Taurin: Was ist das und wie wirkt es?
Taurin ist durch Energy-Drinks wie Red Bull® bekannt geworden und soll die Leistung steigern. Jedoch kommt der Stoff auch natürlicherweise im menschlichen Körper vor. Welche Wirkung Taurin hat, wie viel in Energy-Drinks steckt und welche Nebenwirkungen es haben kann.
FAQ: Die häufigsten Fragen zu Taurin
Taurin ist eine Aminosäure, die als Abbauprodukt von Cystein im Körper entsteht. In der Regel wird ausreichend Taurin vom Körper produziert, sodass es nicht unbedingt zusätzlich über die Nahrung zugeführt werden muss.
Entgegen der landläufigen Meinung ist nicht belegt, dass Taurin aufputschend und leistungssteigernd wirkt. Im Gegenteil ist sogar eine beruhigende und krampflösende Wirkung nachgewiesen.
Es spielt zudem eine wichtige Rolle in Stoffwechselprozessen, für das Nervensystem, die Augen und das Herz.
Taurin soll eine belebende und leistungssteigernde Wirkung haben, weshalb es Energy-Drinks zugesetzt wird. Dies ist jedoch widerlegt. Für den aufputschenden Effekt ist das ebenfalls in Energy-Drinks enthaltene Koffein verantwortlich.
Produktion von Taurin
Im menschlichen Körper kommt Taurin natürlicherweise vor. Erwachsene bilden die nicht essentielle Aminosulfonsäure in der Leber. Besonders viel Taurin findet sich in Muskelzellen, dem Herz, Gehirn, Blut und in den Augen.
Der menschliche Körper bildet bis zu 125 Milligramm Taurin pro Tag. Zusätzlich werden über die Ernährung bis zu 400 Milligramm aufgenommen.
Neugeborene können noch kein Taurin herstellen, weshalb sie über die Muttermilch mit Taurin versorgt werden. Sie enthält 25 bis 50 Milligramm Taurin pro Liter.
Der Begriff Taurin leitet sich vom griechischen Wort Tauros für Stier ab, da Taurin im 19. Jahrhundert erstmal aus der Galle von Stieren isoliert wurde. Es wird aber nicht, wie fälschlicherweise oft behauptet wird, aus Stierhoden gewonnen, sondern im Labor hergestellt, um es Lebensmitteln und Getränken zusetzen zu können.
Wirkung von Taurin
Taurin hat unter anderem folgende wesentliche Funktionen im Körper:
- wichtige Rolle für den Fettstoffwechsel der Galle (Fettverdauung)
- stabilisiert die Herzfunktion und den Herzrhythmus
- Entwicklung und Funktion des Nervensystems
- Entwicklung und Funktion der Augen
- antioxidative Wirkung
- beruhigend und krampflösend
Einige Wirkungen sind noch nicht ausreichend erforscht. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass Taurin
- entzündungshemmend wirkt,
- den Blutzucker- und Cholesterinspiegel senkt und
- Alterungsprozesse aufhält.
Die angeblich aufputschende und leistungssteigernde Wirkung von Taurin konnte bisher nicht belegt werden. In Energy-Drinks ist dies wohl eher dem Koffein zuzuschreiben.
Taurin und Anti-Aging
Eine aktuelle Studie zeigt, dass mit zunehmendem Alter die Menge der Aminosäure Taurin im Körper von Menschen und Tieren abnimmt. Das bedeutet, dass der Verlust von Taurin den Alterungsprozess sogar beschleunigen und eine Supplementierung den Effekt möglicherweise umkehren könnte.
Nebenwirkungen von Taurin
Taurin selbst ist bislang wenig erforscht. Es gibt deshalb bisher auch keine Grenzwerte für die Zufuhr. Die Empfehlung der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) lautet, pro Tag maximal 100 Milligramm Taurin pro Kilogramm Körpergewicht aufzunehmen. Allerdings sind bisher keine Nebenwirkungen durch eine höhere Zufuhr von Taurin bekannt.
Taurin in Energy-Drinks
Anders sieht es bei Taurin in Energy-Drinks aus: Hier beträgt die zugelassene Höchstmenge seit 2013 maximal 4.000 Milligramm Taurin pro Liter. Denn hier bestehen gesundheitliche Gefahren. Außer Taurin ist in Energy-Drinks meist auch hoch dosiertes Koffein enthalten. Die Kombination von Koffein und Taurin ist vermutlich gefährlich, denn folgende Nebenwirkungen sind bekannt:
- Unruhe und Nervosität
- Herzrasen
- Herzrhythmusstörungen
- Übelkeit
- Krampfanfälle
- Kreislaufkollaps
Noch gefährlicher wird es, wenn Alkohol ins Spiel kommt: Die Kombination aus Koffein, Alkohol und Taurin steht im Verdacht, zu
- Nierenversagen und
- Kreislaufkollaps
führen zu können. Deshalb ist davon abzuraten, Energy-Drinks mit Alkohol zu mischen.
Taurinmangel: Wer ist gefährdet und was sind die Folgen?
Ein Mangel an Taurin kommt selten vor. Wenn, dann sind vor allem folgende Gruppen betroffen:
- Säuglinge: Sie produzieren noch kein Taurin und sind auf Taurin aus der Muttermilch beziehungsweise Säuglingsnahrung angewiesen.
- Menschen, die sich vegan ernähren: Taurin ist fast nur in tierischen Lebensmitteln vorhanden, weshalb es bei einer langfristigen veganen Ernährung in seltenen Fällen zu einem Taurinmangel kommen kann. Selten ist dies deshalb, da der Körper Taurin selbst herstellt.
- Menschen mit eingeschränkter Methionin- oder Cysteinverfügbarkeit: Wer einen Mangel an den Aminosäuren Cystein und Methionin hat, kann auch einen Taurinmangel bekommen. Denn um Taurin zu bilden, benötigt der Körper diese beiden Aminosäuren.
- Defekt des Gens SLC6A6: Menschen mit diesem Gendefekt können Taurin nicht richtig aufnehmen und haben infolge oft Schäden in der Netzhaut.
Symptome bei Taurinmangel:
- Wachstumsstörungen bei Kindern
- schwaches Immunsystem
- Netzhautschäden
- Herzmuskelerkrankungen
Ein Taurinmangel beim Menschen wird mit verschiedenen Fehlfunktionen im Körper und Krankheiten in Verbindung gebracht, von denen einige auch im Alter auftreten, wie
- Bluthochdruck,
- Diabetes,
- Nierenfunktionsstörungen,
- hohe Entzündungswerte und
- Adipositas.
Nahrungsergänzungsmittel mit Taurin
Taurin wird häufig von Sportler*innen als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen, und es gibt einige Studien, die auf einen positiven Effekt zum Beispiel auf die Laufleistung hinweisen. Ganz gesichert ist das aber nicht, und auch hier sind noch weitere Studien notwendig.
Es gibt auch Hinweise, dass eine Einnahme von Taurin positive Effekte auf altersbedingte Erkrankungen haben kann. So konnte zum Beispiel gezeigt werden, dass Taurin den Blutdruck bei Bluthochdruck senkt, oder das Wohlbefinden von Parkinson-Patient*innen verbessert. Jedoch waren diese Studien mit wenigen Teilnehmenden nicht unbedingt aussagekräftig, weshalb weiter geforscht werden muss.
Eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2023 zeigt, dass mit zunehmendem Alter die Menge an Taurin im Körper abnimmt. Das bedeutet, dass der Verlust von Taurin den Alterungsprozess fördern und eine Supplementierung den Effekt möglicherweise umkehren könnte. Die Ergebnisse sind laut unabhängigen Forschenden überzeugend, dennoch sollte Taurin nicht auf Verdacht genommen werden, solange dies nicht durch weitere Studien belegt ist.
In einer Studie wurde belegt, dass sportliche Aktivität zur stärkeren Bildung von Taurin führt.
Fazit: Da Taurin vom Körper selbst gebildet wird, ist eine Einnahme nicht erforderlich. Es gibt außerdem keine ausreichenden Belege, dass eine Supplementierung irgendeinen Vorteil bietet. Eine ausgewogene Ernährung liefert dem Körper ausreichend Taurin. Es ist also nicht notwendig, dem Körper Taurin mit Nahrungsergänzungsmitteln zuzuführen.