Probiotika: Sinnvoll für Darm und nach Antibiotika?
Probiotika sind spezielle Bakterienkulturen, denen ein positiver Effekt auf den Darm und die Gesundheit nachgesagt wird. Die lebenden Organismen gibt es in Form von Tabletten, aber auch verschiedene Lebensmittel enthalten Probiotika. Wie nützlich sind sie wirklich?
Was sind Probiotika?
Der Begriff „Probiotika“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie “für das Leben“. Die lebenden Mikroorganismen sollen sich positiv auf die Darmflora (Mikrobiom) auswirken, da sie als „gute“ Darmbakterien gegen “schlechte“ Bakterien vorgehen können. Befindet sich die Darmflora etwa im Ungleichgewicht, kann durch die Einnahme von Probiotika ein gesundes Gleichgewicht unterstützt werden. Probiotika kommen natürlicherweise in verschiedenen Lebensmitteln vor, jedoch sind sie auch als Medikamente etwa in Form von Kapseln erhältlich.
Probiotika oder Präbiotika: Was ist der Unterschied?
Neben Probiotika werden auch den Präbiotika eine gesunde Wirkung auf den Darm zugesprochen. Diese sind jedoch keine lebenden Mikroorganismen, sondern unverdauliche Ballaststoffe. Präbiotika dienen den probiotischen Bakterien als Nahrungsquelle und unterstützen sie somit bei der Vermehrung der “guten“ Darmbakterien.
Wirkung: Wie unterstützen Probiotika den Darm?
Die menschliche Darmflora besteht aus 100 Billionen Bakterien, die ein geschätztes Gewicht von ein bis zwei Kilogramm ausmachen. Diese Bakterien haben wichtige Aufgaben, denn sie
- regulieren die Verdauung,
- unterstützen Funktionen des Immunsystems,
- unterbinden die Vermehrung von schädlichen Bakterien im Darm und
- helfen dabei, essenzielle Vitamine wie B-Vitamine zu bilden.
Die genaue Zusammensetzung des Mikrobioms unterscheidet sich bei jedem Menschen. Durchschnittlich sind es etwa 400 verschiedene Bakterienarten – je größer die Vielfalt, desto besser soll die Darmflora sein, denn jeder Bakterienstamm hat spezifische Aufgaben und wirkt sich so positiv auf die Gesundheit aus. Probiotische Bakterien sind dabei von besonderer Bedeutung. Probiotika sind beispielsweise:
- Laktobakterien (Lactobacillus),
- Hefe wie Saccharomyces boullardii oder
- Bifidobakterien (Bifidobacterium).
Diese Mikroorganismen überleben die Passage durch den Magen mit seiner Magensäure sowie die Angriffe von Verdauungsenzymen und Gallensäuren im Darm in hoher Zahl. So können sie sich – laut mancher Fachleute – in der im Dickdarm vorhandenen Darmflora ansiedeln und diese positiv beeinflussen. Denn je größer die Vielfalt des Mikrobioms, desto positiver soll der gesundheitsfördernde Effekt sein.
Wann kommen Probiotika zum Einsatz?
Eine aktive Einnahme von Probiotika in Form von Medikamenten kann bei einigen Krankheiten sinnvoll sein. Hierbei ist es jedoch wichtig, dass die genaue Art und Anzahl des Probiotikums ärztlich bestimmt wird. Fachleute verschreiben Probiotika mitunter bei:
- Reizdarmsyndrom
- chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa
- infektiösen Durchfallerkrankungen
- Erkrankungen der Atemwege wie Asthma bronchiale
Zudem soll die Einnahme von Probiotika auch Infektionen der oberen Atemwege, wie sie häufig im Herbst und Winter auftreten, verkürzen und lindern. Auch sollen sie eine träge Verdauung anregen und die Passage des Nahrungsbreis durch den Darm beschleunigen.
Probiotika nach Einnahme von Antibiotika
Nach einer Therapie mit Antibiotika ist die Darmflora häufig aus dem Gleichgewicht geraten. Denn die Antibiotika töten nicht nur die Krankheitserreger, sondern auch viele “gesunde“ Bakterien aus der Darmflora. In der Folge kann es zu Durchfällen kommen, da sich unerwünschte Eindringlinge nun leichter ansiedeln können.
Probiotika können unter Umständen helfen, die Flora im Darm wieder aufzubauen und die Dauer des Antibiotika-assoziierten Durchfalls zu verkürzen. Vor allem probiotische Laktobazillen scheinen hier hilfreich zu sein. Für wen die Einnahme von Probiotika nach der Behandlung mit Antibiotika sinnvoll ist und welche Mittel sich eignen, sollte ärztlich bestimmt werden.
Probiotika zum Abnehmen bei Adipositas?
Einige Studien belegen einen Zusammenhang zwischen dem Mikrobiom und Übergewicht (Adipositas): Die Einnahme von bestimmten probiotischen Bakterienstämmen soll möglicherweise beim Abnehmen helfen. Jedoch ist die Reduzierung des Körpergewichts und Fettanteils sehr gering. Fachleute haben daher bisher keine Empfehlung ausgesprochen, dass sich Probiotika bei Adipositas zum Abnehmen eignet und verschrieben werden sollte.
Weiterhin Forschungsbedarf bei Probiotika
Zur genauen Wirkungsweise von Probiotika besteht weiterhin Forschungsbedarf. Einige Fachleute bezweifeln, dass die tägliche Einnahme von Probiotika (etwa in Form von probiotischen Lebensmitteln oder Kapseln) überhaupt einen Einfluss auf die Darmflora haben kann. Sie glauben, dass die Menge der probiotischen Bakterien in Lebensmitteln viel zu gering ist, um Effekte auf die Billionen Mikroorganismen im Dickdarm ausüben zu können.
Bei Studien zur probiotischen Wirkung muss zudem berücksichtigt werden, dass jeder probiotische Bakterienstamm einzigartig ist – daher lassen sich die Ergebnisse einer einzelnen Studie mit einer bestimmten probiotischen Kultur nicht zwangsläufig auf alle erhältlichen Probiotika übertragen.
Probiotika: In welchen Lebensmitteln sind sie enthalten?
Wer Probiotika einnehmen möchte, kann sich etwa in der Apotheke über Produkte in Form von Kapseln oder Tabletten informieren. Doch auch verschiedene Nahrungsmittel enthalten natürlicherweise die Mikroorganismen, dazu zählen vor allem mit Milchsäurebakterien fermentierte Produkte. Probiotische Lebensmittel sind zum Beispiel:
- Kefir
- Joghurt
- Buttermilch
- Sauerkraut
- Kimchi
- Rote Bete
- Kombucha (spezieller fermentierter Tee)
Um die gesundheitsförderlichen Effekte von probiotischen Bakterienkulturen in Lebensmitteln über eine längere Zeit zu nutzen, müssen diese regelmäßig verzehrt werden. Denn sobald keine Probiotika mehr aufgenommen werden, nimmt auch die Zahl der probiotischen Bakterien im Darm wieder ab.