Lerntypen: Jeder lernt anders
Wie effektiv ist es, mit Karteikarten zu lernen? Kann man Dinge besser behalten, wenn man sie aufschreibt oder wenn man sie in Bildern oder Zeichnungen festhält? Die Antworten auf diese Fragen sind nicht eindeutig – sie hängen vor allem davon ab, zu welchem von vier Lerntypen Sie gehören.
Viele Wege führen zum Ziel
Ob in einer Lerngruppe, mithilfe von Schautafeln oder durch das Hören einer Kassette: Es gibt viele Wege, um sich Inhalte anzueignen. Wichtig bei der Auswahl der Lernmethode ist unter anderem, zu welchem der verschiedenen Lerntypen eine Person am ehesten zählt.
Wissenschaftler unterscheiden grob zwischen vier Lerntypen, die man jedoch nicht klar voneinander abgrenzen kann – Überschneidungen sind möglich. Während sich visuelle Lerntypen Inhalte besonders gut merken können, wenn sie diese vor sich sehen, lernen auditive Lerntypen am besten durch Zuhören. Haptische Lerntypen bevorzugen es, Dinge durch anfassen regelrecht zu „begreifen“ – und kinästhetische Lerntypen prägen sich den Stoff durch Ausführen ein, etwa, indem sie eine Situation nachspielen.
Nehmen unsere Sinnesorgane eine Information auf, verweilt sie für Millisekunden im Ultrakurzzeitgedächtnis, das Fachleute auch als sensorisches Gedächtnis oder als sensorischen Speicher bezeichnen. Anschließend gelangen die Daten je nach Relevanz entweder in das Kurzzeitgedächtnis – oder sie werden gar nicht erst gespeichert, sodass wir das Aufgenommene wieder vergessen.
Durch Wiederholung und Lernen gelangen zuvor ausgewählte Informationen aus dem Kurz- in das Langzeitgedächtnis und bleiben dort dauerhaft erhalten. Besonders gut funktioniert das, wenn man beim Lernen den individuellen Lerntypen berücksichtigt.
Vier verschiedene Lerntypen
Jeder lernt anders: Einige Menschen können sich beispielsweise Informationen auf Bildern besonders gut einprägen, andere wiederum lernen besser, wenn sie den Lernstoff laut wiederholen oder auf einem Tonträger anhören. Wissenschaftler unterscheiden vier klassische Lerntypen.
Visueller Lerntyp
Visuelle Lerntypen können sich am besten Informationen einprägen, indem sie diese vor sich sehen. Dies kann zum Beispiel in Form von Notizen oder Skizzen sein, aber auch von Schautafeln und Diagrammen.
In der Regel kann sich dieser Lerntyp perfekt daran erinnern, an welcher Position etwas Geschriebenes in einem Buch zu finden ist, weil er sich alles Visuelle sehr gut merken kann. Personen vom visuellen Typ arbeiten häufig sehr genau und können sich Details gut einprägen.
Auditiver Lerntyp
Personen vom auditiven Lerntyp können sich Informationen besonders gut aneignen, wenn sie sie hören. Gedichte und Musik wirken auf sie ebenso einprägsam wie das Zuhören anderer Menschen. Viele auditive Lerntypen bewegen beim Lesen die Lippen und lesen sich selbst gern Texte laut vor, um sie besser zu behalten. Umgebungsgeräusche empfinden diese Menschen beim Lernen häufig als störend.
Haptischer Lerntyp und kinästhetischer Lerntyp
Sowohl der haptische als auch der kinästhetische Lerntyp können sich Dinge am besten merken, indem sie sie tatsächlich ausführen, so zum Beispiel durch Ausprobieren, aber auch durch Rollenspiele oder Übungen.
Der haptische Typ lernt durch Anfassen und Tasten. Wenn er etwas im wahrsten Sinne des Worts "Be-Greifen" kann – zum Beispiel ein anatomisches Modell –, fällt es ihm leichter, die Information aufzunehmen.
Kinästhetische Lerntypen zeichnen sich dadurch aus, dass sie am besten durch Ausführen lernen, beispielsweise indem sie das Gelernte konkret auf eine Situation anwenden oder nachspielen.
Alle Sinne nutzen
Damit eine Information auch dauerhaft gespeichert und zu einem späteren Zeitpunkt abgerufen werden kann, muss sie entsprechend im Gedächtnis verankert werden.
Egal, zu welchem Lerntyp Sie gehören: Prinzipiell lernt man besser, wenn man möglichst viele unterschiedliche Sinne benutzt. Personen, die zum Beispiel besonders gut durch Zuhören lernen, sollten diese Fähigkeit zwar weiterhin fördern, jedoch können weitere Wahrnehmungsformen dabei helfen, sich Dinge noch besser einzuprägen.
Wer eine Information etwa nur hört, kann sich diese in der Regel weniger gut einprägen als Menschen, die die Information zusätzlich auf einem Bild sehen oder gar selbst ausführen. Wenn ein Kind beispielsweise lernen soll, vor einer roten Ampel stehenzubleiben, wird es sich diese Information allein durch Hören nicht so gut merken können als wenn es zusätzlich eine rote Ampel zu sehen bekommt. Wenn das Kind selbst im Straßenverkehr übt, wird es die Information vermutlich noch besser im Gedächtnis verankern können.
Egal ob beim Lernen für eine Prüfung oder wenn es nur darum geht, sich Dinge im Alltag zu merken: Je mehr Sinneskanäle Sie nutzen, desto besser gelingt es Ihnen auch, die Informationen wieder abzurufen.