Funktioniert Entschlacken – und was sind Schlacken überhaupt?
Nach den Wochen des Schlemmens und Trinkens haben im Januar viele Menschen das Bedürfnis, ihren Körper von Giften und Schlacken zu befreien. Ist das wirklich nötig? Was sind Schlacken überhaupt? Und was taugen Detox-Kuren?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
So funktioniert Entschlacken – und was sind Schlacken überhaupt?
Lebt wohl, Lumumba und Lebkuchen. Seid gegrüßt, Salat und Sellerie! Nach all den Wochen des Schlemmens gilt es nun, den mit Glühwein und Bratenfett verklebten Körper einer Grundreinigung zu unterziehen. Januar ist Detox-Monat. Schluss mit Schlemmen, jetzt wird entschlackt.
Doch was sind das eigentlich: Schlacken? Und wie wird man sie los? Fünf Antworten auf die wichtigsten Fragen.
1. Was sind Schlacken?
Der Begriff stammt aus der Kohleindustrie: Laut Duden handelt es sich bei Schlacken um "Rückstände", die "bei der Verbrennung von Steinkohle" entstehen. Zwar hat der Duden auch eine medizinische Definition parat: Schlacken seien "Ballaststoffe; nicht verwertbare Substanzen". Allerdings kann das kaum ernst gemeint sein: Ernährungsratgeber predigen doch seit Jahren, Ballaststoffe seien gesund und man solle möglichst große Mengen davon verzehren. Etwa nur, damit sich das Entschlacken im Januar so richtig lohnt?!
Nein, keine Sorge: Ballaststoffe sind tatsächlich gesund und bleiben auch nicht irgendwo im Körper hängen. Wenn auf Detox-Tee-Etiketten und in Lifestyle-Zeitschriften von "Schlacken" die Rede ist, sind vermutlich Schadstoffe und Gifte gemeint, die man über (ungesunde) Nahrung zu sich nimmt.
2. Welche Lebensmittel führen zur Bildung von Schlacken?
Nehmen wir einmal an, dass mit "Schlacken" Giftstoffe gemeint sind: Aus welchen Nahrungsmitteln können diese in den Körper gelangen? Hier einige Beispiele:
- In fettreichen tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch, Eiern und Milch sind unter anderem kleine Mengen des Umweltgiftes Dioxin enthalten.
- Auf Obst, Gemüse und Samen können sich Rückstände von Pflanzenschutzmitteln sammeln. Mitunter nehmen auch Tiere diese Mittel über das Futter auf. Dadurch kann es passieren, dass auch Fleisch, Eier und Milch mit Rückständen von Pflanzenschutzmitteln belastet sind. Das jüngste Beispiel ist Fipronil in Eiern und eihaltigen Lebensmitteln.
- Beim Grillen, Frittieren, Backen, Rösten und Braten kohlenhydrathaltiger Lebensmittel entsteht Acrylamid. Besonders Kartoffelprodukte wie Chips und Pommes frites sowie Getreideprodukte wie Knäckebrot und Kekse sind betroffen, jedoch auch Kaffee.
- Fast alle Lebensmittel können von Schimmelpilzen befallen werden. Bestimmte Schimmelpilze produzieren sogenannte Mykotoxine, die die Leber und Nieren schädigen und Krebs erregen können.
- Einige Fischarten (z.B. Thunfisch) können Quecksilber enthalten. Gewisse Pflanzen (z.B. Spinat, Mangold, Salat) nehmen Cadmium aus dem Boden auf. Beides sind Schwermetalle, von denen gesundheitliche Risiken ausgehen.
Grund zur Sorge besteht in der Regel nicht. Mit geringen Mengen dieser Substanzen kann der menschliche Körper ohne große Probleme fertig werden. In der EU gibt es gesetzliche Höchstwerte für Schadstoffe in Lebensmitteln. Die Hersteller müssen sicherstellen, dass ihre Produkte diese Höchstwerte nicht überschreiten. Lebensmittelkontrolleure der Bundesländer überprüfen dies in regelmäßigen Untersuchungen.
3. Wo im Körper sammeln sich Schlacken?
Ein Teil der Schadstoffe entgeht der Selbstreinigung jedoch. Wenn sich zum Beispiel fettlösliche Substanzen wie Schwermetalle in Nahrungsfetten "verfangen", kann es passieren, dass sie im Fettgewebe eingelagert werden. Das ist zunächst nicht schlimm: Solange die Gifte von Fett umgeben sind, schaden sie dem Körper normalerweise nicht.
Eine Gefahr besteht erst, wenn die Menge des Giftes die Speicherkapazität der Fettdepots übersteigt. Das Gift kann sich dann nicht mehr komplett im Fett lösen und gelangt in den Stoffwechsel. Im besten Fall ist die Menge so gering, dass die Leber sie auf gewohntem Wege entsorgen kann. Gehen jedoch innerhalb kurzer Zeit große Mengen von zuvor im Fett gespeicherten Schadstoffen in den Organismus über, kann dies die Leber überlasten.
Dazu kann es zum Beispiel kommen, wenn jemand über einen längeren Zeitraum hinweg größere Mengen eines bestimmten Schadstoffes zu sich nimmt und dann schnell abnimmt, also binnen kurzer Zeit viel Fettgewebe abbaut. Dieser Fall tritt allerdings selten ein.
Achtung: Wer Anzeichen einer akuten Vergiftung bei sich feststellt, sollte sofort zum Arzt gehen. Eine Schwermetall-Vergiftung kann sich zum Beispiel durch Hautverfärbungen äußern, aber auch durch unspezifischere Beschwerden wie Übelkeit, Abgeschlagenheit und Unruhe. Eine akute Dioxin-Vergiftung führt unter anderem zu einer Reizung der Atemwege sowie zu Übelkeit und Erbrechen.
4. Was bringen Entschlackungs- und Detox-Mittel?
Die meisten Entschlackungs- und Detox-Mittel sind keine Arzneimittel, sondern Nahrungsergänzungsmittel. Dies ist ein entscheidender Unterschied: Die Wirksamkeit eines Arzneimittels muss in klinischen Studien nachgewiesen werden, bevor es auf den Markt kommt. Diese Regelung gilt für Nahrungsergänzungsmittel nicht. Die Werbeversprechen der Hersteller sollten man daher lieber kritisch hinterfragen.
Einige Detox-Produkte haben tatsächlich chemische Eigenschaften, die sie besonders aufnahmefähig für Schadstoffe machen. Etwa soll das zu Pulver zermahlene Mineral Zeolith Gifte aus der Nahrung an sich binden und somit verhindern, dass sie durch die Darmwand in den Körper gelangen. Auch bestimmte Algen wie Chlorella und Spirulina sollen auf diese Weise der Aufnahme von Schadstoffen vorbeugen.
Die Hersteller haben bisher aber nicht in Studien an Menschen belegt, dass dies tatsächlich funktioniert und der Gesundheit zugute kommt. Und wenn, wäre das womöglich nicht einmal zuträglich. Zeolith zum Beispiel kann vermutlich nicht nur Gifte aus dem Darm schleusen, sondern auch wichtige Nährstoffe.
Gegen im Körper gespeicherte Gifte können die Mittel wahrscheinlich ohnehin nichts ausrichten. Ihre Wirkung beschränkt sich auf den Darm.Schadstoff-Depots aber finden sich (wenn überhaupt vorhanden) im Fettgewebe und lassen sich nicht mit Tees, Pülverchen oder Säften wegspülen.
5. Hilft Fasten beim Entschlacken?
Fasten ist grundsätzlich kein schlechter Ansatz. Viele Menschen ernähren sich in den Wintermonaten ungesund und gewöhnen sich zu sehr an hochkalorische Kost. Insofern spricht nichts dagegen, dem Körper im Januar eine kleine Pause zu gönnen. Eine Fastenkur kann wie ein Reset wirken, der die Umstellung auf eine gesündere Ernährung erleichtert.
Die meisten Entschlackungskuren sehen einen Verzicht auf Alkohol, Süßigkeiten und/oder Fertigkost vor. Tatsächlich ist es sinnvoll, diese Speisen und Getränke nur in Maßen zu sich zu nehmen oder (zumindest hin und wieder) komplett darauf zu verzichten. Man muss sich zwar keine Sorgen machen, das sich die genannten Nahrungsmittel im Körper zu Giftdepots anreichern. Doch auf Dauer kann zu viel Junkfood den Organismus durchaus belasten:
- Alkohol beeinträchtigt unter anderem das Gehirn und die Leber.
- Ein Übermaß an Zucker begünstigt Karies, Übergewicht, Diabetes mellitus und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
- Die meist fettige und zuckerhaltige Fertigkost begünstigt ebenfalls Stoffwechselstörungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zudem stecken in vielen industriell gefertigten Lebensmitteln Geschmacksverstärker, Farbstoffe und künstliche Aromen. Und deren Auswirkungen auf die Gesundheit sind umstritten.
Fazit
Entschlackungs-Kuren sind unnötig und Entgiftungs-Mittel halten in der Regel nicht, was sie versprechen. Wer sich vor Schadstoffen und Giften schützen möchte, sollte sich ausgewogen und abwechslungsreich ernähren und bestimmte Lebensmittel nur in Maßen zu sich nehmen.
Leider kommen trotz regelmäßiger Lebensmittelkontrollen hin und wieder Produkte auf den Markt, die zu stark mit Schadstoffen belastet sind. Daher ist es generell sinnvoll, im Umgang mit Lebensmitteln bestimmte Vorsichtsmaßnahmen zu treffen:
- Essen Sie abwechslungsreich. So verhindern Sie, dass Sie riskante Mengen eines Schadstoffes zu sich nehmen.
- Essen Sie, wenn möglich, Bio-Produkte.
- Nehmen Sie keine verschimmelten Lebensmittel zu sich. (Auch Fruchtsäfte können schimmeln!)
- Waschen Sie Gemüse und Obst vor dem Verzehr gründlich ab.
- Essen Sie scharf angebratene, stark erhitzte und frittierte Nahrungsmittel wie Chips und Pommes nur in Maßen, da diese höhere Mengen Acrylamid enthalten können.
- Auch Thunfisch, Aal, Schwertfisch, Heilbutt, Hecht, Seeteufel und Steinbeißer sollten nur ab und zu auf den Teller kommen, da diese Fischsorten eventuell stärker mit Schwermetallen belastet sein können. Schwangere sollten auf diese Fischsorten lieber komplett verzichten.
Tipp: Weitere wichtige Informationen und hilfreiche Praxistipps zu diesem Thema hat das Bundeszentrum für Ernährung in der Broschüre "Essen – aber sicher" zusammengestellt. Diese steht hier zum kostenlosen Download zur Verfügung (Quelle: www.bzfe.de).