Eichenprozessionsspinner: Ausschlag und Atemnot durch Raupen
Ab April sind die Raupen des Eichenprozessionsspinners wieder unterwegs. Wer in Kontakt mit deren Brennhaaren gerät, muss mit Symptomen wie Juckreiz, Ausschlag und Atemprobleme rechnen. Lesen Sie, woran sich die Raupen des Eichenprozessionsspinner erkennen lassen und was im Falle eines Ausschlags zu tun ist!
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Eichenprozessionsspinner
Die Raupen des Eichenprozessionsspinners besitzen Brennhaare, die das Nesselgift Thaumetopoein enthalten. Diese Haare können bei Berührung oder Einatmen zu Hautreizungen, Augenentzündungen und Atembeschwerden führen. Wie schwer die Reaktion ausfällt, ist von Person zu Person verschieden.
Wer Eichenprozessionsspinner im Garten entdeckt, sollte den Kontakt vermeiden und nicht versuchen, die Nester selbst zu entfernen. Es ist ratsam, Fachleute – meistens spezialisierte Schädlingsbekämpfer oder die Kommunalverwaltung – zu kontaktieren, die die Nester sicher beseitigen.
Ab April und Mai besitzen die Larven Brennhaare. Bis Anfang Juli verlieren die Tiere ihre Haare wieder – das ist die für den Menschen gefährlichste Zeit. Die Nester und die abgeworfenen Raupenhaare stellen jedoch auch nach der Saison noch ein Risiko dar.
Eichenprozessionsspinner und seine Raupen erkennen
Der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) ist ein Nachtfalter, der in Eichenwäldern Mittel- und Südeuropas heimisch ist. Er bevorzugt warme und trockene Regionen mit lichten Wäldern oder Einzelbäume in Parks oder Wohngebieten. Aufgrund des Klimawandels breitet er sich zunehmend Richtung Norden aus und ist mittlerweile in ganz Deutschland heimisch.
Der ausgewachsene graubraune Falter ist bis auf seinen buschigen Kopf recht unauffällig und selbst völlig harmlos. Er ist ab Ende Juli bis Anfang September unterwegs.
Nur die Raupen sind gefährlich
Die Raupen des Prozessionsspinners besitzen ab dem dritten Raupenstadium – etwa Ende April oder Anfang Mai – hohle Brennhaare, die das Nesselgift Thaumetopoein enthalten.
Die bis zu fünf Zentimeter großen Raupen sind zunächst braun-gelblich mit dunklem Kopf. In späteren Larvenstadien tragen sie einen breiten dunklen Längsstreifen auf dem Rücken. Zudem sind die langen Brennhaare gut sichtbar, die bis zum sechsten und letzten Raupenstadium in Anzahl und Länge immer weiter zunehmen.
Eichenprozessionsspinner: Nester erkennen und meiden
Die ausgewachsenen Falter legen ihre Eier in großen Paketen im Juli oder August fast ausschließlich an den Stämmen von Eichenbäumen ab. Daraus schlüpfen im darauffolgenden Jahr ab April die Raupen. Sie bleiben in großen Gruppen zusammen und spinnen Nester am Baum. Dabei handelt es sich um weiße oder graue wattige Gebilde. Nachts gehen die Raupen gemeinsam auf Futtersuche. Befallene Bäume lassen sich am Kahlfraß an den Ästen erkennen.
Während des Frühsommers häuten sich die Raupen mehrfach und lassen die Larvenhäute inklusive der Brennhaare in den Gespinsten zurück. Diese bleiben für den Menschen auch dann noch eine Gefahr, wenn die Falter ab Anfang Juli nach der Verpuppung ausgeflogen sind.
Die giftigen Härchen halten sich rund ein Jahr lang und können zudem mit dem Wind bis zu hundert Meter weit fortgetragen werden.
Eichenprozessionsspinner: Verwechslung möglich
Nester von Eichenprozessionsspinnern finden sich nur vereinzelt an den Bäumen. Sind ganze Büsche und Bäume eingesponnen, handelt es sich wahrscheinlich um die Gespinstnester von Gespinstmotten. Deren unbehaarte Raupen befallen keine Eichen, sondern andere Bäume und Sträucher.
Zum Verwechseln ähnlich sieht die Raupe des Eichenprozessionsspinners der des Kiefernprozessionsspinners. Auch dessen Raupen besitzen giftige Brennhaare, sie befallen allerdings vorwiegend Kiefern.
Eichenprozessionsspinner: Symptome nach Kontakt
Die Härchen vom Eichenprozessionsspinner können bei Kontakt zu verschiedenen Beschwerden in unterschiedlichem Ausmaß führen. Mögliche Symptome nach Kontakt mit Haut oder Augen sind:
- juckender, quaddelartiger Ausschlag
- Hautentzündungen
- Nesselsucht
- Schüttelfrost und Fieber
- Schwindel
- Augenreizungen
Falls die Härchen eingeatmet wurden, können weitere Symptome hinzukommen:
- Halsschmerzen
- Atemnot
- Bronchitis
- asthmaähnliche Beschwerden
Im schlimmsten Fall ist ein allergischer Schock (anaphylaktischer Schock) mit Kreislaufbeschwerden möglich, der notärztliche Hilfe nötig macht.
Wie stark die Reaktion ausfällt, hängt vor allem davon ab, zu wie vielen Härchen Kontakt bestand. Prinzipiell können Beschwerden bei jeder Person auftreten, die Kontakt zu den Raupen des Prozessionsspinners hatte. Dennoch lösen die Brennhaare nicht bei jedem Menschen Symptome aus.
Eichenprozessionsspinner: Ausschlag vermeiden und behandeln
Bäume, bei denen Nester sichtbar sind oder von denen bekannt ist, dass sie Nester tragen, sollten weiträumig gemieden werden. Die Haare können sich zudem auf dem Boden befinden. Auch für Hunde und Katzen können die Brennhaare, die aufgrund von Widerhaken gut an Haut, Fell und Kleidung haften, zum Problem werden.
Wer Raupen des Eichenprozessionsspinners versehentlich berührt oder auf andere Weise in Kontakt mit den Brennhaaren gekommen ist, sollte:
- die Kleidung so bald wie möglich ablegen und bei 60 Grad Celsius waschen, am besten mit einem zusätzlichen Spülgang am Ende
- gründlich duschen und Haare waschen
- nicht in die Augen fassen
Was hilft gegen den Ausschlag?
Gegen den juckenden Ausschlag helfen Cremes oder Gele, die Wirkstoffe aus der Gruppe der Antihistaminika enthalten. Entsprechende Präparate gibt es rezeptfrei in der Apotheke.
Falls die Reaktion ungewöhnlich stark ausfällt, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. Das gilt insbesondere, wenn es zu Atemnot kommt. Im Zweifelsfall sollte notärztliche Hilfe gerufen werden.
Eichenprozessionsspinner bekämpfen
Nicht jedes Nest eines Eichenprozessionsspinners muss zwangsläufig bekämpft werden. Es besteht auch keine Meldepflicht für befallene Eichen.
In der Nähe öffentlicher Stätten wie Kindergärten, Schulen oder Schwimmbädern können Eichenprozessionsspinner jedoch zum Problem werden. Dann ist es ratsam, Nester dem Gesundheits- oder Gartenamt zu melden, damit Fachleute sie entfernen. Dafür gibt es spezielle Geräte, mit denen die Gespinste abgesaugt oder verbrannt werden. In der Regel erledigen dies Schädlingsbekämpfer*innen.
Insektizide sind nicht empfehlenswert, da sie auch andere Insekten töten. Eine Ausnahme ist in bestimmten Fällen der Einsatz von Bioziden als wirksame Maßnahme gegen die Raupen: Beispielsweise bewirkt das Bakterium Bacillus thuringiensis, das mit einer Flüssigkeit auf die Blätter gesprüht wird, dass die Raupen aufhören zu fressen und schließlich absterben.
Auch bei einem Befall im eigenen Garten kann die Bekämpfung von Eichenprozessionsspinnern nötig sein – vor allem, wenn Kinder dort spielen. Verantwortlich sind in dem Fall die Eigentümer*innen.