Sauerstoffsättigung im Blut messen: Welche Werte sind normal?
Die Sauerstoffsättigung (SpO₂) gibt Auskunft über den Sauerstoffgehalt im Blut. Eine zu niedrige Sauerstoffsättigung kann bei Infekten wie Covid-19 auftreten und auf Erkrankungen des Herzens oder der Lunge hinweisen. Wie wird die Sauerstoffsättigung gemessen, was bedeutet eine zu niedrige Sauerstoffsättigung und lässt sich diese verbessern? Anhand der Tabelle sehen Sie, welche Werte normal sind.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur Sauerstoffsättigung
Eine Sauerstoffsättigung unter 90 Prozent gilt als behandlungsbedürftig und kann auf eine ernsthafte Atem- oder Kreislaufstörung hinweisen. Fällt die Sättigung unter 85 Prozent, besteht akute Lebensgefahr.
Die Sauerstoffsättigung wird meist mit einem Pulsoximeter gemessen, das am Finger, Ohrläppchen oder Zeh befestigt wird. Genauere Werte kann eine Blutgasanalyse aus einer Blutprobe liefern.
Ein Pulsoximeter sendet Infrarot- und Rotlicht durch den Finger und misst, wie viel Licht vom sauerstoffreichen und sauerstoffarmen Hämoglobin absorbiert wird. Anhand dieser Daten berechnet es die Sauerstoffsättigung und oft auch die Herzfrequenz.
Sauerstoffsättigung im Blut: So funktioniert die Messung
Es gibt zwei verschiedene Methoden, um die Sauerstoffsättigung im Blut zu messen:
Pulsoximeter: Die am häufigsten angewandte und schnellste Methode. Das Messgerät in Form eines Fingerclips wird einfach am Zeige- oder Mittelfinger oder auch am Ohrläppchen oder Zeh befestigt. Die Methode ist jedoch störanfällig, die Werte können bei kalten Händen, niedrigem Blutdruck oder Verwendung von Nagellack verfälscht werden. Für Babys gibt es Geräte, die geklebt werden können.
Blutgasanalyse: Eine sehr präzise Methode, für die allerdings eine Blutabnahme in der ärztlichen Praxis nötig ist. Dabei wird neben der Sauerstoffsättigung auch der Kohlendioxid-Gehalt des Blutes bestimmt.
Sauerstoffsättigung mit Pulsoximetrie richtig messen
Der Fingerclip wird in der Regel an Zeige- oder Mittelfinger verwendet. Bei schlechten Durchblutungsverhältnissen können alternativ das Ohrläppchen oder ein Zeh genutzt werden. Dies ist zu beachten:
- falls vorhanden, Nagellack zuvor entfernen
- der Finger sollte flach und ruhig in den Clip gelegt werden
- der Fingernagel zeigt dabei nach oben, sodass die Fingerkuppe auf dem Sensor liegt
- nicht drücken, um den Blutfluss nicht zu beeinflussen
- stillhalten, ruhig atmen und abwarten – das Gerät benötigt einige Sekunden, um stabile Messwerte zu erfassen
Sauerstoffsättigung: Werte mit Tabelle und Bedeutung
Die Tabelle zeigt die Normalwerte der peripheren Sauerstoffsättigung bei Messung mit dem Pulsoximeter und ab wann die Werte zu niedrig sind. Der Wert (SpO₂) zeigt den prozentualen Anteil des mit Sauerstoff beladenen Hämoglobins im Blut an. Zu niedrige Sauerstoffsättigungswerte bezeichnen Fachleute als Hypoxie oder Hypoxämie.
Sauerstoffsättigung (SpO₂ in %) | Bedeutung | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
95 bis 100 % | Normalwert | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
90 bis 94 % | Leichte Hypoxämie (z. B. wegen leichter Atemwegserkrankungen, COPD, Höhenaufenthalt) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
85 bis 89 % | Mäßige Hypoxämie (Hinweis auf Lungenerkrankung oder Herzprobleme) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Unter 85% | Schwere Hypoxämie (sofortige medizinische Versorgung erforderlich) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Im Alter ist die Sauerstoffsättigung häufig niedriger. Bei älteren Menschen können Werte um 88–92 Prozent normal sein, da sie oft an eine geringere Sauerstoffaufnahme gewöhnt sind.
Im Schlaf ist die Sauerstoffversorgung ebenfalls etwas schlechter, weil die Atmung verlangsamt ist. Dies ist harmlos, sofern keine Erkrankung der Lunge oder des Herzens oder Schlafapnoe vorliegt.
Die Blutgasanalyse gibt die arterielle Sauerstoffsättigung (SaO2) an, welche der SpO₂ und den entspricht. Sie gibt ebenfalls Auskunft über den prozentualen Anteil des mit Sauerstoff beladenen Hämoglobins im Blut. Zusätzlich werden dabei etwa auch der Kohlendioxidpartialdruck, der pH-Wert und der Sauerstoffpartialdruck gemessen. Der Sauerstoffpartialdruck verrät, wie viel Sauerstoff im Blut gelöst ist. Der Wert liegt normalerweise bei 75–100 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg).
Sauerstoffsättigung zu niedrig: Welche Symptome treten auf?
Bei einer niedrigen Sauerstoffsättigung wird das Gewebe der Organe nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Das hat – je nach Ausprägung – folgende Auswirkungen:
- Kurzatmigkeit, in schweren Fällen Atemnot
- Müdigkeit
- Benommenheit, Konzentrationsprobleme oder Verwirrtheit, weil das Gehirn nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird
- Schwindel
- Herzrasen
- Blässe
- Kopfschmerzen
- kalte Hände und Füße
- bläuliche Verfärbung von Lippen oder Fingern (Zyanose)
- Unruhe
- Schwächegefühl
Sofortige notärztliche Hilfe ist nötig bei:
- starker, anhaltender Atemnot
- einer Sauerstoffsättigung unter 85 Prozent
- extremer Verwirrung
- Brustschmerzen und unregelmäßigem Herzschlag
- Bewusstlosigkeit
Stille Hypoxie: Unbemerkter Sauerstoffmangel
Bei einer stillen Hypoxie kann die Sauerstoffsättigung unter 90 Prozent fallen, ohne dass die betroffene Person Atemnot verspürt. Dies erhöht das Risiko für Komplikationen, weil die Betroffenen sich nicht rechtzeitig Hilfe holen. Eine stille Hypoxie tritt häufig bei Covid-19 auf, denn das Virus greift die Lungenbläschen an. Es wird weniger Sauerstoff aufgenommen, ohne dass es zu Atemnot kommt. Auch bei Lungenerkrankungen wie COPD oder bei Höhenaufenthalten kann es dazu kommen.
Es ist wichtig, neben Atemnot auch auf die weiteren Anzeichen für einen Sauerstoffmangel zu achten, etwa Müdigkeit und Schwäche. Wenn bereits Erkrankungen bestehen, ist eine regelmäßige Messung mit dem Pulsoximeter sinnvoll, um Veränderungen frühzeitig zu bemerken.
Sauerstoffsättigung zu niedrig: Mögliche Ursachen
Eine zu niedrige Sauerstoffsättigung kann verschiedene Ursachen haben. Liegt die Ursache in der Lunge, ist der Gasaustausch erschwert und der Sauerstoff gelangt gar nicht erst ins Blut. Liegt sie im Blut, kann er nicht im Blut gebunden werden. Bei Patient*innen mit Kreislauferkrankungen wird der Sauerstoff nicht ausreichend im Körper verteilt.
Mögliche Ursachen für eine Hypoxie sind zum Beispiel:
- Lungenerkrankungen wie COPD, Asthma, Lungenemphysem, Lungenfibrose oder akute Infektionen der Atemwege wie Lungenentzündung
- Schlafapnoe, da die Atmung aussetzt
- Blutarmut (Anämie), bei der es an Blutkörperchen oder Hämoglobin mangelt
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen, z. B. Herzinsuffizienz
- Aufenthalt in großer Höhe
- Kohlenmonoxid-Vergiftung
- Medikamente wie Beruhigungsmittel, Narkosemittel oder Opiate
- Neurologische Störungen wie ALS, die die Atemmuskulatur schwächen können
Lässt sich die Sauerstoffsättigung verbessern?
Eine zu niedrige Sauerstoffsättigung sollte immer ärztlich untersucht werden. Auch Werte, die dauerhaft leicht erniedrigt sind, sollten abgeklärt werden. Besteht eine Grunderkrankung, die den Sauerstoffmangel verursacht, sollte diese behandelt werden. So kann eine Eisenmangelanämie mit der Gabe von Eisen therapiert werden oder Asthma bronchiale und COPD mit bronchienerweiternden Medikamenten. Bei chronisch fortschreitenden Erkrankungen wie einem Lungenemphysem ist häufig eine Sauerstofftherapie über eine Nasenkanüle oder Maske und/oder eine Beatmung nötig.
Es gibt einige allgemeine Maßnahmen, welche die Sauerstoffsättigung verbessern können:
- nicht rauchen
- Erlernen bestimmter Atemtechniken wie der Lippenbremse (Lippen locker aufeinanderlegen und durch den Spalt langsam ausatmen, dabei blähen sich die Wangen)
- regelmäßige Bewegung kann die Lungenfunktion verbessern (bei bestehenden Erkrankungen nach ärztlicher Absprache)
- regelmäßiges Lüften in geschlossenen Räumen
- ausgewogene Ernährung mit allen wichtigen Nährstoffen und ausreichend Eisen, um einer Anämie vorzubeugen
Die Funktion der Lunge und die Sauerstoffaufnahme lassen sich durch gezielte Maßnahmen oft verbessern. Dennoch ist bei anhaltend niedrigen Werten eine medizinische Abklärung unerlässlich.