Frau im Gespräch mit der Frauenärztin zum Thema Progesteron.
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Progesteron: Wirkung und Werte des Gelbkörperhormons

Von: Romina Enz (Medizinredakteurin und Biologin)
Letzte Aktualisierung: 13.03.2025

Progesteron ist eines der wichtigsten weiblichen Geschlechtshormone und auch als Schwangerschaftshormon oder Gelbkörperhormon bekannt. Es besitzt wichtige Funktionen während des weiblichen Zyklus, einer Schwangerschaft sowie bei Kinderwunsch und ist während der Wechseljahre von Bedeutung. Welche Aufgaben das Hormon im Detail übernimmt, welche Werte normal sind und wann eine Therapie mit Progesteron sinnvoll ist, lesen Sie im Text.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Progesteron

Liegt zu wenig Progesteron im Körper vor, kann es unter anderem zum prämenstruellen Syndrom (PMS) kommen. Zudem sind Zyklusstörungen sowie ein unerfüllter Kinderwunsch mögliche Folgen.

Was ist Progesteron?

Progesteron (ein Gestagen) ist zusammen mit Estradiol (ein Östrogen) das wichtigste Geschlechtshormon der Frau. Es ist auch unter dem Begriff Gelbkörperhormon bekannt und wird nach dem Eisprung in den Eierstöcken gebildet. Es hat im Zusammenspiel mit Östrogenen einen wesentlichen Einfluss auf:

  • den Menstruationszyklus
  • die Fruchtbarkeit
  • der Erhalt einer Schwangerschaft
  • das psychische und physische Wohlbefinden

Während Östrogene in der ersten Zyklushälfte (Follikelphase) gebildet werden, um den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut zu fördern, steigt der Progesteronspiegel in der zweiten Zyklushälfte (Lutealphase) an. Nachdem die Eizelle mit dem Eisprung das Eibläschen verlassen hat, wandelt sich dieses in den sogenannten Gelbkörper (Corpus luteum) um. Dieser beginnt nun mit der Produktion von Progesteron. Das Hormon bereitet die Gebärmutter für die Einnistung der Eizelle vor. 

Fehlt der Eisprung und ist zu wenig Progesteron vorhanden, ist eine Befruchtung nicht möglich. Hat keine Befruchtung stattgefunden, wird der Gelbkörper mit der Gebärmutterschleimhaut im Rahmen der Monatsblutung ausgeschieden. Ein neuer Zyklus beginnt. 

Weitere Aufgaben von Progesteron

Das Gelbkörperhormon hat zudem Auswirkungen auf:

  • Immunsystem: Unter anderem bewirkt es eine Immunsuppression während der Schwangerschaft, damit der Körper nicht gegen den Embryo ankämpft.
  • Knochen: Progesteron besitzt zudem eine schützende Wirkung auf die Knochen.
  • Nervensystem: Verbessert den Schlaf und wirkt beruhigend.

Progesteron und Schwangerschaft

Progesteron ist essenziell für den Erhalt einer Schwangerschaft. Kam es nach dem Eisprung zur Befruchtung, steigert der Gelbkörper nochmals die Produktion von Progesteron. Dieses entspannt die Gebärmuttermuskulatur und unterstützt das Heranwachsen des Embryos. 

Circa ab der zwölften Schwangerschaftswoche wird das Gelbkörperhormon von der Plazenta hergestellt. Weitere wichtige Aufgaben von Progesteron in der Schwangerschaft:

  • Stabilisation des Gebärmutterhalses
  • beruhigende Effekte auf die Psyche
  • Regulation der Milchdrüsen und der Milchproduktion
  • Unterdrückung des Immunsystems 
  • Einleitung der Geburt durch Gebärmutterkontraktionen

Progesteron in den Wechseljahren

In den Wechseljahren verändert sich der Hormonstatus der Frau stark. Neben einem sinkenden Östrogenspiegel kann auch die Abnahme von Progesteron verschiedene Beschwerden mit sich bringen. Beispiele dafür sind: 

Um den Veränderungen aufgrund des sinkenden Progesteronspiegels entgegenzuwirken, ist es möglich, eine Hormonersatztherapie durchzuführen. Dabei werden Östrogene und/oder Progesteron dem Körper von außen zugeführt, um Beschwerden der Wechseljahre zu lindern. Diese Behandlung ist individuell mit dem*der Frauenarzt*Frauenärztin abzuklären und bedarf im Vorfeld einer genauen Untersuchung, um Vor- und Nachteile abzuwägen. 

Diagnose: Welche Progesteronwerte sind normal?

Die Progesteronwerte verändern sich während des Zyklus, einer Schwangerschaft und in den Wechseljahren. Eine Bestimmung der Konzentration erfolgt über eine Blutanalyse. Sie kann notwendig sein, wenn eine künstliche Befruchtung bevorsteht oder Beschwerden bestehen, die möglicherweise auf ein verändertes Progesteronlevel zurückzuführen sind.

  • Sind die Werte zu niedrig, ist nach ärztlicher Absprache in manchen Fällen eine Progesterontherapie sinnvoll. Denn es kann eine sogenannte Östrogendominanz (Gelbkörperschwäche, Lutealphasneinsuffizienz) vorliegen.

  • Zu hohe Werte sind seltener, bringen aber mitunter Symptome wie Müdigkeit, Stimmungsschwankungen, Schwindel, Brustspannen und Blähungen mit sich.

Tabelle: Normwerte von Progesteron je Lebensphase

 ZeitpunktNormwerte (ng/ml)*
ZyklusErste Zyklushälfte (Follikelphase)< 1,40 
 Zweite Zyklushälfte (Lutealphase)3,34 - 25,6 
Schwangerschaft1. bis 12. SSW**11,2 - 90,2
 13. bis 28. SSW21,5 - 77,2
 29. bis 40. SSW54,7 - 245
Nach den WechseljahrenPostmenopause< 0,73
*Werte können je nach Labor und Bestimmungsmethode variieren, **SSW = Schwangerschaftswoche

Therapie mit Progesteron: Wann sind Tabletten sinnvoll?

Produziert der Körper zu wenig Progesteron, kann es sinnvoll sein, durch eine Hormontherapie den Mangel auszugleichen. Immer häufiger wird hier auf bioidentische Hormone gesetzt. Sie besitzen den gleichen Aufbau wie die Hormone, die der Körper selbst herstellt. Bioidentische Hormone haben in der Regel wenige Nebenwirkungen. 

Neben Tabletten gibt es weitere Anwendungsformen bioidentischer Hormone, darunter:

  • Tabletten
  • Spray
  • Gel
  • Pflaster 
  • Vaginalzäpfchen

Herstellung bioidentischer Hormone

Das bioidentische Hormon Progesteron wird aus der Yamswurzel gewonnen. Hierbei ist der Pflanzenstoff Diosgenin von Bedeutung. Der Herstellungsprozess der Präparate ist standardisiert und unterläuft strengen Qualitätskontrollen. Die Wirksamkeit der natürlichen Hormone ist durch verschiedene Studien belegt. 

Wann ist eine Progesterontherapie sinnvoll?

Eine Behandlung mit Progesteron kann während verschiedener Lebensphasen wie Schwangerschaft, Zyklusstörungen, Wechseljahre, Kinderwunsch oder Kinderwunschbehandlung nötig sein. Mögliche Gründe sind:

  • Zyklusstörungen
  • PMS (prämenstruelles Syndrom)
  • Wechseljahre
  • künstliche Befruchtung
  • Gelbkörperschwäche
  • vorherige Fehlgeburten
  • verkürzter Gebärmutterhals

Der*die Frauenarzt*Frauenärztin kann bei Beschwerden und Fragen zum Thema Progesteron weitere Informationen geben und über eine mögliche Therapie sprechen.