Eine Ärztin erklärt ihrer Patienten ihre Nierenwerte
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Nierenwerte im Blut mit Tabelle: Wann sind sie schlecht?

Von: Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 07.03.2025

Weichen Nierenwerte im Blut wie Harnstoff, Kreatinin und die glomeruläre Filtrationsrate vom Normalwert ab, kann dies auf Nierenerkrankungen hindeuten. In der Tabelle sehen Sie, wann die Nierenwerte erhöht sind und welche Ursachen dahinterstecken können.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Nierenwerten

Ein Kreatininwert über 2 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) kann bei Frauen und Männern auf eine Nierenfunktionsstörung hinweisen. Ab 5 mg/dl gilt der Wert als kritisch. 

Was sind Nierenwerte?

Anhand der Nierenwerte lässt sich feststellen, ob die Nieren richtig arbeiten und gesund sind. Ermittelt werden sie in der Regel mithilfe von Blutuntersuchungen. Darüber hinaus können Fachleute auch mit Urinuntersuchungen, wie zum Beispiel mit Urinteststreifen oder einer Harnanalyse, die Funktion der Nieren prüfen.

Die wichtigsten Nierenwerte

Wichtige Nierenwerte sind:

  • Harnstoff: Harnstoff ist das Hauptabbauprodukt des Eiweißstoffwechsels, das zu etwa 90 Prozent über die Nieren ausgeschieden wird. Nimmt die Filtrationsleistung der Nieren ab, steigt die Harnstoffkonzentration im Blut. Der Harnstoffwert ist dann erhöht.

  • Harnsäure: Harnsäure ist ein Abbauprodukt von Purinen, die in der Nahrung und in den Körperzellen vorkommen. Sie wird über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden. Als Nierenwert zeigt die Harnsäure, wie gut die Nieren Abfallstoffe ausscheiden können. Erhöhte Harnsäurewerte können auf Nierenfunktionsstörungen hinweisen oder auf Krankheiten wie Gicht. Dabei lagert sich Harnsäure in den Gelenken ab.

  • Kreatinin: Kreatinin ist ein Abbauprodukt von Kreatin, einem Stoff, der den Muskeln als Energiespeicher dient. Wenn die Muskeln Energie benötigen, wandeln sie Kreatin in Kreatinin um, das dann über die Nieren in den Harn ausgeschieden wird. Erfüllen die Nieren ihre Funktion als Filter nicht mehr optimal, wird weniger Kreatinin ausgeschieden und bleibt vermehrt im Körper. Der erhöhte Wert lässt sich im Blut nachweisen. Der Kreatininwert im Blut sagt daher etwas über die Nierenfunktion aus. 

  • Kreatinin-Clearance: Die Kreatinin-Clearance misst, wie gut die Nieren Kreatinin aus dem Blut filtern und über den Urin ausscheiden. Dafür wird untersucht, wie viel Kreatinin im Blut vorhanden ist und wie viel im 24-Stunden-Sammelurin vorkommt. Ein niedriger Wert bedeutet, dass die Nieren schlechter arbeiten.

  • Glomeruläre Filtrationsrate (GFR): Die glomeruläre Filtrationsrate zeigt an, wie viel Blut die Nieren pro Minute filtern und wie gut sie Abfallstoffe aus dem Blut entfernen können. Ein niedriger Wert bedeutet, dass die Nierenfunktion eingeschränkt ist. Die GFR wird meist über die Inulin-Clearance bestimmt. Dafür wird Inulin als Marker intravenös verabreicht und die Ausscheidung im Urin gemessen. Inulin wird verwendet, weil es vollständig über die Glomeruli der Nieren gefiltert und weder rückresorbiert noch zusätzlich ausgeschieden wird.

  • Cystatin C: Cystacin C ist ein Eiweiß, das in den Körperzellen gebildet und von den Nieren gefiltert wird. Mithilfe des Cystatin-C-Werts lassen sich Nierenschäden bereits früh erkennen.

Tabelle: Wann sind die Nierenwerte erhöht oder erniedrigt?

Anhand der Nierenwerte lässt sich feststellen, ob die Nieren richtig arbeiten und gesund sind. Als Indikatoren hierfür gelten die Normalwerte von Harnstoff, Kreatinin und der Kreatinin-Clearance. Liegen die Nierenwerte über oder unter den Normwerten, veranlassen Fachleute weitere Untersuchungen, um die Ursache herauszufinden.

Hinweis: Sowohl die gemessenen Werte als auch die definierten Grenzwerte können von Labor zu Labor unterschiedlich sein.

NierenwertNormwerteWert zu hochWert zu niedrig
HarnstoffMann: 17 – 43 Milligramm pro Deziliter (mg/dl), Frau: 15 – 40 mg/dlHinweis auf Niereninsuffizienz, Dehydration, Eiweißabbau (z. B. bei Fieber)Hinweis auf Lebererkrankungen, eiweißarme Ernährung
HarnsäureMann: 3,5 – 7,0 mg/dl, Frau: 2,5 – 6,0 mg/dlHinweis auf Gicht, Niereninsuffizienz, purinreiche ErnährungSelten krankhaft, kann bei Leberinsuffizienz vorkommen
KreatininMann: bis 1,18 mg/dl, Frau: bis 1 mg/dlHinweis auf Nierenfunktionsstörungen, Muskelzerfall (Rhabdomyolyse)Hinweis auf geringe Muskelmasse, Überwässerung
Cystatin CMann/Frau 0,53 - 0,95 Milligramm pro Liter (mg/l)Hinweis auf Niereninsuffizienz, frühe NierenschädenNicht klinisch relevant

 

Kreatinin-Clearance (in Millilitern pro Minute ml/min)

AlterMann Frau 
bis 30 Jahre≥ 110 ml/min≥ 95 ml/min
40 Jahre≥ 100 ml/min≥ 85 ml/min
50 Jahre≥ 90 ml/min≥ 75 ml/min
60 Jahre≥ 80 ml/min≥ 65 ml/min
70 Jahre≥ 70 ml/min≥ 55 ml/min

Kreatinin-Clearance: Was bedeuten die Werte?

  • erniedrigte Werte: Hinweis auf Nierenfunktionsstörungen, Harnstau durch Steine oder Medikamente.
  • erhöhte Werte: Meist kein Hinweis auf Nierenschwäche, sondern auf Schwangerschaft, frühes Diabetesstadium oder geringe Muskelmasse.

Glomeruläre Filtrationsrate, GFR (in Millilitern pro Minute ml/min)

AlterGFR
20 - 29116 ml/min
30 – 39107 ml/min
40 – 4999 ml/min
50 – 5993 ml/min
60 – 6985 ml/min
> 7075 ml/min

Interpretation der GFR-Werte

  • erniedrigte Werte: Hinweis auf Nierenfunktionsstörungen oder chronische Nierenerkrankungen.
  • erhöhte Werte: Deuten meist nicht auf Schäden hin, sondern auf ein frühes Diabetesstadium oder Schwangerschaft.

Schlechter Nierenwert: Mögliche Ursachen

Schlechte Nierenwerte können viele Ursachen haben. Häufig sind sie Folge von Erkrankungen, die die Niere schädigen oder ihre Durchblutung beeinträchtigen.

Wenn einzelne Werte etwas höher oder niedriger sind, können jedoch auch harmlose Gründe vorliegen, welche die Werte vorübergehend verfälschen. So können eine sehr eiweißreiche Ernährung, bestimmte Medikamente oder eine nicht ausreichende Trinkmenge die Werte im Blutbild und Urin beeinflussen.

Folgende Erkrankungen sind häufig Ursache für schlechte Nierenwerte:

  • Niereninsuffizienz: Dabei verlieren die Nieren plötzlich (akutes Nierenversagen) oder allmählich (chronische Niereninsuffizienz) ihre Filterfunktion. 

  • Diabetes mellitus: Hohe Blutzuckerwerte bei einem nicht ausreichend eingestellten Diabetes schädigen die feinen Blutgefäße in den Nieren.

  • Bluthochdruck: Erhöhter Druck in den Blutgefäßen belastet die Nieren und führt auf Dauer zu Schäden an den feinen Nierenfiltereinheiten (Glomeruli).

  • Harnstau: Nierensteine oder Tumoren können die Harnwege blockieren, sodass sich Urin staut. Dadurch können sich Bakterien vermehren und die Nieren schädigen.

  • Infektionen: Harnwegsinfekte und Nierenbeckenentzündungen können die Funktion der Nieren beeinträchtigen.

  • Autoimmunerkrankungen: Krankheiten wie systemischer Lupus erythematodes führen dazu, dass das Immunsystem die Nieren angreift.

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Eine schlechte Herzfunktion kann die Durchblutung der Nieren verringern, was zu schlechteren Nierenwerten führt.

Schlechte Nierenwerte: Was tun?

Sind die Nierenwerte schlecht, sollte zunächst die Ursache gefunden und behandelt werden. Neben Blut- und Urintests eignet sich zum Beispiel ein Ultraschall der Nieren, um eine Diagnose zu stellen. Richtige Anlaufstelle sind neben der hausärztlichen Praxis auch Praxen für Nephrologie. Je nach Verlauf sind zur Therapie Medikamente oder bei fortgeschrittener Nierenschwäche auch eine Dialyse nötig. 

Darüber hinaus können Betroffene selbst einiges tun, um ihre Nieren in ihrer Funktion zu unterstützen. Zum Beispiel:

  • ausreichend trinken: Etwa 1,5 bis 2 Liter Wasser täglich unterstützen die Nieren beim Filtern von Abfallstoffen. Achtung: Bei fortgeschrittener Niereninsuffizienz kann es schädlich sein, zu viel zu trinken – hier ist eine ärztliche Rücksprache wichtig. 

  • eiweißarm ernähren: Eine eiweißarme Ernährung entlastet die Nieren, weil weniger Harnstoff und Kreatinin entstehen. Besonders rotes Fleisch und Milchprodukte sollten nur in Maßen gegessen werden.

  • Blutzucker kontrollieren: Bei Diabetes sollten die Blutzuckerwerte regelmäßig kontrolliert und die Erkrankung gut eingestellt sein, um die Nieren zu entlasten. 

  • Blutdruck kontrollieren: Menschen mit Bluthochdruck sollten ihren Blutdruck regelmäßig kontrollieren und nach Absprache mit der*dem Ärztin*Arzt Medikamente zur Blutdrucksenkung nehmen.

  • Medikamente nicht unbedarft einnehmen: Schmerzmittel wie Ibuprofen und manche Antibiotika belasten die Nieren und sollten nicht dauerhaft eingenommen werden. Patient*innen mit Nierenerkrankungen sollten nach ärztlicher Rücksprache gegebenenfalls auf Alternativen zurückgreifen.

  • Salz reduzieren: Eine salzarme Ernährung hilft, den Blutdruck zu senken und die Nieren zu entlasten.

  • Zigaretten und Alkohol vermeiden: Rauchen und Alkohol belasten die Nieren unnötig. 

  • Übergewicht reduzieren: Wer übergewichtig ist, kann mit einer Gewichtsabnahme das Risiko für Bluthochdruck und Diabetes reduzieren und so zur Nierengesundheit beitragen.