Entwicklung Baby – 8. Monat
Im 8. Monat wird Ihr Baby immer mobiler, gleichzeitig aber auch immer anhänglicher. Nicht selten beginnen Säuglinge in dieser Zeit zu fremdeln.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Nicht die Mama!
Ob Ihr Kind normal wächst und zunimmt, wird der Kinderarzt im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen unter anderem nach der aktuellen Wachstumskurve beurteilen, die sich in drei sogenannte Perzentile aufteilt:
- Als kleinwüchsig gelten Kinder, wenn sie kleiner sind als 97 Prozent ihrer Altersgenossen (unter der unteren Perzentile).
- Umgekehrt gilt ein Kind als großwüchsig, wenn es größer ist als 97 Prozent der Gleichaltrigen (über der oberen Perzentile).
- Dazwischen liegt das breite Feld der normal Wachsenden (zwischen der oberen und der unteren Perzentile).
In welchem Kurvenbereich sich Ihr Baby bewegt, können Sie dem gelben Untersuchungsheft entnehmen, in das Ihr Kinderarzt die Ergebnisse der Vorsorgeuntersuchungen einträgt.
Wichtig ist weniger, wie groß und wie schwer Ihr Kind ist, sondern dass es beständig wächst und zunimmt. Das zeigt sich daran, dass die Kurve Ihres Kindes im Untersuchungsheft parallel zu einer der Perzentilen verläuft.
Das kann Ihr Baby jetzt
Die Feinmotorik Ihres Babys kann im 8. Monat schon so weit ausgeprägt sein, dass es auch kleine Gegenstände zwischen Daumen und Zeigefinger (manchmal auch Daumen, Zeige- und Mittelfinger) halten kann. Allerdings werden noch die ganzen Finger benutzt (Scherengriff) – erst gegen Ende des ersten Lebensjahres wird Ihr Kind Gegenstände mit den Fingerspitzen aufnehmen können (Pinzettengriff).
Wenn Ihr Kind mit dem Scherengriff zurecht kommt, können Sie ihm beim Essen einmal einen Löffel in die Hand geben – das Meiste wird noch daneben gehen, aber Ihr Baby wird vermutlich große Freude daran haben, das selbstständige Essen zu üben.
Im 8. Monat kann es vorkommen, dass Ihr Baby Silben aneinanderreiht und so sein erstes "Mama" oder "Papa" von sich gibt. Möglicherweise wird es aber noch eine Weile jede Frau als "Mama" und jeden Mann als "Papa" bezeichnen oder diese ersten Worte völlig zusammenhanglos vor sich hinplappern.
Das nimmt Ihr Baby wahr
Babys verstehen im 8. Monat allmählich die Zusammenhänge zwischen einem Wort und einem Gegenstand, einer Person oder einer Situation oder Handlung.
So reagiert Ihr Baby
Im 8. Monat versteht Ihr Baby immer besser den Zusammenhang von Ursache und Wirkung. Darum wird es versuchen, diesen zu testen, wo es nur geht. Es wird Dinge fallen lassen und fasziniert zusehen, wie sie immer wieder nach unten anstatt nach oben fallen – und immer wieder von Ihnen aufgehoben werden. Das kann anstrengend sein; Ihr Baby macht das aber nicht, um Sie zu ärgern. Ganz im Gegenteil gehört es zu einer gesunden Entwicklung dazu, Dinge immer und immer wieder zu wiederholen.
Es wird außerdem Handlungen immer wieder ausführen, die Sie zum Lachen oder Lächeln gebracht haben, um die selbe Wirkung wieder zu erzielen.
Außerdem ist Ihr Baby jetzt immer besser in der Lage, fremde von vertrauten Personen zu unterscheiden. Oft beginnen Kinder in dieser Phase zu fremdeln.
Das Wort "fremdeln" bezeichnet ein Verhalten, das meist ab einem Alter von sechs bis acht Monaten auftritt (daher auch "Acht-Monate-Angst"). Haben sie bislang jeden angelächelt, der sich ihnen freundlich näherte, reagieren Babys plötzlich ängstlich und abwehrend. Instinktiv ziehen sie sich zurück und suchen die Bezugsperson.
Interessanterweise fremdeln Säuglinge in diesem Alter fast ausschließlich gegenüber Erwachsenen. Damit tun sie einen wichtigen Schritt in ihrer Entwicklung, denn mit einem Mal können sie ihre Eltern oder andere enge Bezugspersonen visuell von anderen Erwachsenen sicher unterscheiden und daher bewusst vermissen. Mit dem Rückzug auf die Bezugsperson versichern sie sich, dass ihnen nichts passiert.
Jedes Kind entwickelt sich individuell. Die genannten Entwicklungsschritte können daher nur Anhaltspunkte sein. Wenn Ihr Baby von dieser Entwicklung abweicht, ist das kein Grund zur Besorgnis. Wenn Sie dennoch beunruhigt sind, besprechen Sie sich mit Ihrem Kinderarzt.
Tipps für den 8. Monat
Ihr Baby fremdelt? Das gehört zu seiner normalen Entwicklung dazu, auch wenn einige Kinder stärker, einige gar nicht fremdeln.
So können Sie Ihr Kind unterstützen, wenn es Angst hat (z.B. beim Fremdeln):
- Ängste sollten Sie immer ernstnehmen!
- Nehmen Sie Ihr Baby auf den Arm, wenn es ängstlich ist. Dann betrachten Sie die Situation oder Person, die ihm Angst gemacht hat, aus "sicherer" Entfernung gemeinsam.
- Beruhigen Sie Ihr Kind.
- Zwingen Sie Ihr Kind niemals, eine beängstigende Situation auszuhalten oder engen Kontakt zu einer Person zu haben, die es in diesem Moment ablehnt!
- Bitten Sie die Person, die von Ihrem Kind gerade abgelehnt wird, um Verständnis – gerade Großeltern oder andere Verwandte, die dem Kind eigentlich bekannt sind, verstehen oft nicht, warum es plötzlich Angst vor ihnen hat.
- Beobachten Sie, wie Sie selber auf Fremde zugehen: Ihr Kind wird sich Ihr Verhalten einprägen und vermutlich ähnlich reagieren.
Wenn Sie einem Kind begegnen, dass Ihnen gegenüber fremdelt, …
- sprechen Sie ruhig mit dem Kind,
- nähern Sie sich nur langsam bzw.
- halten Sie zunächst ein wenig Abstand.
Wenn Sie diese Punkte beachten, wird sich das Kind wieder sicher fühlen. Von Mamas oder Papas sicherem Arm aus ist ein Kontakt zu fremden Personen dann oft kein Problem mehr. Viele Kinder werden nach einiger Zeit neugierig und nähern sich dann von selbst.
In einigen Fällen kommt es vor, dass in der Fremdel-Phase (die sich über die ersten zwei Lebensjahre ziehen kann) auch der Vater abgelehnt wird. Auch das ist normal! Wichtigste Bezugsperson ist häufig die Mutter, besonders wenn sie stillt. Aber keine Sorge: Das gibt sich mit der Zeit.
Tatsächlich konnten Experten beobachten, dass Babys häufig die Mutter vorziehen, wenn sie beruhigt werden müssen. Zum miteinander Spielen sind aber anscheinend die Väter meist interessanter.
Das ist im 8. Monat wichtig
Im 8. Monat stehen keine besonderen Vorsorgeuntersuchungen oder Impfungen an.
Da in dieser Zeit aber die ersten Zähne durchbrechen, können Sie anfangen, Ihr Kind an den Zahnarzt zu gewöhnen. Dafür reicht es aus, wenn Sie ab jetzt zu Ihren Vorsorgeterminen mitnehmen und bei der Untersuchung auf Ihrem Schoß halten. Von hier aus kann es sich alles genau ansehen und frühzeitig lernen, dass es keinen Grund zur Sorge gibt. Damit steht dem ersten eigenen Vorsorgetermin (wenn alle Milchzähne durchgebrochen sind) nichts mehr im Weg.