3D Abbildung der Gallenblase im Körper
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Gallenblase: Schmerzen, Funktion und Entfernung

Von: Frederike Rausch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 22.11.2024

Die Gallenblase ist ein kleines Hohlorgan, das sich im rechten Oberbauch befindet. Sie speichert Galle aus der Leber, welche bei der Fettverdauung hilft. Erfahren Sie in diesem Artikel mehr über die Funktion des Organs, welche Schmerzen bei Gallenblasenerkrankungen typisch sind und ob eine Gallenblasenentfernung Folgen haben kann.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur Gallenblase

Die Gallenblase speichert und konzentriert die von der Leber produzierte Galle, die bei der Verdauung von Fetten im Dünndarm hilft.

Ohne Gallenblase fließt die in der Leber produzierte Gallenflüssigkeit ohne Zwischenspeicherung direkt in den Dünndarm. Bei einigen Personen kann das zu Verdauungsproblemen wie häufigeren Durchfällen führen. Langfristige Beschwerden sind jedoch selten.

Erkrankungen der Gallenblase werden häufig durch Gallensteine verursacht, die den Gallenfluss behindern und Entzündungen auslösen können.

Eine akute Entzündung der Gallenblase (Cholezystitis) macht sich meist durch Symptome wie heftige Schmerzen im rechten Oberbauch, Fieber, Schüttelfrost und Gelbsucht bemerkbar.

Gallenblase: Funktion und Anatomie

Die Gallenblase ist ein birnenförmiges Hohlorgan in der rechten Bauchhöhle, das an der Unterseite der Leber in der sogenannten Gallenblasengrube (Fossa vesicae biliaris) liegt. Sie ist etwa 8 Zentimeter lang, 4 bis 5 Zentimeter breit und über die sogenannten Gallengänge fest mit Leber und Darm verbunden.

Die Gallenblase hat die Funktion, die zwischen den Mahlzeiten von der Leber produzierte Galle zu speichern, einzudicken und bei Bedarf in den Zwölffingerdarm abzugeben.

Galle: Wichtig für die Verdauung

Die Leber produziert rund um die Uhr gelbliche Galle – täglich etwa 500 bis 1.000 Milliliter. Die in den Leberzellen gebildete Gallenflüssigkeit wird auch als Lebergalle oder Primärgalle bezeichnet.

Zwischen den Mahlzeiten fließt der größere Teil der Galle in die Gallenblase, wo sie gespeichert und durch den Entzug von Wasser eingedickt wird. Die konzentrierte Galle nennen Mediziner*innen auch Blasengalle. Sie hat eine grün-braune Farbe. Meistens kann die birnenförmige Blase 40 bis 100 Milliliter Flüssigkeit fassen. Wird fettreiche Nahrung verzehrt, zieht sie sich zusammen und gibt den Verdauungssaft über den Gallengang ab.

Die Galle besteht hauptsächlich aus:

  • Wasser
  • Gallensäuren und Phospholipiden (die eine wichtige Rolle im Fettstoffwechsel spielen)
  • Gallenfarbstoffen (z. B. Bilirubin)
  • Cholesterin

Aus der Gallenblase gelangt die Galle in den Zwölffingerdarm. Dort trifft sie auf die mit der Nahrung aufgenommenen Fette (z. B. Triglyceride, Cholesterin) und bereitet sie für die weitere Verdauung vor. Besonders die in der Gallenflüssigkeit enthaltenen Gallensäuren ermöglichen es, Fette zu verdauen.

Zu viel Galle?

Wird nicht ausreichend Galle produziert oder ist der Gallefluss gestört, können Nahrungsfette nur unzureichend verdaut werden. Dies führt zu sogenannten Fettstühlen (Steatorrhö), die oft lehmartig, glänzend und klebrig erscheinen. 

Anatomie der Gallenblase

Anatomisch lässt sich das Organ in drei Abschnitte aufteilen:

  • Gallenblasenboden (Fundus vesicae biliaris)
  • Gallenblasenkörper (Corpus vesicae biliaris)
  • Gallenblasenhals (Collum vesicae biliaris)

Der Gallenblasenhals verbindet den Gallenblasenkörper mit dem sogenannten Gallenblasengang (Ductus cysticus). Dieser vereinigt sich mit dem aus der Leber kommenden Lebergallengang (Ductus hepaticus communis) zum Hauptgallengang (Ductus choledochus). Der Hauptgallengang mündet schließlich gemeinsam mit dem Gang der Bauchspeicheldrüse im Bereich der sogenannten vaterschen Papille in den Zwölffingerdarm.

Die Gallenblasenwand setzt sich aus mehreren Schichten zusammen: Innen ist das Organ mit einer Schleimhaut ausgekleidet, an die sich eine doppelte Muskelschicht anschließt. Ihre äußere Schicht besteht aus Bindegewebe.

Erkrankungen der Gallenblase und typische Schmerzen

Erkrankungen der Gallenblase treten häufig in Verbindung mit Gallensteinen (Cholelithiasis) auf, die den Gallenfluss im Gallengangsystem blockieren können. Dies führt oft zu sogenannten Gallenkoliken – starken, krampfartigen Schmerzen im rechten Oberbauch, die in Rücken oder Schulter ausstrahlen können.

Weitere Erkrankungen sind:

  • Gallenblasenentzündung (Cholezystitis): Eine Entzündung des Hohlorgans kann akut oder chronisch auftreten. Meistens entsteht eine Cholezystitis durch eine Verlegung der Gallenwege, oft durch einen Stein. Symptome einer Gallenblasenentzündung sind oft krampfartige Schmerzen (Koliken) im rechten Oberbauch. Diese können von Übelkeit, Erbrechen und Fieber begleitet sein. Therapie der Wahl ist in vielen Fällen eine Operation.

  • Gallengang-Atresie: Bei dieser Krankheit sind die Gallenwege außerhalb der Leber von Geburt an nicht richtig angelegt, die Galle kann nicht abfließen. Der Gallenfluss kann nur durch einen operativen Eingriff hergestellt werden.

  • Gallenblasenkrebs: Bösartige Tumoren der Gallenblase sind selten. Je nachdem wo sie auftreten, werden sie in Tumoren der Gallenblase oder der Gallenwege unterteilt. 

Die Diagnostik von Gallenblasenerkrankungen erfolgt meist durch eine gründliche Anamnese, eine körperliche Untersuchung, Ultraschall und endoskopische Untersuchungen.

Cholezystektomie: Entfernung der Gallenblase durch OP

Die Entfernung der Gallenblase (Cholezystektomie) ist bei einem Gallensteinleiden, häufigen Gallenblasenentzündungen oder Gallenblasentumoren die Therapie der Wahl. Es handelt sich um einen Standardeingriff, der selten mit Komplikationen verbunden ist.

Grundsätzlich gibt es zwei Operationsmethoden, um die Gallenblase zu entfernen:

  • die konventionelle, offene Cholezystektomie
  • die laparoskopische Cholezystektomie (Schlüssellochchirurgie).

Beide Operationsarten erfolgen in Vollnarkose. Etwa 95 Prozent aller Cholezystektomien erfolgen mittlerweile laparoskopisch. Im Gegensatz zur offenen Gallenblasenentfernung hinterlässt die Schlüsselloch-Methode nur sehr kleine Narben. Darüber hinaus können die meisten Patient*innen bereits wenige Stunden oder maximal zwei bis drei Tage nach dem Eingriff das Krankenhaus wieder verlassen.

Bei einer konventionellen Cholezystektomie entfernen Ärzt*innen die Gallenblase in einer offenen Operation. Dazu ist ein etwa 10 Zentimeter langer Hautschnitt entlang des rechten Rippenbogens nötig. Anschließend trennt der*die Chirurg*Chirurgin die Gallenblase von der Leber und entfernt sie aus dem Körper.

Alternativ kann die laparoskopische Cholezystektomie auch als sogenannte Single-Port-Operation erfolgen – mit der SILC-Technik (Single incision laparoscopic Cholezystektomie). Während bei der herkömmlichen laparoskopischen Cholezystektomie mehrere Hautschnitte im Ober- und Mittelbauch notwendig sind, erfolgt die Single-Port-Laparoskopie über einen einzigen Spezialzugang durch die Nabelöffnung.

Gallenblase wurde entfernt: Welche Folgen sind möglich?

Die Gallenblase ist kein lebenswichtiges Organ. Wurde sie entfernt, fließt die gesamte in der Leber produzierte Galle ohne Zwischenspeicherung in den Dünndarm. Bei manchen Personen kann sich dadurch die Verdauung verändern. Sie bemerken etwa weicheren Stuhlgang oder müssen häufiger die Toilette aufsuchen. Manche Menschen haben aber auch öfter Verdauungsprobleme wie häufigere Durchfälle.

In den meisten Fällen ist es nicht nötig, sich nach einer Gallenblasenentfernung anders zu ernähren. Wer jedoch nach den Mahlzeiten häufig unter Verdauungsbeschwerden leidet, sollte ärztlichen Rat einholen. Möglicherweise muss die Ernährung etwas umgestellt werden. Oft lautet die Empfehlung, sich ballaststoffreicher und fettärmer zu ernähren.

Gallenblase entfernt: Gewichtszunahme als Folge?

Manche Patient*innen erleben zudem eine Gewichtszunahme nach der Entfernung der Gallenblase. Ursächlich kann etwa eine Veränderung im Lebensstil sein, wie einer fettreichere Ernährung oder weniger körperlicher Bewegung nach der Operation. 

Da die Galle kontinuierlich in den Darm fließt, kann sich die Fettverdauung leicht ändern, was bei einigen Personen möglicherweise den Stoffwechsel beeinflusst. Eine ausgewogene Ernährung mit moderatem Fettanteil und regelmäßige Bewegung helfen, das Gewicht zu stabilisieren. Langfristig ist dadurch eine Gewichtszunahme meist vermeidbar.