Abgelaufene Medikamente: Noch einnehmen oder entsorgen?
Von Augentropfen, Nasensprays bis hin zu Schmerzmitteln: Können diese Medikamente noch eingenommen werden, wenn sie abgelaufen sind oder kann das gefährlich sein? Wie Sie mit abgelaufenen Medikamenten umgehen sollten und diese richtig entsorgen, erfahren Sie hier.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Woran erkennt man abgelaufene Medikamente?
Ob der Hustensaft oder die Kopfschmerztablette noch brauchbar sind, kann man meist nicht sehen oder riechen. Deshalb ist es gesetzlich vorgegeben, dass auf jeder Arzneimittelverpackung das Verfallsdatum stehen muss. Dieses ist mit dem Hinweis „Verwendbar bis …“ auf der Umverpackung sowie auf den einzelnen Blistern, direkt auf der Salbe oder dem Fläschchen angegeben.
Allgemein sind Medikamente in stabiler Form wie Tabletten länger haltbar als flüssigere Mittel wie Cremes, Gele, Salben, Sprays, Säfte oder Augentropfen. Flüssige Medikamente müssen für den Gebrauch geöffnet werden, wodurch unter Umständen auch Keime eindringen können. Deshalb ist der Hinweis im Beipackzettel, wie lange ein Medikament nach dem Öffnen beziehungsweise Anbruch verwendbar ist, stets zu beachten.
Hilfreich kann es auch sein, das Datum, an dem das Arzneimittel geöffnet wurde, auf der Packung zu notieren. Dann kann man zu einem späteren Zeitpunkt nachvollziehen, wann das Medikament nicht mehr verwendet werden darf.
Zudem müssen die Medikamente so aufbewahrt werden, wie es in der Packungsbeilage angegeben ist. Bei falscher Lagerung sind sie möglicherweise bereits vor Ablauf des Verfallsdatums unbrauchbar. Kommen beispielsweise Schmerzmittel mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) mit Feuchtigkeit in Kontakt, können sich die Inhaltsstoffe zersetzen. Wer dann das Schmerzmittel einnimmt, läuft Gefahr, Nebenwirkungen wie Magenschmerzen zu bekommen.
Tipp: Einmal jährlich sollte die Hausapotheke gesichtet und Medikamente wie Tabletten oder Wundsalben, die nicht mehr haltbar sind, entsorgt werden. Weisen Arzneimittel einen veränderten Geruch, eine andere Farbe sowie Konsistenz auf oder ist die Verpackung beschädigt, sollten diese ebenso entsorgt werden.
Kann man abgelaufene Medikamente noch verwenden?
Nicht alle Arzneimittel sind nach dem Ablaufdatum unwirksam oder gar gefährlich. Dennoch sollten Präparate grundsätzlich nicht mehr eingenommen beziehungsweise angewendet werden. Denn bei abgelaufenen Medikamenten kann
- es zu einer verminderten Wirksamkeit,
- einer stärkeren Wirkung oder mitunter auch
- zur Bildung von schädlichen Abbauprodukten kommen.
Lässt etwa die Wirkung von abgelaufenen Notfall-Medikamenten wie einem Adrenalin-Pen nach, kann das für Menschen mit einer Allergie schlimmstenfalls lebensbedrohlich werden. Auch abgelaufene Antibiotika sollten keinesfalls angewandt werden. Zersetzen sich Wirkstoffe, insbesondere Tetracyclin, kann das die Nierenfunktion beeinträchtigen.
Darüber hinaus müssen Hersteller bei abgelaufenen Medikamenten für eine mögliche mangelnde Qualität nicht mehr haften. Fachleute raten deshalb, Medikamente nach Ablauf des Verfallsdatums nicht mehr zu verwenden.
Abgelaufene Medikamente richtig entsorgen
Die meisten abgelaufenen Medikamente können bedenkenlos über den Restmüll entsorgt werden. Neben dem Hausmüll können Arzneimittel mit überschrittenem Verfallsdatum auch in Apotheken abgegeben werden. Das ist in der Regel jedoch nur eine Serviceleistung der Apotheke – diese sind nicht zur Annahme und Entsorgung verpflichtet. Auch bei Recyclinghöfen oder sogenannten Schadstoffmobilen können abgelaufene Medikamente entsorgt werden.
Nur wenige Medikamente, wie Krebsmedikamente (Zytostatika), sollten nicht über den Restmüll entsorgt werden. Informationen zur Entsorgung können in der hausärztlichen Praxis oder der Apotheke eingeholt werden.
Abgelaufene Medikamente niemals im Abfluss entsorgen
Abgelaufene Medikamente sollten keinesfalls in den Abfluss oder in die Toilette geschüttet werden. Diese können das Abwasser belasten und Umweltschäden hervorrufen. Wichtig ist auch, leere Arzneimittelbehältnisse wie Flaschen oder Dosen nicht mit Wasser auszuspülen. Auch so können umweltschädliche Substanzen in den Wasserkreislauf gelangen.
Wichtig: In Deutschland gibt es keine einheitliche Regelung zur Entsorgung von Arzneimitteln. Hier finden Sie Hinweise zur umweltbewussten Entsorgung an Ihrem Wohnort.