruchtbar ist?
Etwa 10 Prozent der Bevölkerung sind permanent oder phasenweise unfruchtbar. 5 Prozent bleiben ungewollt kinderlos. Wenn ein Paar trotz regelmäßigem Geschlechtsverkehr in der fruchtbaren Phase keinen Nachwuchs bekommt, sollten sich beide Partner untersuchen lassen. Anlaufstellen sind eine fachärztliche Praxis für Urologie oder Andrologie, für die Frau eine Praxis für Gynäkologie. Das Paar kann auch ein sogenanntes Kinderwunschzentrum aufsuchen. Das sind medizinische Einrichtungen, die auf Menschen mit Kinderwunsch und Reproduktionsmedizin spezialisiert sind.
Sowohl beim Mann als auch bei der Frau gibt es verschiedene Tests und Untersuchungen, um herauszufinden, warum es mit der Fortpflanzung nicht klappt. Zu je 30 Prozent sind die Ursachen beim Mann oder der Frau zu finden, zu weiteren 30 Prozent sind beide gleichermaßen betroffen und bei rund 10 Prozent der Paare findet sich kein Grund.
Psychische Faktoren
Bleibt ein Paar ungewollt kinderlos, obwohl die Ärztin oder der Arzt keine Ursache dafür finden kann, sollte man auch psychische Faktoren in Betracht ziehen. Der sehnliche Wunsch nach einem Kind und die wiederkehrende Enttäuschung, dass es wieder nicht geklappt hat, können sehr belastend sein und ein Paar unter Druck setzen. Starker Stress könnte jedoch wiederum Einfluss auf die Hormonproduktion und auf die Partnerschaft und damit das Liebesleben nehmen. Es ist nicht einfach, sich diesem Druck zu entziehen. Wen das zu sehr belastet, der sollte einen Besuch beim Psychotherapeuten in Betracht ziehen.
Kosten für Fruchtbarkeitstests
Die Kosten, die im Rahmen von Untersuchungen entstehen, um die Ursache für einen unerfüllten Kinderwunsch zu finden, übernehmen in der Regel sowohl die gesetzlichen als auch die privaten Krankenversicherungen. Erst, wenn sich das Paar im Anschluss daran für eine Kinderwunschbehandlung entscheidet, muss es – abhängig von Alter und Familienstand – möglicherweise mit Zuzahlungen rechnen. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bietet einen Fördercheck, mit dem Sie ermitteln können, ob Sie Anspruch auf finanzielle Hilfe haben.
Fruchtbarkeitsuntersuchungen beim Mann
Ob es am Mann liegt, dass ein Paar keine Kinder bekommen kann, lässt sich recht schnell und einfach ermitteln. Darüber kann vor allem eine Untersuchung der Samenflüssigkeit Aufschluss geben. Schwieriger ist es, die Ursache zu finden, falls sich dann tatsächlich zu wenige oder nicht befruchtungsfähige Spermien in der Probe finden.
Für Fruchtbarkeitsuntersuchungen beim Mann ist ein Urologe oder ein Androloge der richtige Ansprechpartner. Er wird zunächst einige Fragen stellen. Das können zum Beispiel sein:
- Haben Sie Erkrankungen, die die Fruchtbarkeit stören könnten? (Beispielsweise Hodenhochstand, vergangene Operationen oder Verletzungen, Bluthochdruck oder Diabetes mellitus)
- Trinken Sie regelmäßig Alkohol?
- Rauchen Sie?
- Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein?
- Wie häufig haben Sie Geschlechtsverkehr?
Bei der körperlichen Untersuchung tastet der Arzt Hoden, Nebenhoden und Samenleiter ab, um zum Beispiel eventuelle Fehlbildungen auszuschließen. Eventuell untersucht er auch Hoden, Prostata und Harnwege per Ultraschall. Unter Umständen nimmt der Arzt einen Abstrich, um eine Infektion, zum Beispiel mit Chlamydien, auszuschließen.
Spermiogramm
Eine Spermaprobe kann Aufschluss geben über die Zahl und Vitalität der Spermien und mögliche Fruchtbarkeitsstörungen. Um eine aussagekräftige Probe zu erhalten, sollte der Mann zwei bis vier Tage zuvor keinen Geschlechtsverkehr haben oder masturbieren. Ansonsten kann die Anzahl der Spermien verringert sein. Andererseits sollte der letzte Geschlechtsverkehr nicht länger als 7 Tage zurückliegen.
Viele Männer schreckt der Gedanke ab, in einer Arztpraxis masturbieren zu müssen. Dort stehen zwar eigens abgeschiedene Räume dafür zur Verfügung. Trotzdem kann die ungewohnte Umgebung zu einer Anspannung führen, die wiederum die Qualität des Spermas beeinflussen kann.
Es ist jedoch auch möglich, die Probe zu Hause zu entnehmen. Das muss zuvor mit dem Arzt abgesprochen sein und das Sperma muss dann rasch und unter geeigneten Transportbedingungen in die Praxis gebracht werden. Weder Kälte noch Hitze sind gut für das Sperma. Transportieren Sie es deshalb, wenn möglich, in der Hosentasche oder nah am Körper.
Für die Entnahme zuhause ist wichtig zu wissen:
- Beim Masturbieren darf kein Gleitmittel verwendet werden, da dies die Beweglichkeit des Spermas beeinflussen kann
- Das Sperma kann auch beim Geschlechtsverkehr gewonnen werden. Dafür braucht es allerdings spezielle Kondome aus der Apotheke. Normale Kondome sind dafür nicht geeignet, da sie spermienabtötende Substanzen enthalten.
- Penis und Hände müssen zuvor gut gereinigt werden, um die Probe nicht zu verunreinigen.
- Falls Sie es nicht schaffen, das Sperma in vollem Umfang aufzufangen, sollten Sie dies mitteilen. Auch die Spermamenge ist nämlich Teil der Begutachtung.
Worauf wird das Sperma untersucht?
Bestimmt werden
- die Zahl der Spermien
- Form und Beweglichkeit der Spermien
- Viskosität und pH-Wert der Samenflüssigkeit
Die durchschnittliche Menge an Samenflüssigkeit pro Erguss ist mindestens 1,5 Milliliter. Darin enthalten sein sollten mindestens 39 Millionen Spermien (ca. 15 Millionen Spermien pro Milliliter). Davon sollten mehr als 32 Prozent vorwärts beweglich und mindestens 4 Prozent normal geformt sein.
Schnelltests für Zu Hause
Im Internet und in Drogerien gibt es "Schnelltests für Zu Hause“, mit denen Männer angeblich einfach und diskret ihre Fruchtbarkeit testen können. Die Tests ermitteln, ob die Spermienmenge pro Milliliter Ejakulat über oder unter 20 Millionen liegt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat als Richtwert für die Spermienzahl fruchtbarer Männer 15 Millionen Spermien pro Milliliter Ejakulat festgelegt. Dies ist allerdings nur eines von vielen Kriterien gesunden Spermas. Der Test kann eine Laboruntersuchung deshalb nicht ersetzen.
Hormonuntersuchung
Finden sich in der Samenflüssigkeit nur wenige befruchtungsfähige Spermien, kann eine Hormonuntersuchung sinnvoll sein. Denn die Produktion der Spermien und die Hodenfunktion sind abhängig von bestimmten Hormonen. Dazu gehören neben Testosteron auch das follikelstimulierende Hormon (FSH), das luteinisierende Hormon (LH) und Prolaktin, die allesamt auch im weiblichen Hormonhaushalt wichtige Rollen spielen. Für den Hormontest ist eine Blutprobe nötig. Die meisten Hormonstörungen lassen sich behandeln.
Fruchtbarkeitsuntersuchungen bei der Frau
Der Arzt wird zunächst im Gespräch mit der Frau herauszufinden versuchen, ob Vorerkrankungen bekannt sind, die die Fruchtbarkeit einschränken können. Das können zum Beispiel sein:
- Zyklus- und Ovulationsstörungen (in ca. 27 % der Fälle die Ursache)
- Schädigung der Eileiter (14 %), zum Beispiel durch Infektionen
- Endometriose (5 %)
- Diabetes mellitus
- Schilddrüsenerkrankungen
- Myome
- Essstörungen
Körperliche Untersuchung
Es folgt eine Tastuntersuchung der Genitalorgane. Ein Abstrich kann Aufschluss über eventuelle Infektionen, zum Beispiel mit Chlamydien oder Scheidenpilz, geben. Im Ultraschall sieht sich der Arzt Eierstöcke und Gebärmutter an. Dabei lässt sich erkennen, wie die Gebärmutterschleimhaut aufgebaut ist, ob Myome bestehen und ob in den Eierstöcken Eibläschen heranreifen.
In einem speziellen Ultraschall (Hysterosalpingokontrastsonografie, HSKS), bei dem der Frau zuvor Kontrastmittel gespritzt wird, lassen sich Struktur und Durchlässigkeit von Gebärmutter und Eileiter darstellen. Besteht nach dieser Untersuchung der Verdacht, dass die Eileiter verschlossen sind, kommt eine Bauchspiegelung infrage.
Wichtig ist, auch Körpergewicht und BMI zu bestimmen, da sowohl Unter- als auch Übergewicht Einfluss auf die Fruchtbarkeit nehmen können.
Hormonuntersuchungen
Damit der Monatszyklus der Frau richtig funktioniert, müssen eine Reihe von Hormonen zusammenarbeiten. Ist die Hormonproduktion gestört, kann das eine Ursache für Unfruchtbarkeit sein. Möglicherweise baut sich dann die Gebärmutterschleimhaut nicht richtig auf oder es kommt nicht zum Eisprung. Hormonstörungen machen sich meist durch einen unregelmäßigen Zyklus oder ein Ausbleiben der Periode bemerkbar. Die Werte der jeweiligen Hormone müssen zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Zyklus gemessen werden, da die Konzentration schwankt.
Folgende Hormone spielen bei Kinderwunsch eine Rolle:
Prolaktin regt nach der Geburt die Milchproduktion bei der Mutter an. Gleichzeitig unterdrückt es den Eisprung, damit es während der Stillzeit nicht zur Regelblutung und einer erneuten Schwangerschaft kommt (sich darauf als Verhütungsmethode verlassen sollte man jedoch nicht).
Bei nicht schwangeren oder stillenden Frauen kann ein erhöhter Prolaktinspiegel eine Empfängnis verhindern. Mögliche Ursachen für erhöhte Prolaktinwerte sind beispielsweise eine gestörte Schilddrüsenfunktion, die Einnahme bestimmter Medikamente und in seltenen Fällen ein Tumor. Können diese Ursachen ausgeschlossen werden, helfen prolaktinhemmende Medikamente, den Einfluss des Hormons zu unterbinden.
Androgene sind männliche Geschlechtshormone wie Testosteron und DHEA-S. Sie kommen auch im weiblichen Körper in geringen Mengen vor, denn er benötigt sie zur Bildung des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen. Zu viele dieser Hormone können allerdings dazu führen, dass die Frau männliche Geschlechtsmerkmale ausbildet. Bemerkbar machen kann sich ein erhöhter Androgenspiegel beispielsweise mit verstärktem Haarwuchs, Akne – und Unfruchtbarkeit, da dies die Funktion der Eierstöcke beeinträchtigt.
Androgene werden unter anderem im Fettgewebe gebildet. Übergewicht kann daher eine Ursache für die vermehrte Produktion sein. In dem Fall kann es helfen, abzunehmen. Liegt die Ursache woanders, können Medikamente helfen.
Östradiol ist sozusagen das "Hauptöstrogen“. Es wird in den Eierstöcken gebildet und ist wichtig für die Eireifung. Seine Konzentration schwankt im Verlauf des Monatszyklus. Zum Zeitpunkt des Eisprungs ist sie am höchsten, zur Menstruation hin am niedrigsten.
Schilddrüsenhormone beeinflussen alle wichtigen Vorgänge im Körper, und damit auch die Fruchtbarkeit. Es ist wichtig, dass sowohl bei Kinderwunsch als auch während der Schwangerschaft weder eine Unter- noch eine Überfunktion besteht. Je höher der TSH-Wert, desto weniger Schilddrüsenhormone produziert der Körper. Die Zielwerte von TSH liegen bei 0,3 bis 2,5 Milli-Unit pro Liter (mU/l). Bei einer Kinderwunschbehandlung kann ein niedrigerer TSH-Wert von unter 1,5 mU/l angestrebt werden. Ist der TSH-Wert zu hoch, kann der Arzt Schilddrüsenhormone verschreiben und die Werte regelmäßig kontrollieren. In der Schwangerschaft steigt der Bedarf noch einmal an.
Luteinisierendes Hormon (LH) kann einen bevorstehenden Eisprung anzeigen. Das machen sich auch Frauen mit Kinderwunsch zunutze, die einen Ovulationstest machen, um ihre fruchtbaren Tage zu ermitteln.
Das follikelstimulierende Hormon (FSH) sorgt dafür, dass im Eierstock Eibläschen heranreifen. Das ist essenziell für die Fruchtbarkeit.
Das Anti-Müller-Hormon (AMH) gibt Aufschluss darüber, ob noch ausreichend Eizellen vorhanden sind. Seine Konzentration zu messen, macht nur Sinn, wenn im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung eine Eierstock-Stimulation gemacht wird. Oder aber auf Wunsch der Frau, wenn sie wissen möchte, wie lange sie noch schwanger werden kann. Denn der Vorrat an Eizellen ist begrenzt.
Progesteron ist wichtig für den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut, die Einnistung der befruchteten Eizelle und deren Weiterentwicklung. Produziert wird das Hormon im sogenannten Gelbkörper, der im Eierstock nach dem Eisprung aus dem geplatzten Eibläschen entsteht. Kommt er dieser Aufgabe nur unzureichend nach, entwickelt sich die Gebärmutterschleimhaut möglicherweise nicht ausreichend, was einer befruchteten Eizelle die Einnistung erschwert. Der Progesteron-Wert wird in der zweiten Zyklushälfte erhoben.
Lesetipp:Gelbkörperschwäche
Bauchspiegelung
Die Bauchspiegelung ist eine kleine Operation, die unter Vollnarkose vorgenommen wird. Der Arzt öffnet dafür die Bauchdecke mit einem kleinen Schnitt und bläht den Bauchraum mithilfe von Kohlendioxidgas auf, um Eierstöcke, Eileiter und Gebärmutter zu begutachten. Dies tut er mithilfe eines langen Metallstabs, an dem Linsen und eine winzige Kamera angebracht sind. Um zu überprüfen, ob die Eileiter verschlossen sind, spült er eine Farbstofflösung hindurch. Während der Bauchspiegelung kann der Arzt gleichzeitig kleine Endometriose-Herde, Zysten oder Myome entfernen. Bei einer operativen Bauchspiegelung ist in der Regel ein kurzer Krankenhausaufenthalt nötig. In seltenen Fällen kann es zu Komplikationen wie Entzündungen oder Verletzungen kommen.
Gebärmutterspiegelung
Bei der Gebärmutterspiegelung ist kein operativer Schnitt nötig. Stattdessen begutachtet der Arzt die Gebärmutter durch die Scheide hindurch mit einem dünnen Röhrchen, das mit einer Linse ausgestattet ist. So hofft er, eventuelle Ursachen für eine ungewollte Kinderlosigkeit wie Schleimhautveränderungen oder Myome aufspüren zu können. Auch hierbei können kleine operative Eingriffe vorgenommen werden. Dann ist allerdings eine Vollnarkose nötig.
Den Zyklus beobachten
Jede Frau mit Kinderwunsch kann zumindest auch eines selbst tun: ihren Zyklus beobachten. Dafür kann sie notieren, wie lange ihr Zyklus dauert, ob sie ihre Menstruation regelmäßig bekommt und ob und wann ein Eisprung stattfindet. Letzteres kann sie zum Beispiel mit einem Ovulationstest, der Beschaffenheit des Ausflusses oder der Temperaturmessmethode herausfinden. So kann sie den besten Zeitpunkt für den Geschlechtsverkehr herausfinden und Auffälligkeiten im Zyklus feststellen.