Ein Teller mit Chili-Schoten
© Getty Images

Stoffwechsel ankurbeln mit Chili?

Von: Lydia Klöckner (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 27.12.2021

Abnehmen ohne Diät und Sport: Mit stoffwechselanregenden Lebensmitteln soll das möglich sein. Doch funktioniert das wirklich? In dieser Artikelserie nehmen wir jede Woche einen angeblichen Stoffwechsel-Booster unter die Lupe. Diese Woche: Chili.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Überblick

Ihre Schärfte verdanken Chilis einem Stoff namens Capsaicin. Capsaicin aktiviert im Mund, im Hals, im Magen und im DarmSchmerzrezeptoren, die sonst unter anderem auf Hitze reagieren. Deshalb hat ein Biss in eine Chili-Schote einen ähnlichen Effekt wie der ungeduldige Schluck vom frisch gebrühten Kaffee: Erst kommt der typische Verbrennungs-Schmerz auf der Zunge, dann strömt Wärme durch den Körper.

Chili scheint dem Organismus wortwörtlich einzuheizen. Dass Chili als Stoffwechselturbo wirkt und schlank macht, wie es auf diversen Online-Portalen und in Diätratgebern behauptet wird, ist also gar nicht so abwegig: Um zu heizen, braucht der Körper Energie, muss also Kalorien verbrennen. Folglich müsste man durch Chili-Essen abnehmen – theoretisch.

Serie "Fatburner": Können Lebensmittel den Stoffwechsel anregen?

Können bestimmte Speisen, Getränke und Gewürze wirklich beim Abnehmen helfen? Steigern sie den Kalorienverbrauch? Wenn ja: Wie groß ist der Effekt? In dieser Artikelserie werfen wir einen kritischen Blick auf angebliche Stoffwechsel-Booster. Neben Chili geht es um Apfelessig, Senf, Ingwer und grünen Tee.

Fazit

In der Praxis scheint es leider nicht so einfach zu sein. Studien, in denen Probanden äußerst scharfe Mahlzeiten verspeisen mussten, kamen zu widersprüchlichen Ergebnissen: In einigen erhöhte sich der Kalorienverbrauch der Teilnehmer tatsächlich kurzfristig ein wenig, in anderen zeigte sich überhaupt kein Effekt.

Ein ungarisches Forscherteam stellte 2018 in einer Überblicksarbeit fest, dass diese Unterschiede offenbar mit dem Body-Mass-Index (BMI) der Probanden zusammenhingen: Die erhoffte Wirkung trat – wenn überhaupt – nur in Studien mit stark übergewichtigen Menschen ein, nicht aber bei Normalgewichtigen.

Bei Menschen mit einem BMI über 25 könne Capsaicin möglicherweise zu einem Kalorien-Minus von 70 Kilokalorien pro Tag führen, resümierten die Forscher. Wer übergewichtig ist und allein durch scharfe Kost abnehmen möchte, bräuchte dieser Berechnung zufolge also viel Geduld: Für ein Kilogramm Körperfett müsste er rund vier Monate lang täglich mindestens eine Chili-Schote verspeisen.