Roter Reis: Riskanter Cholesterinsenker
Roter Reis soll ähnlich gut gegen hohe Cholesterinwerte helfen wie ein verschreibungspflichtiger Cholesterinsenker. Fachleute warnen allerdings davor, dass Roter Reis gefährliche Nebenwirkungen haben kann. Wie sicher ist die Einnahme der Kapseln mit dem Extrakt aus Rotschimmelreis?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Rotem Reis
Roter Reis enthält den Wirkstoff Monacolin K. Dieser kann dazu beitragen, den Cholesterinspiegel zu senken.
Monacolin K kann Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Kopfschmerzen hervorrufen und bei Überdosierung die Leber und die Skelettmuskulatur schädigen. Aus diesem Grund warnen Fachleute vor der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Rotem Reis.
Da es sich bei Rotem Reis um ein Naturprodukt handelt, kann der Gehalt an Monacolin K und anderen Inhaltsstoffen schwanken. Während die cholesterinsenkende Wirkung nicht gesichert ist, besteht immer das Risiko von Nebenwirkungen.
Roter Reis: Was ist das?
Roter Reis entsteht durch das Fermentieren von gekochtem, weißem Reis mit einem roten Schimmelpilz, meist Monascus purpureus. Mit Reissorten, die von Natur aus rotschalig sind, hat Roter Reis also nichts zu tun. Durch das Fermentieren bilden sich im Reis neue Inhaltsstoffe. Darunter vor allem Monacolin K, ein natürliches Statin. Statine sind Arzneistoffe, die als Cholesterinsenker eingesetzt werden.
Extrakte aus Rotem Reis kommen bereits seit Jahrhunderten in der traditionellen chinesischen Medizin zum Einsatz, zum Beispiel um die Verdauung oder den Blutfluss zu fördern. Daneben wird er in asiatischen Ländern auch als Lebensmittelzusatz sowie zum Konservieren oder zum Färben von Lebensmitteln verwendet.
Roter Reis in Kapseln
Roten Reis gibt es zur Einnahme in Form von Kapseln. Man erhält ihn in Apotheken und online. Die Präparate findet man unter verschiedenen Bezeichnungen, wie etwa:
- Rotschimmelreis
- Rot fermentierter Reis
- Red Rice
- Red Yeast Rice
Roter Reis: Welche Wirkung haben Kapseln mit Rotschimmelreis?
Monacolin K ist identisch mit dem verschreibungspflichtigen Arzneistoff Lovastatin. Dieser wird zur Senkung des Cholesterinspiegels eingesetzt und soll damit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall reduzieren. Roter Reis wird daher häufig als natürlicher Cholesterinsenker beworben. Tatsächlich können Monocoline können die Produktion von Cholesterin in der Leber effektiv hemmen und dazu beitragen, LDL-Werte (das "schlechte Cholesterin") und Triglyceridwerte zu senken.
Menge der Inhaltsstoffe schwankt
Voraussetzung hierfür ist, dass der Rote Reis eine ausreichend hohe Monacolin-K-Konzentration aufweist. Da es sich bei Rotem Reis jedoch um ein Naturprodukt handelt, kann der Gehalt an Monacolin K und anderen Inhaltsstoffen schwanken. Der Anteil in den verschiedenen Präparaten unterscheidet sich teils erheblich.
Auf diese Weise lässt sich die cholesterinsenkende Wirkung von Rotem Reis nicht sicher auf ein bestimmtes Level einstellen. Einige Präparate haben unter Umständen also wenig bis gar keinen Effekt auf den Cholesterinspiegel, bei anderen steigt das Risiko für Nebenwirkungen.
Welche Nebenwirkungen hat Roter Reis?
Roter Reis hat nicht nur die gleiche Wirkung wie das verschreibungspflichtige Mittel Lovastatin, sondern auch die gleichen Nebenwirkungen. Mögliche Nebenwirkungen sind zum Beispiel:
- Magen-Darm-Beschwerden (Sodbrennen, Blähungen, Übelkeit, Durchfall)
- Kopfschmerzen
- Müdigkeit
- Schwindel
- Hautausschläge
- Muskelschmerzen
- Muskelkrämpfe
- Schädigungen der Skelettmuskulatur (Rhabdomyolyse)
- Störung der Leber- und Nierenfunktion
Wie bei Lovastatin ist bei bestehenden Lebererkrankungen sowie während Schwangerschaft oder Stillzeit von der Einnahme von Rotem Reis abzuraten.
Wechselwirkungen mit anderen Substanzen
Vorsicht ist auch angezeigt bei der gleichzeitigen Einnahme anderer Wirkstoffe. Zu Wechselwirkungen kann es beispielsweise mit folgenden Substanzen kommen:
Cholesterinsenker: Wer bereits einen Cholesterinsenker nehmen muss, sollte nicht zusätzlich Roten Reis einnehmen. Das kann die Wirkung ebenso verstärken wie mögliche Nebenwirkungen.
Blutverdünner: Roter Reis kann die Wirkung von Blutverdünnern wie Warfarin, Clopidogrel oder Acetylsalicylsäure (ASS) verstärken.
Grapefruit: Frische Grapefruit oder Grapefruitsaft können die Wirkung von Monacolin K ebenfalls verstärken – und dadurch auch mögliche Nebenwirkungen. Bei regelmäßiger Einnahme von Rotem Reis sollte man auf diese Zitrusfrüchte verzichten.
Die Leber belastende Medikamente: Wer Medikamente einnimmt, die die Leber beeinträchtigen, kann mit Rotem Reis das Risiko für Leberschäden erhöhen. Zu solchen Medikamenten zählen zum Beispiel einige Schmerzmittel wie Ibuprofen und manche Antibiotika wie Erythromycin.
Ist Roter Reis gefährlich?
Durch die schwankende Konzentration von Inhaltsstoffen ist die Menge von Monacolin K in Rotem Reis schwer zu kalkulieren. Ein zu hoher Cholesterinspiegel lässt sich mit Rotem Reis also nicht sicher behandeln. Das Risiko für Nebenwirkungen besteht zudem genauso wie bei der Einnahme des Cholesterinsenkers Lovastatin.
Ein Vorteil gegenüber dem Arzneimittel besteht also nicht. Im Gegenteil: In manchen Präparaten mit Rotem Reis wurde das Pilzgift Citrinin gefunden, das sich schädlich auf die Niere auswirken und während einer Schwangerschaft das ungeborene Kind gefährden kann.
Wer zu hohe Cholesterinwerte hat und trotz der möglichen Risiken Roten Reis ausprobieren möchte, sollte dies unbedingt ärztlich absprechen.
Roter Reis: Arzneimittel oder Nahrungsergänzungsmittel?
Nahrungsergänzungsmittel mit Rotem Reis dürfen die Tagesdosis von 3 Milligramm (mg) Monacolin K nicht überschreiten. Denn laut Gesetz sind Nahrungsergänzungsmittel Lebensmittel und dürfen keine pharmakologische Wirkung haben. Ab einem Gehalt von 5 mg des Wirkstoffs gilt ein Produkt daher als zulassungspflichtiges Arzneimittel.
Niedrig dosierte Nahrungsergänzungsmittel haben allerdings keine cholesterinsenkende Wirkung mehr und dürfen dementsprechend auch nicht so beworben werden. Es ist also nicht ratsam, auf niedrig dosierte Nahrungsergänzungsmittel mit Rotem Reis zurückzugreifen: Auch wenn sie keine cholesterinsenkende Wirkung mehr haben, können sie trotzdem Nebenwirkungen hervorrufen. Eine gesundheitlich unbedenkliche Menge an Monacolinen gibt es nämlich nicht.