Vly aus "Die Höhle der Löwen": Wie gesund ist die Milchalternative und wie schmeckt sie?
"251.237 Liter haben bereits die Welt verändert", steht auf der Homepage von "Vly". Wenn Sie das hier lesen, werden es vermutlich wesentlich mehr sein, denn am Montagabend haben die drei Gründer von Vly ihre Erbsenmilch bei "Die Höhle der Löwen" vorgestellt. Ob eine Milchalternative wirklich die Welt verändern kann, sei mal dahingestellt. Ob das Produkt die restlichen Versprechen einhalten kann, können wir aber herausfinden: Ist die Erbsenmilch wirklich cremig-lecker und schmeckt ähnlich wie Kuhmilch? Ist sie gesund? Und so nachhaltig wie versprochen? Wir haben für Sie getestet und recherchiert.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Wie gesund ist die Erbsenmilch?
Koch Moritz, Leistungssportler und Ernährungsberater Nicolas und Jurist Niklas haben sich 2018 zusammengetan und den Drink Vly aus gelben Spalterbsen erfunden. Wobei Erbsenmilch an sich keine Neuheit ist. In den USA ist die Pflanzenmilch längst Trendgetränk. In Deutschland allerdings fand man sie bislang kaum in den Supermarktregalen. Dennoch gibt es bereits andere deutsche Anbieter, die Erbsenmilch herstellen. "Princess and the Pea“ zum Beispiel. Den Begriff "Erbsenmilch" werden Sie übrigens auf keiner Packung finden. "Milch" darf offiziell nämlich nur auf Produkten stehen, die auch tierischen Ursprungs sind.
Vly gibt es in den Varianten:
- "Original"
- "Ohne Zucker" und
- "Barista" zum Aufschäumen.
Es gibt sie bereits in einigen Rewe-, Edeka- und Rossmann-Märkten zu kaufen. Oder für 2,49 Euro pro Liter im Onlineshop von Vly (Mindestbestellmenge 6 Stück). Weitere Vly-Produkte sollen folgen.
Kaum eine Pflanzenmilch kommt an die gesunden Nährstoffe in der Kuhmilch heran. Den meisten fehlt es an Eiweiß (Protein), Vitamin D, Vitamin B12 und Calcium.
Erbsenmilch enthält im Vergleich zu anderer Pflanzenmilch jedoch sehr viel Protein und ist damit vor allem für Sportler geeignet. Denn Erbsenprotein soll den Muskelaufbau besonders effektiv unterstützen und lange sättigen, weil es den Blutzuckerspiegel reguliert. Der Original-Vly sind Kalium und Calcium zugesetzt. Der ungezuckerten Variante außerdem Magnesium, Vitamin B2,Vitamin D und Vitamin B12 sowie Jod und Selen.
Das Spurenelement Jod ist sehr wichtig für die Gesundheit. Für einige Menschen, die zum Beispiel die Autoimmunkrankheit Hashimoto haben, ist eine hohe Jodzufuhr jedoch problematisch.
Besonders für Veganer vorteilhaft: Erbsenmilch enthält die essenzielle Aminosäure Lysin, die in der rein pflanzlichen Ernährung häufig fehlt. Außerdem ist Erbsenmilch für Allergiker interessant, denn sie:
- ist glutenfrei
- laktosefrei
- und enthält weder Soja noch Nüsse
Vly Erbsenmilch und Kuhmilch im Vergleich
Sehen wir uns die Nährstoffe der Erbsenmilch im Vergleich mit normaler Kuhmilch an:
Nährstoffe
Vly Original (100 ml) | Kuh-Vollmilch (100 ml) | |
Kalorien | 53 kcal | 65 kcal |
Fett | 3,1 g | 3,6 g |
Kohlenhydrate | 2,8 g | 4,7 g |
Protein | 3,5 g | 3,4 g |
Calcium | 163 mg | 120 mg |
Die Erbsenmilch siegt auf der ganzen Linie. Sie hat in der Original-Variante etwas weniger Kalorien und Fett als normale Kuhmilch.
Für eine Pflanzenmilch ist das dennoch nicht wenig. Sojamilch beispielsweise enthält ca. 41 kcal und 2,1 g Fett pro 100 ml. Dafür enthält die Erbsenmilch im Gegensatz zur Kuhmilch vorwiegen gute ungesättigte Fettsäuren, darunter viele gesunde Omega-3-Fettsäuren.
Und die Erbsenmilch hat weitere Vorteile:
- Sie ist low-carb
- Sie enthält genauso viel Protein wie Kuhmilch
- und sogar mehr Calcium.
Für alle, die auf ihre Kalorien- und Fettzufuhr achten möchten: Die ungezuckerte Vly-Variante kommt mit nur 39 kcal und 1,8 g Fett pro 100 ml daher.
Wie aber sieht es mit den Inhaltsstoffen aus?
Die Zutaten der Original-Vly-Variante sind überschaubar:
- Wasser
- Erbsenprotein (4,1%)
- Rapsöl (2,9%)
- Reis
- Dikaliumphosphat
- Calciumphosphat
- Natürliches Aroma
Calciumphosphat ist ein Abkömmling der Phosphorsäure und dient als Emulgator. Er sorgt dafür, dass sich eigentlich nicht mischbare Flüssigkeiten miteinander vermengen lassen. Es ist für Biolebensmittel zugelassen und gilt als gesundheitlich unbedenklich. Trotzdem rät die Verbraucherzentrale vom häufigen Verzehr ab, weil der Verzehr von Phosphaten in hohen Dosen zu einem Abfall des Calciumspiegels führen kann. Ökotest stufte deshalb im Test Pflanzenmilch mit Calciumphosphat herab.
Lesen Sie mehr: Welche Pflanzenmilch ist die richtige für Sie? Wir haben den Überblick!
Wie schmeckt Vly? Ein Erfahrungsbericht
Cremig und lecker soll sie sein, die Erbsenmilch. Die Bewertungen im Internet sind durchaus positiv: "Die "Milch" schmeckt wirklich sensationell, vor allem die cremige", lobt eine Kundin. "Der Geschmack ist besser als Hafermilch, und der Milchschaum unschlagbar super", schwärmt eine andere.
Kritische Stimmen muss man suchen: "Ich finde die Zusammensetzung der Zutaten sehr gut. Geschmacklich sagt sie mir nicht so zu und die Konsistenz ist gewöhnungsbedürftig. Daher backe ich sehr gerne damit und schäume sie zum Kaffee auf, das klappt sehr gut und schmeckt mir in der Kombination. Besonders aufgrund der Inhaltsstoffe würde ich sie wieder kaufen", lautet das Urteil einer Bewerterin. Auch einem anderen Kunden schmeckte die Milch nicht: "Sorry, aber leider trifft die "Milch" nicht meinen Geschmack. Mir ist sie viel zu dickflüssig und die Farbe wirkt auf mich nicht appetitlich."
Ich – passionierte Hafermilch-Liebhaberin – möchte es selbst herausfinden und probiere alle drei Vly-Varianten.
Vly Original
Die Milch ist nicht ganz weiß, sondern hat einen leicht bräunlich-rosafarbenen Stich. Das kenne ich von meiner Hafermilch. Beim Geschmackstest fällt mir zuerst auf, dass sie wirklich sehr sahnig ist und einen pelzigen Film auf der Zunge hinterlässt, was ich aber als angenehm empfinde. Die Konsistenz ist top.
Die Milch hat eine unaufdringlich süßlich-vanillige Note. Im Vergleich zu meiner Hafermilch schmeckt sie frischer. Ich bin angenehm überrascht und schon überzeugt, meine neue Lieblings-Pflanzenmilch gefunden zu haben. Doch dann fällt mir ein unangenehmer, metallisch-bitterer Nachgeschmack im Mund auf. Er entfaltet sich erst nach einer Weile, ist aber deutlich. Das ist wirklich schade, denn damit kommt Vly für mich als Purgetränk nicht infrage.
Pur trinke ich (Pflanzen-)milch allerdings ohnehin nicht. Wie sieht es also aus im Kaffee? Zunächst bin ich erstaunt, dass sich schon die Original-Variante ohne Probleme aufschäumen lässt und eine tolle Haube auf meinem Kaffee bildet. Und auch so macht Vly eine ziemlich gute Figur im Kaffee: Der Nachgeschmack ist kaum noch wahrnehmbar. Vly schmeckt im Vergleich zu meiner Hafermilch etwas säuerlicher und "grüner", hat aber keinen starken Eigengeschmack und harmoniert gut mit dem Kaffeegetränk. Eine absolute Alternative zu anderer Pflanzenmilch.
Vly ungesüßt
Die ungesüßte Variante schmeckt – das war vorauszusehen – weniger süß. Sie ist aber außerdem etwas säuerlicher. Dennoch ist sie noch immer cremig und lecker – bevor sich der bittere Geschmack bemerkbar macht. Erstaunlicherweise lässt auch sie sich aufschäumen.
Vly Barista
Die Barista-Version mag ich am liebsten, obwohl auch ihr pur getrunken der bittere Nachgeschmack anhaftet. Sie ist die cremigste der Vly-Varianten und schmeckt etwas dunkler, erdiger und weniger säuerlich. Natürlich lässt sie sich hervorragend aufschäumen und ist damit super geeignet für den Kaffee, aber in der Hinsicht war ich auch mit der Original-Version schon sehr zufrieden.
Fazit: Vly lässt sich super aufschäumen und schmeckt im Kaffee richtig gut. Pur getrunken käme er für mich nicht infrage, aber der bittere Nachgeschmack scheint nicht jedem sauer aufzustoßen. Was mich vor allem überzeugt sind die klimafreundliche Produktion und die Nährwerte. Leider ist der Drink mit 2,50 Euro pro Liter recht teuer.
Lesen Sie hier, wie Sie Pflanzenmilch selbst machen können!
Kann Erbsenmilch wirklich die Welt verändern?
Ein bisschen vielleicht schon. "Vlyheit für alle Kühe" lautet der Werbeslogan der Hersteller. Natürlich: Kühe müssen für Vly-Erbsenmilch nicht herhalten. Allerdings auch für keine andere Pflanzenmilch. Das hat neben dem ethischen Aspekt auch Vorteile für die Umwelt.
Es gibt jedoch auch Pflanzenmilch, die keine besonders gute Ökobilanz hat. Für Mandelmilch etwa werden Mandeln im trockenen Kalifornien mit Unmengen von Wasser herangezogen. Für Kokosmilch fallen sehr lange Transportwege an.
Lesen Sie mehr über die Ökobilanz von Pflanzenmilch.
Den Herstellern zufolge verbraucht die Produktion von Vly Erbsenmilch im Vergleich zur Kuhmilch:
- 13-mal weniger Wasser
- 15-mal weniger CO2
- 5-mal weniger Anbaufläche.
Es leuchtet ein, dass die Produktion von Kuhmilch viel mehr Ressourcen verbraucht. Schließlich müssen Kühe gefüttert werden, wofür Futter angebaut und transportiert werden muss.
Für Vly-Erbsenmilch fällt die Ökobilanz tatsächlich erfreulich aus. Die Erbsen stammen aus Nordfrankreich, es sind also keine allzu langen Transportwege nötig. Als Leguminosen sind Erbsen außerdem per se klimafreundlich: Sie gehen eine Symbiose mit Knöllchenbakterien ein, mit deren Hilfe sie Stickstoff aus der Luft binden können. Auf diese Weise ist Stickstoffdünger überflüssig. Komplett nachvollziehen lässt sich die Ökobilanz der Pflanzenmilch jedoch auch aufgrund der restlichen Inhaltsstoffe nicht.
Wie lief es bei "Die Höhle der Löwen"?
Der Zeitpunkt war gut. Schließlich ist Hafermilch-Produzent Oatly gerade bei den Fans in Ungnade gefallen, weil er 10 Prozent der Firmenanteile an die US-Investmentgesellschaft Blackstone verkauft hat, deren CEO Trump unterstützt. Von dem Produkt "Vly" waren die Löwen auch absolut überzeugt. Nicht aber von dem Angebot der drei Gründer, und so zogen sie ohne Deal aus der Höhle. Von ihnen hören werden wir vermutlich trotzdem noch.