Das Bild zeigt einen Mann, der im Bett liegt und sich die Hände vors Gesicht hält.
© Jupiterimages/iStockphoto

Schlaflabor

Von: Onmeda-Redaktion, Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 26.10.2021

Schlafstörungen sind unangenehm und können stark belasten. Schnell fühlt man sich ständig tagsüber müde und weniger leistungsfähig. Wer regelmäßig schlecht schläft, sollte die Ursache ärztlich abklären lassen. Eine Untersuchung im Schlaflabor kann zusätzlich Licht in die Schlafprobleme zu bringen.

Überblick

Bei der nächtlichen Untersuchung im Schlaflabor werden verschieden Körperfunktionen im Schlaf gemessen und anschließend analysiert. Um den Schlaf nicht durch die ungewohnte Umgebung zu beeinträchtigen, findet die Untersuchung in möglichst gemütlicher Atmosphäre statt und auch die Bewegungsfreiheit ist kaum eingeschränkt: Der Untersuchte kann wie zuhause entspannen und jede freie Schlaflage wählen. Der Schlaf ist in der gewohnten Nachtkleidung möglich und soll für den Betroffenen möglichst angenehm verlaufen.

Das Schlaflabor ist in der Regel eine separate Abteilung im Krankenhaus mit Schlafkabinen und der benötigten technischen Ausstattung. Bei der Ankunft im Schlaflabor klärt zunächst der verantwortliche Schlafmediziner über die bevorstehende Untersuchung auf und führt eventuell noch ausstehende Untersuchungen durch. Ein ausführliches Gespräch, am besten unter Vorlage eines daheim geführten Schlafprotokolls oder Schlaftagebuchs, und die anschließende Allgemeinuntersuchung geben oft bereits Hinweise auf mögliche Ursachen der Schlafstörung.

Medikamente müssen für die Nachtuntersuchung möglicherweise kurzfristig abgesetzt werden. Dies sollte jedoch nur nach ärztlicher Absprache und nicht auf eigene Faust geschehen. Nehmen Sie am Schlaflabor-Tag nach 14 Uhr keine Getränke mit Koffein mehr zu sich (z.B. Kaffee, Cola-Getränke, schwarzer oder grüner Tee). Verzichten Sie auch auf das gewohnte Mittagsschläfchen.

Über Nacht werden dann mithilfe kleiner Elektroden an Kopf und Kinn physiologische Schlaffunktionen des Betroffenen überwacht, wie zum Beispiel:

  • Augenbewegungen (zeigen sog. REM-Schlafstadien an)
  • Gehirnströme (Elektroenzephalographie, EEG)
  • Muskelaktivitäten
  • Atmung
  • Herzschlag
  • Sauerstoffgehalt im Blut

Zum Termin im Schlaflabor sollten die Haare frisch gewaschen und trocken sein. Verzichten Sie an diesem Tag auf Pflegeprodukte wie Haarspray, Haargel oder Haarwachs – so halten die Elektroden besser.

Um die Atmung zu beobachten, wird um Bauch und Brustkorb ein Gurt mit Dehnungssensoren angebracht. Der Herzschlag lässt sich mittels Elektroden am Brustkorb überwachen.

Sensoren am Zeigefinger oder am Ohrläppchen ermitteln außerdem den Sauerstoffgehalt im Blut. In einigen Fällen kann – mit dem Einverständnis des Untersuchten – eine Videoüberwachung des Schlafs sinnvoll sein – etwa wenn zu vermuten ist, dass sich der Betroffene nachts stark bewegt oder im Schlaf spricht. Sofern notwendig, wird die Untersuchung tagsüber weitergeführt (sog. Mehrfach-Schlaflatenz-Test).

Kleines Schlaflabor

Einige Ärzte bieten ihren Patienten ein sogenanntes "kleines Schlaflabor" an, das vor allem dem Ausschluss von schlafbezogenen Atmungsstörungen dient. Dabei wird der Betroffene meist abends in der Arztpraxis "verkabelt" und darf dann zuhause im eigenen Bett schlafen, anstatt in einem "echten" Schlaflabor.

Eine kleine Box zeichnet während des Schlafs mindestens sechs Stunden lang verschiedene Messdaten auf. Am nächsten Tag entfernt der Betroffene die Verkabelung selbst und bringt diese zusammen mit der Box zurück in die Praxis, wo die aufgezeichneten Daten ausgewertet werden.

Das kleine Schlaflabor erfasst jedoch nur einen Teil der üblichen Schlaflabor-Daten, vor allem zu Herz und Atmung, wie zum Beispiel:

  • Herzfrequenz
  • Sauerstoffsättigung im Blut
  • Atmung
  • Körperlage/-bewegungen

Hirnströme (EEG) werden hierbei nicht erfasst. Eine Videokontrolle des Schlafs kommt beim kleinen Schlaflabor eher selten zum Einsatz, sodass auch den Schlaf störende Phänomene wie übermäßige Beinbewegungen, Schlafwandeln oder Sprechen im Schlaf nicht aufgezeichnet werden können.

Mehrfach-Schlaflatenz-Test

In einigen Fällen reicht das alleinige Beobachten des Nachtschlafs nicht aus. Dann kann ein "Mehrfach-Schlaflatenz-Test" (MLST) sinnvoll sein, um die sogenannte Einschlaflatenz festzustellen. Als Einschlaflatenz bezeichnen Mediziner den Schläfrigkeitsgrad beziehungsweise Schlafdruck. Man untersucht mit dem Test also, wie lange es nach Beginn der Ruhephase dauert, bis der Schlaf eintritt.

Den Mehrfach-Schlaflatenz-Test nimmt man am Tag nach der nächtlichen Schlafbeobachtung ebenfalls im Schlaflabor vor.

Während des Mehrfach-Schlaflatenz-Tests fordert man den Betroffenen den gesamten Tag über in Abständen von zwei Stunden zu einem kleinen Nickerchen auf. Wie und wie oft der Betroffene dabei schläft, registriert die gleiche technische Apparatur, die bereits in der Nacht zum Einsatz kam.

Die Auswertung der Ergebnisse ermöglicht eine bessere Einschätzung der vorliegenden Schläfrigkeit und Schlafstörung. Der Mehrfach-Schlaflatenz-Test ermöglicht dadurch eine bessere Wahl an Therapiemöglichkeiten.

Anwendungsgebiete

Untersuchungen im Schlaflabor kommen in der Regel als letztes Diagnosemittel zum Einsatz, wenn Befragungen und ambulante Untersuchungen keinen Aufschluss über die Schlafstörung bringen konnten.

Das Schlaflabor soll vor allem dabei helfen,

Die Ergebnisse der Untersuchung im Schlaflabor können nicht nur Aufschluss über Erkrankungen geben, sondern auch ein möglicherweise ungünstiges Verhalten des Betroffenen aufdecken.

Das sogenannte "kleine Schlaflabor" dient dagegen vor allem dem Ausschluss von schlafbezogenen Atmungsstörungen. Es erfasst nicht, welche Schlafstadien der Patient erreicht, da kein EEG erfolgt.