Aga-Kröte: Einnahme, Wirkung und Gefahren
Das Hautsekret der Aga-Kröte enthält ein Gemisch verschiedener giftiger Substanzen, von denen eine berauschende Wirkung ausgeht. Das machen sich einige Menschen zunutze. Wie wird das Krötengift konsumiert und welche Risiken gehen mit der tierischen Droge einher?
Aga-Kröte: Was ist das?
Die Aga-Kröte (Bufo marinus) kommt ursprünglich aus Süd- und Mittelamerika. Sie ist eine der größten aus der Familie der Kröten (Bufonidae) und produziert zu ihrer Verteidigung ein giftiges Sekret, das ihre Hautoberfläche bedeckt.
Im frühen 20. Jahrhundert wurde sie deshalb nach Australien eingeführt, um auf den Zuckerrohrplantagen Schädlinge zu vernichten – insbesondere Zuckerrohrkäfer. Nicht zuletzt wegen ihrer unglaublichen Gefräßigkeit hat sich die Aga-Kröte in Australien mittlerweile selbst zu einem gefährlichen Schädling entwickelt, der Teile der einheimischen Tierwelt bedroht. Zuletzt machten die Aga-Kröten Schlagzeilen, da sie damit begonnen haben, einander aufzufressen. Dennoch scheitern sämtliche Maßnahmen, die Ausbreitung der "Kannibalen" zu stoppen, da die Tiere aufgrund ihrer giftigen Haut keine natürlichen Feinde haben.
Einige Menschen machen sich die Aga-Kröte jedoch zunutze: Die Inhaltsstoffe ihres Hautsekrets haben eine berauschende Wirkung. Das Sekret wird in der Regel geraucht oder zu einem Sud gekocht. In seltenen Fällen lecken die Konsumenten das Sekret direkt von der Kröte ab.
Auch in Deutschland wird das Sekret der Aga-Kröte konsumiert. Die Tiere dürfen nur unter bestimmten Voraussetzungen nach Deutschland eingeführt werden. Sie werden aber in Deutschland legal vertrieben, da die Kröten nicht im Betäubungsmittelgesetz (BTM) gelistet sind.
Gift der Aga-Kröte: Einnahme
Die Droge aus Krötensekret wird zubereitet, indem der*die Konsumierende die Drüsen des Tieres mit Daumen und Zeigefinger zusammendrückt. Dadurch tritt frisches Sekret aus, welches üblicherweise gegen eine Glasplatte gespritzt und eingetrocknet wird. Die daraus gewonnene Substanz wird anschließend geraucht. Alternativ kochen einige Konsumierende die Krötenhaut zu einem Sud auf und trinken diesen.
Als weitere Methode wird frisches Krötensekret direkt vom lebenden Tier abgeleckt oder mit einer Rasierklinge abgeschabt. Aga-Kröten bilden vor allem dann Toxine, wenn ihre Umgebung warm ist. Entsprechend halten einige Konsumierende ein Feuerzeug in die Nähe des Tieres. Diese Methode ist jedoch weitaus weniger verbreitet.
Wie wirkt das Sekret der Aga-Kröte?
Im Sekret der Aga-Kröte befinden sich Substanzen, die aus verschiedenen Stoffgruppen stammen.
Katecholamine: Hormone wie Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin
Halluzinogene: Psychoaktive Substanzen, die zu Wahrnehmungsveränderungen führen (Bufotenin, Dimethyltryptamin, 5-Methoxy-DMT sowie strukturverwandte 5-Metoxymonomethyltryptamine)
Bufotoxine: Psychedelisch wirkende Giftstoffe, die von Kröten der Gattung Bufo produziert werden
Die Wirkungen der einzelnen Inhaltsstoffe greifen ineinander und verstärken sich teilweise. Die genaue Zusammensetzung der jeweiligen Sekrete ist von Tier zu Tier unterschiedlich, wodurch die hervorgerufene Wirkung schwer vorherzusehen ist – umso mehr, weil die Grundstimmung der Konsumierenden eine wichtige Rolle spielt.
Grundsätzlich wirken die Katecholamine zuerst. Durch die sogenannten Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin, die sich im Krötensekret befinden, fährt das Herz-Kreislauf-System hoch. So kommt es bereits fünf bis zehn Minuten nach dem Konsum zu Symptomen wie
- Herzrasen (Tachykardie),
- einem erhöhten Blutdruck und Puls sowie
- einer Erweiterung der Bronchien (Bronchodilatation).
Die berauschende Wirkung des Krötensekrets tritt nach etwa 20 bis 30 Minuten ein. Nach bestehenden Erkenntnissen sind die halluzinogenen Wirkungen des Aga-Sekrets im Wesentlichen auf die Substanzen DMT und 5-Methoxy-DMT zurückzuführen, wobei das DMT für das schnelle Eintreten der Halluzination verantwortlich ist, und die Stärke der Halluzination durch 5-Methoxy-DMT bestimmt wird.
Die Halluzinationen ähneln denen, die durch LSD hervorgerufen werden. Bei den Konsumierenden kommt es zu
- Euphorie,
- Redefluss (Logorrhoe),
- Selbstüberschätzung und
- Farbhalluzinationen.
Im Verlauf trocknen die Sekrete, was die Wirkstoffe beeinflusst. Die Symptome wandeln sich in eine Introvertiertheit, wie es auch nach dem Konsum von Haschisch und Phencyclidin (PCP, Angeldust) beschrieben wird. Horrortrips, Echoreaktionen und psychotische Zustände können nicht ausgeschlossen werden.
Symptome und Gefahren einer Vergiftung
Bei Personen, die das Sekret der Aga-Kröte konsumieren, können folgende körperliche Symptome auftreten:
- Übelkeit und Erbrechen
- Schwindelgefühle
- weite Pupillen und Augenzittern
- Blaufärbung von Haut und Schleimhaut
- Muskelkrämpfe
- Kopfschmerzen
- Schwindel
Neben der offenkundigen Tierquälerei besteht für Anwendende eine gesundheitliche Gefährdung. So sind bei einer Überdosis und Vergiftung durch das Sekret eine lebensbedrohliche Verlangsamung der Pulsfrequenz auf bis zu 20 Schlägen pro Minute sowie ein Bluthochdruck zu beobachten.
Die Kombination aus den im Sekret enthaltenen Bufotoxinen und Katecholaminen wirkt stark kardiotoxisch, also herzschädigend: Katecholamine steigern die Herzfrequenz, während Bufotoxine die Herzfrequenz wiederum senken, sodass Herzrhythmusstörungen oder eine Herzinsuffizienz die Folge sein können.
Eine vermutlich noch größere Gefahr geht aber von der psychotropen Wirkung des Krötensekrets aus. Typische psychische Veränderungen sind etwa:
- Realitätsverlust
- Wahrnehmungsstörungen, insbesondere optische Illusionen wie Farbeindrücke
- Halluzinationen und psychotische Zustände
- Konzentrationsstörungen und eingeschränkte Auffassungsgabe
- Eingeschränkte Kritikfähigkeit
- Verwirrtheit
- Zwanghafte Bewegungsabläufe
Zwar machen weder Halluzinogene noch Bufotoxine körperlich abhängig. Bereits ein einmaliger Konsum kann jedoch zu anhaltenden psychischen Veränderungen wie Flashbacks führen.
Ist eine medizinische Behandlung notwendig?
Der Konsum des Sekrets der Aga-Kröte erfordert in der Regel keine Therapie, da die Wirkung des Sekrets nur kurz anhält. Zudem gibt es kein wirksames Antiserum. Treten behandlungsbedürftige Beschwerden auf, kann also nur symptomorientiert behandelt werden. Dennoch sollten Konsumierende zur genaueren Abklärung ärztlich untersucht werden.
Personen, die den Konsum des Krötensekrets – oder jeder anderen Droge – nicht eigenständig beenden können, sollten unbedingt professionelle Hilfe aufsuchen, um ihre Sucht zu bekämpfen.
Im ersten Schritt können sich Betroffene an verschiedene Anlaufstellen für Suchtfragen wenden: