Menstruation (Periode, Regel)
Unter der Menstruation (Periode, Regel) versteht man die regelmäßige monatliche Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut (lat. mensis = Monat). Frauen können zwischen der Pubertät und den Wechseljahren ihre Periode haben. Die Menstruation geht mit Blutungen aus der Scheide einher. Weitere Bezeichnungen für die Menstruation sind Regel oder Regelblutung.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Allgemeines
Die Periode ist ein Teil des Menstruationszyklus. Der gesamte Menstruationszyklus umfasst den Zeitraum zwischen dem Tag der ersten Blutung bis zum Tag vor der darauf folgenden Regelblutung und wiederholt sich etwa alle 28 Tage. Somit kommt es etwa alle vier Wochen zu einer Menstruationsblutung – dabei können jedoch individuelle zeitliche Schwankungen auftreten, die von verschiedenen Faktoren abhängen.
Die erste Regelblutung wird Menarche genannt. Meist tritt die Menstruation das erste Mal zwischen dem 10. und dem 15. Lebensjahr eines Mädchens auf, in den westlichen Ländern statistisch gesehen am häufigsten im 13. Lebensjahr. Noch vor 100 Jahren waren Mädchen durchschnittlich vier Jahre älter, also 17 Jahre alt, wenn sie das erste Mal ihre Periode bekamen.
Manche Mädchen und Frauen leiden während der Menstruation unter Beschwerden wie zum Beispiel Regelschmerzen. Verschiedenartige Beschwerden, die regelmäßig mehrere Tage vor der Periode beginnen und sich mit dem Eintreten der Regel wieder bessern, bezeichnet man als prämenstruelles Syndrom (PMS). Die Menstruation dauert normalerweise etwa drei bis sieben Tage. Dabei verliert die Frau rund 50 bis 100 Milliliter Blut. Wird eine Frau schwanger, bleibt die Menstruation aus (entgegen diverser Gerüchte ist es nicht möglich, trotz Periode schwanger zu sein).
Etwa ab dem 47. Lebensjahr werden die Menstruationsblutungen schließlich unregelmäßiger (man spricht von der Prämenopause), bis schließlich die letzte Menstruation eintritt, die sogenannte Menopause. Die Zeit nach der Menopause nennt man Postmenopause.
Der Zeitraum aus Prämenopause, Menopause und Postmenopause wird unter dem Begriff Wechseljahre (Klimakterium) zusammengefasst.
Fakten zum Thema Menstruation:
- Die Periode wiederholt sich alle vier Wochen (zwischen 21 und 45 Tagen) – bei individueller Schwankungsbreite.
- Der Blutverlust pro Regel beträgt etwa 50 bis 100 Milliliter. Bei einem Blutverlust über 80 Milliliter kann es zur Blutarmut (Anämie) kommen.
- Die Dauer einer Menstruation beträgt normalerweise drei bis sieben Tage.
- Beim Geschlechtsverkehr während der Periode ist auf die höhere Infektionsgefahr zu achten, gegebenenfalls sollte ein Kondom verwendet werden.
Fast jede zehnte Frau fühlt sich von der Menstruation im Alltag beeinträchtigt, vier bis acht von zehn Frauen leiden unter Regelschmerzen oder unter prämenstruellen Beschwerden vor den Tagen.
Der Menstruationszyklus
Der weibliche Menstruationszyklus beträgt durchschnittlich 28 Tage. In diesem Zeitraum baut sich die Gebärmutterschleimhaut auf und wird mit der Menstruation wieder abgestoßen, sofern es nicht zur Befruchtung einer Eizelle gekommen ist. Der Menstruationszyklus entsteht aus dem Wechselspiel verschiedener Sexualhormone. Neben Östrogenen und Progesteron (Gelbkörperhormon), Hormonen der Eierstöcke, sind dies bestimmte Botenstoffe, die im Gehirn wirken (GnRH, FSH und LH).
Je nachdem, welche Hormone den Zyklus beeinflussen und zu welchen Veränderungen es in der Gebärmutter (Uterus) oder im Eierstock kommt, kann man den Menstruationszyklus in verschiedene Phasen einteilen:
Am Ende eines Menstruationszyklus beginnt der Zyklus von neuem, sobald im Zwischenhirn (Hypothalamus) der Botenstoff GnRH (Gonadotropin-Releasing-Hormon) freigesetzt wird. Dieser stimuliert die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) zur Ausschüttung der Hormone LH (luteinisierendes Hormon) und FSH (follikelstimulierendes Hormon). LH und FSH werden zur Zyklusmitte hin kurzzeitig vermehrt ausgeschüttet und spielen damit für den Eisprung eine entscheidende Rolle.
Über die Blutbahn gelangen die Hormone in die Eierstöcke.
- FSH regt den Eierstock zur Bildung von Östrogenen an und ist für die Reifung neuer Eizellen in den so genannten Eibläschen (Follikel) verantwortlich.
- Das freigesetzte Östrogen sorgt dagegen für den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut und bereitet so die Einnistung einer befruchteten Eizelle vor.
Wegen der wachsenden Schleimhaut nennt man diese Phase des Menstruationszyklus auch Wachstumsphase.
Am 14. Tag vor der nächsten Menstruation, wenn also die Sekretion von FSH und vor allem LH am höchsten ist, kommt es zum Eisprung: Die gereifte Eizelle verlässt das Eibläschen und wandert über den Eileiter in Richtung Gebärmutter. Falls eine Befruchtung durch Spermien stattfindet, geschieht dies im Eileiter. Von dort wandert die befruchtete Eizelle in die Gebärmutter und nistet sich in deren vorbereitete Schleimhaut ein.
Bei einem regulären Menstruationszyklus von 28 Tagen Dauer findet der Eisprung folglich am 14. Tag vom ersten Tag der letzten Menstruation an gerechnet statt. Bei einem 30-Tage-Zyklus wäre es beispielsweise der 16. Tag. Da viele Frauen aber keinen regelmäßigen Zyklus haben, kann durch diese Zyklusschwankungen nicht genau errechnet werden, wann der nächste Eisprung stattfindet.
Die verbliebenen Reste des Eibläschens im Eierstock wandeln sich zum sogenannten Gelbkörper (Corpus luteum) um. Der Gelbkörper produziert das Gelbkörperhormon, das Progesteron (ein Gestagen). In der Schwangerschaft ist Progesteron unter anderem dafür verantwortlich, dass keine anderen Eizellen (Follikel) reifen können.
Findet in weniger als 24 Stunden nach dem Eisprung keine Befruchtung der Eizelle statt, geht diese zugrunde und auch der Gelbkörper bildet sich zurück. Damit sinkt der Progesteronspiegel im Blut, die Gebärmutterschleimhaut wird wieder abgebaut und große Teile davon werden mit der anschließenden Regelblutung ausgeschieden.
Die Menstruation der Frau ist eine Hormonentzugsblutung: Bleibt der Progesteronspiegel nicht auf entsprechender Höhe (z.B. weil sich eine befruchtete Eizelle in der Schleimhaut eingenistet hat), setzt mit dem Abbau der Schleimhaut die Periode ein, ein neuer Menstruationszyklus startet.
Gebärmutterschleimhautzyklus
- die Abstoßungs- oder Menstruationsphase, die eigentliche Periode (1. bis 4. Tag): Die oberste Schicht der Gebärmutterschleimhaut, die sich zuvor aufgebaut hat, wird mit der Blutung abgestoßen.
- die Wachstumsphase (5. bis 15. Tag): Die oberste Schicht der Gebärmutterschleimhaut baut sich wieder auf.
- die Absonderungsphase (16. bis 28. Tag): Die Gebärmutterschleimhaut bereitet sich darauf vor, eine befruchtete Eizelle aufzunehmen (Einnistung). Die Drüsen der Gebärmutterschleimhaut geben ein schleimiges Sekret ab.
Eierstockzyklus
- Follikelphase (1. bis 13. Tag): Das Wachstum der Eibläschen (Follikel) wird gefördert.
- Eisprungphase (14. bis 16. Tag): Durch das Zusammenspiel verschiedener Hormone kommt es zum Eisprung. Zurück bleibt die Eihülle, die sich zum Gelbkörper (Corpus luteum) umwandelt und nun ein Hormon (das Gelbkörperhormon bzw. Progesteron) produziert.
- Gelbkörperphase (16. bis 28. Tag): Das Gelbkörperhormon bereitet die Gebärmutterschleimhaut auf die mögliche Einnistung einer befruchteten Eizelle vor.
Zyklus und Verhütung
Das Wechselspiel der Hormone macht man sich bei der Verhütung zu Nutze. So ist die Antibabypille ein Östrogen-Gestagen-Kombinationspräparat oder ein reines Gestagenmedikament (östrogenfreie Pille), das in die verschiedenen Zyklusphasen eingreift und eine Schwangerschaft verhindert.
Bei der Basaltemperaturmethode bedient man sich anderer physiologischer Vorgänge: Im Anschluss an die Progesteronausschüttung, also ein bis zwei Tage nach dem Eisprung (Ovulation), steigt die Körpertemperatur um 0,5 bis 1 Grad Celsius und bleibt bis zur Blutung konstant. Die morgendliche rektale Temperaturmessung zum jeweils gleichen Zeitpunkt (und vor dem Aufstehen) gibt somit Hinweise auf die unfruchtbare Zeit nach dem Eisprung.
Allerdings unterscheiden sich die jeweiligen Verhütungsmethoden deutlich in ihrer Sicherheit, gemessen am sogenannten Pearl-Index. Je niedriger der Pearl-Index, desto sicherer die jeweilige Methode.
Geschichte der Menstruation
Mythen rund um die Menstruation
Das Thema Menstruation hat in vielen Kulturen eine große Bedeutung. Es gab seit jeher Völker, bei denen die Frau zur Menstruationszeit als unrein angesehen wurde. Diese Unreinheit bezog sich nicht nur auf die Frau selbst, sondern auch auf das Menstruationsblut. Von magischen Kräften, einem bösen Fluch und anderem Aberglauben während der Zeit der Regelblutung war die Rede. Daher hatte das Eintreten der Menstruation schon immer ein eher negatives Image. Positive Gefühle und Einstellungen der Frauen zur Monatsblutung wie zum Beispiel Stolz am Frausein wurden hingegen selten beschrieben. Alle diese Mythen rund um die Menstruation haben sich Jahrhunderte lang halten können und sind auch heute noch in einigen Teilen der Welt verbreitet.
Die Menstruation als Volksfest
Verschiedene Kulturen feiern bis heute das erstmalige Auftreten der Menstruation, der sogenannten Menarche, bei einem Mädchen als Volksfest, denn sie tritt nun "in den Stand der Frauen" ein. Gleichzeitig sind aber auch die Tabus – besonders bei Naturvölkern – größer.
Reifezeremonien der Mädchen werden mit zum Teil tagelangen Tänzen und Gesängen begangen. Der Glaube an die magische Kraft (meist böse, selten gut) des Menstruationsbluts ist weltweit verbreitet. Für nordamerikanische Indianerstämme zum Beispiel verkörperten menstruierende Frauen die Macht des Bösen. Mit ihrer Hilfe glaubten sie im Kriegszustand den Gegner leichter besiegen zu können. So wurden im Lauf der Jahrhunderte bei vielen Völkern zum Thema Menstruation bestimmte Verhaltensmuster entwickelt, die fast schon gesetzmäßigen Charakter haben und teilweise heute noch bestehen.
Die "Frauenfrage" von 3000 v. Chr. bis heute
Schon in der vorchristlichen Zeit hat man sich Gedanken über die erste Regel und ihre Auswirkungen bei jungen Mädchen gemacht. Seit dem fünften Jahrhundert v. Chr. sind wissenschaftliche Aufzeichnungen über "Frauenfragen" durch griechische und römische Naturheilkundler bekannt.
Hippokrates (um 460 bis 370 vor Christus) stellte die Regelblutung einer Frau als "Abgabeprozess überschüssiger weiblicher Körperflüssigkeit" dar. Von der "Unreinheit" menstruierender Frauen berichtete Plinius der Ältere (23 bis 79 nach Christus). Er beschrieb erstmals, dass in der Nähe menstruierender Frauen der Wein verdürbe, das Saatgut unfruchtbar würde und Gras sowie Gartenpflanzen verdorrten. Um 1520 wurde von Paracelsus die Existenz eines Menstrualgifts, des "Menotoxins", beschrieben. Diese Auffassung hielt sich bis ins 20. Jahrhundert.
Der Mythos Menstruation in Deutschland
Auch in Deutschland gibt es viele Beispiele für Mythen über die Menstruation:
- Mitte des 18. Jahrhunderts glaubte man noch daran, dass ein in der Erde vergrabenes Haar einer menstruierenden Frau sich in eine Schlange verwandeln würde.
- Bis in das 20. Jahrhundert hinein beurlaubten Weinkellereien und Brauereien die dort tätigen Frauen während ihrer Regel, weil man fest davon überzeugt war, dass der Wein oder das Bier durch ihre Mitarbeit sauer würden.
- Noch 1970 durften menstruierende Frauen kein Blut spenden, weil man annahm, dass ihr Blut zu dieser Zeit den Abbau der roten Blutkörperchen fördern würde, also hämolytisch wirken könnte.
- Auch sollten Frauen während ihrer Monatsblutung keinen Teig machen oder Brot backen, da das, was sie zu dieser Zeit täten, erfolglos bleiben würde.
- In manchen Krankenhäusern mit Röntgenlaboratorien herrschte bis in die 1980er Jahre die Auffassung, dass Assistentinnen, die ihre Periode haben, nicht zum Entwickeln von Röntgenfilmen herangezogen werden sollten. Dasselbe galt für Fotolabore: Man war der Meinung, dass die Regel der Frauen die Qualität der Filme beeinträchtigen würde.
- Auch wurde den Frauen vom Schlittschuhlaufen und Tanzen abgeraten. Außerdem sollten sie während ihrer Regel keine Pflanzen und Blumen berühren, da diese sonst verwelken würden.
- Der Blick in den Spiegel war für menstruierende Frauen lange Zeit tabu. Der Spiegel würde sonst matt werden.
Zwischen Aberglaube und Wissenschaft
Viele Jahrhunderte hindurch hielten sich Mythen zur Menstruation hartnäckig. Noch 1920 wurden in Deutschland wissenschaftliche Arbeiten über die "Giftigkeit der menstruierenden Frau" veröffentlicht. Erst die immer moderner werdende Diagnostik in der Mitte der 1950er Jahre räumte zum Beispiel mit dem Märchen des Menstrualgifts auf.
Trotzdem gibt es auch heute noch bei einigen Völkern in Afrika bestimmte Rituale während der Regelblutung. Menstruation bedeutet dort Ausgangsverbot. In Japan werden noch heute Tampons mit Einmalhandschuhen verkauft, um zu vermeiden, dass Frauen mit ihrem eigenen Blut in Berührung kommen.
Ende des zwanzigsten Jahrhunderts wurde das Thema Menstruation immer mehr von Tabus und so auch vom Mythos befreit. Parallel zum verstärkten Bewusstsein der Frauen für den eigenen Körper entwickelte man Produkte, die sich an die weiblichen Bedürfnisse anpassen: Im Jahr 1950 wurde in Deutschland der erste Tampon auf den Markt gebracht – ein Hygieneartikel, welcher heute bei vielen Frauen nicht mehr wegzudenken ist.