Geschwister
Für die meisten Erstgeborenen ist es nicht immer ganz leicht, wenn sie Geschwister bekommen. Von nun an müssen sie die Aufmerksamkeit der Eltern teilen. Vielleicht haben sie den wachsenden Bauch der Mutter während der Schwangerschaft noch spannend gefunden – ist das Baby erst geboren, sieht die Welt jedoch ganz anders aus. Nicht selten fragt der oder die "Große" dann schon nach wenigen Tagen ganz bekümmert, wann denn das Baby endlich wieder verschwindet.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Wenn Bruder oder Schwester kommen
Auch wenn sie sich dem Vernehmen nach auf die Ankunft des Geschwisterkinds gefreut haben, stellt das Ereignis für die Erstgeborenen eine enorme Umstellung dar. Die Eltern haben nun weniger Zeit, weil sie sich um das neue Baby kümmern müssen und sind unter Umständen ungeduldiger, weil sie erwarten, dass sich das ältere Kind nun vernünftiger verhält. Viele Kinder reagieren auf die neue Situation weinerlich und anlehnungsbedürftig, andere werden nörgelig oder gar aggressiv. Auch ist es möglich, dass Kinder plötzlich wieder einnässen. Wichtig ist, jetzt besonders verständnisvoll zu reagieren.
Tipps
Mit einigen Maßnahmen können Sie Ihrem ersten Kind die schwierige Eingewöhnungsphase in sein Geschwister-Dasein ein wenig erleichtern:
- Oft braucht es nun besonders viel mütterliche oder väterliche Zuwendung: Exklusive Zeit für das große Kind ganz allein.
- Schimpfen Sie nicht, wenn es mit einem Mal auf Nichtigkeiten launisch oder streitsüchtig reagiert.
- Attacken auf das Geschwisterkind müssen natürlich unterbunden werden, doch verstärken Strafen und Drohungen oft nur die ursächliche Eifersucht.
- Fragen Sie Ihr Kind, ob es Sie bei der Versorgung des Babys unterstützen möchte.
- Kommt Antrittsbesuch, sollte er Ihr erstes Kind ausführlich begrüßen. Anschließend kann es den Besuch zum Baby führen und es vorstellen.
- Seien Sie verständnisvoll, wenn Ihr Kind plötzlich wieder schnullern möchte, häufiger einnässt oder sich einfach wie ein Baby verhält. Dieses sogenannte regressive Verhalten legt sich meist bald von selbst.
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Geschwisterstreit
Auch wenn die erste Eingewöhnungsphase für das Erstgeborene schwierig ist – mit der Zeit lieben sich Geschwister lieben sich im Allgemeinen heiß und innig, auch wenn sie dies unter Umständen nur selten zeigen. Genauso leidenschaftlich scheinen sie sich gelegentlich auch zu hassen – nicht selten kommt es zu Geschwisterstreit. Besonders wenn Kinder noch klein sind und ihnen nicht nur die verbalen Fähigkeiten, sondern auch angemessene Konfliktlösungsstrategien fehlen, verhalten sie sich gerne wie Katz und Maus – mitunter von morgens bis abends. Das zerrt gehörig an den Nerven der Eltern. Was tun?
- Kommt eines der Kinder zu Ihnen, um sich über den Bruder oder die Schwester zu beschweren, bleiben Sie möglichst neutral. Schließlich haben Sie den Beginn des Streits nicht mitbekommen. Besser ist es, beide Seiten anzuhören und nach einem Vorschlag zur Güte zu fragen.
- Mischen Sie sich möglichst nicht ein, wenn Sie aus dem Nebenzimmer mitbekommen, dass Ihre Kinder sich streiten. So haben die Streithähne die Gelegenheit, eigenständig einen Kompromiss zu finden und sich wieder zu vertragen.
- Anders verhält es sich, wenn der Streit zu eskalieren droht und die Kinder sich schlagen oder anderweitig verletzen. Oder wenn ein Kind das andere bewusst in Ihrem Beisein provoziert. Dann sollten Sie Stellung beziehen – allerdings nicht richten.
Wenn Ihre Kinder sich regelmäßig streiten, muss das nicht heißen, dass sie sich nicht leiden können. Sie kämpfen lediglich immerzu um ihre Position – auch und vor allem um den besten Platz im Herzen ihrer Eltern. Auch aus diesem Grund ist es wichtig, dass sich Mutter und Vater grundsätzlich neutral verhalten. Anderenfalls droht, was hinter ungezählten Erbschaftsstreitereien steckt: das Gefühl, schon immer zu kurz gekommen zu sein, und der letzte verzweifelte Versuch, Gerechtigkeit zu erfahren.