Urinprobe abgeben: Was ist zu beachten?
Eine Urinprobe kann Aufschluss über verschiedene Erkrankungen geben. Neben dem klassischen Urinbecher gibt es weitere Methoden der Harngewinnung, beispielsweise den 24-h-Sammelurin. Wie diese funktionieren, was Mittelstrahlurin ist und was Sie sonst beachten sollten, wenn Sie eine Urinprobe abgeben, lesen Sie hier.
Urinprobe abgeben: Das ist wichtig
Viele Erkrankungen lassen sich mithilfe einer Urinuntersuchung erkennen. Diese kann direkt in der ärztlichen Praxis mittels Teststreifen oder aber im Labor erfolgen. Die dafür benötigte Urinprobe kann auf unterschiedliche Weise gewonnen werden. Welche Methode am ehesten geeignet ist, entscheidet sich danach, was untersucht werden soll.
Häufig reicht es aus, wenn die*der Patient*in in der Toilette der ärztlichen Praxis Urin in einem Becher auffängt und zur weiteren Untersuchung abgibt. Das ist beispielsweise bei einem Verdacht auf Diabetes mellitus oder einen Harnwegsinfekt wie eine Blasenentzündung der Fall.
Grundsätzlich sollten Patient*innen bei einer Harnprobe immer die ärztlichen Anweisungen befolgen, da bei verschiedenen Krankheitsbildern unter Umständen unterschiedliche Dinge beachtet werden müssen.
Wie viel Urin wird für die Urinprobe benötigt?
Für die Probe wird eine ausreichende Menge Urin benötigt. Das bedeutet jedoch nicht, dass der Urinbecher ganz voll sein muss. Es genügt, wenn er zu etwa einem Drittel befüllt ist. Das entspricht etwa 20 bis 30 Milliliter (ml).
Morgenurin, zweiter Morgenurin, Spontanurin
- Morgenurin: In der Regel ist der Morgenurin für die Probengewinnung am besten geeignet, weil er höher konzentriert ist. Alternativ ist es ratsam, etwa drei Stunden vor der Urinentnahme nicht zur Toilette zu gehen.
- Zweiter Morgenurin: Für einige Untersuchungen eignet sich jedoch der zweite Morgenurin besser. Er wird zwei Stunden nach dem ersten Morgenurin entnommen, ist weniger konzentriert und eignet sich mitunter besser für Glukose- und Proteinuntersuchungen.
- Spontanurin: Er wird ohne Vorbereitungen zu keiner bestimmten Zeit genommen. Er wird etwa für den Nachweis von Chlamydien verwendet. Für mikrobiologische Untersuchungen und Bestimmungen des Urinsediments eignet er sich nicht.
Was verfälscht eine Urinprobe?
Um ein unverfälschtes Ergebnis der Urinwerte zu erhalten, ist es wichtig, dass der abgegebene Urin nicht verunreinigt ist. Um das zu gewährleisten, ist es wichtig, folgende Punkte zu beachten:
- Den Urin nur in dem dafür vorgesehenen, sterilen Urinbecher auffangen.
- Vor der Entnahme den Genitalbereich ohne Seife waschen, um zu vermeiden, dass Bakterien oder andere Substanzen von außen in die Probe gelangen.
- Anschließend auch die Hände gründlich waschen.
- In der Regel ist Mittelstrahlurin am besten geeignet. Dafür wird zunächst etwas Urin in die Toilette abgegeben und erst dann Urin aus dem Strahl in den Becher abgefangen.
Wie alt darf eine Urinprobe sein?
Die Urinprobe sollte bei Abgabe nicht älter als ein bis zwei Stunden sein, da beispielsweise bestimmte Abbauprozesse die Ergebnisse ansonsten verfälschen können. Falls die Probe zu Hause entnommen wird, kann sie bis zur Abgabe im Kühlschrank verwahrt werden. In besonderen Fällen wie der 24-h-Sammelurinprobe sind jedoch Ausnahmen möglich.
Wie viel darf man vor der Urinprobe trinken?
Es ist nicht nötig, vor der Abgabe einer Urinprobe nüchtern zu sein, das heißt, auf Essen und Trinken zu verzichten. Gerade bei Harnwegsinfekten ist es äußerst wichtig, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Allerdings ist es sinnvoll, nicht übermäßig viel zu trinken, um die Urinprobe nicht zu verfälschen. Aus diesem Grund eignet sich der Morgenurin meist besonders gut für eine Harnprobe.
Urinprobe für den Alkohol- oder Drogentest
Soll eine Urinprobe für einen Test auf Alkohol oder Drogen abgegeben werden, darf die betreffende Person in den 1,5 bis 2,5 Stunden vor dem Test nicht mehr als 200 Milliliter Flüssigkeit trinken, sonst gilt der Test als verfälscht. Erkennbar ist das an einem niedrigen Kreatininwert.
Alkohol beziehungsweise dessen Abbauprodukte sind je nach Menge bis zu 72 Stunden lang im Urin nachweisbar, Kokainkonsum rund zwei Wochen lang und bei Cannabis sind es je nach Regelmäßigkeit vier bis sechs Wochen.
Urinprobe abgeben: Mittelstrahlurin gewinnen
In und an der Öffnung der Harnröhre befinden sich natürlicherweise Bakterien. Auch beim Waschen können diese nicht vollständig beseitigt werden. Beim Wasserlassen werden diese Keime jedoch teilweise weggeschwemmt. Um eine möglichst reine Urinprobe zu erhalten, verwendet man für Urinproben deshalb in der Regel Mittelstrahlurin.
Dafür lässt man zunächst etwas Urin in die Toilette laufen – und mit ihm die Bakterien, die an der Harnröhre saßen. Anschließend wird aus dem laufenden Harnstrahl Urin im Probenbecher abgefangen. Der Wasserstrahl sollte dabei nicht unterbrochen werden.
Befinden sich dann noch zu viele Bakterien in der Urinprobe, ist das ein Hinweis auf eine Harnwegsinfektion. Der Mittelstrahlurin ist daher die bevorzugte Methode für bakteriologische Untersuchungen. Aber auch für qualitative Urinuntersuchungen, die zum Beispiel den Gehalt an Zucker, Zellen wie etwa rote Blutkörperchen oder Eiweiß bestimmen, nutzt man Mittelstrahlurin.
Urinprobe: So wird 24-h-Sammelurin gewonnen
Der 24-Stunden-Sammelurin eignet sich besonders gut für sogenannte quantitative Untersuchungen des Urins. Diese Untersuchungen dienen zum Beispiel dazu, die Funktion der Nieren zu überprüfen. Die gesamte Menge des ausgeschiedenen Urins wird dafür in einem bestimmten Gefäß über einen Zeitraum von 24 Stunden, meist von 8 Uhr morgens bis zum nächsten Tag 8 Uhr, gesammelt.
So läuft die Urinsammlung ab
An dem Tag, an dem die Sammlung beginnt, wird der erste Morgenurin verworfen. Der Zeitpunkt sollte jedoch notiert werden. Ab diesem Zeitpunkt wird dann 24 Stunden lang jeder Tropfen Urin in einem Sammelbehälter gesammelt, der von der ärztlichen Praxis ausgehändigt wurde. In der Zwischenzeit muss dieser Behälter mit dem Urin im Kühlschrank verwahrt werden, damit sich Bakterien darin nicht vermehren. Zusätzlich enthält er meist bereits eine Lösung, die das Wachstum der Bakterien hemmt.
Nach den 24 Stunden wird die Gesamtmenge an Urin notiert und eine Probe des gut durchmischten Harns zur Untersuchung verwendet. Die Trinkmenge während der Sammelperiode sollte etwa zwei Liter über den Tag verteilt betragen.
Urinprobe: Entnahme von Katheterurin
Wenn es nicht möglich ist, Mittelstrahlurin einwandfrei zu gewinnen, können Fachleute eine nötige Urinprobe mithilfe eines Katheters entnehmen. Dazu wird ein dünner Katheterschlauch direkt durch die Harnröhre in die Blase vorgeschoben, über den der Urin aus der Harnblase in ein Sammelgefäß ablaufen kann.
Der Nachteil dieser Untersuchung ist, dass der Katheterschlauch beim Vorschieben Keime aus der Harnröhre in die Harnblase verschleppen kann. Bei Menschen mit Dauerkathetern ist es wichtig, keinesfalls eine Probe aus dem Urinbeutel zu entnehmen. Stattdessen wird der Urin nach gründlicher Desinfektion per Katheter entnommen.
Urinprobe: Blasenpunktionsurin
Eine weitere Möglichkeit der Harngewinnung ist die Blasenpunktion. Bei dieser wird unter örtlicher Betäubung eine lange, dünne Nadel durch die Haut am Unterbauch (mittig oberhalb des Schambeins) in die gut gefüllte Blase eingeführt.
Die Gefahr einer bakteriellen Verunreinigung der Probe ist bei der Uringewinnung per Blasenpunktion nahezu ausgeschlossen. Sie liefert daher den aussagekräftigsten Befund, wenn es um die Frage nach Krankheitserregern im Urin geht. Die Blasenpunktion ist eine Alternative, wenn die Harngewinnung über Mittelstrahl- und Katheterurin nicht möglich ist. Das kann zum Beispiel bei einer Vorhautverengung der Fall sein. Auch ist diese Methode angebracht, wenn vorige Untersuchungen wiederholt uneinheitliche Ergebnisse liefern.