Hormonersatztherapie: Nutzen und Risiken
In den Wechseljahren können Beschwerden wie Hitzewallungen und Schlafstörungen die Lebensqualität von Frauen beeinträchtigen. Welche Rolle die Hormonersatztherapie (HRT) bei Wechseljahresbeschwerden einnimmt und welche Vor- und Nachteile damit verbunden sind, erfahren Sie hier.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur Hormonersatztherapie
Eine Hormonersatztherapie ist eine Behandlung, die darauf abzielt, Beschwerden während der hormonellen Umstellung in und nach der Menopause auszugleichen und damit Symptome wie Hitzewallungen, Schlafstörungen und vaginale Trockenheit zu lindern.
Bioidentische Hormone wie etwa Estradiol sind chemisch identisch mit den Hormonen, die der Körper selbst produziert. Sie werden jedoch aus pflanzlichen Quellen wie Soja hergestellt und in ihrer Struktur verändert. Bioidentische Hormone sollen laut einiger Studien mit weniger Risiken verbunden sein als die klassisch verwendeten Hormone bei einer HRT.
Laut medizinischen Leitlinien können Zwischenblutungen vor allem zu Beginn der Hormonersatztherapie auftreten. Auch wenn diese oft harmlos sind, sollten sie dennoch ärztlich abgeklärt werden. Treten Blutungen drei Monate nach Therapiebeginn auf, ist umgehend ärztlicher Rat einzuholen.
Ob und wann eine Hormonersatztherapie sinnvoll ist, hängt von individuellen Gesundheitsfaktoren einer Person ab und muss mit Ärzt*innen besprochen werden. Offiziell kann die Hormonersatztherapie bei Wechseljahresbeschwerden oder erhöhtem Risiko für Knochenbrüche bei Osteoporose eingesetzt werden, wenn alternative Medikamente ausgeschlossen wurden.
Was ist eine Hormonersatztherapie?
Mithilfe einer Hormonersatztherapie soll das hormonelle Gleichgewicht im Körper während und nach der Wechseljahre durch künstliche Hormone ausgeglichen werden. Denn im Rahmen der Menopause reduziert der weibliche Körper die Produktion von Geschlechtshormonen, wie Östrogen und Gestagen. Bei den meisten Frauen sind Wechseljahresbeschwerden nicht so stark, dass sie behandelt werden müssen. Verursacht die natürliche Umstellung des weiblichen Körpers dennoch Beschwerden, kann eine HRT sinnvoll sein.
Das Ziel der Therapie ist jedoch nicht, den Hormonhaushalt wieder in den ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen, sondern Symptome und mögliche Folgeerkrankungen zu behandeln.
Nutzen und Risiko einer HRT müssen individuell mit Ärzt*innen abgewogen werden. Eine genaue Aufklärung über Vor- und Nachteile ist besonders wichtig.
Welche Symptome können während und nach der Menopause auftreten?
Neben einer unregelmäßigen und schließlich ausbleibenden Monatsblutung sind Hitzewallungen und Schweißausbrüche die häufigsten Symptome. Darüber hinaus sind weitere Beschwerden möglich, die durch eine HRT behandelt werden können:
- Schlafstörungen
- Niedergeschlagenheit
- Stimmungsschwankungen
- vaginale Trockenheit
- sexuelle Probleme wie verminderte Libido
- Gelenkbeschwerden
Ablauf der Hormonersatztherapie
Die Hormonersatztherapie kann nur Östrogen (Monotherapie) enthalten oder als Kombination aus Östrogen und Gestagen (Kombinationstherapie) erfolgen. Die Auswahl hängt davon ab, ob die Gebärmutter der betroffenen Frau bereits entfernt wurde oder nicht. Medizinische Leitlinien empfehlen eine Kombinationstherapie von Östrogen und Gestagen bei Frauen mit Uterus, da reines Östrogen die Zellen der Gebärmutterschleimhaut stark wachsen lassen und eine bösartige Entartung (Endometriumkarzinom) zur Folge haben kann.
Die Hormone können transdermal über die Haut als Spray, Pflaster oder Gel und oral als Tabletten verabreicht werden.
Im Rahmen einer Hormonersatztherapie sind regelmäßige Kontrollen bei Gynäkolog*innen wichtig. Beim Kontrolltermin, der individuell unterschiedlich, aber meist nach drei Monaten erfolgt, wird die Wirksamkeit und Verträglichkeit der Behandlung untersucht. Ärzt*innen sollten unbedingt erfahren, ob Zwischenblutungen aufgetreten sind.
Vor allem in den ersten Monaten der Hormonersatztherapie kann es zu Blutungsstörungen kommen. Diese sind oft harmlos, sollten jedoch ärztlich abgeklärt werden. Treten Blutungsstörungen nach drei Monaten auf, sollte umgehend eine ärztliche Untersuchung erfolgen. Dann sollte unter Umständen ein anderes Präparat verwendet werden.
Auch bei längerer Therapie sollten regelmäßige Kontrollen erfolgen. Dann wird besprochen, ob eine Hormonersatztherapie noch notwendig beziehungsweise sinnvoll ist.
Nach dem Absetzen der Hormonbehandlung können Hitzewallungen erneut auftreten.
Indikation: Wann kommt die Hormonersatztherapie infrage?
Die Hormonersatztherapie kann zum Einsatz kommen bei:
Beschwerden vor oder nach den Wechseljahren, zum Beispiel bei Hitzewallungen oder Atrophie der Scheide
erhöhtem Risiko für Knochenbrüche durch Osteoporose, wenn alternative Medikamente nicht vertragen oder eingesetzt werden können
Risiken und Nebenwirkungen der Hormonersatztherapie
Bisher konnte gezeigt werden, dass durch orales Östrogen kombiniert mit Progesteron das Risiko für
- Herzerkrankungen,
- Schlaganfall,
- Blutgerinnsel (venöse Thromboembolien) und
- Brustkrebs erhöht ist.
Die Hormonersatztherapie geht, wie Behandlungen mit Östrogenen und Gestagenen generell, mit einem erhöhten Risiko für venöse Thromboembolien einher. Es kann sich etwa spontan ein Blutgerinnsel bilden, das den Blutabfluss in den Venen behindert. Wird es zum Beispiel in die Lunge geschwemmt, kann eine Lungenembolie entstehen. Die Komplikation einer venösen Thromboembolie ist selten, aber potenziell lebensgefährlich.
Zudem gehen Fachleute davon aus, dass das Risiko für Thromboembolien bei der Einnahme von Hormonen in Tablettenform höher ist als bei der Anwendung von Sprays, Gelen oder Pflastern.
Bis heute werden die Vor- und Nachteile der Hormonersatztherapie in medizinischen Fachkreisen diskutiert. Die Risiken hängen unter anderem davon ab:
- Art der Hormonersatztherapie
- Dosierung
- Dauer der Behandlung
- individuellen Vorerkrankungen und Gesundheitsrisiken
Deshalb ist ein ärztliches Beratungsgespräch besonders wichtig, um auf die individuellen Bedürfnisse der Frau in und nach den Wechseljahren einzugehen.
Eine vollständige Angabe der Risiken und Nebenwirkungen befindet sich in der Packungsbeilage des jeweiligen Präparats. Bei Fragen oder Unklarheiten sollten Apotheker*innen oder Ärzt*innen um Rat gefragt werden.
Hormontherapie: Gibt es Alternativen?
Nicht für jede Frau ist eine Hormontherapie geeignet. Es werden zahlreiche weitere Behandlungen angeboten, um Symptome nach der Menopause zu lindern. Nur für wenige gibt es einen Nachweis, dass sie helfen. Zusammen mit Frauenärzt*innen können die individuellen Vor- und Nachteile einer jeden Therapie abgewogen werden, wie:
Behandlungen ohne Hormone, zum Beispiel mit pflanzlichen Wirkstoffen, sogenannte Phytotherapeutika
therapeutische Behandlung, beispielsweise mit kognitiver Verhaltenstherapie