Arsen
Viele verbinden mit Arsen ein heimtückisches Gift aus einem Krimiroman. Denn tatsächlich: In Verbindung mit Sauerstoff ist Arsen stark giftig und kann schon in geringer Dosis zum Tode führen. Reines Arsen hingegen ist nur wenig giftig und wird bei verschiedenen Beschwerden als homöopathisches Arzneimittel eingesetzt.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Allgemeines
Arsen ist ein weitverbreitetes Halbmetall mit der chemischen Abkürzung As. Als Spurenelement kommt es überall
- in der Umwelt,
- in organischen Verbindungen und
- damit auch in Lebewesen
vor.
Arsen spielt im Stoffwechsel von Pflanzen, Tieren und Menschen eine wichtige Rolle. Es bindet sich an bestimmte Enzyme, insbesondere solche, die für die Sauerstoffverwertung wichtig sind.
Ob Arsen für den Menschen lebensnotwendig ist und welche Aufgaben Arsen im Körper genau erfüllt, konnten Wissenschaftler bislang nicht aufklären. Daher gilt Arsen als wahrscheinlich essenzielles Spurenelement.
Das elementare Arsen (die graue, metallische Form) ist nur wenig giftig. Giftig sind die Arsen-Sauerstoff-Verbindungen, wie zum Beispiel Arsentrioxid (Arsenik), das bereits in geringen Mengen tödlich wirken kann. Arsenik ist auch die Substanz, die überwiegend als Mordgift eingesetzt wurde. Es ist ein geruchloses und geschmackloses weißes Pulver, das sich gut in Alkohol löst. Durch die Anreicherung und Absonderung in Nägeln und Haaren kann Arsen auch in bereits bestatteten Leichen nachgewiesen werden.
Im Altertum wurde Arsenik nicht nur als Gift verwendet, sondern unter anderem auch – in geringeren Mengen – als "Kräftigungsmittel" zur Leistungssteigerung eingesetzt. Durch die "milde Vergiftung" wurden die Kapillargefäße vorübergehend erweitert.
Funktion von Arsen im Körper
Die eigentlichen Aufgaben von Arsen im Körper sind bisher nicht eindeutig geklärt. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass Arsen unter anderem eine Funktion im Methylgruppen-Stoffwechsel hat. Methylgruppen sind unter anderem wichtige Bestandteile bestimmter Abschnitte unserer Erbsubstanz (DNA). Arsen könnte auf diese Weise regulierend auf die Genexpression – also die Produktion von Proteinen auf Basis der in den Genen enthaltenen Baupläne – einwirken. Es zählt daher bislang zu den wahrscheinlich essenziellen (lebensnotwendigen) Spurenelementen.
Täglicher Arsenbedarf
Schätzungen zufolge liegt der tägliche Arsenbedarf bei 10 bis 25 Mikrogramm (µg). Bei normaler Ernährung werden etwa 10 bis 50 Mikrogramm Arsen pro Tag aufgenommen.
Mithilfe einer Haaranalyse kann eine genauere Aussage zum persönlichen Arsenstatus gemacht werden. Bei dieser wird aus einer Haarprobe die Konzentration der wichtigsten Mineralstoffe und Spurenelemente ermittelt. Darüber kann ein Mangel beziehungsweise Überschuss an einem bestimmten Nährstoff festgestellt werden.
Arsen-Vorkommen
Arsen kommt in Spuren in praktisch allen Nahrungsmitteln und Getränken sowie insbesondere in Meerestieren vor. Wasser enthält in Europa durchschnittlich 2 Mikrogramm Arsen pro Liter. Der Arsengehalt im Trinkwasser muss in Deutschland unterhalb von 40 Mikrogramm pro Liter Wasser liegen – die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt einen Grenzwert von 10 Mikrogramm Arsen pro Liter.
Arsenmangel
Ein Mangel an Arsen für den Menschen ist praktisch ausgeschlossen, da das Spurenelement weit verbreitet ist. Bisher wurden nur bei Tieren bei Arsenmangel Wachstumsstörungen und Veränderungen im Herzmuskel (Myokard) beobachtet.
Arsenvergiftung
Zu Arsenvergiftungen kommt es vor allem durch den Verzehr oder das Einatmen giftiger Arsenverbindungen sowie insbesondere durch weißes Arsenik (Arsentrioxid), das hochgiftig ist.
Akute Arsenvergiftung
Bei der akuten Arsenvergiftung kommt es nach etwa zwei Stunden zu starken Bauchschmerzen, Übelkeit und auch zu blutigem Durchfall. In einigen Fällen können auch Erbrechen oder Wadenkrämpfe auftreten. Der Tod tritt meist durch den nachfolgenden Elektrolyt-, Protein- und Wasserverlust ein, der einen Schockzustand sowie Leberversagen und Nierenversagen auslösen kann. Wurden giftige Arsenverbindungen eingeatmet, kann dies die Atemwege reizen und zu Atemproblemen führen. Als Folge einer akuten Arsenvergiftung kann es zu einem Koma oder einer zentralen Atemlähmung kommen.
Chronische Arsenvergiftung
Bei chronischer Arsenvergiftung, also einer Vergiftung über einen längeren Zeitraum, treten typische Hautverfärbungen (sog. Arsenmelanose) auf. Einerseits kommt es zu Pigmentverschiebungen, andererseits zu einer übermäßigen Verhornung der Haut (sog. Arsenkeratosen). Hierdurch können Hauttumoren entstehen. Weiterhin treten Störungen der Nervenbahnen auf, die sich zum Beispiel in Form von Missempfindungen der Haut (Parästhesien) und Lähmungserscheinungen äußern. Es werden auch Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, Schwäche und Erschöpfung beschrieben. Ferner kann es zu einer Rückbildung der Muskulatur (Muskelatrophien) kommen.
Therapie bei Arsenvergiftung
Als Gegengift (Antidot) zur Therapie von akuten und chronischen Arsenvergiftungen steht Dimercaptopropansulfonsäure (DMPS) zur Verfügung. DMPS bindet Metallionen, wodurch eventuell blockierte Schwefelwasserstoffgruppen (SH-Gruppen) von Enzymen wieder frei werden.
Generell sollte bei Vergiftungen kein Erbrechen durch Laien herbeigeführt werden, dies ist nur in Ausnahmesituationen und nur innerhalb der ersten Stunde nach der Gifteinnahme sinnvoll. Stattdessen sollte sofort die Giftnotrufzentrale alarmiert werden.
Nur wenn bekannt ist, dass es sich um eine akute Vergiftung durch Arsenik (Arsentrioxid) handelt, sollte ein Erbrechen herbeigeführt werden. Weiterhin wird der Arzt möglicherweise eine Magenspülung durchführen sowie die Wasser- und Elektrolytverluste ausgleichen. Ist der Betroffene durch die Arsenvergiftung in ein Koma gefallen, wird eine künstliche Beatmung erforderlich.
Arsen in der Medizin
Arsen wird in der Medizin gegen bestimmte Parasiten eingesetzt, zum Beispiel gegen Trypanosomen (Erreger der Schlafkrankheit) und Treponemen (Treponema pallidum pallidum, Erreger der Syphilis). Heute wird im fortgeschrittenen Stadium der Schlafkrankheit teilweise noch die arsenhaltige Substanz Melarsoprol verwendet. Paul Ehrlich entwickelte im Jahr 1910 das arsenhaltige Salvarsan, das als eines der ersten Antibiotika gilt und unter anderem gegen die Syphilis eingesetzt wurde. Auch bei der Therapie der Promyelozytenleukämie werden Arsenverbindungen verwendet.
In der Homöopathie kommt Arsen bei verschiedenen Beschwerden zum Einsatz. Dabei können verschiedene Arsen-Verbindungen verwendet werden, wie zum Beispiel:
- Metallisches Arsen: bei Ekzemen, Schleimhautentzündungen von Augen, Mundhöhle oder Magen-Darm-Trakt, Leber- und Milzerkrankungen, Diarrhö, Verstimmungszuständen
- Arsentrioxid: bei Entzündungen, Infektionen, Verschleißkrankheiten, Verstimmungszuständen
- Arsentribromid: bei Akne, Lymphknotenverhärtung
- Arsentriiodid: bei Rhinitis, Bronchitis
- Arsendisulfid: bei Entzündungen der Atemorgane, Ischiasschmerz