Kolostrum: Wirkung der Erstmilch und wie sammeln?
Kolostrum ist die Muttermilch, die ein Baby als erste Mahlzeit nach der Geburt erwartet. Obwohl es nur in kleinen Mengen produziert wird, liefert es hoch konzentrierte Nährstoffe für das Neugeborene und unterstützt seine Gesundheit. Erfahren Sie mehr über die besondere Zusammensetzung und Vorteile von Kolostrum.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten rund um Kolostrum
Kolostrum, auch bekannt als Vormilch, ist unter anderem reich an Antikörpern und Nährstoffen, die das Immunsystem des Neugeborenen stärken und dessen Verdauungssystem unterstützen.
Kolostrum kann bereits ab der zweiten Hälfte der Schwangerschaft von den Brustdrüsen (etwa 16. Schwangerschaftswoche) produziert werden. Rund drei bis vier Tage nach der Geburt wird das Kolostrum durch die Übergangsmilch ersetzt, was auch als Milcheinschuss bezeichnet wird.
Ob es sinnvoll ist, Kolostrum schon während der Schwangerschaft zu sammeln, hängt von den individuellen Bedürfnissen der schwangeren Person ab und sollte im Vorhinein immer mit der Hebamme oder in der gynäkologischen Praxis besprochen werden.
Was ist Kolostrum?
Kolostrum, oft auch als Vormilch oder Erstmilch bezeichnet, ist die erste Milch, die von der Mutter in den letzten Wochen der Schwangerschaft und den ersten Tagen nach der Geburt produziert wird. Diese dickflüssige, gelbliche Neugeborenenmilch, die aus der Brustwarze der Mutter kommt, hat eine einzigartige Zusammensetzung und ist speziell auf die Bedürfnisse des Babys abgestimmt. Die Erstmilch enthält eine hohe Konzentration an Eiweißen, Antikörpern, Mineralien und Vitaminen, die das neugeborene Kind unter anderem vor Infektionen schützen und seine noch unreife Verdauung fördern kann.
Wie sieht Kolostrum aus?
Kolostrum ist dickflüssiger als reife Muttermilch und kann gelblich sowie durchsichtig sein. Die gelbliche Farbe entsteht durch das enthaltene Beta-Karotin.
Unterschied von reifer Muttermilch und Kolostrum
Das Besondere der Erstmilch ist, dass die Inhaltsstoffe hoch konzentriert sind. Es braucht also nur kleine Mengen, um das Neugeborene mit Nährstoffen zu versorgen.
Das dickflüssige Kolostrum unterscheidet sich nicht nur durch die gelbliche Farbe von reifer Muttermilch, sondern auch durch seine Zusammensetzung. Es enthält
- Antikörper (Immunglobuline), die das Immunsystem des Neugeborenen unterstützen
- zweimal mehr Eiweiße
- viermal mehr Zink
- weniger Fett und Zucker
Die Bedürfnisse des Babys ändern sich mit der Zeit, deshalb passt die Brust die Milchproduktion und Milchart an. Es werden drei Phasen der Milchproduktion unterschieden:
- Kolostrum: Vormilch oder Erstmilch, deren Produktion von etwa der 16. Schwangerschaftswoche bis zwei bis vier Tage nach der Geburt anhalten kann.
- Übergangsmilch: Etwa vier Tage bis zwei Wochen nach der Geburt.
- reife Muttermilch: Etwa zwei Wochen nach der Geburt bis zum Ende der Stillzeit.
Wann wird Kolostrum produziert?
Kolostrum wird ab der Mitte der Schwangerschaft produziert, also etwa ab der 16. Schwangerschaftswoche. Diese frühe Produktion stellt sicher, dass das neugeborene Baby sofort nach der Geburt Zugang zu dieser nährstoffreichen Erstmilch hat. Die Bildung von Kolostrum erreicht ihren Höhepunkt in den ersten Tagen nach der Geburt und dauert in der Regel etwa drei bis vier Tage an.
Mütter von frühgeborenen Babys produzieren Kolostrum über einen längeren Zeitraum. Wann und wie viel gebildet wird, kann von Frau zu Frau unterschiedlich sein. Während manche Schwangere die Produktion kaum oder nur eingetrocknetes Kolostrum bemerken, benötigen andere einen Auslaufschutz in Form von Pads. Wird die Erstmilch produziert, bedeutet dies nicht, dass Wehen unmittelbar bevorstehen.
Inhaltsstoffe von Kolostrum
Kolostrum zeichnet sich durch eine komplexe Zusammensetzung an Nährstoffen aus und enthält einen besonders hohen Anteil an Eiweißen. Zusätzlich ist es reich an Lactoferrin, weißen Blutkörperchen und einer hohen Menge an Antikörpern, vor allem Immunglobulin A, die das Immunsystem des Babys unterstützen. Dieser Effekt wird auch als Nestschutz bezeichnet.
Auch Kupfer und Zink unterstützen das Immunsystem und Magnesium fördert das Herz des Babys und seine Knochen. Enthaltenes Vitamin A ist bedeutend für die Sehkraft des Neugeborenen sowie die Haut und das Immunsystem.
Welche Vorteile hat Kolostrum?
Kolostrum enthält nicht nur hoch konzentrierte Nährstoffe, sondern auch Antikörper, die das Neugeborene vor Infektionen schützen sollen. Dieser individuelle Schutz ist nur durch Muttermilch gegeben und kann nicht durch Formular Nahrung ersetzt werden.
Vorteile von Kolostrum
Immunabwehr
- Enthält weiße Blutkörperchen und hohe Mengen an Antikörpern, insbesondere Immunglobulin A (IgA), die das Immunsystem des Neugeborenen stärken und vor Infektionen schützen.
- Unterstützt den Aufbau einer gesunden Darmflora durch Lactobacillus bifidus und bietet Schutz vor schädlichen Bakterien und Viren.
Nährstoffreich
- Reich an Proteinen, Vitaminen und Mineralstoffen, die für das Wachstum und die Entwicklung des Babys essenziell sind.
- Enthält Beta-Carotin, das für die typische gelbliche Farbe verantwortlich ist.
Verdauungsfördernd
- Es ist leicht verdaulich und unterstützt die unreife Verdauung des Neugeborenen.
- Fördert den ersten Stuhlgang (Mekonium), wodurch überschüssiges Bilirubin ausgeschieden und das Risiko für Neugeborenengelbsucht reduziert wird.
Wachstumsförderung
- Enthält Wachstumsfaktoren, die die Entwicklung des Darms und anderer Organe unterstützen.
Stabilisiert den Blutzucker
Kolostrum stabilisiert den Blutzuckerspiegel des Babys. Dies ist besonders relevant bei Müttern mit Diabetes mellitus. Besteht die Gefahr, dass das Baby bei der Geburt unterzuckert sein könnte, kann Kolostrum bereits in den ersten 30 Minuten nach der Geburt gegeben werden, um den Blutzucker zu stabilisieren. Die frühe Gabe kann das Baby zum selbstständigen Trinken anregen.
Geringe Mengen, hohe Wirkung
- Wird in kleinen Mengen produziert, aber ist hoch konzentriert und liefert gesunden Babys alle notwendigen Nährstoffe und Schutzmechanismen in den ersten Lebenstagen.
Unterstützung der Mutter-Kind-Bindung
- Fördert das frühe und häufige Stillen, was die Bindung zwischen Mutter und Kind stärkt und die Milchproduktion anregt.
- Das Stillen hilft der Frau, ihre Gebärmutter schneller zu verkleinern und reduziert das Risiko von Blutungen nach der Geburt.
Möchte oder kann eine Frau nicht stillen, kann Kolostrum ein bis zwei Tage von Hand gewonnen und verfüttert werden, bevor auf Formularnahrung gewechselt wird.
Wie lässt sich Kolostrum gewinnen?
Kolostrum kann bereits in der Schwangerschaft oder direkt nach der Geburt gewonnen werden. Ob es sinnvoll ist, bereits vor der Geburt einen Vorrat an Kolostrum einzufrieren, hängt von den individuellen Bedürfnissen der Schwangeren und des Kindes ab und sollte immer vorab mit der Hebamme oder der*dem Gynäkolog*in besprochen werden.
Die Schweizer Stillförderung erachtet eine Kolostrumgewinnung als sinnvoll, wenn:
- Schwangerschaftsdiabetes oder Diabetes mellitus Typ I oder II bei der Schwangeren besteht.
- Ein Baby mit besonderen Bedürfnissen erwartet wird, wie mit Kiefer-Lippen-Gaumenspalte, Herz- oder neurologischen Erkrankungen oder vermindertem Wachstum.
Im Allgemeinen können Frauen ab der 38. Schwangerschaftswoche einige Tropfen Kolostrum mit einer Brustmassage gewinnen und ausstreichen. Eine Milchpumpe ist für die Gewinnung ungeeignet, da Kolostrum dickflüssiger ist als reife Muttermilch.
Schritte zur Kolostrumgewinnung und Aufbewahrung
Benötigtes Material:
- 1ml, 2ml oder 5ml Spritzen mit passender Verschlusskappe oder Kolostrumbehälter (Apotheke oder Klinik)
- Etiketten und Stift
- Gefrierbeutel
- Tiefkühlakkus für den Transport
Mit der Hebamme oder der*dem behandelnden Gynäkolog*in sollte der Wunsch nach der Gewinnung besprochen werden. Wie genau sich Kolostrum gewinnen lässt, erklärt das Fachpersonal. Manche Kliniken haben spezielle Vorgaben zur Gewinnung.
Häufig werden folgende Schritte zur Gewinnung von Kolostrum empfohlen:
- Gründlich die Hände waschen.
- Brust sanft für fünf bis zehn Minuten massieren.
- Anschließend Daumen und Mittel- oder Zeigefinger gegenüber um die Brustwarze platzieren und diese sanft zusammendrücken. Position nach einigen Wiederholungen verändern.
- Dabei Tropfen von Kolostrum in Spritzen oder Behälter abfüllen.
- Spritze mit Namen und Datum beschriften und in Gefrierbeutel geben.
- Wichtig: Spritze direkt nach dem Gewinnen einfrieren.
Diese Schritte zur Gewinnung können ein- bis dreimal täglich durchgeführt werden. Bei Schmerzen sollte grundsätzlich abgebrochen und ärztlicher Rat eingeholt werden. Erfolgt die Geburt im Krankenhaus, kann die Begleitperson das eingefrorene Kolostrum, zwischen Kühlakkus gelagert, mitnehmen und dem Krankenhauspersonal übergeben. Dort wird es weiterhin eingefroren, bis es für das Neugeborene aufgewärmt und anschließend verfüttert wird.
Gelingt das Anlegen des Babys nach der Geburt nicht auf Anhieb, kann auch nach der Geburt Kolostrum per Hand gewonnen und dem Baby verabreicht werden.