Phosphor
Der Mineralstoff Phosphor befindet sich in vielen Lebensmitteln, zum Beispiel in Milchprodukten. Der tägliche Phosphorbedarf kann mit einer ausgewogenen Ernährung leicht gedeckt werden.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Allgemeines
Der Körper des Menschen enthält etwa 700 Gramm Phosphor – im menschlichen Organismus liegt es jedoch ausschließlich als Phosphat vor. Der Großteil des Mineralstoffs (85 Prozent) ist in den Knochen eingelagert – nur rund 105 Gramm befinden sich in den Weichteilen und in den Zähnen, circa 0,7 Gramm im Raum außerhalb der Zellen (z.B. im Blutplasma).
Körperbereich | Phosphat-Anteil in Gramm | Phosphat-Anteil in Prozent |
Knochen | 595 g | 85 % |
Weichteile und Zähne | 105 g | 15 % |
Raum außerhalb der Zellen (Extrazellularraum) | 0,7 g | 0,1 % |
Phosphor dient als Baustoff für Knochen und Zähne. In Verbindung mit Calcium wird es dort in Form von Hydroxylapatit eingebaut und macht Zähne und Knochen hart. Außerdem wirkt Phosphor zum Beispiel an der Signalübermittlung innerhalb von Körperzellen mit.
Daneben spielt der Mineralstoff unter anderem eine Rolle ...
- für die Bereitstellung von Energie, z.B. in Form von Adenosintriphosphat (ATP).
- als Bestandteil unserer Erbsubstanz.
- als Baustein von Zellmembranen.
- für das Säure-Basen-Gleichgewicht des Bluts.
- für die Wirkung von Hormonen.
Den im Nahrungsbrei enthaltenen Phosphor nimmt der Körper über den oberen Teil des Dünndarms auf (sog. Leerdarms). Um den Phosphat-Spiegel konstant zu halten, scheidet der Körper bei gesunden Menschen die entsprechenden Mengen über die Niere aus. Bei bestimmten Erkrankungen funktioniert die Phosphatausscheidung jedoch nicht richtig, sodass sich zu viel Phosphat im Körper ansammeln kann (sog. Hyperphosphatämie).
Die Phosphat-Aufnahme erfolgt dabei gekoppelt an die Aufnahme von Calcium – hohe Calciummengen hemmen die Aufnahme. Ebenso senken Zink und Eisen die Phosphat-Resorption. Ein hoher Vitamin-D-Spiegel fördert sie dagegen.
Ob es Probleme mit der Phosphat-Versorgung gibt, lässt mit einer Blutuntersuchung feststellen. Als normal gelten Plasma-Phosphat-Werte zwischen 0,77 und 1,45 mmol/l. Da der Wert über den Tag schwankt und nach dem Verzehr von Kohlenhydraten abfällt, sollte die Blutabnahme am besten nüchtern und morgens erfolgen.
Ein ernährungsbedingter Phosphormangel ist quasi unmöglich. Nur durch andere Umstände, wie etwa eine Nierenfunktionsstörung, kann es zu einem Phosphormangel kommen.
Phosphorbedarf
Erwachsene haben einen täglichen Phosphorbedarf von etwa 700 Milligramm (mg). Kinder von 1 bis 10 Jahren benötigen pro Tag 500 bis 800 mg Phosphor, von 10 bis 19 Jahren 1.205 Milligramm – Jugendliche im Wachstum benötigen etwas mehr. Schwangere und stillende Frauen sollten etwa 800 bis 900 mg Phosphor zu sich nehmen.
Der Phosphorbedarf ist bei einer ausgewogenen Ernährung in der Regel gedeckt. Bei bestimmten Erkrankungen (wie z.B. bei Nierenfunktionsstörungen, Alkoholismus) oder bei künstlicher Ernährung (parenterale Ernährung), reicht die täglich mit der Nahrung aufgenommene Menge jedoch möglicherweise nicht aus und es kann zu einem Mangel kommen.
Phosphorbedarf bei Säuglingen und Kindern
Alter | Phosphor in mg / Tag |
0 bis unter 4 Monate1 | 120 |
4 bis unter 12 Monate | 300 |
1 bis unter 4 Jahre | 500 |
4 bis unter 7 Jahre | 600 |
7 bis unter 10 Jahre | 800 |
10 bis unter 13 Jahre | 1.250 |
13 bis unter 15 Jahre | 1.250 |
Phosphorbedarf bei Jugendlichen und Erwachsenen
Alter | Phosphor in mg / Tag |
15 bis unter 19 Jahre | 1.250 |
19 bis unter 25 Jahre | 700 |
25 bis unter 51 Jahre | 700 |
51 bis unter 65 Jahre | 700 |
65 Jahre und älter | 700 |
Phosphorbedarf bei Schwangeren und Stillenden
Personengruppe | Phosphor in mg / Tag |
Schwangere unter 19 Jahren | 1.250 |
Schwangere ab19 Jahren | 800 |
Stillende unter 19 Jahren | 1.250 |
Stillende ab 19 Jahren | 900 |
Phosphorhaltige Lebensmittel
Phosphor ist in fast allen Lebensmitteln enthalten. Besonders reich an Phosphor sind Nahrungsmittel, die viel Eiweiß enthalten (z.B. Milch, Milchprodukte Fleisch, Fisch).
Lebensmittel mit hohem Phosphorgehalt (mehr als 350 mg/100 g)
Lebensmittel | Phosphorgehalt in mg/100 g |
Weizenkleie | 1.290 |
Schmelzkäse | 800 |
Emmentaler | 700 |
Gouda (45 % Fett i. Tr.) | 450 |
Walnüsse | 410 |
Lebensmittel mit mittlerem Phosphorgehalt (70 bis 350 mg/100 g)
Lebensmittel | Phosphorgehalt in mg/100 g |
Speisequark (Magerstufe) | 190 |
Kabeljau (gegart) | 188 |
Schweineschnitzel | 170 |
Bierschinken | 163 |
Joghurt 10 % Fett | 90 |
Lebensmittel mit niedrigem Phosphorgehalt (weniger als 70 mg/100 g)
Lebensmittel | Phosphorgehalt in mg/100 g |
Blattspinat (gegart) | 62 |
Erdbeeren | 25 |
Birnen | 15 |
Colagetränke | 6 |
Hypophosphatämie (Phosphatmangel)
Zu einem durch die Ernährung ausgelösten Phosphatmangel (Hypophosphatämie) kommt es bei ansonsten gesunden Menschen im Grunde nie.
Bestimmte Umstände können jedoch einen Mangel bewirken, zum Beispiel:
- Zöliakie
- Morbus Crohn
- Colitis ulcerosa
- Fettstuhl (Steatorrhö)
- Mangelernährung
- Alkoholkrankheit
- langfristige Einnahme von säurebindenden Mitteln (Antazida)
- Vitamin-D-Mangel
- Nierenfunktionsstörungen
- Nebenschilddrüsenüberfunktion (primärer Hyperparathyreoidismus)
Dauert die Hypophosphatämie länger an, kann dies unter anderem zu folgenden Beschwerden führen:
- verzögertes Wachstum bei Kindern
- schlechte Knochen- und Zahnbildung bei Kindern
- Rachitis bei Kindern
- Anzeichen eines Vitamin-D-Mangels
- Gewichtsverlust
- Müdigkeit
- Schwäche
- Herzinsuffizienz
- Übelkeit
- Erbrechen
- Infektionsanfälligkeit
Ein Phosphatmangel kann lange Zeit unbemerkt bleiben, da der Körper in diesem Fall Phosphat aus den Knochen mobilisiert. Ein leichter Mangel (ohne Beschwerden) kann meist durch eine ausgewogene Ernährung behoben werden. Eine ausgeprägte Hypophosphatämie erfordert dagegen in der Regel eine intensivmedizinische Versorgung und eine intravenöse Zufuhr von Phosphat.
Hyperphosphatämie (erhöhter Phosphatspiegel)
Bei einer ausgewogenen Ernährung ist ein gesundheitsbedenklich erhöhter Phosphatspiegel (Hyperphosphatämie) fast unmöglich. Hierzu kommt es eigentlich nur im Rahmen anderer bereits bestehender Erkrankungen, wie zum Beispiel einer chronischen Niereninsuffizienz, durch die nicht genug Phosphor ausgeschieden werden kann.
Weitere mögliche Ursachen für eine Hyperphosphatämie sind:
- Missbrauch von Abführmitteln (Laxanzien), z.B. zum Abnehmen
- übermäßiger Zufuhr von Phosphor über die Nahrung oder intravenös
- Nebenschilddrüsenüberfunktion (Hyperparathyreoidismus)
- Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
- Chemotherapie
Bei einem dauerhaft sehr hohen Phosphatspiegel im Blut kann es zu Veränderungen im Körper kommen, wie etwa:
- Gewebeverkalkungen (z.B. Gefäße)
- Nebenschilddrüsenüberfunktion (sekundärer Hyperparathyreoidismus) durch Stimulation der Nebenschilddrüsen
- Hemmung der Calcitriol-Bildung (Hormonvorläufer von Vitamin D3)
Patienten mit einer Hyperphosphatämie ist eine Ernährungsberatung zu empfehlen, die sie über die Bedeutung einer günstigen Kombination von Calcium und Phosphor in Nahrungsmitteln aufklärt. Empfohlen ist ein ungefähres Verhältnis von 2:1 (Calcium:Phosphat).
Ungünstig sind vor allem Nahrungsmittel mit hohem Phosphorgehalt. Eine Anpassung der Ernährung reicht alleine jedoch oft nicht aus, um eine Hyperphosphatämie zu behandeln beziehungsweise den Phosphatanteil in der Nahrung ausreichend zu senken. Eine komplett phosphorfreie Ernährung ist allerdings kaum umzusetzen, da Phosphor fast in jedem Nahrungsmittel vorkommt. Häufig kommen deshalb zusätzlich sogenannte Phosphatbinder (z.B. Calciumkarbonat) zum Einsatz.